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'tis safer to be that which we destroy
Than by destruction dwell in doubtful joy
Audrey & Buchanan // 01.06. // Abends

Vielleicht sollte sie beginnen, ihr Leben aufzuschreiben. Es hieß bei manchen würde es helfen, die Geschehnisse des Tages auf Pergament niederzuschreiben. Man könne mit ihnen abschließen und versuchen sich auf den nächsten Morgen konzentrieren, ehe man die Augen schloss und vom Traum umarmt werden würde. Aber war daran etwas Wahres? Audrey zweifelte es an. Es gab zu viel schlechtes in ihrem Leben, als dass sie mit voller Überzeugung daran glauben könnte, Geschriebenes in einem Buch unter dem Kopfkissen würde etwas bringen. Es würde nichts ungeschehen machen und noch weniger würde es einen Sinn haben, alles erneut zu durchleben und über das Warum zu philosophieren, während man schrieb. Die Gefahr bestand, dass das Buch gefunden und gelesen werden würde und alles, was man ihm anvertraut hatte wäre verloren - wer wollte das schon? Aber wenn man ganz ehrlich war gäbe es jetzt gerade, genau in diesem Moment kaum etwas über das Audrey sich in jenem Buch hätte beklagen können. Nicht die Begegnung mit Adrian am Mittag, nicht die Begegnung mit Herkules vor dem Abendessen. Sie hätte noch so viele Schüler anzünden können und trotzdem hätten ihre Seiten nur voller schöner Dinge gestanden, denn da war dieser Jemand, der es nicht einmal wusste. Vielleicht hatte er eine Ahnung davon, wenn auch nur einen Funken, doch wahrlich wissen wie es um sie stand wenn er bei ihr war tat er nicht; würde er vermutlich auch nie, denn es gab eine Sache, die zwischen ihnen klaffte wie eine tiefe Schlucht; eine Schlucht für ihn unsichtbar, denn wie konnte er etwas unausgesprochenes sehen, von dem er nichts wusste?
Gestern Abend noch hatte sie gemeint sie wäre ehrlich zu ihm und würde keine Geheimnisse haben wollen, doch wo war ihr Mut geblieben als es darum ging, über ihren Blutsstatus zu sprechen? Als der Moment da war um es auszusprechen und ihre Romanze zu stoppen, bevor etwas ernstes geschah - wenn es nicht bereits zu spät war.

Audrey zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie Keyx gestehen konnte, kein Reinblut zu sein. Es war nicht so, dass sie ihm nicht vertraute... vielleicht wusste er genau so gut wie sie, dass ihr Vater sie umbringen würde, wenn etwas davon an die Öffentlichkeit kam. Umbringen tatsächlich nicht im metaphorischen Sinne - Audrey war sich beinahe zu einhundert Prozent sicher, dass ihr Vater ihr wirklich das Leben nehmen würde, wenn sie sein Geheimnis ausplauderte. Es war viel mehr ein egoistischer und selbstsüchtiger Gedanke dahinter, dass sie es verschwieg. Was, wenn es alles zerstörte was sich zwischen ihnen aufzubauen vermag? Reinblutdynastien waren eben nicht umsonst über Jahre hinweg reinblütig gewesen.
Ironischerweise hatte sich diese Angst, dass etwas kaputt gehen könnte, ausgerechnet am heutigen Tag wieder in ihre Gedanken geschlichen. Allerdings nicht aufgrund ihres Blutstatus', sondern wegen einer Erzählung, einem Gerücht, das den Rundgang durch Hogwarts machte. Es war immer wieder interessant zu beobachten, wie schnell Worte ihren Weg durch Hogwarts vier Häuser machte und wie selten diese Worte an diejenigen herankamen, die sie betrafen. Erst Edward hatte sie darauf aufmerksam gemacht und sie vor Buchanan gewarnt, als würde sie ihn unter ihrem Bett verstecken und heimlich hervorholen, wenn niemand hinsah. Vor Perplexität hätte Audrey beinahe die Gabel mit ihrem Essen fallenlassen als Edward ihr erklärte, weshalb er diese Warnung ausgesprochen hatte. Immerhin wurde das "Audrey ist kein Reinblut"-Gerücht jetzt von einem "Audrey geht mit Buchanan aus"-Gerücht abgelöst - aber ob das so viel besser war als ersteres..?
Eigentlich gab Audrey auf Gerüchte nicht viel, auch nicht über sich selbst. Sie war auch niemand, der Gerüchte über andere weiterplauderte, wenn sie sie mitbekam. Jetzt allerdings war die ganze Sache ein wenig komplizierter, denn unvorteilhafterweise hatte sie ja seit geraumer Zeit jemanden an ihrer Seite, der es bestimmt nicht gut auffasste zu hören, dass sie mit einem anderen Mann ausging. Verständlich. Auch wenn es überhaupt nicht so war! Natürlich hatte Audrey mitbekommen, dass Keyx mit Pamela zum Tanz ging und gerne wäre sie stattdessen seine Partnerin gewesen, aber was nicht ging ging eben nicht... und vermutlich wäre jede normale Frau bei so etwas eifersüchtig geworden, doch Audrey vertraute ihrem Herzbuben und litt eher darunter, nicht selbst mit ihm tanzen zu können als darunter, dass es eine andere tat. Wie auch immer - im Anbetracht des Standes der Dinge hatte Audrey sich vorgenommen, Keyx auf dieses Gerücht anzusprechen und die Dinge richtig zu stellen bevor noch schlimmeres passierte. Ihr Mut ihn darauf anzusprechen hatte das Mädchen allerdings verlassen, als sich der Blonde beim Essen zu ihr gesetzt hatte. Vermutlich hätte sie die Gesellschaft eines Eisberges als wärmer empfunden als die Gesellschaft des Slytherins, aber das hatte sie auch nur gedacht und nicht gesagt. Für ein schlaues Köpfchen wie Audrey war es nicht schwer gewesen zu erraten, dass die Worte schon an Keyx Ohren gelangt waren und ihr Unheil angerichtet hatten und demnach... musste sie wohl oder übel die Quelle des Geredes ansprechen. Buchanan. Klasse. Sie war ja auch so unheimlich gut darin, mit Männern zu sprechen. Oder sie zu konfrontieren. Oder sie überhaupt anzusehen. Wunderbar.

Jetzt gerade stiefelte das Mädchen aus Dumbledores Büro heraus, der ihr (zum Glück) als Strafe keinen Aufsatz darüber gegeben hatte, wieso man seine Mitschüler nicht anzündete und Türen pulverisierte, sondern es lediglich bei einem Punkteabzug belassen hatte als er gemerkt hatte, dass Audrey das keinesfalls mit Absicht getan hatte. Armer Herkules.
Es war schon spät und Audrey dürfte wohl eigentlich gar nicht mehr auf den Gängen unterwegs sein. Würde sie geschnappt werden hatte sie aber immerhin eine gute Ausrede und machte sich deswegen auch keine großen Sorgen, bis... bis sie den Gemeinschaftssaal betrat. Wie erwartet war der Raum wie leergefegt und Audrey hatte sich eigentlich noch vorgenommen noch ein Weilchen vor dem Kamin zu sitzen.. aber ganz leer war es doch nicht. Da saß allen ernstes Buchanan. Gerne hätte sie ein Gebet an die Schicksalsgöttin hochgeschickt um sie zu fragen, ob sie das wirklich ernst meinte, aber sie hielt sich zurück und blieb stehen. Nachdenklich betrachtete sie den Älteren, der sie noch nicht bemerkt hatte und überlegte sich, was sie wohl zu ihm sagen sollte. Es war nicht ihre Art, wild wie einer Harpyie zu werden und dem armen Kerl gottweißwas an den Kopf zu werfen; eine Szene wollte sie ihm also nicht bringen. Für eine kurze Sekunde hatte sie darüber nachgedacht, ob sie vielleicht einfach ins Bett gehen sollte (Prokrastination war schon etwas schönes...), doch als sie sich Keyx zurück ins Gedächtnis rief seufzte sie innerlich und setzte ihren Gang fort, nur dass er nun zum Sessel führte, in dem Buchanan saß. Was tat man nicht alles für die Liebe?

"„Und in dieses Dunkel spähend stand ich angstvoll um mich sehend, zweifelnd, Träume träumend, wie sie noch kein Mensch geträumt bisher. Ungebrochen war das Schweigen, und die Stille gab kein Zeichen. Nur ein Wort ließ mich erbleichen, das geflüstert drang zu mir. Dieses Wort Lenorì, das selber ich gesprochen, raunte mir jetzt ein Echo zu, nichts mehr.“", zitierte sie mit ruhiger Stimme als sie hinter Buchanan vorbei ging und sich in den Sessel ihm gegenüber niederließ. Sie legte ihren Umhang auf ihren Schoß ab und ruhte den rechten Arm darauf aus, wo sie ihn der Wunde wegen noch nicht schmerzfrei bewegen konnte, während der linke Ellbogen sich auf die Armlehne stützte und ihre Hand sich an ihre Wange legte. Mit geneigtem Kopf sah sie Buchanan entgegen und fuhr fort, ehe er reagieren konnte. "Es ist überwältigend wie schnell Dinge die man tat oder sagte sich gegen einen selbst wenden und in selber Form zurückgeworfen werden, nicht wahr, Mister Rosier?", murmelte Audrey nachdenklich und fuhr sich mit der Zunge kurz über die Unterlippe. "Ich hege großes Begehren zu Poe und seinen Werken, falls Sie sie kennen. Wenn nicht empfehle ich, sich einmal "Der Rabe" durchzulesen. Ein wahres Meisterwerk. ... Was löst nach allgemeinem Empfinden tiefste Melancholie aus? Und wo ist jene tiefste Melancholie dichterisch am tiefsten zu fassen?" Sie ließ eine kurze Pause um ihren Worten Tiefe zu verleihen, dann fuhr sie fort. "Wo sie sich am engsten mit Schönheit vereinigt. Der Tod einer schönen Frau vermag also der Höhepunkt aller Poesie zu sein... und wessen Lippen eignen sich besser um jenes Leid zu erörtern als die des vereinsamten Liebenden?"
Audrey lehnte sich im Sessel zurück und sah Buchanan abwartend entgegen.
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deep within there is a human
My mind's lost with nightmares streaming, Waking up, kicking, screaming
Take me out of this place I'm in, Break me out of this shale case I'm in
AUDREY &&. BUCHANAN ;  Küss' die Hand, schöne Frau




Eine Ewigkeit hatte er dort vor dem Flügel gesessen. Gewartet bis das schwarz und weiß der Klaviatur zu einem undefinierbaren Gemisch aus Farben wand und nichts erkennbares für den jungen Mann zurückließ. Keine Tasten auf denen er zu spielen glaubte, nur das Durcheinander von weiß und schwarz, das sich ins endlose zog, bis er die Augen schloss und die vermeintliche Stille auf sich wirken ließ. Stumm sitzend, in tiefe Zweifel und Trauer gehüllt wäre es ihm lieber gewesen, sein Leben wie das jedes passionierten Pianisten, hätte geendet bevor ein ersichtlicher Höhepunkt erkennbar gewesen wäre. Dumpf hatte er schlichtweg verlangt, dass ein letztes Feder Kratzen hinter seiner Geschichte das Ganze für beendet erklären würde. Ein kurzes Leben, gefüllt mit allerhand Tragödien an denen sich später noch dutzende ergötzen könnten und die selbst ein Shakespeare gern in Worte gefasst hätte um das Leiden des Jungen in Worte zu formen, um ihn nicht in dem Glauben vergehen zu lassen, dass es alles umsonst war.
Die Augen mit einem tiefen Seufzen wieder öffnend, schien er die Dunkelheit um sich herum kaum wahrzunehmen. Ächzend richtete er sich auf, zwang sich wieder ins hier und jetzt zurückzukommen. Die Lider schwer, wie Blei schienen sie unmöglich noch einen Augenblick offen bleiben zu können und es dauerte einen schier endlosen Moment, bis sich der Dunkelhaarige aufgerafft hatte. Mit einem weiteren Blinzeln schien auch das Mobiliar um ihn herum wieder Gestalt anzunehmen. Auch wenn er es sich nicht zu sehr anmerken lassen wollte, konnte Buchanan nicht behaupten, dass er seine Müdigkeit nicht länger spüren konnte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dass er das letzte Mal richtig geschlafen hatte und sein Schädel brummte von dem Buch das ihn am Hinterkopf getroffen hatte, sowie der Lautstärke, der er in Hogwarts schier ständig ausgesetzt war.

Der Weg bis zum Gemeinschaftsraum erschien ihm beinahe endlos und die Angst davor, dass er Marius oder schlimmer noch dessen Bruder begegnen konnte, trieb ihn nach Draußen auf den Innenhof. Verlassen vom Zeitgefühl und dem dringenden Bedürfnis jetzt noch nach Rubina oder gar Akysa zu suchen, ließ er sich auf eine der Bänken nieder und hoffte, dass zumindest die frische Luft ihm diese Gedanken austreiben würde. Nicht auszudenken, was auch nur eine von ihnen denken würde, wenn er nun zu ihnen käme. Kaum Herr seiner Sinne würde er sicherlich wenig intelligentes von sich geben und keine der Beiden wäre lange froh es mit ihm aushalten zu müssen.
Aber der Rosier sehnte sich nach Gesellschaft, die ihn nicht verurteilen würde und die keine Fragen mehr stellte.
Leider nur hatte er jene verloren, die in all den Jahren immer prädestiniert für diese Art von Gesellschaft gewesen war.

Als er in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte, schien keine Menschenseele mehr in diesem auffindbar. Der Verlust seines Zeitgefühls plagte sein Gemüt und nur noch mehr schien die Erschöpfung seine Nerven, wie ein Seil langsam zu zerzwirbeln, ehe nichts mehr, als dünne Fädchen davon übrig waren. Aber er wollte nicht schlafen. Der Rosier kannte sich selbst gut genug um zu wissen, dass er keine Ruhe finden würde, wenn er nun ins Bett zurückkehren würde. Träume, undurchschaubare Realitäten wie aus Rauch, würden ihn nur wieder mit seinem Talent für die Inszenierungen seiner Ängsten konfrontieren. Das letzte was er wollte wäre nun zu Bett zu gehen und sich entscheiden zu müssen, welche Welt er grauenvoller finden würde. Ihm fehlte die nötige Vernunft um zu sagen, ob sich nicht gar am Ende einer seiner Albträume besser machen würde, als das hier.

Langsam ließ er sich auf das Sofa vor dem Kamin allen, kramte in seinem Jackett nach dem vertrauten Büchlein und atmete erleichtert auf, als er dieses in den Händen hielt. Geübt griffen die Finger vorbei an den zerlesenen Seiten direkt nach der Fotografie, die zwischen den Seiten hing. Jene vorsichtig betrachtend, wie eine Seite aus dem Buch heraus, lächelte er leicht, als er die vertraute Szenerie erblickte. Töricht welch augenscheinlich beruhigendes Gefühl das Bildnis auf ihn ausübte. Nicht im Ansatz glaubwürdig und noch weniger nachvollziehbar, hatte er stets versucht sie vor anderen Augen zu verstecken, als fürchte er, dass am Ende nur hinaus käme, dass es nichts wahr; nicht mehr als eine Fotografie. Eine Aufzeichnung eines Moments, nicht mehr als eine Erinnerung und doch für Buchanan war es gleichsam alles was er sich selbst an Besitz mutmaßte. Sein Lichtfunke am metaphorischen Ende des Tunnels und welch Wagnis er doch ging, wenn er jenes mit sich herumführte. Könne man doch am Ende ganz leicht auf seine Familie schließen, wenn er verstarb. Verräterisch, wäre er in einem Angriff wie auf Hogsmeade umgekommen und dennoch war es das Einzige, was er bei sich haben wollte, ein es einmal zu Ende gehen sollte.

Hätten ihn die Schritte schon alarmieren müssen, war es erst ihre Stimme, die ihn aufblicken ließ. Zusammen gezuckt, wie ein ängstliches Reh, dass den Schuss vernommen hatte, fuhr sein Blick beinahe nervös herum, derweil das Buch zugeklappt wurde und die trügerische Hoffnung zwischen den Seiten verschloss.
Wahrscheinlich hatte er mit jedem Gesicht gerechnet, außer dem ihren.
Den Blick auf die Jüngere geheftet sah er dabei zu, wie sie sich ihm gegenüber setzte und zeigte auf Grund ihrer Worte lediglich ein müdes Lächeln. ,,Für Höflichkeiten jeglicher Art ist es zu spät und ich bin dafür definitiv zu erschöpft. Auch wenn ich noch nicht darüber hinweg bin, dass du mich gerade angesprochen hast ohne auf meine Krawatte zu starren’’, antwortete er gerade heraus und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.
,,Wobei ich nicht behaupten kann ein Freund Poes zu sein. Dichtkunst hin oder her, so mag ein Mann, der über einen mordenden Primaten schreibt sicherlich nicht in meinen Augen an Wert gewinnen, nur weil er sich auszudrücken weiß’’, murmelte er und dachte an eines der Bücher, die ihm die hohe Kunst der Analyse vollkommen verdorben hatten. Das Schachspiel zusätzlich dazu. Wahrscheinlich war er allen voran wegen der Bemerkung über Schachspieler so schlecht auf Poe zu sprechen das und der mordende Affe gaben ein wirklich herrliches Bild von dem Künstler.
,,Ich schätze, dass ich für einen Autoren wie ihn, einen fantastischen Schatten werfen würde. Wahrscheinlich würde er aus meinen Liebeleien mehr Tragik kitzeln, als je darin vorhanden war und mehr Liebe in meinen Worten finden, als man in der vermeintlichen Distanz erkennen würde'', murmelte er und dachte daran, wie harsch er stets zu der Oakley gewesen war und dennoch.. Sie hatte es stets vermieden über ihn zu urteilen und hatte sich an seiner Nähe ebenso ergötzen können, wie er an der ihren. Dennoch.. verspielt.
,, Sollte ein solcher tragischer Held dann die Möglichkeit ergreifen einen anderen vor dem selben zukünftigen Leid zu wahren? Und schlimmer noch, wenn er es vielleicht bereits mit seinen Worten tat, aber besagte Leidtragende nicht weiß, dass es ihrem Wohl galt, wäre er nicht gerade dann wieder der tragische Held und würde erst an seinem Ende vollkommen verstanden werden?'' Er ließ das ganze eine Weile im Raum stehen, allerdings übernahm der Dunkelhaarige wohl die Beantwortung der Frage selbst.
,,Wenn sich die Dinge immer wieder und wieder gleich abspielen, dann ist unser Gespräch paradox und du solltest gehen, bevor ich meiner Rolle schade.’’
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re-enect your legendary tragedy
And do to me what has been done to you
Is that the only point to all this misery?
Audrey & Buchanan // 01.06. // Abends

Mit aufmerksamen Blick sah die Schlange jener älteren entgegen. Ein kurzes Lächeln kräuselte sich auf ihren Lippen und sie neigte den Kopf leicht zur Seite, als der Ältere gewisse Höflichkeitsfloskeln ansprach. Nahm es den Floskeln nicht den Sinn auf sie zu verzichten gerade in den Momenten, in denen es besonders angebracht wäre, auf sie zurück zu greifen? Waren sie nicht gerade dafür da, eine gewisse Contenance zu bewahren während es die Situation an sich nicht zulassen würde? Audrey behielt auch nach seinem Kommentar ihre Lächeln aufrecht. "Verwunderlich, wie leicht man jemanden mit unerwartetem Verhalten überraschen kann, nicht wahr, Sir?", entgegnete sie ruhig und wunderte sich beinahe selbst schon darüber, dass sie so leicht mit ihm sprechen konnte. Vermutlich war das der berühmte Adrenalinrausch oder so etwas in der Art, und würde sie später im Bett liegen würde sie sich den Kopf gegen die Pfosten schlagen wollen während sie das Treffen Revue passieren ließ. "Zu meiner Verteidigung müsste man sagen, dass die jetzige Situation wohl nicht ganz so... unvorhergesehen über mich hereinbrach wie unser letztes Gespräch und ich meinen Blick deswegen vielleicht von Ihrer entzückenden Krawatte ablenken kann... Aber Verteidigen erscheint mir in diesem Moment recht sinnlos, wo doch so viele Helden darauf warten, mich vor Schlangen zu schützen." Sie ließ die Bedeutung hinter der letzten Aussage offen und lehnte sich im Sessel zurück. Nachdenklich fuhr ihr rechter Zeigefinger den Saum des Schlangenwappens auf ihrem Umhang entlang, dann sah sie von ihrem Schoß wieder auf. "Ich hoffe doch, dass ich Sie nicht davon abhalte zu Bett zu gehen?", fragte die Blondine dann und zog leicht die Augenbrauen zusammen, während sie Buchanan mit einem kurzen Blick musterte. Müde sah er allemal aus und auch wenn Audrey wirklich gerne mit ihm über das Gesagte sprechen wollte würde sie ihm nicht seinen Schlaf rauben wollen.

Es war wirklich schwer, es sich mit Audrey Hallway zu verscherzen. Tatsächlich war sie eine viel zu gutmütige Person als dass sie lange über jemanden verärgert sein könnte. Nicht einmal ihren Vater hasste sie wirklich inständig und das sollte wohl bereits viel aussagen. Es erschlich sie aber das Gefühl, dass Buchanan durchaus eine Chance hatte von ihr nicht gemocht zu werden, sollte das was er für seine Zwecke verbreitete tatsächlich einen Keil zwischen sie und Keyx treiben. Unvoreingenommen wie sie eben war und stets in Gespräche ging hielt sie diese Option aber nicht für Buchanans Intention, etwaige Gerüchte zu verbreiten. Es würde sich im Laufe des Gespräches zeigen ob Audrey mit ihrer Vermutung richtig lag oder ob Buchanan tatsächlich einfach nur Spaß daran hatte, Menschen zu zerreißen.
Schweigend hörte die Hallway dem Älteren bei seiner Erläuterung zu, weshalb er Poe nicht zu seinen Lieblingsdichtern zählte. Immerhin hatte er von ihm gehört, das war zumindest ein Anfang. Das höfliche Lächeln war ihrem Gesicht noch nicht gewichen und als er zu Ende gesprochen hatte nickte sie kurz. "Nun, was wäre die Welt ohne verschiedene Geschmäcker?", murmelte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, ehe die Hand wieder auf ihrer Wange ruhte. Bereits bei ihrem Gespräch auf dem Astronomieturm war Audrey bewusst geworden, dass man sich mit dem Rosier wohl tatsächlich unterhalten konnte. Kein oberflächlicher Wortaustausch wie es bei normalen Gespräch war; viel mehr mit einer gewissen Tiefe und Worten zwischen den Zeilen gespickt. Ihr Blick änderte sich deswegen in einen abschätzigen Ausdruck ehe sie kurz schmunzelte und zu einer Antwort ansetzte. "Ist es nicht gerade die Übertreibung der Tatsache, die das Werk ausmacht? Oder sollte man tatsächlich davon ausgehen, dass die Liebe zwischen Romeo und Julia und ihr Leid dermaßen kraftvoll und überwältigend waren?" Für einen Moment erwischte sie sich dabei wie sie darüber nachdachte, welches Leid dem Rosier wohl schon widerfahren war.
Während die Stille sich zwischen ihnen ausbreitete dachte Audrey über die Worte Buchanans nach. Langsam beschlich sie das Gefühl, dass sowohl der Rosier als auch der Nott nichts besseres in ihrem Leben zu tun hatten als sich gegeneinander auszuspielen und Herzdamen vor dem anderen warnen zu wollen. Ein stetiges Katz-und-Maus-Spiel, das wohl kein Ende finden würde bis sich ihre Wege trennten - wenn überhaupt. Bei diesem Gedanken musste sie unweigerlich leicht lächeln, schüttelte dann den Kopf kaum merklich und damit auch das Lächeln aus ihrem Gesicht. Gerade als sie zur Antwort auf seine Frage greifen wollte übernahm er jenes bereits selbst. "Oh, es wäre ein Jammer, würden Sie aus Ihrer Rolle fallen, Sir, wo Sie Sie doch so gut beherrschen." Irgendetwas funkelte in Audreys Augen auf und sie blickte von Buchanan weiter zum Feuer im Kamin. "Vielleicht ist der tragische Held auch gefangen in seiner tiefen Trauer des Verlustes seiner Liebsten wegen und zu geblendet von seinem Stolz und seinem Egoismus um zu erkennen, dass er dem Anderen das selbsterlebte Leid zufügt?", warf sie ein und blickte von Feuer wieder zu Buchanan. Einen Moment blickte sie ihm still entgegen, dann lachte sie wieder leicht. "Das ist das Schöne an der Lyrik - es gibt so viele Möglichkeiten, sie zu interpretieren...", sprach die Schlange leise und nahm damit oberflächlich den Ernst wieder aus ihrer Aussage, die unverkennlich direkt auf Buchanan bezogen gewesen war.

Würden sie so weiter machen würden sie noch am Morgen hier sitzen - und so gerne Audrey auch philosophierte und dahinredete musste sie wohl oder übel klar sprechen um klare Antworten zu bekommen.
Grübelnd verzog sie kurz den Mund, dann lehnte sie sich in ihrem Sessel wieder leicht vor. "Ich finde es erstaunlich, dass wir beide in letzter Zeit so viel Zeit miteinander verbringen, und ich Sie immer noch nicht duze.", sprach sie in aller Seelenruhe und schenkte Buchanan dann ein amüsiertes Lächeln. "Vielleicht sollte ich also anfangen dich Buchanan zu nennen. Oder vielleicht Buck? Wie nah stehen wir beide uns noch gleich?" In ihrer Stimme lag weder Ärger, noch Schalk oder Provokation. Lediglich Ruhe, als würde sie mit ihm normal über das Wetter sprechen oder darüber, wie wohl die kommenden Prüfungen aussehen würden.
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AUDREY &&. BUCHANAN ;  Küss' die Hand, schöne Frau




Der Ältere sah davon ab irgendein Verhalten als besonders seltsam oder abwegig für jene Person zu bezeichnen. Die meisten Bewohner dieses grauenvollen Orts, kannte er nicht einmal gut genug um zu behaupten, dass er erfreut wäre, wenn sie ihn beim Vornamen ansprechen. Zu behaupten, dass er wusste was für irgendjemanden üblich oder unüblich wäre, würde ihm die ganze Unbeschwertheit nehmen, die er aus dieser Fremde nahm. ,,Ist die Überraschung denn das plötzliche Aufgeben von Dogmas? Oder obliegt der Überraschung eher der Tatsache, dass ich nicht weiß was diese Veränderung hergeführt haben könnte?’’ In ihrem Fall wohl ganz klar letzteres. Wenn Buchanan ehrlich hätte urteilen müssen, war er sich nach ihrer ersten Begegnung ziemlich sicher gewesen, dass die Hallway ebenso langweilig und fad war, wie eine jede ihrer Mitschülerinnen. Nichts mehr als die kleinen, hübschen Puppen ihrer Eltern und wahrscheinlich grade deswegen erschreckend ermüdend. Auslaufmodelle hatten dabei weitaus öfter seine Aufmerksamkeit.
Die nächsten Worte sorgten dafür, das die Belustigung sich deutlich erkennbar auf seiner Miene breit machte, ehe er sie mit einem Kopfschütteln los wurde. In seinen Jahren hier im Haus der Slytherins war er sich inzwischen ziemlich sicher welchen von ihnen man ernst nehmen sollte und welche von ihnen nur schauspielerten. So beunruhigend, wie es auch schien, war eben ein Großteil der Jungen doch nur eifrige Spieler und die wenigsten davon würden außer einem grimmigen Gesichtsausdruck auch etwas zustande bringen; bedauerlich, echte Konkurrenz hätte ihn immer erheitern können.
,,Dann lasst euch unter all den Helden nicht zu aller erst vom Wolfs im Schafspelz einlullen’’, murmelte er nachdenklich. Langsam legte er das Buch in seiner Hand zur Seite und widmete der jungen Frau jetzt gänzlich seine Aufmerksamkeit, beinahe als würde es ihm dann leichter fallen zu verstehen, was hinter dem hübschen Gesicht vorging.
Was ihre Bedenken hinsichtlich seines vermeintlichen Schlafes ging, machte er lediglich eine abwehrende Handbewegung und versuchte damit anzudeuten, dass er auch noch genug Schlafen konnte, wenn er tot war. Außerdem gab es wirklich viele Orte zu denen es ihn nun zog, der Schlafsaal war keiner davon.

Kurz schien er darüber nachzudenken ihr ganz offen seine Meinung bezüglich der verschiedenen Geschmäcker zu offenbaren, beschloss aber das dies eindeutig ein Thema war, das er nur anschneiden würde, weil er zu erschöpft wäre um es zurückzuhalten. Dennoch war er sich absolut sicher, dass die Welt weitaus einfacher wäre wenn so Mancher seine Meinung für sich behielt. Es war immer wieder erschreckend, wie viel Unfug aus einem Mund kommen konnte.
Der Rosier ertappte sich dabei, wie er an Oakley dachte, als die Thematik auf Romeo und Julia fiel. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen versuchte er sich ihr Gesicht im Kopf zu behalten, wie sie gelächelt hatte und versuchte einmal mehr die vermeintlich negativ behafteten Aspekte fallen zu lassen. ,,Der Mensch ist dazu veranlagt stets Schmerz und Leid wirklicher wahrzunehmen, als Glück und Freude. Leid ist etwas so persönliches, dass wir den Wert davon ein dutzend Mal intensiver wahrnehmen, weil wir Glauben, dass es nur uns ganz allein gilt. Unser kleines Wehwehchen, es verhält sich da weitaus ähnlich mit der Liebe. Auch wenn man sich immer fragt, wie der gegenüber einen wahrnimmt sind diese Gefühle trotzdem etwas vollkommen privates.’’ Sein Blick verfing sich an dem Arm der Jüngeren, der dort stocksteif ruhte und nicht einmal im entferntesten in die Bewegung des Anderen einfiel. Ganz persönliches Leid, sein Blick glitt zu dem Buch an seiner Seite und er dachte an die Fotografie zwischen den Seiten. Der kurze Hauch von Verbitterung verging von seinem Gesicht, bevor er weitersprach und dennoch fühlte seine Zunge sich seltsam belegt an.
,,Romeo, wie Julia. Leid und Liebe sind ihnen so fremd, dass es sie wie ein Schlag trifft, erst die Vollkommenheit ihrer Liebe und dann? Der nächste Schlag sogleich. Ihr so unüberwindbares Schicksal, ihr Leid so groß und bevor sie die nötige Distanz entwickeln konnten ist ihr kurzes Leben schon beendet. Fraglich ob die Geschichte einen ähnlichen Werdegang gehabt hätte, wenn einer von ihnen schon im Ansatz wirkliches Leid erfahren hätte.’’ Erneut der Blick auf ihren Arm, ehe er hoch in ihr Gesicht sah. Der Dunkelhaarige verengte die Augen nur für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er sich im Sofa zurückfallen ließ. Den Kopf nach hinten sacken lassend begann er sich erneut die Schläfen zu massieren.

Es war dem Slytherin nicht vergönnt zu wissen, was sie über ihn wusste, geschweige denn, wie sie ihn sah und so konnte er nicht im geringsten wissen, ob sie tatsächlich eine Ahnung hatte, wie gut er eine seiner Rollen beherrschte.
Der Ältere beantwortete ihre Frage nicht, dachte nicht im geringsten daran, dass sein wahres Leid aus dieser gescheiterten Liebe ihren Ursprung fand, wusste er es ja eindeutig besser. Gleichermaßen könne man ihn sicherlich als Stolz bezeichnen, aber egoistisch? Die Brauen des jungen Mannes zogen sich zusammen, derweil er noch immer nach Oben an die Decke sah, als würde er da die Antworten auf ihre Fragen finden. ,,Hmm’’, brummte er lediglich zur Antwort und brauchte einen Moment, ehe er sich aufsetzte und den Blick wieder auf die junge Frau warf.
,,Wir können im Leben alles interpretieren. Sicherlich gibt es ein paar Tatsachen, die dabei nicht umgeschrieben werden können, aber dennoch hat beinahe alles eine versteckte Bedeutung. Das Sofa ist eindeutig schwarz, das wird sich nicht ändern. Und das Mädchen das sich vor allen Schüchtern zeigt und jeglichen Gesprächen aus dem Weg geht? Ist sie wirklich Schüchtern oder gibt es etwas das sie eingeschüchtert hat? Ist der stolze Franzose wirklich stolz? Oder gibt es nur einen Grund warum er Formen von Stolz imitiert? Es gibt für alles mehr als nur eine Perspektive, ich fürchte um die Antworten zu kennen brauchen wir sie alle.’’ Beinahe verdächtig anklagend richtete sich sein Blick auf ihren Arm, der so lieblos auf ihrem Schoß ruhte. In all den Jahren hatte er sich noch nie gescheut die Wahrheit zu sagen, wenn er danach gefragt worden war. Der Rosier hatte so viele Lügen in seiner Familie gehört, dass er es irgendwann Leid gewesen war und ganz gleich, wie schockierend Ehrlichkeit auch sein mochte, hatte er sich in dieser immer wohler gefühlt, als überall sonst. Damit den meisten seiner Mitschüler schon von Beginn an auf die Füße tretend, hatte er sich beinahe ein Paradies aus Ruhe und Einsamkeit geschaffen, bis Oakley es mutwillig zerstört hatte. Jahrelang hatte ihr diese Ehrlichkeit nie etwas ausgemacht und jetzt? Jetzt war es diese plumpe Ehrlichkeit und Rationalität seinerseits gewesen, die ihrer Verbindung geschadet hatten und sie nun auseinander trieb.

Als Audrey so, mehr oder minder, charmant zum Punkt zu kommen schien, wandte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht von verwirrt, zu belustigt, ehe er ein Stück zur Seite rutschte. Während sie scheinbar die Ruhe zu bewahren schien, war der Schalk sichtlich in seine Züge getreten und er deutete auf den Platz neben sich. ,,Ich fürchte ein Kosename wäre unglaubwürdig’’, murmelte er und schüttelte den Kopf.
Der Ältere wartete noch einen Moment, bis sie sich zu ihm setzte und nutzte die kurze, wirklich willkommene Gelegenheit um sie sich genauer zu besehen. Natürlich hatte er aus allerlei verschiedenen Mündern gehört, was passiert war und schien nun nicht wenig überrascht sie eben genau so auch vor sich sitzen zu sehen. Auch wenn er normalerweise nicht unbedingt diesen Geschichten glauben würde, konnte er nicht anders als ihn in diesem Moment still beizupflichten. Trotzdem war das nicht der Grund gewesen, weswegen er diese Geschichte begonnen hatte.
,,Hör zu, ganz gleich was er gesagt hat, was du gehört hast. Ich bin darüber hinweg, dass er sie heiraten wird und ich will nur nicht das selbe Leid zweimal sehen. Ich habe schon einmal eine sehr junge Frau gesehen, die ihr Glück riskiert für einen Vergebenen Spinner, der es ganz schön fand auf die letzten Tage noch ein bisschen Freiheit genießen zu können, Audrey ich will nicht, dass das auch deine Rolle ist. Zwing mich nicht dazu eingreifen zu müssen.’’
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comatose
Johnny Cash said love would burn
I never thought it'd hurt this bad
Audrey & Buchanan // 01.06. // Abends

Nachdenklich beobachtete Audrey den älteren Schüler aufmerksam. Buchanan war eine Person, die sie noch nicht einzuschätzen wusste. Vielleicht war es das, was den Rosier so interessant machte - Audrey wusste es nicht. Auf jeden Fall grenzte er sich von anderen Schülern der Schule ab und damit hatte er Audreys Aufmerksamkeit sowieso schon für sich gewonnen. Sie entgegnete auf seine Antwort nichts außer einem "Hm.", denn sie war sich ziemlich sicher, dass Buchanan von alleine darauf kommen konnte, weshalb sie nun mit ihm sprach. In dieser Art und Weise. Man musste nur kurz seine grauen Zellen anstrengen und den Tag Revue passieren lassen, dann würde man wohl oder übel darauf kommen. Natürlich war es nicht im geringsten hilfreich, dass sie nun hier mit ihm saß. Es müsste nur der falsche Jemand die Treppen herunter kommen und die ganze Situation würde komplett falsch wirken - aber trotzdem für voll genommen werden. Das wäre etwas, was für ihr ganzes Vorhaben durchaus kontraproduktiv sein würde vor allem weil sie den Inhalt des Gerüchts damit direkt im Kern bestätigen würde. Hmpf. Man konnte also nur hoffen, dass ihnen niemand begegnen würde.
Buchanan legte sein Buch zur Seite und widmete sich Audrey nun komplett, was sie wohl in jeder anderen Situation beunruhigt hätte, jetzt jedoch nicht störte. Es war schon überwältigend, was der richtige Anreiz für etwas ausmachen konnte. Sie dachte einen Moment über seine Worte nach und wurde von dem Gedanken beschlichen, dass er mit Wolf im Schafspelz den Nott meinte. Natürlich, schließlich musste man seine kindliche Feindschaft bei jeder Gelegenheit weiterspielen. Ob ihm wohl bewusst war, dass er selbst sich gerade eher als Wolf entpuppte? Vermutlich nicht. "Ich glaube das Knurren eines Wolfs kann man noch immer vom Mähen der Schafe unterscheiden.", entgegnete sie schlicht und zuckte leicht mit den Schultern. Buchanan entpuppte sich als ausgesprochen guter Knurrer.

Audrey verengte kaum merklich die Augen als der Blick ihres Gegenübers auf ihren Arm wanderte. Es war nicht zu übersehen, dass sie jenen nicht bewegte, nicht im geringsten. Auch die roten Linien an ihrem Hals waren nicht zu übersehen, allerdings schien Buchanan sich seine Gedanken zu machen und jene nicht auszusprechen - zumindest nicht direkt. Die Liebe rückte bei seinen Worten in den Hintergrund und es wurden eher Schmerz und Leid thematisiert, was Audrey kurz leicht schmunzeln ließ. Schmerz und Leid waren relative Begriffe; was für den Einen Schmerz bedeutete war für den Anderen nichts weiter. Wieder kam die Frage auf, welchen Schmerz Buchanan wohl schon hatte erleben müssen und inwiefern sie jenen Schmerz nachvollziehen könnte.
Auch trotz seines Blickes konnte Audrey sich nicht dazu aufraffen, ihren Arm zu bewegen. Eigentlich tat man sowas ja aus Prinzip um zu zeigen, dass es ja gar nicht so schlimm war, aber die Hallway war gerade froh darüber, dass sie kein stechendes Pulsieren von ihrem Handgelenk bis hoch zu ihrer Schulter spüren musste und nur um Buchanan irgendetwas zu beweisen, was nicht stimmte, würde sie das nicht wieder in Kauf nehmen. Audrey erwiderte seinen Blick und beobachtete wie er sich zurückfallen ließ und sich die Schläfen rieb. Sie richtete ihren Kopf wieder gerade und musterte den Älteren, ehe sie das Wort ergriff. "Und wie definieren Sie 'wirkliches Leid', Mister Rosier?", fragte sie schlicht und wandte den Blick nicht von ihm ab.

Doch - tatsächlich. Da keimte ein kleiner Spross Ärger in der Hallway auf. Sowas passierte zwar nur selten, aber es sollte doch vorkommen, und der Rosier war auf gutem Weg den Spross zu einer wild um sich schlagenden Teufelsschlinge entwickeln zu lassen. Nicht wegen seiner Worte - Audrey fühlte sich eigentlich nur selten durch Worte angegriffen, schließlich konnte man über sowas ja drüber stehen. Viel mehr, durch das was er tat und wie er sich verhielt. Er erzählte Dinge im Schloss herum die nicht nur Pamela, sondern auch Audrey und Keyx schadeten und saß nun hier und hatte nicht einmal den Anstand, von allein darauf zu sprechen zu kommen. Stattdessen hielt er ihr einen Vortrag über Interpretationen und langsam kam ihr das Gefühl, dass Buchanan tatsächlich nicht klar war, was seine Worte bedeuteten und was sie hatten anrichten können.
Was sie allerdings gerade wirklich am meisten störte waren seine Blicke zu ihrem Arm. Es war schlichtweg unhöflich und zu einem gewissen Grad respeltlos, schließlich war Audrey (oder genauer: ihr Arm) kein Ausstellungsstück in einem Museum, die angeglotzt werden konnte wie man es gerade so wollte. "Und, wie würden Sie das Nicht-Bewegen meines Armes interpretieren, der Ihre Aufmerksamkeit so stark auf sich zieht?", schleuderte sie ihm also entgegen, allerdings doch ruhiger als sie sich eigentlich fühlte. "Natürlich rein aus Ihrer Perspektive der Dinge, denn andere haben Sie ja nicht." Hatte er überhaupt die Möglichkeit, sich andere Perspektiven vorzustellen und sich in sie hinein zu versetzen? Audrey hatte diesen Eindruck nicht.

"So nah stehen wir uns dann doch nicht?", fragte sie nach und stand höflichkeitshalber auf um den Platz zu wechseln. "Schade, wirklich enttäuschend.", murmelte sie als sie sich neben ihn auf das Sofa niederließ. Ihr Umhang wurde wieder über ihren Schoß gelegt und ihr Arm darauf, ehe sie sich Buchanan zuwandte. Sein Mustern entging ihr nicht und sie musste zugeben, dass sie zwar auf ein solches Gespräch mit ihm vorbereitet war, allerdings nicht darauf, dass sie auch neben ihm sitzen würde. Das brachte das Ganze schon wieder in eine ganz andere Dimension und das Mädchen spürte, wie sich um sie herum wieder ihr typisches Verhalten aufbaute. Gerne hätte sie ihre Finger ineinander verhakt, doch dafür müsste sie ihre rechte Hand bewegen und darauf wollte sie verzichten. Audrey lenkte ihren Blick von ihm weg zum Feuer, bis er sprach.
Viel zu schnell huschte die Aufmerksamkeit wieder zurück zu Buchanan. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben und sie puzzelte innerlich seine Worte zusammen, bis sie für sie Sinn ergeben würden - denn das taten sie bis jetzt noch nicht. Welcher "er" sollte welche "sie" heiraten? Zuerst hatte sie Pamela im Sinn, schließlich war sie wohl wichtig für Buchanan, doch das hatte nichts mit Audrey zu tun. Lediglich...
Oh.

Man konnte den exakten Moment ausmachen, in dem sie realisierte, was Buchanan da gesagt hatte. Der exakte Moment, in dem alles was vorher gesagt wurde plötzlich Sinn ergab und in dem sich das kalte, verzeehrende Gefühl in ihrer Brust ausbreitete, das ihr für den Moment alles nahm, woran sie sich eigentlich festgehalten hatte. Zu perplex war sie um den Blick von Buchanans Augen zu nehmen, wo sie gerade jetzt seinen Blick eigentlich gerne meiden würde. Wie dumm war sie auch gewesen? Sie hatte wohl einfach ein Händchen dafür, zu interpretieren. Vor allem wenn es darum ging zu viel in etwas bestimmtes hineinzuinterpretieren. Sie hatte sich Sorgen über ihren Blutsstatus gemacht während seine Zukunft bereits beschlossen war - und bewusst verschwiegen wurde.
Der Ärger über Buchanans Verhalten war verflogen und sie blinzelte ein paar Mal, ehe sie den Kopf wieder zum Feuer drehte. Nicht weinen. Nicht. Weinen. Wenn sie sich ablenkte von dem Gedanken, dass Keyx tatsächlich nur seine Freiheit hatte genießen wollen, vielleicht würden dann keine Tränen kommen. "Ich glaube die Rolle spiele ich bereits, Buchanan.", murmelte sie und zwang sich zu einem kalten Lachen, das sich zu schnell in ein leises Schluchzen wandelte. Audrey legte die Hände über ihr Gesicht, hob dafür sogar ihren rechten Arm, und stützte sich auf ihre Knie. Die Tränen kamen trotzdem, denn das Bild seines Gesichts wollte nicht aus ihrem Kopf verschwinden.
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deep within there is a human
My mind's lost with nightmares streaming, Waking up, kicking, screaming
Take me out of this place I'm in, Break me out of this shale case I'm in
AUDREY &&. BUCHANAN ;  Küss' die Hand, schöne Frau



Der Rosier konnte nicht einschätzen inwiefern die Andere wirklich gut und böse unterscheiden konnte. Die Leichtigkeit mit der sie ihre eigenen Fähigkeiten dahingehend schmückte schien ihn eher genau das Gegenteil glauben zu lassen. Letztlich zuckte er nur mit den Schultern, überließ ihr selbst das zu Glauben was ihr leichter fallen würde. Schließlich wären es am Ende nicht seine verletzten Gefühle.
Inwiefern sie also wirklich ermessen konnte wer ihr etwas böses wollte überließ er gänzlich ihren eigenen Einschätzungen. Nicht einmal vorwerfen, dass er sie nicht gewarnt hätte könnte man am Ende noch. Für seine Verhältnisse hatte er längst sein Möglichstes getan, vielleicht gar mehr als das und an seinen ehrenvollen Absichten wäre nicht länger zu zweifeln.

Kurz ein deutliches Zucken in seinem Gesicht, als sie ihn ausgerechnet nach seiner Auffassung von Leid fragte. Unweigerlich musste er zugeben, dass er sich selbst in diese Lage bugsiert hatte, aber nicht im geringsten daran interessier war diese aufzulösen. Stattdessen erlaubte er sich einen weiteren Augenblick des Schweigens, hatte die Augen noch geschlossen und stoppte die Bewegung in Richtung seiner Schläfen. Buchanan hätte gelogen, wenn er leichtfertig seine Worte gewählt hatte. Dutzende Erinnerungen tummelten sich schlagartig in seinem Hinterkopf, standen Schlange darum endlich wieder genug beleuchtet zu werden und auch wenn es sie zu tausenden gab, diese Erinnerungen die ihm schmerzvoll und leidvoll vorgekommen waren, kam ihm keine greifbar genug vor. Dutzende Versionen seines Vaters schienen sich um den Platz in der Sonne zu streiten, ehe sie doch wieder an Boden verloren wenn es um wirkliches Leid ging. Das Offensichtlichste zu nehmen kam ihm beinahe zu banal vor. Außerdem konnte er längst nicht behaupten, dass es jene Szenerie war in der er wirkliches Leid empfunden hatte. Viel mehr war sie der Anstoß dafür gewesen, dass er begonnen hatte nicht mehr darüber nachzudenken, nicht mehr daran zu zweifeln, dass die Dinge einfach passierten. Schlichtweg hatte er aufgegeben an allem etwas ändern zu wollen, aber die Quelle seines Leidens? Der Kern seiner Verbitterung oblag, wohl oder übel, dennoch etwas anderem.
Ein leises Seufzen seinerseits, ehe er mit den Schultern zuckte. ,,Wann immer wir selbst etwas aufgeben, dass uns einmal wichtig war oder das uns noch wichtig wäre. Diese Resignation über das eigene Leben oder einen Selbst, die sich irgendwann einstellt ist für mich wirkliches Leid. Feststellen zu müssen, dass man das Ende erreicht hat und aufgibt, zulässt, dass es einem entgleitet und man versucht es als bedeutungslos abzustempeln. Resignation und Gleichgültigkeit sind vielleicht die entschiedenste Gefühle wenn man von wirklichen Leid spricht. Es gibt nichts leidvolleres als sich ergeben zu müssen’’, erklärte er langsam und ließ den letzten Satz einen Augenblick in der Luft hängen.
,,Romeo und Julia haben nicht aufgegeben, sie sind geflohen um dem Schicksal zu entgehen dem sie sich hätten ergeben müssen’’, murmelte er nun und wusste exakt wo sich seine Geschichte von diesem Drama unterschied. Wo seine Tragödie ihren Anfang fand, derweil deren endete. Nicht das er nicht daran gedacht hatte zu gehen, aber er war letztlich zu erschöpft gewesen, hatte nicht einmal mehr die Kraft für Flucht aufbringen können und hatte zu sehr gefürchtet, dass man denken würde er hätte es aus Liebe getan. So wenig wie er wollte, dass Oakley einen Anderen fand, wollte er nicht das Scheusal mimen, dass ihr die Möglichkeit entriss glücklich zu werden. Für ihr Glück, ihre rosige Zukunft hatte er sich das letzte bisschen Hoffnung geraubt das er besessen hatte.

Den Ärger der Blonden nahm der Franzose kaum wahr. Sein Blick hatte auf ihrem Arm aus ehrlicher Neugierde gelegen, nicht weil er Interesse oder gar Rücksicht wegen der Geschichte dahinter empfand. Der strenge Ton der n ihrer Stimme mitschwang, ebenso wie die Überzeugung die darin ruhte schaffte es lediglich dem Älteren ein Schmunzeln zu entlocken, ehe er von ihrem Arm wieder zurück zu ihrem Gesicht sah.
,,Interpretieren ist immer einseitig’’, korrigierte er sie und blinzelte, weil er nicht verstehen wollte was genau so schlimmes daran sein sollte, dass er besagte Dinge nur aus seiner Perspektive beurteilte. ,,Es wäre heuchlerisch und anmaßend mir vorzustellen, dass ich einen anderen Menschen gut genug analysieren kann um seine Perspektive der Dinge korrekt wieder zu geben. Ich müsste also Lügen und das ist wahrhaftig keine Heldentat.’’ In seiner Stimme schwang nicht der Hauch von Emotionen mit. Er war nicht wütend oder verwundert darüber, dass sie ihn nicht verstand, er hatte lediglich nicht länger die Geduld dafür falsch verstanden zu werden. Es kam ihm viel mehr so vor, als würde sie ihn bewusst falsch verstehen wollen.
,,Und wegen deines Armes bin ich nicht sicher ob meine Interpretation dir auch nur im Ansatz gefallen würde. Dich weiter zu verärgern läge keinesfalls in meiner Absicht.’’ Damit war das Ganze für ihn auch erledigt. Nicht das er deswegen mit den direkten Blicken und dem schamlosen, beinahe arroganten Gesichtsausdruck aufhören würde, aber er sah sich nicht genötigt nun auch noch zu erklären warum er damit nicht aufhören würde. Müsste er bald anfangen jede seine Taten zu rechtfertigen würden sie noch am folgenden Morgen hier sitzen und darüber debattieren, wie furchtbar unhöflich und unangebracht seine Verhaltensweise doch in ihren Augen war.

Bei dem Dunkelhaarigen traf ihr Schauspiel hinsichtlich des Kosenamens lediglich auf ein kurzes Nicken, ehe er ihr sagte was ihm die ganze Zeit auf dem Herzen gelegen hatte. Nicht das er das Gespräch nicht sonderlich genoss, aber seine Konzentration schwand. Wenn er also nicht bald anfangen würde klar auszusprechen was ihm durch den Kopf ging, würde er bald nicht mehr genug Nerven haben um es auch nur anzuschneiden.
Selbst leicht nach vorn gebeugt, den Blick auf ihrem Gesicht lastend und darauf wartend, dass sie sich mit Rechtfertigungen oder gar Entschuldigungen rühmen würde, musste er kurz darauf feststellen, dass die schlimmste seiner Vermutungen eintraf. Zu erkennen, dass Audrey absolut nichts von alledem gewusst hatte, sorgte sogleich dafür, dass sich seine Miene ein weiteres Stück verdunkelte und er den Blick abwandte.
Die Jüngere tat es ihm gleich, blickte ebenfalls aufs Feuer und eine Weile lang schien er noch zu überlegen ob er gar noch etwas sagen sollte. Stattdessen schwieg er, zuckte lediglich zusammen als ihre Worte in einem Schluchzen endeten und sie die Hände vors Gesicht zog.
Unfähig etwas zu sagen saß Buchanan noch immer da. Starrte mit beinahe leeren Blick aufs Feuer und erinnerte sich daran, dass er noch nie Worte gefunden hatte wenn sie angebracht gewesen waren. Sein Leben lang hatte er zugesehen wenn Andere Leid ertragen mussten, hatte nie etwas gesagt oder eine Regung gezeigt und war selbst bei seinen eigenen Problemen immer stumm geblieben. Seine Erinnerungen daran, wie seine Familie in den verschiedensten Phasen seines Lebens geweint und getrauert hatten, waren immer stoisch an ihm vorbeigezogen. Der Gesichtsausdruck so leer und die Lippen zu einer dünnen Linie verzogen hatte er nie etwas gesagt, geschluchzt oder gar geweint wenn es vielleicht angebracht gewesen wäre.
Er erinnerte sich an die Beerdigung seins vermeintlichen Cousins, konnte sich an dutzende Ohrfeigen erinnern, seinen eigenen Sturz vom Besen und wie er geglaubt hatte sterben zu müssen. Nichts war in all diesen Situationen über ihn gekommen und auch als Oakley ihm mit Tränen in den Augen gestanden hatte, dass sie nicht an eine Zukunft für sie Beide glaubte und ihn nicht in ihrer Nähe ertragen könne, hatte er beinahe wortlos ihre Angst hingenommen. Der Rosier konnte sich zu gut daran erinnern sein ganzes Leben verbittert und traurig gewesen zu sein, konnte sich allerdings nicht daran erinnern es jemals offen gezeigt zu haben.

Einen Seitenblick zu Audrey herüber werfend fühlte er sich schrecklich an die Rothaarige erinnerte und fragte sich ob es ihr ähnlich ergangen war, als ihr damals aufgegangen war, dass sie einem Luftschloss nachgelaufen war. Den riesigen Kloß in seinem Hals herunterschluckend drehte er sich ihr zu, legte beinahe erschreckend sanft seinen Blick auf sie und schluckte erneut. ,,Es tut mir Leid, Audrey’’, flüsterte er beinahe so leise, dass er die Worte selbst kaum noch vernahm - als hätte er Angst davor, dass sie es hören konnte. ,,Es tut mir wirklich Leid.’’
,,Aber du musst das nicht sein Audrey. Du kannst sein wer immer du willst. Du hast alle Möglichkeiten um Jemand ganz unglaubliches zu werden, also gib dich nicht auf. Mach nicht den selben Fehler wie so dutzende vor dir.’’ Den selben Fehler wie ich.
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but when you’re all alone
you wait and you hide
Cause it’s the story of a queen
whose castle has fallen to the sea
Audrey & Buchanan  // 01.06. // Abends


Nachdenklich ruhte Audreys Blick auf Buchanans Händen, während der sprach. Sie hatte den Blick abgewandt, nicht weil sie ihn nicht ansehen wollte oder konnte, sondern einfach weil die Worte die er von sich gab ein mulmiges Gefühl in ihr auslösten. Was genau es für eines war konnte sie nicht beschreiben, aber es führte dazu, dass sie einen Moment schwieg und die Worte auf sich wirken ließ, als wolle sie dadurch den Unterton analysieren, mit dem er sprach. Audreys Köpfchen entsprang der Gedanke, dass er vielleicht genau wusste wovon er sprach, weil er es selbst erlebt hatte. Dieser Ansatz ließ sie kurz stutzen und sie hob den Blick wieder von seinen Händen, um ihn anzusehen. Vielleicht verbarg sich hinter dieser Fassade aus Stolz und Härte eigentlich ein Mensch, der viel zu viel Leid hatte ertragen müssen und zu viel Last auf seinen Schultern trug, als er eigentlich vertragen konnte. Allerdings tendierte Audrey auch gerne dazu, mehr in Worte zu setzen als sie eigentlich aussagen sollten – eine komische Angewohnheit durch die ganze Lyrik, die sie ständig in sich hinein fraß – und sie kannte Buchanan nun wirklich nicht gut genug um ihm derartiges zuzutrauen. Nichtdestotrotz berührten seine Worte sie und sie schürzte kurz die Lippen, ehe sie den Kopf neigte. Unweigerlich fragte sie sich, ob sie sich selbst bereits ergeben hatte. Gegenüber ihrem Vater, gegenüber ihrer Angst und ihrer Unsicherheit. Andererseits saß sie gerade hier und sprach mit einem erwachsenen Mann, ohne das Gefühl zu verspüren die Flucht ergreifen zu wollen; zumindest nicht so intensiv wie sonst. Das war mit Sicherheit ein gutes Zeichen, wenngleich Audrey sich darauf auch nicht vollkommen verlassen wollte.
Audrey atmete kurz hörbar aus, dann schüttelte sie den Kopf. “Die Frage ist nur ob Flucht die richtige Lösung war, oder ob man sich seiner Zukunft nicht einfach hätte stellen sollen.“, murmelte sie als Antwort und konnte den nachdenklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht noch nicht ganz verlieren. Sicherlich gab es nochmal eine Unterscheidung zwischen einem gemeinsamen Suizid und einer tatsächlichen Flucht, doch die Frage, ob es richtig war sich seiner Bestimmung zu entziehen beschäftigte Audrey doch mehr als sie es eigentlich erwartet hätte.

Audreys Wut wollte doch tatsächlich nicht verpuffen als er seinen Blick wieder hob – ganz im Gegenteil. Sein Schmunzeln und seine Worte schürten lediglich das Feuer und für einen Moment überlegte Audrey ob sie vielleicht einfach gehen sollte, aber sie versuchte die Ruhe zu bewahren und schenkte Buchanan ein bitteres Lächeln. “Dabei stehen dir Lügen doch so gut, Buchanan.“, entgegnete sie schnippischer als gewollt und wandte den Blick von ihm wieder ab. Nur wegen seiner dummen Lüge befand sie sich nun hier und Keyx war wütend auf sie – oder was auch immer er war. Er sprach ja nicht mit ihr, woher sollte sie es also wissen? Audrey entgegnete auch nichts weiter darauf, dass seine Interpretation sie wohl nur verärgern würde. Tatsächlich glaubte sie ihm das nicht, einfach weil sie sich keine Interpretation vorstellen könnte die schlimmer war als das eigentliche Geschehen.

Das Gefühl nicht atmen zu können breitete sich in ihrer Brust aus, als sie realisierte, wovon Buchanan gerade gesprochen hatte. Sie konnte nicht sagen, was sie mehr schockierte: die Tatsache, dass Keyx es ihr nicht selbst gesagt hatte oder, dass sie dumm und einfältig gewesen war, tatsächlich an das zu glauben was er ihr eingeflüstert hatte. Wie Gift hatte er sich in ihr ausgebreitet und sie mit jeder Sekunde mehr eingenommen, bis es kein Zurück mehr gegeben hatte – und selbst jetzt konnte sie keine Wut gegenüber ihrem Geliebten spüren, lediglich Enttäuschung und unheimlichen Schmerz. Buchanan war für den Moment vergessen, als sie zu Ende gesprochen hatte und ihr Gesicht in ihren Händen lag. Vermutlich wäre es das Beste gewesen aufzustehen und sich zurück zu ziehen, doch ihre Glieder waren taub und so sehr Audrey sich auch aufrichten wollte hatte sie das Gefühl zu fallen, wenn sie es tun würde. Wie hatte sie sich dem Irrglauben hingeben können, Keyx hätte etwas ernstes im Sinn gehabt – oder dass sie eine Zukunft hätten haben können? Wäre es nicht seine Verlobung gewesen die ihnen im Weg stünde, dann wäre es ihr Blutsstatus gewesen und die Tatsache, dass sie nicht seinem Stand entsprach. Von Anfang an hätte sie sich denken können, dass sie nichts weiter war als das Tüchlein, mit dem er sein Ego polieren wollte – aber konnte sie Keyx tatsächlich solch eine Tat zuschreiben? Nicht einen Moment lang hatte sie an ihm zweifeln können, wenn sie gemeinsam Zeit verbracht hatten und nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass er tatsächlich böses im Schilde führte… doch offenbar hatte sie sich in ihm getäuscht, so wie sie es immer tat. Ihr Vater hatte wohl Recht und es wäre für sie vermutlich die beste Option, sich von ihm an irgendwen verheiraten zu lassen. Eine Ehe ohne Liebe erschien ihr plötzlich um einiges erstrebenswerter als die Liebe, wo sie doch solche Schmerzen bereiten konnte.
Audrey ließ die Hände wieder sinken und starrte für eine Sekunde ins Feuer als Buchanan wieder das Wort an sie richtete. Es verwunderte sie allerdings ehrlich, dass er sein Mitleid ausdrückte. Gerade von ihm hätte sie das nicht erwartet, umso mehr Wirkung erzielte es aber. “Danke.“, flüsterte sie nur, richtete ihre Haltung wieder und wischte sich mit dem Handballen die Tränen aus dem Gesicht – sie würden ihr Keyx oder die Chance auf ihr Glück auch nicht zurück geben. Ein kurzes Lächeln umspielte ihre Lippen bei seinen weiteren Worten, allerdings erreichte es weder ihre Augen noch zeugte es von positiven Gefühlen. Es war kalt und verbittert und wurde begleitete von einem kurzen Kopfschütteln. “Könnte ich sein wer immer ich will; könnte ich werden wer immer ich will wäre vieles anders.“, entgegnete sie nur und schwieg einen Moment, fügte dann jedoch hinzu, “Vermutlich ist der Pfad für jeden von uns bereits festgelegt, und entweder kommt man damit zurecht oder man geht daran kaputt.“ Wenn sie darüber nachdachte, dass Keyx der Einzige war bei dem sie sich je sicher gefühlt hatte musste sie sich bemühen, nicht wieder Tränen zu vergießen – nun war sie wieder genau so schutzlos wie sie es immer gewesen war, mit dem Unterschied eines gebrochenen Herzens.
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