Seine Laune sank Schritt für Schritt und als er endlich vor der Tür des Verteidigungsklassenzimmers stand, hatte sie ihren traurigen Tiefpunkt erreicht.
Es war mitten in der Woche am frühen Abend und er hatte bei Merlin Besseres zu tun, als sich nun für eine Stunde in ein fast leeres Zimmer zu setzen und die Tafel anzustarren – Nachsitzen war scheiße. Und besonders dann, wenn es nicht seine Schuld war.
Er verzichtete auf jegliches Anklopfen, öffnete die Tür und begutachtete kritisch den Raum.
Professor Merrythought lächelte ihn selig an. Er lächelte nicht zurück. Nur weil er sich heute morgen in ihrem Unterricht mit einem dieser verflixten Slytherins in die Haare bekommen hatte, war es nun wirklich nicht gerechtfertigt ihn nachsitzen zu lassen. Verdammte Kiste.
Die Professorin beobachtete ihn weiterhin still schweigend vor sich hin lächelnd und Jensen sah sich mehr oder weniger gezwungen einzutreten. Noch war er alleine hier und er hoffte nur zu sehr, dass er seine Strafe wenigstens in Frieden absitzen durfte.
An der Tafel prangte lieblos eine sinnlose Aufgabe und verspottete ihn leise, als er sich an einem Tisch ziemlich weit vorne fallen ließ und das Seufzen, das ihm in der Kehle steckte, unterdrückte.
Na dann, auf die schönste Stunde seines Lebens.

Einige Minuten (oder Sekunden? Merlin, er war jetzt schon viel zu lange in diesem Raum!) vergingen, ehe die Tür erneut aufschwang und Jensen sich nicht einmal zum Aufblicken zwingen konnte, denn die Tischplatte war bei Weitem interessanter als die Aufgabe an der Tafel oder jedes Geschöpf, das durch die Tür kommen konnte. Eine Stimme erklang und fast wäre dem Ravenclaw dabei etwas Mageninhalt die Speiseröhre empor gestiegen. Er erkannte die Stimme sofort und musste seine Augen zwanghaft so verdrehen, dass es beinahe schmerzte. Na, herzlichsten Dank, Schicksal, denn der Abend war ja noch nicht schön genug.
War seine Laune schon ziemlich schlecht, als er hier ankam, so war sie im Vergleich zu dem Augenblick in dem sein Lieblingsfeind zur Tür hinein schneite, beinahe grandios gewesen.
Jensen hätte der Professorin, die sich erhob und den Raum verließ, am allerliebsten ein, zwei gepfefferte Worte hinterher gerufen, doch ehe er sich für die schönsten Ausdrücke entscheiden konnte, war die Tür wieder zu und eine aggressive Stille beherrschte das Klassenzimmer – schade, dass diese Stille nicht lange anhielt.
Der Adamsspross sah nun doch auf und wollte sein lautstarkes Seufzen nicht mal unterdrücken. Er begutachtete erneut die Tafel und ließ sich für einige Sekunden zu keiner weiteren Regung erweichen. Dann öffnete er den Mund, noch nicht ganz sicher, was er erwidern wollte, nur um jenen wieder zu schließen. Lestranges gekonnter Konversationsstarter war diesmal sogar Jensen zu plump.
“Erwischt.“, entgegnete er nach kurzer Bedenkzeit schließlich. Dem Slytherin wäre gut getan, wenn er sich heute nicht mit Jensen anlegen würde. Denn schlechte Laune war seit eh und je seine beste Waffe. Für Jensen hatte sich damit jegliches Gespräch erübrigt und er begann in seiner Tasche nach Pergament und Feder zu kramen. Wie viel Zeit war doch gleich vergangen? Ach was, ganze fünfzehn Sekunden! Toll.