Eigentlich lief alles in Herkules Leben ziemlich glatt. Er war ein guter Schüler und ein Teil des Quidditchteams, sowie im Duellier- und Slugclub. Außerdem hatte er eindeutig die bessere Ausgangsposition als die meisten seiner Mitschüler. Er hatte reines Blut und mehr Geld als er jemals ausgeben konnte. Alles in einem ging es ihm wirklich sehr, sehr gut. Nur seit einiger Zeit hatte er manchmal kurze nachdenkliche Momente, wo er an seine Zukünftige dachte. Seine Eltern hatten also beschlossen, dass er mit seinen jungen Jahren doch bald vermählt werden könnte, um den Stammbaum schön aufrecht zu erhalten und wer wäre da besser geeignet, als eine Black? Lucretia Black um genauer zu sein. Gewiss war da eine Attraktivität vorhanden und er konnte nicht leugnet, dass er sie durchaus sympathisch fand aber das wäre schon alles. Für seine und natürlich auch für ihre Eltern war dies ausreichend genug, um den Bund der Ehe einzugehen und er wollte sich nicht gegen seinen Vater sträuben und hatte dankend genickt. Natürlich freute er sich irgendwo auch eine treu ergebene Frau an seiner Seite zu wissen, ganz so wie es seine Mutter bei seinem Vater war. Aber er wusste dennoch nicht genau, was er nun wirklich von diesem Arrangement halten sollte. Gewiss, sollten ein paar Gespräche der beiden Verlobten Hilfe leisten und so außergewöhnlich war diese Zusammenkunft auch nicht. Fast alle seiner Freunde hatten mittlerweile eine Verlobte an der Seite und würden rasch die Ehe schließen, sobald sie Hogwarts verlassen hatten. Wie würde es wohl aussehen, wenn er als einziger übrig geblieben wäre? Das konnte so nicht sein, immerhin war der Lestrange ein Prachtexemplar und definitiv das was ein Schwiegervater für seine Tochter haben wollte.

An diesem Tag hatte er sich mit Lucretia verabredet, wobei er ihr gesagt hatte, dass er sie sehen wollte und er schlicht davon ausging, dass sie erschien. Nur weil sie noch nicht fest verheiratet waren, bedeutete dies sicherlich nicht, dass sie sich sträuben konnte oder durfte. Es war eine feste Sache und es war ratsam, wenn sie seiner Aufforderung folgen leisten würde. Das war die Aufgabe der Frau, so wie er die Aufgabe hatte für sie beide immer die richtige Wahl zu treffen und genügend Reichtum mit in die Ehe zu bringen. Vom zweiten hatte er mehr als genug und bei dem ersten wusste er, dass er genügend Selbstvertrauen und Verstand besaß um sie beide vor dummen Entscheidungen zu bewahren. Jedenfalls sagten ihm seine Eltern das jederzeit und Herkules selber hatte genügend Arroganz dass er das selber ebenfalls dachte. Es war also nicht verwunderlich, dass er keine Scheu vor diesem Treffen hatte, wo sie beide wirklich das erste Mal ein richtiges Gespräch führen wollten und er direkt ein paar Regeln offenbaren wollte. Es gab nämlich ein paar Dinge die er unter keinen Umständen von seiner Verlobten dulden würde. Einfach ein paar schlichte Sachen, die jedem zeigen sollten, dass Lucretia nicht mehr auf dem Markt war. Sie gehörte ihm. Und auch wenn es keine freiwillige Hochzeit war, war die Sache entschieden. Es gab nichts mehr zu diskutieren, sondern nur noch einzuhalten und so musste das Beste daraus gemacht werden.

Herkules betrat den Gemeinschaftsraum selbstsicher und richtete sein Jackett. Ein paar Tage zuvor war er mit seiner besten Freundin Krys in Hogsmeade gewesen und hatte sich ein paar neue, teure Kleidung geleistet. So wie er von seiner Zukünftigen immer ein tadelloses Auftreten erwünschte, würde er gewiss auch auf sich selber achten und nicht mit irgendwelchen Lumpen daherlaufen. Das war noch nie seine Art gewesen, genauso wenig wie er nicht wusste, dass eine kleine Aufmerksamkeit immer etwas Gutes mit sich brachte. So ging er mit leichten Schritten zu ihr herüber und schenkte ihr ein Lächeln. „Guten Tag“, erwiderte er höflich und nahm kurz ihre Hand, um einen Kuss auf die Rückseite zu Hauchen. Er war immerhin ein junger Mann, welcher gut erzogen wurde. „Er war sehr angenehm, wobei der Schulstress einen die Nerven manchmal doch raubt. Wie geht es dir? Irgendwelche Problem mit Mitschülern?“ fragte er aufmerksam, nachdem er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. Natürlich wollte er darüber unterrichtet werden, wenn es Probleme gab und er würde natürlich auch dafür Sorge tragen, dass er sie für die junge Black erledigte. Dafür war er jetzt da. Er würde sich um sie kümmern, ob er nun wollte oder nicht und dafür würde sie ihm gehorchen. Bis jetzt machte sie zumindest den Eindruck als würde sie die Tradition gewiss auch einhalten. „Übrigens siehst du wirklich bezaubernd aus“, sprach er hinzufügend aus und musterte ihre Erscheinung genauer. Sie hatte sich wirklich sehr fein hergerichtet. Und es gefiel ihm was er dort sah. Das war ein guter Anfang für ihr Gespräch und für die Zukunft vermutlich auch.

Auch für ihn war dieses Treffen außergewöhnlich und sicherlich nicht das, was er jeden Tag vollbrachte. Es war gänzlich eine neue Situation an die sich beide passen müssen und doch würde es ab jetzt öfter vorkommen, dass er sie um etwas bat und sie Folge leisten würde. Genauso wie sie sich öfter alleine sehen würden. Das gehörte gewiss dazu. Später würden sie sogar gemeinsam wohnen und eben ihr Leben teilen. So war das alles und jeder musste sich fügen und sich kennenlernen. Aufmerksam lauschte er ihren Worten und musterte ihre Mimik. Es war wichtig, dass sie sich kennenlernten und er fand Worte zwar wichtig, aber es war auch von Bedeutung, dass er in ihrem Gesicht lesen konnte. So etwas gehörte dazu und er wollte nicht der letzte Depp sein, der nicht sah, dass seine Verlobte irgendetwas verbarg oder ähnliches. Aber sie schien lediglich etwas schüchtern zu sein. Zumindest lächelte sie und das war ein gutes Zeichen und sie war mehr als pünktlich. Er schätzte dies hoch ein und immerhin waren sie gerade erst dabei sich kennenzulernen! Ein raues Lachen entwich seinen Lippen und er strich automatisch sein Jackett glatt. Sie konnte ruhig wissen, dass er ebenfalls auf sein Aussehen Acht gab. Immerhin verstand er nicht, wieso die Gesellschaft erwartete, dass sich die Frau herrichtete, wo die Männer doch ebenfalls eine Auswahl treffen konnten. Es war relativ einfach. Er konnte wählen ob er seine Haare am Morgen kämmte und zurecht legte oder ob er sie zerzaust ließ. Duschen oder eher nicht? Ein teures Parfüm auflegen oder liebe der Natur den Weg lassen? Teure Stoffe oder alte Lumpen? Maßgeschneidert oder von der Stange? Und noch viel, viel mehr. Das brauchte sie bei ihm nicht zu fürchten.

Herkules setzte sich direkt neben sie und rückte doch etwas näher – nicht um sie zu bedrängen, sondern Vertrauen herzustellen. Es sollte jeder sehen, dass es etwas Besonderes war zwischen ihnen. Er wollte nicht mit anderem Konkurrieren und dann um seine Verlobte kämpfen. Besser es war jetzt alles abgesteckt und geklärt, als das er hinterher Aufklärung betreiben musste. Er war nur froh, dass es bereits einige Verlobungen auf Hogwarts gab, weshalb die männliche Schülerschaft oftmals vorsichtiger war welcher Dame ein Hof gemacht wurde. Aber es gab immer Scharlatane, welche die Grenzen nicht kannten und er würde sie daran machen, dass er all jene weit von Lucretia hielt. „Ich dachte mir, dass es Zeit wird, dass wir beide anfangen uns kennenzulernen“, erklärte er kurzerhand und erhob sich dann doch wieder nur um die in die Ecke zu gehen, wo die Erfrischungsgetränke standen und einen Krug zu holen, sowie zwei Gläser. Höflich schenkte er ihr zuerst ein, ehe er sich selber etwas nahm. „Und ich denke, dass es gewisse Regeln geben muss, damit nicht allzu schnell Streitigkeiten entstehen, oder siehst du dies etwa anders?“ fragte er jetzt und ergriff das Glas, um einen Schluck zu nehmen, dabei beobachtete er sie genau. Eigentlich war es schon beschlossene Sache und doch wusste er nicht, was genau für Regeln direkt gelten sollten. Er hatte Vorstellungen von dieser Zusammenkunft und das würde er ihr auch erklären aber worauf musste geachtet werden? Es gab viel, was ihre Eltern ihnen gewiss gesagt hatten aber jetzt waren die Eltern fern und er wollte nicht bei jeder Kleinigkeit schreiben – immerhin waren sie alt genug, um das selber zu regeln. Er wollte seinen Eltern auch nicht enttäuschen und er war sich schon sicher, dass sie das genauso sah. „Keine Sorge, ich bin niemand der dich einsperren möchte. Aber manche Dinge werden nicht gestattet. Du verstehst sicher, dass ich es auf keinen Fall dulden werde, sollte mir zu Ohren kommen, dass du mit jemand anderen anbendelst…Das verstehst du doch sicher, oder?“ Die letzten Worte waren mit einem drohenden Unterton gekommen und er blickte sie ernst an. Das war definitiv sein Wichtigstes anliegen. Er würde sich niemals von einer Frau an der Nase rumführen lassen und erst Recht nicht von seiner Verlobten.

Für Herkules war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich die beiden Verlobten unterhielten und so festsetzten, was erlaubt bzw. eben nicht erlaubt war. Wobei er natürlich die Regeln zum Schluss festsetzte. Er ließ ihr allerdings natürlich die Möglichkeit zumindest etwas dazuzusagen, ob es ihm zusagte, dass würde er entscheiden. So war es nun einmal in einer Ehe. Der Mann hatte am Ende immer das sagen. Zumindest schien sie zu verstehen, worauf er hinauswollte und er blickte ihr entgegen. Das letzte war ihm vor allem am Wichtigsten. „Gut, wenn du sagst, dass du das verstehst, dann ist das für mich erledigt“, sprach er und blickte noch kurz zu ihr um jegliche Regung wahrzunehmen. Er war von Natur aus ein äußert skeptischer Zeitgenosse und Misstrauen war quasi sein zweiter Vorname. Aber er hatte keinen Grund Lucretia wirklich zu Misstrauen. Sie waren verlobt und sie war intelligent genug, um zu wissen, dass es Probleme geben würde, wenn sie sich nicht so verhielt, wie er es für richtig hielt. Er war nicht mit dieser Verlobung einverstanden gewesen, wusste aber auch, dass man sich manchen Dingen einfach fügen musste und so würden sie eben das Beste aus dieser Situation herausholen müssen.

„Ich weiß nicht. Vielleicht wäre es gut, wenn wir uns zumindest einen festen Tag in der Woche zu unser Eigen machen? Was meinst du?“ fragte er jetzt und rutschte doch ein Stück weg, damit er sie genauer betrachten konnte. Hübsch war sie ja, keine Frage aber das passte nur perfekt zu ihm. Er selber war ebenfalls jemand der durchaus von seinem Aussehen sprechen konnte. Das war ihm sowieso wichtig. Es gab genau drei Sachen die er hoher Bedeutung zumaß. Reinblütigkeit. Reichtum und Schönheit und die beiden verkörperten definitiv alles davon. Es würden schöne Nachfahren werden aber daran mochte er jetzt nicht denken, seine Mutter hatte ihm damit schon genug in den Ohren gelegen. „Du darfst gerne deine Meinung ebenfalls kundgeben Hast du andere Vorstellungen? Wünsche? Anregungen?“ Man könnte ja meinen, dass er ein wirklich rücksichtsvoller Genosse war aber sie wusste sicher auch, dass dieser Pfad durchaus gefährlich sein konnte.

Nur weil er ihr jetzt anbot ehrlich auszusprechen was sie dachte, würde das nicht bedeuten, dass er es gut heißen und akzeptieren würde. War er anderer Meinung, würde es keine Diskussion geben. Das würde er nicht zulassen. Sein Vater war anders. Er entschied immer. Niemals ließ er seine Frau zu Wort kommen und eigentlich fand Herkules diese Einstellung nicht falsch aber manchmal hatten Frauen gar keine schlechten Einfälle und er konnte sich ja zumindest anhören was das Mädchen zu sagen hatte. Sie war sicherlich genauso wenig wie er von dieser Verlobung begeistert aber sie verstand sicher auch, dass er eine verdammt gute Partie war. Herkules kam aus sehr reichem und anspruchsvollem Hause und sie sollte sich auch glücklich schätzen. Für beide Familien war diese Verbindung nur vom Vorteil und so mussten sie eben damit zurechtkommen. Aber wenn sie sich nur etwas bemühte, dann würde das schon keine Probleme geben. „Bevor ich es vergesse. Meine Mutter hat mir ein paar Köstlichkeiten geschickt. Ich soll dir einen lieben Gruß ausrichten.“ Und schon hatte er aus seiner Tasche ein paar teure Pralinen hervorgezogen und überreichte sie seiner Verlobten fast schon feierlich,. Er selber hielt solche Geschenke für Banalitäten – unnötig, wenn eine Sache schon in festen Tüchern war, aber seine Mutter sah das anders. Frauen eben.