Es war noch nicht mal eine Woche her, dass Pamela das unverhofftes Angebot bekommen hatte mit einem der Slytherins auf den Ball zu gehen. Selbst obwohl ihre Freude größer denn je war, waren auch wieder ihre Zweifel wiedergekommen. Es stellten sich ihr so viele Fragen, besonders was ihre Mutter davon halten würde. Mal ganz davon abgesehen, dass sie jeder andere sehen würde. An sich müsste sie sich wohl wahrscheinlich mehr schämen, als der Nott wenn er mit ihr aufkreuzte. All ihre Freunde würden sehen, dass sie mit dem Reinblut eine Verabredung für den Abend hatte. Sie würden sich bestimmt fragen, was die Gryffindor ritt, dass sie sich darauf eingelassen hatte, würden ihren Verstand in Frage stellen. Pam machte sich völlig verrückt deswegen, versuchte es aber so weit es ging zu ignorieren; lernen stand im Vordergrund. Wenn auch nicht an diesem Tag, denn der vierte Juni war ein herrlich warmer Freitag und die Löwin hatte sich mit Madlene für den frühen Nachmittag verabredet. Zu ihrem Glück war ihre Freundin aus Hufflepuff hervorragend, wenn es ums Nähen ging. Natürlich hatte Pam das auch mal gelernt, damals, als sie noch zu Hause lebte und nicht größten Teils in Hogwarts. Doch sie hatte es niemals geschafft richtig gut sein; ihre Begabungen lagen einfach woanders und die Zeit dafür war wohl auch einfach zu knapp gewesen. Lenes Eltern hatten beruflich mit Textilien zu tun, weswegen es gar nicht so unwirklich schien, dass sie es ebenfalls so gut konnte. Ihr Glück, wie gesagt. Das Kleid, was von ihrer Mutter geschickt worden war, wurde mit Tränen in den Augen und einem erfreuten Quieken entgegen genommen, als es vor drei Tagen beim Frühstück angekommen war. Es war bei weitem schöner, als wie sie es sich vorgestellt, gar erwartet hatte. Wie ihre Mutter im anliegendem Brief berichtet hatte, hatte ihre gesamte Familie zusammen gelegt und sie hätte ein paar Fehler bereits korrigiert. Doch es war noch immer etwas zu machen und vor allen Dingen die Größe; das Kleid war ihr auf jeden Fall etwas zu groß geraten und so hing es an ihr wie ein Sack; sowohl um ihre Oberweite herum, wie auch was den Rest abwärts betraf. So konnte sie auf keinen Fall vor die Augen des Notts treten.
„Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, dass du mir hilfst!“, meinte die Rothaarige begeistert und war ganz hibbelig. „Ich will mir gar nicht ausmalen wie das ohne Korrekturen aussähen würde. Ganz zu schweigen davon, dass meine Mutter scheinbar davon ausging ich hätte über den Winter zugelegt!“ Ein bisschen empört war sie letztlich schon, aber trotzdem war sie ihr genauso wie ihrer Familie unendlich dankbar für das Kleid. Schließlich hätte sie auch nur ein alten Lappen bekommen können, der in ihrer Familie von Generation zu Generation herumgereicht wurde. Nein, sie musste sich auf jeden Fall noch mal bei allen bedanken. Der Raum, in dem sie sich befanden, war mit einem Plattenspieler ausgestattet und erlaubte es den beiden jungen Frauen Musik aufzulegen. Pamela liebte Plattenspieler, allerdings hatten Eltern dafür bei weitem kein Geld. Die Rothaarige erinnerte sich noch daran, wie sie einst eine Tanzveranstaltung besucht hatte und dort die schönsten Lieder durch den Raum klangen. Ein bisschen in Erinnerungen versunken, machte sie sich daran zu schaffen eine Platte aufzulegen. „Ich liebe Grammophone.“ Sie sah zu der Hufflepuff und grinste, ehe die ersten Töne zu verlauten waren. Hoffentlich lockte die Musik keine neugierigen Mitschüler an, die sich wunderten, dass man was aus dem Gesellschaftstanztraum vernehmen konnte, wo doch der Club erst wieder nächste Woche dort tanzte.
better when i'm dancin' Just move those left feet, go ahead get crazy, Anyone can do it, Sing; lalalalalalalala - Oh, we can do this together, I bet you feel better when you're dancing? _________________ 4TH OF JUNE :: AFTERNOON LENE && PAM
Madlene schob unwirsch die Ärmel ihrer Bluse hoch bis zu ihren Ellenbogen und kratzte sich mit der freien Hand an der Stirn. Inmitten von Zeichnungen und Stoff saß die junge Frau auf einer Decke im Zentrum des Ballraumes. Die Brauen leicht verengt, den Kohlestift noch in den Händen und ihre Feder vorhin hinter ihr Ohr gesteckt, saß sie einen kurzen Augenblick über der Zeichnung von Pam, so wie den Werten, die sie aufgeschrieben und abgesteckt hatten. Über ihr eigenes Kleid hatte sie sich keine Gedanken gemacht, weil sie schlichtweg nicht die Zeit dafür gehabt hatte. Von einer Katastrophe in die nächste schlüpfend hatte die Schülerin des Dachshauses viel getan, aber sicherlich nicht versucht an ein Kleid oder einen Tanz zu denken. Das Pam ihr, mehr oder minder, eine weitere Möglichkeit schenkte um sich von diesem Gedanken abzulenken, war deswegen sehr offen begrüßt worden. Hatte sie das am Anfang alles noch stark an ihre Eltern erinnert, musste sie Minuten darauf bereits zugeben, dass es ihr mal wieder gut tat etwas zu machen, was sie an die Person erinnerte, die sie hatte sein wollen. Wahrscheinlich sah sie deswegen auch so nachdenklich aus, hatte ihr Nähzeug um sich geschart und versucht nichts Größeres daraus zu machen als es eigentlich war. Die kleinen Änderungen, die sie vornehmen musste wären im nu erledigt und so hatte sie zumindest endlich mal wieder die Möglichkeit mit der Gryffindor zusammenzusitzen. Denn wenn sie ehrlich war, so glaubte Madlene auch, dass dies ebenfalls zu kurz gekommen war. Abgesehen davon, dass sie all ihren Freunden wohl in der letzten Zeit eher weniger behilflich gewesen war, fühlte sie sich ein klein wenig schuldig dafür, dass sie nicht für die Rothaarige da gewesen war, als diese sie vielleicht gebraucht hätte.
Das Gespiele der Anderen am Plattenspieler wurde mit einem kurzen Lächeln bedacht, ehe sie den Kopf sacht zur Musik hin und her wippen ließ. Allerdings musste sie zugeben, dass Pamelas Mutter es mit den Maßen wohl ein wenig zu gut mit ihrer Tochter gemeint hatte. Ihre Mutter hätte in einem solchen Moment wohl herzhaft angefangen zu lachen und hätte nur den Kopf darüber geschüttelt. Die Hufflepuff hingegen sagte nichts und hatte nur kurz gegrinst, als sie das Kleid an der Löwin gesehen hatte. ,,Das Essen in Hogwarts ist zu gut, man weiß nie wie viel Nachtisch man nehmen kann ohne aus dem eigenen Rock zu platzen’’, meinte sie nachdenklich und spielte dabei wohl vor allem darauf an, dass es ihr als Naschkatze wirklich schwer fiel zu einem zweiten Stück Kuchen nein zu sagen. Lene friemelte vorsichtig den Faden durch das Nadelöhr und betrachtete das Kleid vor sich skeptisch. ,,Im Laden meiner Eltern stand stets einer. Meiner Mutter sagte stets, dass Arbeit ohne Musik sie deprimieren würde und so kam es oft vor, dass Wochenlang die selbe Platte lief, wenn sie erst einmal an einer einen Narren gefressen hatte’’, erzählte sie und dachte daran, wie ihre Mutter durch den Raum getänzelt war, gesummt hatte und oftmals vergessen hatte, dass noch Arbeit vor ihnen lag. Wahrscheinlich hatte ihr Vater innerlich mit den Augen gerollt, hätte es ihr aber nicht Übel nehmen können. ,,Beherrscht du deine Tanzschritte bereits?’’, fragte sie und musste mit einem Lächeln daran denken, dass es um ihre eigenen Tanzkünste nicht so weit her war. Ihre ungeschickten Füße standen ihr dabei so oft im Weg, dass sie dem Nott bei ihren letzten Übungen immer noch auf die Füße getreten war.
Pamela versuchte sich den kleinen Laden von Madlenes Familie vorzustellen, ihre Eltern, auch wenn sie nicht wusste wie sie aussahen und inmitten all dem Stoff die junge Hufflepuff. Die Musik schallte angenehm im Hintergrund, während Mr und Mrs Fitz ihrer Arbeit nachgingen. Das musste wunderbar sein, Musik während der Arbeit hören zu können! Leider, so vermutete die Rothaarige, würde sie im St. Mungos sicherlich keiner aufgelegten Platte zuhören könnens, sondern, wenn sie Glück hatte, einem Radio. Aber das würde ihr auch schon reichen, schließlich hörte sie auch gerne Radio – und dort wurden ja auch hin und wieder Lieder gespielt. „Das muss schön sein. Mit Musik macht das Meiste gleich viel mehr Spaß.“, erwiderte sie und schien noch einen Moment in ihrer Vorstellung der kleinen Schneiderei mit dem Grammophon zu schwelgen. Dann wandte sie ihren Blick von der Wand, auf die sie gestarrt hatte, rüber zu Madlene. „Tanzschritte?“ Pam überlegte einen Moment. „Nun ja, sagen wir, das Nötigste kann ich – oder: ich werde wohl verhindern können, ihm auf die Füße zu treten.“ Keyx Eltern mussten sich damit zufrieden geben, dass sie nie großartig darin geschult wurde. Immerhin lagen die Prioritäten wie die ihre auch woanders als das richtige Verwenden von sechs verschiedenen Besteckteilen oder eben irgendwelchen komplizierteren Tänzen als die klassischen.
„Ehrlich gesagt wird mir bei dem Gedanke schon irgendwie schlecht, weißt du? Die Umstehenden haben ein Auge auf dich und ich habe das Gefühl, dass Keyx Eltern mich mit ihren Blicken zerstechen werden.“ Die Gryffindor strich eine Strähne hinter ihr Ohr und umfasste dann den Stoff ihres Kleides. „Hoffentlich kann ich mich aus dem Schlamassel retten, indem ich es schaffe ein gutes äußerliches Bild zu machen. Das ist doch oft so, oder? Die Frauen der hohen Gesellschaft müssen nur hübsch aussehen und nicht allzu intelligent sein, wenn es darum geht, Gespräche über Gott und die Welt zu halten.“ In Gegenwart von Leny konnte sie wenigstens auf Redewendungen der Muggel zurückgreifen, was es einfacher machte. Selbst wenn eine in der magischen Welt aufgewachsene Person den Sinn bestimmt auch verstanden hätte. „Aber sag', hast du schon ein Kleid? Und einen Tanzpartner? Ich will alles wissen und wenn du Hilfe brauchst, dann sag nur Bescheid!“ Ihre nachdenkliche Miene wich erneut gehobenen Mundwinkeln und ein Strahlen in den Augen.