Abraxas Malfoy & Krystelle Greengrass 16. Mai 1943 | 18 Uhr am Schwarzen See
Eine turbulente Woche ging zuende und Krystelle hatte sichtlich genug von dem ganzen Spaß. Sie wusste seit nun einer Woche, dass sie Verlobt war, einem Mann versprochen. Ein Versprechen diesen Mann zu heiraten und ihm eine gute Ehefrau zu sein. Diesem Mann starke Erben zu schenken wäre ihre Aufgabe. Eine ehrenvolle Aufgabe, wie es ihre Mutter sagen würde. Krystelle war da anderer Meinung. Natürlich wusste sie, dass es die Hauptaufgabe einer jeden Frau war. Heiraten, Kinder austragen und den Haushalt werfen. Krystelle wurde mit dem Gewissen erzogen, dass sie später einen Mann an ihrer Seite hätte und ihm Kinder schenken würde. Die hübsche Hexe hatte nur nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Abraxas Malfoy dieser jemand sein sollte. An dem Slytherin war nichts auszusetzen und eigentlich konnte sich die Slytherin glücklich schätzen einen wie ihn an ihrer Seite zu haben, wären da nicht diese unbestimmten Gefühle. Gefühle die ihr sagen, dass es falsch wäre ihn zu heiraten, ihm Liebe vorzuheucheln. Für Krystelle war die Ehe ein Akt der Liebe, ein Zeichen der Liebe. Man mag sie für Naiv halten, aber die Blondine war viel zu romantisch um einfach jemanden zu ehelichen. Liebe. Empfand sie etwas für den platinblonden Malfoyerben? Sie wusste es nicht, es war undefinierbar. Gefühle waren da, sonst wäre sie letztes Wochenende nicht so wütend gewesen, doch würden solche Gefühle reichen um jemanden zu lieben? Würde sie es überhaupt können? Krystelle war noch nie wirklich verliebt, eine Schwärmerei für ihren damaligen Freund, ja, aber richtige Liebe hatte sie noch nie für jemanden empfunden. Konnte sie überhaupt lieben, wenn sie nicht einmal wusste wie es sich anfühlte? In Büchern wurde die Liebe so beschrieben, man bekam ein flattern in der Magengegend, man fühlte sich leicht und schwerelos. Bei seinem Geliebten fühlte man sich wohl, fühlte sich Sicher und Geborgen. War sie verliebt? Nein, keines der Symptome traf auf sie zu.
Nicht nur ihre undefinierbaren Gefühle zu Abraxas beschäftigten sie, nein, sie fragte sich auch ob die 'Freundschaft' zu Madlene Fitz sicher war. Sie, die Hufflepuff, entsprach so gar nicht ihrer üblichen Gesellschaft. Sie war eine Muggelstämmige, ein Schlammblut, sie war ein nichts. In den Augen vieler Reinblüter war die Fitz das, in den Augen von Krystelle war dies nicht so. Bei Madlene konnte sie sich so benehmen wie sie wollte, niemand würde darauf achten wie sie sich verhielt. Niemand würde sie daran erinnern, dass sie aus einer Reinblutfamilie stammt, dass sie sich zu benehmen hatte wie es sich für eine anständige Dame gehörte, wie es sich ziemte. Die hübsche Greengrass war hin und her gerissen. Würde man von der ungewöhnlichen Freundschaft erfahren würde sie ihre Familie entehren, sie würde unweigerlich als Blutsverräterin verschrien werden. Sie würde aus dem Stammbaum verschwinden. Es würde keine Krystelle Valeria Greengrass mehr geben. Sie wollte das nicht, sie wollte ihre Familie nicht verlieren, ihre neue Freundin wollte sie nicht verlieren. Ein Moment der Schwäche überkam sie und eine leise Träne bahnte sich ihren Weg über die Wange der Slytherin, als sie durch die Korridore lief. Energisch wischte sie den Beweis für ihre Schwäche weg. Atmete tief durch und straffte die Schultern. Wer war sie denn? Sie durfte keine Schwäche zeigen. Eine Schwäche konnte man gegen jemanden verwenden, ihn zu Dingen zwingen die man nicht wollte. Es durfte niemand erfahren, niemand. Jedoch wusste bereits einer über ihre Freundschaft zu der Muggelstämmigen Hufflepuff. Richard Potter wusste es. Er hatte sie gesehen, als sie sich am Montag heimlich getroffen hatten. Die Slytherin hatte sich überraschend gut mit dem Gryffindor verstanden, als sie am Donnerstag Nachsitzen musste und gemeinsam mit Potter Kessel schrubben durfte. Ein weiteres Erlebnis in dieser Woche welches sie verwirrt hatte. Zwar war Potter ein Reinblut, jedoch war er ein Blutsverräter und Erzfeind von den Slytherins. Wieso hatten sie sich dann so gut verstanden? Sie wusste es nicht, vielleicht hatte sie es einfach faszinierend gefunden, dass er ihr über den Weg traute. Sich normal mit ihr unterhielt ohne Spott und Verachtung in seiner doch sehr angenehmen Sprechstimme. Richard Potter war nicht der erste Gryffindor der ihr begegnet war und mit dem sie eine komische Situation verband. Nathaniel Swan, ein Gryffindor der ihre Stufe besuchte. Der unverschämte Gryffindor hatte sie am gestrigen Tag in den See geworfen, aus einem ihr unbekannten Grund. Allein der Gedanke an den Gryffindor ließ ihren Puls in die Höhe schnellen und ein wütendes Funkeln erreichte ihre blauen Iriden. Erschrocken wich ein Erstklässler vor der Blonden zurück und lief mit großem Abstand an ihr vorbei. Sie beachtete das Kind nicht, hatte keine Zeit dafür.
Ihre Gedanken schwangen zurück zu ihrem eigenen Haus. Keyx Nott, ihr bester Freund aus ihrer Kindheit. Sie liebte ihn wie einen Bruder und allein der Gedanke, dass sie nächstes Schuljahr alleine wäre ließ ihr Herz schmerzhaft verkrampfen. Er würde gehen und sie verlassen. Sie verband viele Momente mit dem aschblonden Slytherin. Schöne Momente, sowie Momente in dem sie ihm lieber den Hals umgedreht hätte. Sowie am Dienstag wo er sie am Frühstückstisch von hinten umarmt hatte, ihr zugeflüstert hatte sie solle doch zum Quidditchfeld kommen, da er eine Überraschung für sie hätte. Das Getuschel am Tisch schwoll an, als sich der Nott, nach ihrer Zusage, wieder entfernt hatte. Ihre Zimmergenossin hatte ihr einen merkwürdigen Blick zugeworfen und dann bedeutungsvoll zu Abraxas geschaut. Krystelle war es in dem Moment egal was er von ihr dachte, sie gehörte ihm nicht. Sie war nicht sein Besitz. Er hatte erst Anspruch auf ihre Person, wenn sie einen Ring am Finger hatte, wenn er um ihre Hand angehalten hat und alles offiziell war, erst dann würde sie ihm gehören. Es klang absurd aber es wäre so. Sein Ring an ihrem Finger würde jedem zeigen, dass sie zu ihm gehörte, dass sie sein war und niemand Anspruch hatte sie zu haben. Niemand würde es wagen, die zukünftige Frau von Abraxas Malfoy nahe zu kommen. Es wussten bereits zu viele über ihre Verlobung bescheid. Keyx wusste es, Madlene wusste es und ihre Zimmergenossin von der sie erfahren hatte, dass sie überhaupt einen Brief bekommen hatte. Drei Menschen wussten es und es waren definitiv drei zu viel. An jenem Dienstag als Keyx Nott sie überraschen wollte interessierte es ihn herzlich wenig, dass sie bereits vergeben war. Ihr bester Freund hatte es noch nie interessiert was andere über ihn dachten, vielleicht erklärt das die Umarm-Aktion am Frühstückstisch. Die stechenden Blicke der anderen hatte er ignoriert. Krystelle hatte sie ebenfalls ignoriert, sie wusste, dass da nichts war und nie sein würde. Krystelle ignorierte den Malfoy seit sie von der Verlobung vergangenen Sonntag erfuhr und ging ihm aus dem Weg. Sie versuchte so wenig mit ihm in Kontakt zu treten wie nur eben möglich, dass es nicht auf ewig funktionieren wird, war ihr klar aber das war der einzige Weg über ihre Situation nach zu denken. Sie hatte am Dienstag einen schönen Tag mit Keyx verbracht, auch wenn sie hat auf einen Besen steigen müssen, was noch immer nicht ihr Lieblings Sport sein würde. Quidditch würde nie ihr Interesse wecken. Nach dem Mittagessen war sie wieder mit dem blonden Nott unterwegs, aber aus einem anderen Grund. Krystelle hatte ihm von den Vorkommnissen erzählt welche sich letztens ereignet hatten. Buchanan Rosier hatte sie geküsst und wenig später kam seine Halbblütige kleine Freundin Oakley. Eine rothaarige Gryffindor und wenn sie ihren Familiennamen nicht wissen würde, hätte sie auf eine Weasley getippt. Erst der unschickliche Kuss von dem älteren Rosier und dann die rothaarige Gryffindor die ihren Stab gegen Krystelle erhoben hatte. Keyx hatte sich an ihr gerächt, schließlich war er ihr bester Freund.
Insgesamt war es eine wirklich ereignisreiche Woche, die die hübsche Hexe nun mit einer entspannenden Runde im See ausklingen ließ. Krystelle hatte die kleine Stelle am See irgendwann mal entdeckt, war aber nie dazugekommen diese Stelle auch mal zu nutzen. Obwohl es Sonntag war und eigentlich auch schon soweit, dass man zum Abendessen in die Große Halle sollte, hatte ihre Krystelle sieben Sachen zusammengesucht und war dann aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. Kommentarlos, ging ja niemanden was an. Es war ein wunderschöner Abend, noch warm genug, dass man im See schwimmen gehen konnte, obwohl es früher Abend war. Der Anblick des dunklen Wassers war genauso schön wie der klare Himmel. Generell war es an diesem Sonntag ausgesprochen warm gewesen. Die Greengrass schlich durch die Korridore, hier und da kamen ihr Schüler vergnügt schwatzend entgegen und marschierten zur Großen Halle. Sie hatte ja andere Pläne, also verließ sie das Schloss, spazierte über die Ländereien und genoss die Ruhe die so viel besser war als der ganze Trubel um die versteinernerten Schüler. Sie erreichte die kleine Bucht, wenn man es so nennen konnte, und blickte auf die glitzerne Wasseroberfläche. Während sie das Wasser fröhlich plätschern hörte, zog sie die Spangen aus ihrem Haar, so dass ihre blonde Mähne sich nun in sanften Wellen über ihre Schultern fielen. Seufzend fuhr sie sich durchs Haar und strich wenig später eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, ehe sie ihre Füße von ihren Schuhen befreite und ihre Strümpfe auszog. Ordentlich legte sie diese auf einen Stein und legte kurz darauf ihren Rock mitsamt ihrer Krawatte dazu. Das Hemd welches sie trug reichte ihr nun bis Mitte ihrer Oberschenkel. Es war ihr etwas zu groß, sie hatte sich damals vergriffen, als sie das Hemd gekauft hatte. Das Wasser funkelte noch immer verführerisch und lockte sie mit seinen sanften Wellen. Langsam knöpfte sie ihr Hemd auf und wenig später fiel es mit einem leisen Rascheln auf den Boden. Kurz zögerte sie, als sie sich aus ihrer Unterwäsche schälte und dann langsam in das kühle Wasser stieg. Ein leises quietschen verließ ihre Lippen und kurz schloss sie die Augen, bevor sie kurz Unterwasser tauchte. Als sie wieder auftauchte und sich das Wasser und ihre Haare aus dem Gesicht strich, blickte sie entsetzt in die Richtung aus der sie gerade gekommen war. Wie lange stand er schon da? Hektisch verdeckte sie ihre Blöße mit ihren Händen und starrte wütend zu ihrem ungebetenen Besucher. "Malfoy.", polterte sie wütend und starrte ihn an. Sie hatte ihn nicht bemerkt, nicht kommen sehen, nicht gehört. War er vor ihr da oder kam er als sie sich von ihren Kleidern befreite? "Bei Salazar, wie lange stehst du da schon und beobachtest mich?" Allein bei dem Gedanken, dass er sie beobachtet hatte, wie sie sich entkleidete ließ ihre Wangen unangenehm brennen. Eine zarte Röte legte sich auf ihre Wangen. Ihr war es unangenehm und doch hatte diese Situation eine gewisse Spannung, wie sie eigentlich immer herrschte, wenn die beiden Slytherins alleine waren. Was machte er hier? Wollte er aufpassen, dass sie nichts anstellte? War er vielleicht eifersüchtig, dass sie sich vielleicht mit einem anderen Mann treffen könnte. Langsam ging sie etwas weiter unter und legte den Kopf in den Nacken. "Was willst du hier?" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und funkelte ihn noch immer wütend an. Merlin, sah er immer schon so gut aus oder schmeichelte ihm nur das Licht welches hier durch das Blätterdach schien? Kurz leckte sie sich über die trockenen Lippen. Sie sollte ihn anschreien, sagen, dass es sich nicht gehörte eine Dame beim Baden zu beobachten. Er machte sie wütend, wirbelte er doch ihre Gefühlswelt auf und ließ sie unsicher werden.
KRYSTELLE GREENGRASS & ABRAXAS MALFOY SUNDAY, 16TH OF MAI 1943, evening 18h
Das Wochenende hätte wirklich so schön können, denn das Wetter war zur Abwechslung endlich einmal nicht nur unter der Woche gut gewesen, sondern eben auch an den freien Tagen. Man hätte also wunderbar am See liegen, für das nächste Quidditchspiel trainieren oder einfach draußen in der Sonne ein Buch lesen können. Nur war das leider kein gewöhnliches Wochenende gewesen, schließlich war am Freitag eine Schülerin gestorben. Wobei gestorben eigentlich untertrieben war, zumindest rankten sich eigenartige Gerüchte um das Ableben dieser Ravenclaw-Schülerin, die Abraxas – so war er sich zumindest sicher – noch nie gesehen hatte. Zumindest hatte er sie nie bemerkt, denn sie war schlichtweg nicht der Typ Schülerin, um den er sich kümmern würde. Myrte irgendwas, den Nachnamen hatte er nicht richtig mitbekommen. Auf jeden Fall war klar, dass sie offensichtlich keine Reinblüterin gewesen war. Die meisten Gerüchte gingen dementsprechend in die Richtung, dass ein fanatischer Reinblüter ihr etwas angetan haben könnte. Und Abraxas glaubte das im Übrigen auch, obwohl er damit nichts zu tun hatte – einen Verdacht hatte er hingegen, wobei er gerade jene Person seit den Ereignissen tunlichst mied…
Denn das Merkwürdigste war, dass ihn das Ganze erstaunlich unberührt ließ. Zumindest empfand er keine Angst oder gar Trauer – und hätte er das nicht sollen? Oder wenigstens Abscheu gegenüber einer solchen Tat? Tatsächlich fühlte er etwas anderes, was er aber nicht fühlen wollte und deshalb lieber nicht darüber nachdachte. Einen Moment lang hatte er es zugelassen und verwirrt festgestellt, dass er beinahe so etwas wie Faszination empfand. Schnell hatte er den Gedanken weggeschoben und sich in die Hausaufgaben vertieft. Mit jenen hatte er sich die meiste Zeit am Wochenende abgelenkt, während viele andere panisch in den Gemeinschaftsräumen zusammensaßen und beunruhigte Briefe an ihre Eltern schrieben. Manche waren sogar von diesen abgeholt worden, wie Abraxas bemerkt hatte. Sein Vater hatte ihn lediglich um eine Schilderung der Ereignisse gebeten, was der junge Malfoy nüchtern getan hatte. Vielleicht war er auch deshalb so distanziert, weil es ihn – falls die Gerüchte stimmten – als Reinblüter ja vermutlich gar nicht betraf. Dennoch ging auch er in diesem Moment, da er durch die beinahe leeren Gänge lief, etwas langsamer und bedächtiger als sonst. Besonders bei Ecken war er vorsichtig und er ertappte sich dabei, wie er bei einem leisen Klackern erschrocken zusammenzuckte. Mehr amüsiert als beunruhigt schüttelte er den Kopf über sich selbst und setzte seinen Weg zielstrebiger fort als zuvor. Sein Ziel war das Badezimmer der Vertrauensschüler. Tom hatte ihm einmal in einer schwachen Minute das Passwort verraten, seitdem ging der Malfoy-Spross gerne dorthin. Denn der Luxus dort ähnelte eher den Standards, die er von zuhause gewohnt war.
Auch wenn Abraxas das nie zugeben würde, er war doch etwas erleichtert, als er unbeschadet aus dem Schloss gekommen war. Als er nun über die Wiese ging, schaute er sich immer wieder um. Denn er wollte schließlich nicht, dass ihn jemand hier sah – beim Bad im See wollte er lieber nicht gestört werden. Und vermutlich wollte er auch nichs oder niemanden aufschrecken, was ihm schaden könnte, auch wenn er eindeutig ein Reinblüter war. Leisen Schrittes näherte er sich dem See, genauer gesagt seiner Lieblingsbucht – und erstarrte. Vor ihm stand Krystelle Greengrass, wie er sofort erkannte, obwohl sie ihm den Rücken zuwandte. Gerade glitt ihr das Hemd von den Schultern, das sie getragen hatte, und gab den Blick frei auf ihre Silhouette, als auch die Unterwäsche fiel. “Wie wunderschön sie ist…“ dachte er fasziniert und konnte seinen Blick gar nicht abwenden. Dabei sagte etwas in ihm, dass er sofort umdrehen und gehen sollte, denn das hier konnte peinlich werden. Aber er konnte nicht, sein Blick war wie gebannt auf seine Mitschülerin gerichtet, oder besser gesagt: seine Verlobte. Und es wurde nicht einfacher, als sie untertauchte und mit nassem Haar wieder erschien. Ein zauberhafter Moment. Bis sie ihn entdeckte. Erst da wurde Abraxas bewusst, dass er vermutlich selten dämlich aussah, so völlig erstarrt und mit vor Erstaunen halb geöffnetem Mund. Und erst da erinnerte er sich daran, wie lange er sie eigentlich nicht so vertraut gesehen hatte in dieser Woche. Nun, derartig vertraut wohl ohnehin noch nie, aber eben auch so kaum nur zu zweit. Es war ihm durchaus aufgefallen, dass sie ihm irgendwie ausgewichen war, nur warum wohl? Ehrlich gesagt hatte das Ereignis vom Freitag alles andere verdrängt, sonst wäre ihm der Gedanke am Wochenende vermutlich durchaus gekommen.
Schnell schloss er nun den Mund und räusperte sich, öffnete den Mund wieder, um etwas zu sagen. Aber es wollte ihm nichts einfallen, was durchaus selten war. Sprachlos schloss er den Mund wieder und verschaffte sich etwas Zeit, indem er den Blick kurz abwandte, sich leicht zur Seite drehte und sein cremefarbenes Handtuch auf den Stein neben ihm legte. Währenddessen atmete er tief durch, ehe er sich wieder umwandte. Wieder räusperte er sich, nun noch deutlicher verlegen, und hatte immer noch keine Ahnung, was er sagen wollte. Glücklicherweise kam nun dennoch etwas heraus, als er erneut den Mund öffnete: “Keine Angst, ich bin erst hereingekommen, als du gerade aufgetaucht bist.“. Die Lüge ging ihm problemlos über die Lippen, wie meistens, wenn er log. Nur konnte er dieses Mal nicht ganz verhindern, dass eine leichte Röte seine Wangen bedeckte, wie bei Krystelle übrigens auch. Vielleicht lag es auch nur an der Wärme des heutigen Tages? Abraxas machte kurz Anstalten, einen Schritt näher zu kommen, ehe er sich aufgrund ihres wütenden Blicks anders entschied. Dabei sah sie gerade jetzt noch viel schöner aus, wie sie ihn so von unten ansah, während die Wasserperlen auf ihrer Haut und in ihrem Haar glänzten. “Bei Merlin, Malfoy, denk an irgendwas anderes…an die schlabbrigen Unterarme von Tante Kiana am besten.“ herrschte er sich innerlich selbst an, was tatsächlich einen Moment lang half. So schaffte er es, ein – beinahe schüchternes – Lächeln aufzusetzen. “ Na ja, vermutlich will ich hier drin das Gleiche wie du, nämlich ungestört baden“, sagte er, deutlich unbefangener als zuvor. “Aber das ging wohl schief, stattdessen störe ich dich, wofür ich mich hiermit demütigst entschuldige.“. Er deutete einen kleinen Diener an und setzte einen entschuldigenden Blick auf, wobei er hoffte, dass seine charmanten Worte ihre Wut besänftigen würden. “Ich schätze, ich sollte gehen…“, begann er, machte aber keinerlei Anstalten, das zu tun. “…Wobei ich ehrlich gesagt diese Woche so wenig Zeit mit dir verbracht habe, dass du mir glatt ein bisschen gefehlt hast. Warst du so beschäftigt, dass du kein Wort mit mir wechseln wolltest?“ fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen, auch wenn ihm die Frage durchaus ernst war. Wenn er ehrlich war, hatte es ihn sogar etwas verletzt, dass sie ihn ignoriert hatte.
Abraxas Malfoy & Krystelle Greengrass 16. Mai 1943 | 18 Uhr am Schwarzen See
Gerade wenn man denkt, man hätte seine Ruhe vor allen und vor jedem, genau dann tauchte meistens jemand auf, den man lieber nicht sehen wollte. Krystelle hatte es erfolgreich geschafft dem Malfoy aus dem Weg zu gehen, ihn zu meiden und einfach jeden versuch einer Konversation abgeblockt, sobald auch nur das Wort Abraxas fiel. Die einzige mit der sie über ihre Situation geredet hatte war Madlene und auch irgendwie Keyx aber der sah es sowieso als selbstverständlich, dass sie einen guten Mann aus einem noch besseren Haus heiratete. Krystelle hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie ihren Verlobten ausgerechnet, gerade an diesem Sonntag, am See zufällig traf. Entweder es war wirklich Zufall oder er hatte sie verfolgt. Zutrauen würde sie es ihm nicht, also das beschatten. Vermutlich wäre ihr jetzt auch jeder andere Schüler lieber gewesen als Abraxas, auf den sie sowieso nicht so gut zu sprechen war. Verheimlicht hatte er es ihr! Sie war sich da absolut sicher und das grenzte schon beinahe an Verrat. Verrat an ihrer Freundschaft. Keyx hatte sie nicht verstanden, war es für ihn doch das normalste auf der Welt, schließlich sind sie Reinblüter und hatten darauf zu achten, dass ihre reine Linie weitergeführt wird. Dabei war sowas primitives wie Liebe nicht zu berücksichtigen. Ihre Mutter hatte einmal gesagt, dass man im Laufe seines Lebens den Mann an seiner Seite zu lieben lernt. Ob das so stimmte wusste die Blonde nicht, wäre aber auch irgendwie nicht bereit es auszuprobieren.
Wie gesagt, sie wäre mit jedem zufriedener gewesen, der sie hier splitterfasernackt gesehen hätte. Leider hatte sie ihn erwischt und wenn sie ehrlich war, hätte es sie wirklich schlimmer treffen können. Abraxas würde sie früher oder später sowieso so zu Gesicht bekommen, jetzt war es eben früher passiert. Krystelle konnte nichts dafür. Der Blick aus den blauen Augen der Blonden war noch immer kühl und Abraxas schien es irgendwie die Sprache verschlagen zu haben. Er hatte die Ähnlichkeit mit einem Fisch auf dem Trockenen, so wie er da stand, seinen Mund öffnete und anschließend wieder schloss. Wäre sie nicht gerade so dermaßen sauer, dann hätte sie vermutlich gelacht, und zwar ihn aus! Anscheinend hatte er sich wieder gefangen, wandte den Blick ab und legte sein Handtuch auf einen noch von der Sonnen warmen Stein. Sie beobachtete ihn genau, jede Bewegung, jede Regung in seinem Gesicht wurde genauestens unter die Lupe genommen. Vielleicht beobachtete sie ihn auch deswegen nur so, weil sie ihn so lange nicht gesehen hatte. Was daran lag, dass sie schnellstens das Weite gesucht hatte als sie seinen platinblonden Schopf gesehen hatte. Sein Blick richtete sich wieder auf sie und wenigstens hatte er den Anstand einigermaßen verlegen zu sein. Das war das mindeste! "Macht es nicht besser.", erwiderte sie kühl als er meinte, dass er erst gekommen sei, als sie gerade wieder aufgetaucht war. Krystelle war eigentlich so schnell nichts peinlich und eigentlich war sie ja auch nicht der typ zum rot anlaufen und doch war das hier gerade ziemlich peinlich, weshalb sie die deutliche Hitze in ihren Wangen spürte. Gehässig registrierte sie, dass auch Abraxas leicht rot um die Wangen wurde und sie sah ihm an, dass er zu ihr kommen wollte. Ein weiterer wütender Blick aus den blauen Iriden der Greengrass und der blieb da wo er war. Leider nicht beim Pfeffer aber zumindest marschierte er nicht auf sie zu, das hätte ihr jetzt noch gefehlt.
Auf ihre Frage, was er denn hier wollte, kam eigentlich die Antwort die sie sich selber hätte beantworten können. Er wollte hier auch baden, verständlich es war ein schöner Abend, der Tag war heiß gewesen und es bot Abwechslung zum tristen Alltag. Abraxas spielte mit unfairen mitteln. Der entschuldigende Blick, ließ sie kurz einknicken und sie erlaubte es sich ihm durch ein Nicken zu signalisieren, dass sie seine Entschuldigung annahm. Bei seinen nächsten Worten konnte sie ihm nur zustimmen, er sollte wirklich gehen. Doch leider tat er ihr diesen Gefallen nicht, sondern er blieb stehen. Ein verächtliches Schnauben ihrerseits, als er meinte, dass sie ihm gefehlt hätte. Vermutlich war es ihm noch nicht einmal aufgefallen, dass sie ihn ignoriert hatte. Oh, doch ihm war es aufgefallen, dumm war er ja nicht. "Ich hatte in der Tat viel zutun. Ich war mit Keyx aus, wie du sicher mitbekommen hast. Außerdem bin ich nicht verpflichtet ein Wort mit dir zu wechseln.", antwortete sie abweisend und eigentlich tat es ihr ja auch leid, dass sie ihn so behandelte aber sie fühlte sich verletzt. Frauenlogik! Die musste man nicht verstehen. Auch widerstand sie dem Drang ihm anzubieten, dass er doch auch rein könne, schließlich ist der See groß genug und sie könnte wunderbar einfach verschwinden, so wie sie es in dieser Woche ständig getan hatte. Doch die Blonde blieb still, taxierte ihn und hob eine Augenbraue. "Wolltest du nicht gehen?" Er machte noch immer keine Anstalten zu gehen. Leider. Vielleicht sollte sie einen Stein nach ihm werfen. Leider war der Slytherin ein Quidditchspieler und flink, auch wenn nur auf dem Besen.
Eine Frage drängte sich immer weiter in den Vordergrund, lag ihr auf der Zunge und sie wollte es endlich wissen. Wollte wissen, wie lange dieser Schuft schon von ihrer Verlobung wusste. Sie war sich absolut sicher, dass er es länger als sie wusste, sie aber hatte auf dem Trockenen sitzen lassen. Wahrscheinlich wäre er auch derjenige gewesen, der es ihr hätte sagen müssen. Gut, vermutlich hätte sie ihn ausgelacht, es für einen schlechten Scherz gehalten und wäre belustigt wieder gegangen. "Wie lange weißt du es schon?", fragte sie dann doch nach und erlag ihrer Neugier. Schrecklich mit ihr, sie wollte es eigentlich nicht hören und doch wollte sie es wissen. Manchmal konnte das eher quälend als erbauend sein. "Wie lange weißt du schon, dass wir verlobt sind?" Sie machte sich noch nicht einmal mühe ihre Wut darüber zu unterdrücken. Vermutlich konnte er genauso wenig wie sie, schließlich war es Tradition und sie hatten sich wirklich viel Zeit gelassen. Es musste ja irgendwann dazukommen. Spätestens nach dem schiefgelaufenen Abend bei der Familie Rosier hätte sie nicht so naiv sein dürfen zu glauben, dass ihre Eltern nicht weitersuchen würden. Es war auch nur eine frage der Zeit bis ihre Eltern auf die Malfoys aufmerksam werden würden, schließlich kannten sich ihre Familien gut, ihre Väter kannten sich aus dem Ministerium und ihre Mütter hatten auch schon einige nette Treffen, bei denen Krystelle sich immer zurückgezogen hatte. Ja, es war wirklich irgendwie einzusehen, dass ihre Eltern sich eine Verbindung ihrer beider Familien wünschen würden, schließlich hatte ihre Familie nicht gerade wenig Geld und sie gehörten auch zur Oberschicht der Zauberergemeinschaft. An sich wäre es eine optimale Heirat und da sich ihre Kinder sowieso gut verstanden, sie befreundet waren und vielleicht hatte Krystelle auch mal was über Abraxas zu Hause erzählt. Hätte sie gewusst was passieren würde, hätte sie wohl die Klappe gehalten. Wahrscheinlich hätte sie ihren Eltern auch nicht von der Tanznachhilfe erzählt. Ihre Fassade bröckelte und eigentlich wollte sie ja auch nicht wütend auf ihn sein. Krystelle war viel mehr enttäuscht von ihm und verletzt, dass er sich ihr nicht anvertraut hatte. Konnte ja nur super werden, wenn ihre 'Beziehung' so anfängt.
KRYSTELLE GREENGRASS & ABRAXAS MALFOY SUNDAY, 16TH OF MAI 1943, evening 18h
Das hier hätte anders verlaufen sollen. Abraxas war doch eigentlich nur hergekommen, um ganz entspannt im See zu schwimmen und die letzten Sonnenstrahlen in Ruhe zu genießen. Aber offenbar sollte auch dieser Teil des Tages noch schieflaufen. Dabei war das doch durchaus merkwürdig. Natürlich verstand Abraxas, dass Krystelle im ersten Moment wütend gewesen war, dass er sie hier überraschte – nackt, wie sie im Moment nun einmal war. Aber er hatte nicht gedacht, dass sie so heftig reagieren würde. Die Wut, die von der blonden Slytherin ausging, war fast mit Händen zu greifen. Dabei konnte er doch nichts dafür, es war schließlich nur ein Zufall gewesen, dass er sie hier beim Baden überrascht hatte. Bisher hatte sie auch selten den Eindruck auf ihn gemacht, dass sie prüde wäre. Wobei nacktes Schwimmen auch über alles hinausging, was sie bisher gemeinsam erlebt hatten. Dass sie das überhaupt machte! Bei diesem Gedanken musste Abraxas erneut sehr konzentriert an gewisse unattraktive Körperteile seiner Verwandtschaft denken, um sich nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Er hatte übrigens nicht vorgehabt, hier und heute nackt zu baden. Nein, er hatte eine einfach in seiner schwarzen Short baden wollen, die er unter seiner eleganten, grauen Leinenhose trug. Doch er hatte nicht das Gefühl, dass sie es gutheißen würde, wenn er sich nun auch in den See begab. Warum nur war sie so derart wütend? Hatte er irgendwie etwas Dummes gesagt? Abraxas wühlte in seinen Gedanken, kam aber auf nichts. Aber irgendetwas musste ja sein, sonst hätte sie ihn nicht gemieden und wäre jetzt nicht so furchtbar zornig. Nur was? Abraxas war kurz versucht, bei ihr nachzufragen, doch er ließ es lieber. Vielleicht wollte er es ja lieber nicht wissen…
Seine Worte konnten sie offenbar auch nicht besänftigen, obwohl er sich entschuldigt hatte. Das machte ihn nun wiederum ebenfalls etwas wütend. Abraxas war nicht der Typ, der sich so offen heraus bei jedem einfach für etwas entschuldigte - vor allem für etwas, für das er ja im Grunde nichts konnte. Es war ja nicht seine Schuld, dass er sich zufällig den gleichen Platz zum Baden ausgesucht hatte wie Krystelle! Das konnte sie ihm nun wirklich nicht vorwerfen. Natürlich war die Situation irgendwie peinlich, das war nicht zu leugnen. Abraxas entging nicht, dass auch Krystelles Wangen etwas gerötet waren, vermutlich nicht nur vom Schwimmen. Das besänftigte ihn wieder ein kleines bisschen. Er wollte gerade auf sie zugehen, doch der kühle und wütende Blick, der ihn in dem Moment traf, ließ ihn innehalten. Und immerhin schien sie seine Entschuldigung doch zu registrieren, denn sie nickte kurz. Das war wohl auch ein weiterer Grund, weshalb Abraxas beschloss, nicht sofort auf dem Absatz kehrt zu machen. Außerdem interessierte ihn wahrlich auch die Antwort auf seine Frage, was sie die Woche über getan hatte. Und merkwürdigerweise versetzte es ihm einen leisen Stich, als sie meinte, sie wäre mit Nott ausgegangen. Das war tatsächlich an ihm vorbeigegangen. “Aha…“, war erst einmal das Einzige, was er herausbrachte. Aber der Tonfall sollte ihr eindeutig zeigen, dass er davon nichts hielt. Es klang beinahe eifersüchtig, auch wenn Abraxas das gar nicht beabsichtigt hatte. Er presste die Lippen aufeinander, musste sich regelrecht davon abhalten, sie wegen der Sache nicht anzuschreien. Wie konnte sie nur? Sie musste doch wissen, dass sie mit ihm verlobt war, oder? Sie hatte es zwar noch nie angesprochen, aber Abraxas war immer der Meinung gewesen, dass sie es einfach noch nicht an sich ranlassen wollte und sie deshalb damit in Ruhe gelassen.
“Ich glaube, gehen ist tatsächlich die beste Idee“, konnte er schließlich mit unterdrückter Wut im Bauch erwähnen. Dabei hätte ihn durchaus interessiert, was sie mit Keyx genau zu schaffen hatte. Doch er fürchtete, dass dieses Gespräch dann eine ungute Wendung nehmen könnte. Also machte er nach einem kurzen Zögern tatsächlich einen Schritt nach hinten und machte gerade Anstalten, nach seinem Handtuch zu greifen, als Krystelle ihm eine Frage stellte, die ihn zunächst verwirrte. “Was soll ich…?“ konnte er gerade noch fragen, ehe sie die Frage klarer stellte. Verwirrt hielt er in der Bewegung in Richtung Handtuch inne. Sie war wütend, fast noch mehr als zuvor, so kam es ihm jedenfalls vor. Ging es also um die Verlobung? Aber…das musste sie doch schon längst wissen, oder? „Ähm…ein paar Wochen vielleicht?“ antwortete er ausweichend. Sollte er es tatsächlich vor ihr gewusst haben? Aber wieso sollten ihre Eltern sie nicht informiert haben? “Du etwa nicht?“ fragte er also, denn er hatte das Gefühl, dass die Verlobung hier das Problem war. Er selbst hatte sich beinahe über die Mitteilung seines Vaters gefreut. Schließlich wäre es durchaus möglich gewesen, dass dieser ihn auch mit seiner entfernten Cousine in Frankreich verlobt hätte, die sowohl hässlich als auch äußerst unintelligent war. Krystelle war…sicher nicht immer einfach, aber er fand sie nun mal sehr anziehend und verstand sich eigentlich auch gut mir ihr. Außer jetzt offenbar. Immerhin war die Wut jetzt mit einem Schlag verflogen, zumindest bei ihn. Stattdessen war der junge Malfoy völlig verwirrt und irritiert von der Entwicklung dieser Situation. Dabei hatte er doch nur baden wollen...
Abraxas Malfoy & Krystelle Greengrass 16. Mai 1943 | 18 Uhr am Schwarzen See
Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dass man eigentlich an dem See jemanden traf. Vor allem weil diese kleine Bucht nicht unbedingt gleich entdeckt wird. Doch war es wohl das Schicksal oder wie auch immer man das bezeichnen konnte, dass ausgerechnet ihr Verlobter vor ihr stand und sich dafür entschuldigte, dass er hier war. Vermutlich würde das alles ganz anders aussehen, wenn sie nicht wissen würde, dass ihre Zukunft sehr eng mit seiner verknüpft war. Vielleicht war es auch ziemlich gemein von ihr, ihn so vor den Kopf zu stoßen. Zumal Abraxas niemand war, der sich für etwas entschuldigte und hier hätte er sich sowieso nicht entschuldigen müssen, denn es war ja Zufall. Außer er hatte sie wirklich verfolgt aber der Slytherin war wohl schlau genug um so ein Detail wegzulassen. Allerdings nickte sie dann doch, wegen seiner Entschuldigung und es tat ihr ja auch irgendwie leid, dass sie sich so abweisend verhält, denn normalerweise verband die beiden Sechstklässler ja eine gute Freundschaft. Zudem ist Krystelle ja auch niemand, der lange sauer auf wen sein könnte, dazu besaß sie dann doch ein zu großes Herz. Allerdings verschwand dieses Gefühl auch schnell wieder und machte der Enttäuschung platz und selbstgefällig registrierte sie seine Worte, als sie erklärt hatte mit wem sie in der Woche zutun gehabt hatte. Die anderen Begegnungen wären nicht sonderlich interessant gewesen.
Der Grund weshalb sie Keyx und ihr Treffen erwähnt hatte, war ziemlich gemein, denn sie wünschte sich tatsächlich, dass er einfach wieder verschwand und am besten nicht mehr auftauchte. Da war es ihr auch egal, dass er gerade aussah als würde er ihr gerne an die Gurgel springen. Wieso er das wollte wusste sie nicht. Wobei sie es sich denken konnte. Wahrscheinlich sah er sie bereits als sein Eigentum an und jeder andere Mann wäre nur ein rotes Tuch. "Was suchst du dann noch hier?", fragte sie nach und beobachtete hin, wie er einen Schritt nachhinten machte. Allerdings gewann bei ihr doch die Neugier und wieso sollte sie jetzt nicht fragen wie lang er es den schon wisse? Krystelle hatte ihn wohl mit ihrer Frage kalt erwischt, denn er hatte gerade Anstalten gemacht zu gehen und nach seinem Handtuch zu greifen, als er doch innehielt. Seine erste Frage war viel mehr eine Wiederholung und klang ziemlich verwirrt. Doch als ihre Frage deutlicher wurde wandte er sich wieder zu ihr. Ein paar Wochen? Er hatte es also bereits gewusst als sie miteinander getanzt hatten, er hätte es ihr da sagen können! Sie schnaubte. "Nein. Ich weiß es seit einer Woche.", kam die wütende Antwort auf seine Frage ob sie es nicht gewusst hätte. Hätte sie sonst nachgefragt, wenn sie es wissen würde? Die Blonde verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Wieso hast du nichts gesagt?" Ihre Stimme klang enttäuscht und sie senkte kurz den Blick. "Du hattest sooft die Chance es mir sagen zu können, stattdessen schweigst du lieber und von wem muss ich es dann erfahren? Von meinen Eltern." Sie funkelte den Malfoy an und schüttelte den Kopf, ein weiteres Schnauben. "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass das alles auf deinen Mist gewachsen ist." Sie wollte ihm nicht die Schuld in die Schuhe schieben, weil sie wusste ja, dass ihre Eltern sich da zusammen gesetzt hatten und alles ausgehandelt hatten. Doch sie brauchte ihn gerade als Sündenbock und als Grund wieso er ihr ihre Verlobung nichts sagen wollte.
KRYSTELLE GREENGRASS & ABRAXAS MALFOY SUNDAY, 16TH OF MAI 1943, evening 18h
Je länger das Gespräch dauerte, desto deutlich wurde Abraxas, wie merkwürdig diese Situation war. Natürlich kannte er Krystelle nicht nur als freundliche Person, sie hatte manchmal ihre Launen. Aber dennoch war das hier neu, in dieser Heftigkeit hatte er sie noch selten erlebt. Zu Beginn hatte er auch eher gedacht, sie würde die etwas peinliche Situation, in der er sie angetroffen hatte, charmant überspielen. Denn üblicherweise geizte die junge Slytherin nicht unbedingt mit ihren Reizen. Doch es war spätestens jetzt ganz offensichtlich, dass er sie verärgert hatte. Bloß war ihm nicht bewusst gewesen, was er wohl getan hatte. Da sie ihn die Woche über gemieden hatte, konnte es auch etwas sein, was ein paar Tage zurücklag. Aber so sehr Abraxas auch in seiner Erinnerung wühlte, es wollte ihm nicht einfallen. Es schien ihr aber offenbar wirklich nahe gegangen zu sein, denn vermutlich würde sie sonst nicht versuchen, ihn mit der Bemerkung über ihr Treffen mit Keyx zu verärgern. Und es ärgerte ihn wirklich – was ihn wiederum noch mehr ärgerte. Natürlich waren sie verlobt, aber es war ja nicht so, dass er seither keine andere Mitschülerin mehr angesehen hätte. Aber er war schließlich auch ein Mann, da war das etwas anderes, wie er fand.
Die Situation schien sich nun allerdings wirklich beinahe aufzulösen. Ihre patzigen Worte, was er hier noch suchte, verstärkten Abraxas‘ Wunsch nur noch, sich einfach umzudrehen und zu gehen. Doch dann offenbarte sie endlich, um was es ging – die Verlobung. Immer noch irritiert vernahm Abraxas, dass sie es erst seit einer Woche wusste. Weshalb nur hatten ihre Eltern ihr nichts gesagt? „Was? Wieso das denn?“ fragte er völlig perplex. „Ich meine…wieso haben deine Eltern dir das nicht erzählt?“ fügte er hinzu, als sie ihm vorhielt, weshalb er nichts gesagt hätte. Sein Magen verkrampfte sich, besonders als er die Enttäuschung in ihrer Stimme hörte. Es war schlimmer als ihre Wut, denn jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie offenbar verletzt hatte. Aber das Dumme war, dass er davon gar nichts geahnt hatte. Und deshalb war es nun an ihm, ebenfalls wütend zu werden, denn er fand ihren Vorwurf reichlich unbegründet „Ich hab es schließlich auch von meinen Eltern erfahren, das ist doch so üblich. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass deine Eltern dir so etwas Wichtiges nicht sagen?“ gab er nun mit unterdrückter Wut zurück, um von seiner eigenen Schuld abzulenken. Tief im Innern wusste er, dass er das Gespräch hätte suchen sollen. Doch das wollte er nicht wahrhaben und schon gar nicht zugeben, weshalb er noch ergänzte: „Ich dachte, du wolltest es einfach noch nicht ansprechen und habe dich deshalb einfach damit in Ruhe gelassen. Und das ist jetzt der Dank…“ Abraxas fühlte, dass das nun ungerecht war. Aber er fühlte sich eben von ihr mit ihren Vorwürfen ebenfalls ungerecht behandelt, weshalb er in eine leicht kindische Trotzhaltung verfiel.
Abraxas Malfoy & Krystelle Greengrass 16. Mai 1943 | 18 Uhr am Schwarzen See
Vermutlich wäre es besser, wenn der Slytherin einfach verschwand oder sich umdrehte und sie konnte Spurlos verschwinden. Das Gespräch war kräftezehrend und sie hatte keine Lust sich bei ihm rechtfertigen zu müssen, weil sie ihm aus dem Weg gegangen war. Wenn es nach der Slytherin gegangen wäre, dann wäre ihr nächstes aufeinandertreffen noch weiter in der Zukunft gelegen, doch man konnte es nun nicht mehr ändern. Auch ihre Worte, dass sie sich mit Keyx getroffen hatte schien nicht viel zu bringen, denn er blieb noch immer auch ihre weiteren Worte ließen ihn nicht in die Flucht schlagen, was nur umso schöner gewesen wäre, wenn sie es tatsächlich geschafft hätte. Die Blonde würde ihm am liebsten irgendwas an den Kopf werfen, schließlich gab sie ihm in gewisser Weise die Schuld an ihrer Misere. Natürlich war das lächerlich, schließlich konnte Abraxas nichts dafür, dass ihre Eltern es anscheinend großartig fanden ihre Kinder zu verloben und anschließend zu verheiraten. Und trotzdem war sie sauer auf den Malfoy, dass er es ihr verheimlicht hatte, was ebenfalls absolut kindisch war.
Natürlich verstand Abraxas nicht wieso sie sauer auf ihn war. Gut, vielleicht war sie nicht nur auf ihn sauer, sondern auch auf ihre Eltern und da er gerade hier war, konnte er gut als Sündenbock herhalten, schließlich war er ja auch mit von der Partie. Die Greengrass registrierte, dass er sichtlich überrascht über ihre Worte war, als könnte er nicht glauben was er da eben zu hören bekam und beinahe wäre ihr ein Schnauben entkommen. Die Slytherin zuckte mit den Schultern als er nachfragte wieso. Ja, wieso? Die Blonde konnte es sich wirklich nicht erklären, wieso sie es erst jetzt erfahren hatte. Doch wenn es Abraxas bereits seit Wochen wusste, dann hätte er es ihr auch sagen können oder? Schließlich waren sie doch Freunde und keine Fremden mit denen man nicht reden konnte. Vielleicht war es auch keine Wut die sie spürte, sondern einfach eine unglaubliche Enttäuschung, weil er sich nicht getraut hatte auf sie zuzukommen. Gut, die Slytherin war ehrlich genug um zu wissen, dass sie es ihm vermutlich nicht geglaubt hätte. „Ich kann vermutlich von Glück reden, dass ich es jetzt erfahren habe und nicht erst am Tag unserer Verlobungsfeier.“, erwiderte sie bitter und strich mit der Hand über die Wasseroberfläche. Ihre Mutter hatte es am Tag der Verlobungsfeier erfahren, doch die war ja bereits einige Jahre her. Doch ihre Familie hielt viel von Traditionen und vielleicht war das eine von der Krystelle nichts wusste.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass auch Abaraxas wütend zu werden schien, berechtigt irgendwie, doch sie wollte nicht einsehen, dass er ebenfalls wütend sein konnte, schließlich hatte er selber schuld, dass sie ihm aus dem Weg gegangen war. Er musste sie doch auch irgendwie verstehen oder nicht? Sie fühlte sich von ihm betrogen, so im…anderen Sinne schließlich waren sie kein Paar. „Du hättest auch so auf die Idee kommen können, Abaraxas, schließlich kennst du mich lange genug um zu wissen, dass ich von arrangierten Ehen nichts halte.“ Die Greengrass wusste, dass es in ihren Kreisen üblich war, doch hatte sie immer den Funken Hoffnung, dass sie sich in einen Mann verliebte, der auch ihren Eltern passte und nicht einfach einen für sie aussuchte. Dass die Slytherin ihn vermutlich mit ihren Worten verletzten würde war ihr momentan egal, schließlich wusste er es doch. Die Slytherin wollte eigentlich einen romantischen Antrag, wollte umgarnt werden und wollte sich verlieben und nicht einfach in eine Position gequetscht werden in die sie nicht wollte. Doch die Slytherin würde sich dem Willen ihrer Eltern beugen, schließlich liebte sie ihre Familie und wollte diese nicht enttäuschen, nur weil sie sich querstellen würde. Aber konnte sie jetzt, nach dem Ganzen, Gefühle für den Malfoy entwickeln?
Eigentlich wollte sich Krystelle nicht mit ihm streiten oder diskutieren, schließlich war das ganze bereits Handfest und sie würden sicher nicht mehr daran ruckeln können. Doch wollte Krystelle überhaupt einen anderen? Schließlich hätte es sie wirklich schlechter treffen können. Sie kannte Abraxas bereits sehr lange, sie kannte seine Eltern und auch seine restliche Familie. Andersrum war es das gleiche also hätte es sie wirklich schlechter treffen können. Zugegeben, sie mochte den platinblonden Slytherin, doch gerade wollte sie ihn einfach verfluchen. Ein entrüstetes Schnauben entwich ihr, als er meinte sie hätte ihm eigentlich danken sollen, weil er sie damit in Ruhe gelassen hatte. „Dir Danken? Oh Abraxas, wenn ich hier nicht im dem See wäre, dann würde ich dir für deine Worte den Hals umdrehen!, begehrte sie auf und funkelte ihn an. Fühlte er sich jetzt auch noch ungerecht behandelt? Weil sie ihm nicht dankbar um den Hals fiel? Bis sie sowas tun würde, würde die Welt vermutlich untergehen, denn die Slytherin war für eine solche Handlung viel zu stolz und vor allem würde sie das nicht tun, wenn es sich um ein solches Thema handelte. Die Blonde kam einen Schritt aus dem Wasser, die Hände noch immer vor der Brust verschränkt. „Weißt du, unter anderen Umständen hätte ich dich vielleicht lieben können. Vielleicht war ich auch kurz davor deinem Charme zu verfallen. Doch jetzt weiß ich ehrlich nicht mehr ob ich überhaupt noch was fühlen kann, für dich.“, erwiderte sie dann ruhig und blickte in das maskuline Gesicht ihres Verlobten. „Ich fühl mich hintergangen, Abraxas. Ich dachte, dass du zumindest ehrlich genug wärst um das Gespräch mit mir zu suchen und nicht wie ein feiger Hund zu schweigen.“ Doch was hatte sie eigentlich von einem Slytherin erwartet?