DEVON DENNEHY &&. MAVIS CALLETTE

Ein ihm sehr bekannter Ton schrillte durch den Raum und beendete so die letzte Unterrichtsstunde für diesen unausgeschlafenen Dienstag. Devon hatte von seinem Vater geträumt und deshalb kaum ein Auge zu getan. Nicht gerade gute Voraussetzung. Zum Glück hatte der Lehrer für Arithmantik am Nachmittag einen wichtigen, unverschiebbaren Termin gehabt, weshalb vorab ausgemacht gewesen war, dass Devon seine Stunden mit ein wenig extra-Übung in Verwandlung füllte. Der Grund, warum Dumbledore ihm freigegeben hatte für die ersten beiden Stunden.
Die Schüler waren über diesen Tausch jedoch nicht gerade glücklich gewesen. Vier Stunden Verwandlung an einem Tag waren dann doch nicht der Traum eines jeden. Allerdings schadete diese Extraeinlage den meisten von ihnen nicht im Geringsten.
Devon ließ den Blick durch das Klassenzimmer schweifen, während seine Schützlinge in ohrenbetäubender Lautstärke schwatzend ihre Sachen zusammenkramten und sich beeilten aus seinen Fängen zu entfliehen. Er musste zugeben, heute nicht gerade die Geduld in Person gewesen zu sein. Seine Laune war ja ohnehin schon sehr wechselhaft, doch heute tendierte sie leider zu cholerischen Anfällen.
Sein Blick viel auf Mavis, die mal wieder fast ein wenig so wirkte, als gehörte sie in eine ganz andere, schönere Welt. In Seelenruhe packte sie ihre Schulsachen zusammen, nickte ab und an, wenn ihre Sitznachbarin etwas sagte und schien alles andere auszublenden.
"Miss Calette?" Devon hatte zu sprechen begonnen, noch ehe er wirklich gewusste hatte, dass er es tun würde, "Wenn Sie doch bitte so freundlich wären, nach vorne zu kommen. Ich glaube wir haben noch ein Nachsitzen ausstehen, für das wir einen Termin brauchen."
Er wartete geduldig, bis sie ihren Weg zu ihm nach Vorne vollendet hatte. Der junge Dennehy würde sie fragen, ob sie diese sogenannte Strafe vielleicht gleich heute absitzen wollte.

21first of april 1943 at 12.30 pm
devon dennehy && mavis calette

"Ich lebe noch" jubelte die Löwin gedanklich, als der gewohnte, schrille Ton der hiesigen Schulglocke der Verwandlungsstunde ein abruptes Ende versetzte. Der Unterricht in Hogwarts wurde keineswegs lebensbedrohlich gestaltet - liebevolle Eltern mussten sich also bei Hogwartsbesuch eigentlich nicht um das Wohlergehen ihres Kindes bangen - doch hiess man Mavis Calette, galt dieses Menschengesetz nicht. Für dieses besondere Mädchen entpuppten sich die Stunden bei Professor Dumbledore - oder wie heute, dem Referendar Devon Dennehy - nicht unselten als freundliches Winken der anderen Seite. Zurückzuführen war dieser Umstand jedoch einzig und allein der halsbrecherischen Ungeschicklichkeit, welche die Blondette an den Tag zu legen pflegte. Unabsichtlich, natürlich.

Währrenddem es nun aber ihre Mitschüler waren, die wie von der Tarantel verfolgt, ihre Utensilien zusammenpackten und aus der Räumlichkeit hinauswirbelten, als wäre diese inexistente Tarantel auch noch von Übergrösse, sammelte Mavis in aller Ruhe den Rest ihrer Unterrichtsmaterialien zusammen, um sie sorgfältig in ihrer Tasche zu verstauen. Wieder einmal war das Klassenzimmer leer, als sie aufblickte um sich beim Professor - dieses Mal Mr. Dennehy - zu verabschieden. Gerade in diesem Augenblick erklang ihr Name durch seine Stimme. Verblüfft über solch eine Zufälligkeit nickte die Schülerin höflich, rückte den Stuhl von ihrem, und dem Platz ihrer Nachbarin zurecht.

Als sie vorne, beim Tisch des Referendars ankam, wurde sie etwas unsicher. Mr. Dennehy hatte etwas einnehmendes, bedrohliches - und manchmal ertappte sich Mavis auch dabei, nicht mehr von seinen stahlblauen Augen ablassen zu können. Ob es nur ihr so ging? Jedes andere Mädchen schien zwar hin und wieder zu kichern, wenn der adrette Bursche sein keckes Grinsen aufsetzte, doch versanken sie ebenso in diesem unendlichen Blau, wie sie es tat?
"Ja, Sir - das Nachsitzen .. ?" Sie selbst hatte ja gehofft, er würde diese Strafe vielleicht vergessen haben - aber da dies nun nicht der Fall war, musste sie sich wohl oder übel fügen. Leider würde sich ihre Mutter niemals dafür einsetzen, ihr unartiges Kind der angebrachten Strafe entkommen zu lassen. Mr. Pringles Strafen bildeten aber in dieser Regel die grosse Ausnahme - körperliche Gewalt schien der modern denkenden Hexenmutter Eve Calette als keine früchtetragende Lösung zu erscheinen. Und darüber war Mavis auch äusserst froh. Nun zeigte sich einunschuldiges Lächeln auf den Lippen der Schülerin, denn wer konnte es wissen, vielleicht verführte dieses nette Lächeln einen nachsichtigen Referendar dazu, das angesprochene Nachsitzen doch absichtlich der Vergessenheit anzuvertrauen?