mother
Aleena Rothwood; gebürtige Black; 28 Jahre; Slytherin; Verstorben
Manchmal denke ich, dass ich sie sehen kann. Wenn ich morgens beim Zähneputzen in den Spiegel schaue. Glaube ich, ihre Konturen zu erkennen. Verbrogen unter den ersten kleinen Falten um meine Augen oder neben den Grübchen, die sich über den Mundwinkeln bildet, wenn sie lachte. Starrte sie mir ins Gesicht meine Mutter. Natürlich weiß ich, dass das nicht sein kann, aber trotzdem streiche ich mit meiner Hand über die hohen Wangenknochen. Mutter war jung, so jung wie auf der verblichenen Fotografie, die das Letzte ist was ich von ihr besitze, und ein permanentes Stirnrunzeln und durch eine gewisse Ironie in den blassblauen Augen, beobachtete sie mich. Aber ich weiß, dass sie da ist, tief in mir drin und nur darauf wartete, den Nebel der Zeit zu durchschreitet, der uns trennt.
Als ich mit sechs Jahren wissen wollte, wie sich der Unfall meiner Mutter genau abgespielt hat, erklärt mir mein Vater mit einem noch immer verbitterten Zug um seinen Lippen, dass es ein rücksichtsloser Muggel war, der im betrunkenen Zustand die Straße hinunter gefahren kam, als ob er den Tod seiner geliebten Frau als persönlichen Affront betrachtete. Als kleines Mädchen hatte ich mir immer einen tragische Heldin gewünscht, jemand der durch den Einsatz seines Lebens ein anderes Leben gerettet hatte, aber es gab nur eine liebende Mutter und Ehefrau, die hätte nicht sterben müssen. Und meine Worte verlieren sich im Nichts, wie ein Tuch im Wind. Bevor ich es zu fassen bekomme, nimmt der Wind sich ihrer an, bläht es auf und tanzt mit ihr. Mal höher, mal tiefer, zieht grazile Kreise, trudelt zu Boden, um dann wieder in die Höhe zu schießen und doch bleibt nichts.
father
Benedict Rothwood; gebürtiger Rothwood; 42 Jahre; Berater des Zauberministers; Slytherin; Vergeben/ Verlobt
Für einen Moment glaubte ich in den kantigen Gesichtszügen meines Vaters verzweifelte Sehnsucht zu erkennen, aber nein, es war nur ein Schatten des Sonnenlichts in seinem Gesicht. Er hatte mich erst registriert, als mein Schatten auf ihn fiel, nur ein lustloses Zucken der Mundwinkel hatte er für mich übrig - und sofort hatte ich Angst, dass ich ihm egal geworden bin. Mit kühlen, distanzierten Blicken sah er mich an, erkannte das Ebenbild meiner Mutter ihn mir. "Mein Schatz" Es war eine Lüge, die ihm so leicht über die Lippen kam. Als hätten sie darauf gewartet, endlich ausgesprochen zu werden. Seine Stimme glich dem Zuschlagen einer Tür und er merkte nicht, dass er ins Träumen geriet von einer guten, alten Zeit. Doch ich sehe nur die Angst vor Entdeckung.
Während ich versuchte mein Leben zu bestreiten, entschied er sich für das Exil, aus freien Stücken ein Panzer aufgebaut der keiner durchdringen konnte. Und wenn ich versuchte mehr über meine Mutter zu erfahren so weiß ich nicht, woher die Erinnerung kommt, sie war plötzlich da, klar und deutlich in meinem Gedächtnis. Ich kann die Szene förmlich sehen, als meine Mutter ihr Leben verlor, und die Schuld in meinen Händen Platz fand.
Stepmother
Ernessa van d Beek; gebürtige van d Beek; 38 Jahre; Angestellte im Ministerium; Slytherin; Vergeben/ Verlobt
Es war das erste Treffen mit ihr, die erste Begegnung die alles entschied. So beruhigend die Aufmerksamkeit der jungen Frauen auch war, jagten sie mir keine große Angst ein. Ihre Stimmen verrieten ein Draufgängertum, wo nicht viel dahinter steckte. Doch die nächste Stimme, die ich hörte, war allerdings ganz anders und verschlug mir förmlich den Atem. "Hei meine Kleine" sie war leise und gemessen und so bedrohlich, dass sie mich sofort in Panik versetzte. Sie rief das Wort mit solcher Heftigkeit, dass ich an Ort und stelle erstarrte. Sprach mit ihren Freunden, mit meinem Vater über den Mord an meiner Mutter, was ein tragischer Unfall dies doch war und deutlich war der ironische Unterton zu hören, den aufkommenden Schmerz zum Trotz schrie ich sie an, es war nur ein verzweifelte Versuch. Ich blickte wieder auf, für einen kurzen Moment regte sich in meinem Herzen erneut die Hoffnung, jener ewige irrationale Optimismus, der es einem erlaubte, allen Aussagen zum Trotz sie wäre für immer verschwunden zu glauben, dass sie noch immer da war und Ernessa schwinden wird.
Uns verbandet nichts, bis auf die Liebe zu meinem Vater, die Familienangehörigkeit jener Person ließ mich noch weiter verbittern, diese Welt würde nichts mehr bereithalten was ich nicht bereits erlebt habe. Es war als würde diese Welt nur aus Schmerz und Trauer bestehen doch war es die Hoffnung, die manch einmal zerstörerischer war als jegliche Handlung selbst.
aunts & uncles
Josephine René Black; gebürtige Black; 36 Jahre; Auror; Gryffindor; Single
"Manchmal muss man ganz gewöhnliche Menschen finden, um zu verstehen, wie außergewöhnlich das Leben ist" Eine verblassende Erinnerung daran, wie Josephine den tot meiner Mutter erträglich machte. Eine Erinnerung daran, wie Josephine endlos nach Liebe gesucht hatte, an allen falschen Orten, bei falschen Männern, während die Liebe die ganze Zeit dort gewesen war, in den Augen des sechs jährigen Mädchens. Billiger Whiskey und Zigaretten waren die Ausflüchte sich vor der Verantwortung zu drücken und das Kind, dass sich nach einem Fels in der Brandung sehnte, von sich weg zu schieben. Jahre vergingen und ein Treffen schien unvermeidbar geworden zu sein, weitere Ausflüchte schienen nicht von Bedeutung zu sein, als die blass braunen Augen über das Antlitz der Frau strichen.
Der Whiskey und die Zigaretten schienen das Unvermeidbare sichtlich zu machen. Das Leben ohne eine Mutter, die dir tröstlich das Knie küsste bei deinem Fall vom Hocker, die Liebe einer Mutter während du auf ihren Schoss kletterst um ihren Worten zu lausche. Und der Wunsch verstärkt sich, mit jeder Sekunde, die ich hier verbringe, wieder in den Zustand des Vergessens zurückzukehren, aus dem ich gekommen war. Eine Erinnerung nicht mehr und nicht weniger.
Dr. Prof. Nexus Rothwood; gebürtiger Rothwood; 38 Jahre; Historiker & Autor; Slytherin; Single
Dr. Prof. Rothwood saß im Wohnzimmer seines alten Elternhauses auf dem Sofa und hatte die Hände ineinander gefaltet. In dem Wohnzimmer, in dem er aufgewachsen war, in dem Haus aus dem er vor 16 Jahren in seinem Job geflohen war und sich dabei geschworen hatte, niemals dorthin zurück zukehren. Nach 6 Jahren des Fernbleibens traf ihn die Ungeheuerlichkeit der Situation meines sechs jährigen Ichs, war plötzlich über ihn hereingebrochen, dass er sich am Türrahmen Halt suchen und gegen die aufkommende Wut ankämpfen musste, bevor er ins Zimmer trat.
Wie merkwürdig musste es sein, dass er und seine Familie die einzigen Angehörigen sein sollten, die das Mädchen, die in den Armen der Großmutter eingeschlafen war, jetzt hatte. Er hielt den Kopf stur geradeaus, als ob ihn die Welt um sich herum nicht interessieren würde, aber seine Augen huschte von einer Seite zur anderen und nahm alles auf.
grandparents
Énora Black; gebürtige Malfoy; 76 Jahre; Hausfrau, Großmutter & Ehefrau; Slytherin; Verheiratet
“Keine Mutter sollte ihre Kinder überleben." Man nannte sie den Fels in der Brandung/charakterfest, denn kein Geheimnis, keine persönlichen Informationen, die man ihr anvertraut hatte, verließen jemals wieder ihren Mund. Nur ein süffisanter Zug um den Lippen offenbart, dass man keine Beurteilung fürchten musste, und wenn doch dann nur im Stillen, sodass man es nie erfuhr.
Vielleicht war auch das Stillschweigen meiner Großmutter, das erste Zeichen, dass unsere Beziehung zueinander nach dem tot meiner Mutter nicht so gefestigt war, wie wir dachten. Vielleicht haben wir unsere gemeinsamen Gespräche nur dazu benutzt, um die Risse zu kitten, das Auseinanderdriften unseres gemeinsamen Lebens bis dahin zu kaschieren. Vielleicht ist es aber auch nur eine Überreaktion auf die gesamt Situation mit meiner Familie. Doch schien es so als wäre die Beziehung zu meiner Großmutter mit dem tot meiner Mutter gestorben. Es ist als wäre ich die verwelkte Erinnerung an ihrer Tochter, an das Kind, das sie nie wieder mehr sehen wird. Eine verblassende Erinnerung, die mit jedem Tag schwindet.
Ezekiel Charles Black; gebürtiger Black; 80 Jahre; pansionierter Lehrer an Hogwarts; Slytherin; Verheiratet
“In Zeiten da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt." So richtig es auch ist, das meine Mutter nur eine nebelhafte, unbekannte Gestalt für mich ist, so wahr ist es auch, dass sich die Persönlichkeit meines Großvaters meinem Verständnis entzieht. Ein großer Unterschied war allerdings, dass meine Mutter keine Wahl hatte. Mein Großvater war ein fanatischer Ikonoklast, ein Bildstürmer. Alle Erinnerungen an die für mich nebelhafte Gestalt meiner Mutter her er, wenn nicht zerstört, so doch nur für sich behalten und damit ihre Person, ihren Charakter meine Mutter dem Vergessen hingegeben.
Früher hatten die Seufzer meines Großvaters etwas Liebevolles, wenn er zum Beispiel eine Macke auf der aschfahlen Haut meines sechs jährigen ichs gefunden hatte, und er sich damit abfinden musste, weil diese Macken ebenso zu meinem Ich gehörte, wie die Trauer die nun seit mehr als zehn Jahren in mir steckte. Und bewusst wurde es mir erst nach dem langen Schweigen, dass nur eine falsche Bemerkung, ein falsches Wort das marode Gerüst unserer verbliebenen Beziehung zum Einsturz hätte bringen können.
Avery Daniel Rothwood; gebürtiger Rothwood; 72 Jahre; Geschäftsmann (Zauberstabhersteller) ; Slytherin; Verheiratet
"Manche Menschen behaupten, dass Angst keine gute Motivation ist, aber wenn man keine Angst hat, wo ist dann die Herausforderung? In Situationen, in denen ich meine Angst akzeptiere und mich der Herausforderung gestellt habe, war meine Arbeit am erfolgreichsten“. Am Grabe meiner Mutter wartete er respektvoll einen Moment, um mir die Möglichkeit zu geben, meiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Aber als ich keinerlei Anstalten machte, an Ort und Stelle in Tränen auszubrechen, mich in meiner Verzweiflung zu verlieren, räusperte er sich und kam endlich zur Sache. Ich bin mir nicht sicher, wann unsere Probleme angefangen hat. Vor Monaten, vor Jahren? Vor noch längere Zeit? Einen genauen Tag festzulegen, ist unmöglich, denn wenn man sich auseinanderlebt passiert es schleichend, ohne das man es anfänglich merkt.
An dem Tag der Beerdigung meiner Mutter ratterte seine Stimme unbarmherzig weiter, sie klang wie ein Maschinengewehr, das mit einer Salve nach der anderen feindliches Territorium unter Beschuss nimmt, bis der Wiederstand gebrochen ist, und alles, was ich tun konnte, war meinen Willen zu beugen, einzusehen das dieses Spiel schon lange vor meiner Geburt verloren war.
Aimée Rothwood; gebürtige Duwen; 68 Jahre; Ehefrau, Hausfrau & Großmutter; Slytherin; Verheiratet
„Märchen erzählen Kindern nicht, dass Drachen existieren. Denn das wissen Kinder schon. Märchen erzählen den Kindern, dass Drachen getötet werden können." Als die Nachricht vom Tod meiner Mutter, und ihrer Schwiegertochter meine Großmutter erreichte, nickte sie nur langsam, senkte den Kopf und stützte die Hände auf ihren Silber verzierten Stock. Ich hatte das Gefühl, das sie alleine sein wollte, doch sie rief mein sechs jähriges Ich damals zurück. Schluchzend hatte sich mein jüngeres Ich auf ihren Schoss niedergelassen, vergrub das Gesicht mit der feinen Narbe in ihrer Kleidung. Verloren in tiefer Trauer wusste ich lange, nicht wohin ich gehörte und doch war ihre Schulter da. Sie hatte ebenso meine Mutter geliebt wie ihren eigenen Sohn, meinen Vater.
Es war die erstickte Frage meines Ichs, doch der vorwurfsvolle Unterton in ihrer Stimme konnte sie nicht komplett unterdrücken. Der Versuch nach alle den Jahren zu erfahren, was passiert war, endete in einer Sackgasse, meine Großmutter machte deutlich, wem ihre Loyalität galt.