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| | KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE | |
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| Gast
| » KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE « © Gast | | KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE charly und alfie, in den aufzügen des st.mungo's hospital for magical maladies and injuries
Sie gähnte. Ihr Gang war nicht halb so voller Elan wie sonst. Und sonst war er schon nicht allzu elanvoll um diese Uhrzeit. Ihr Haar hing ihr würdelos am Kopf hinab und ihre Augen starrten glasig an die Aufzugtür, die sich gerade wieder schloss und der sie sich langsam- ziemlich langsam- näherte. Sie hatte nicht geschlafen. Oder vielleicht schon. So genau wusste sie das nicht. Sie wusste nur, dass es irgendwann Zeit gewesen war aus dem Haus zu gehen. Und dann hatte sie sich aus ihrem Sessel erhoben und war zur Tür hinaus. Ohne noch einmal in den Spiegel zu sehen oder sich von Freddy zu verabschieden. Auf dem Weg durch den Flur war sie an einem kaputten Weinglas und einer leeren Château d´ Yquem - Flasche vorbeigezogen. An der Haustür hatte sie einen seltsamen, neuen Fleck identifiziert, aber um viel mehr zu tun, als ihn bloß zu bemerken, war es noch zu früh und ihr Restalkoholspiegel zu hoch. Ihr Gesicht war bleich. Wäre nicht der strahlend limonengrüne Kittel in ihrer Hand, hätte man sie mit einem der unendlich vielen Patienten verwechseln können. Ihr Mund war trocken und ihre Lippen farblos. Es war nicht ihrer Art, hier so aufzukreutzen. Das heißt; sich von Sonntag auf Montag so zulaufen zu lassen, dass sie sich unsicher war, ob überhaupt schon Montagmorgen war, war sogar ziemlich ihre Art, aber in ihrem Kopf hatte sich eingebürgert immer darauf zu achten, wie sie das Haus verließ. Selbst, wenn sie kaum im Stande war, das Haus zu verlassen. Aber heute war das nicht ganz der Fall. Heute Nacht hatte sie mit Freddy und um einiges mehr Alkohol, als eine bloße Château d´ Yquem - Flasche herzugeben hatte, über den Sinn der Mode, die Eitelkeit und die Oberflächlichkeit der Menschheit gesprochen. Und es war eine reine Protestaktion. Sie trug aus Protest, aus bloßen Protest, immer noch die gleiche Kleidung, die sie sich gestern morgen aus ihrem Schrank gesucht hatte. Und aus mehr oder weniger Protest, hatte sie sich nicht mal die Haare gekämmt. Aber was machte das schon. Unter den Krankenhausangestellten kam man sich gutaussehend manchmal ziemlich fehl am Platz vor. Sie erreichte den Aufzug und blieb stehen. Ihre Beine waren bleischwer. Ihre Augen tränten beinahe. Sie hob eine zierliche Hand, aber viel mehr musste sie nicht tun. Der Aufzug schwang auf und war bereit sie eintreten zu lassen. Doch sie zögerte. Eine Hand wischte ihr fahrig über die Augen. Ihr Denken war nicht mehr allzu präsent. Und das seit Stunden. Aber jetzt schlug etwas Alarm. Sie trat einen Schritt wieder zurück. An ihr vorbei drängelte sich plötzlich eine rundliche, seltsam riechende Frau. Und dann war der Fahrstuhl samt dem seltsamen Geruch weg. Sie zögerte noch einmal. Dann begann ihre Hand, die sie eben noch erhoben hatte, an ihrer Hosentasche rumzuziehen. Ihre Hand glitt hinein und umfasste auf einmal etwas längliches, rundliches. Ihre Lippenpflege hatte sie vergessen. Ihre allerliebste Lieblingsmangolippenpflege. Es dauerte nur einige Sekunden bis der Aufzug erneut aufschwang und sie eintrat. Mit dem Lippenzeug in ihrer Hand fühlte sie sich plötzlich merkwürdig kontrollierend. Sie hatte etwas festes, beständiges, vertrautes in der Hand und das gab ihr wieder etwas Kontrolle. Sie drehte die Pflege auf und hob sie an ihre Lippen. Ihre Augen sahen aus dem Aufzug in den Korridor. Der vertraute Geruch bannte sie für einen Moment. Und dann begann die Aufzugtür sich quälend langsam zu schließen.
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| » Re: KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE « © Gast | | Alfie Lee war zu spät dran. Woran das genau lag konnte man jetzt so einfach nicht sagen. Wahrscheinlich wäre dafür eine drei stündige Analyse aller seiner Tätigkeiten vom Augenaufschlagen, über das Sockenanziehen bis hin zum jetzigen Zeitpunkt nötig gewesen. Nach diesen drei Stunden wäre er allerdings noch später dran gewesen, also verstand es sich wohl von selbst dass er darauf verzichtete. Da er Zeitdruck allerdings nicht sonderlich mochte hatte er sich schlecht Weg dazu entschieden sich keinen zu machen. Sein Chef würde das zwar bestimmt gerne für ihn erledigen, aber es war noch gar nicht sichergestellt ob er den heute überhaupt zu Gesicht bekam. Er schlenderte also mit seiner Kaffeetasse in der Hand in das Krankenhaus herein. Natürlich durfte der Kaffee nicht fehlen. Wenn er keinen Kaffee morgens bekam konnte er sich eigentlich direkt krankmelden, denn er war dann gar nicht lebensfähig. Unter seinem anderen Arm hatte er eine Mappe über einen Patienten, die er noch zuhause vervollständigt hatte über das Wochenende. Ja, er war tatsächlich dazu im Stande gewesen zu arbeiten. Überraschenderweise hatte er es nicht aufgeschoben. Er näherte sich den Aufzügen. Und sah einer beträchtlichen Anzahl davon zu wie sie Personen schluckten und sich daraufhin in Bewegung setze. Es waren nur noch wenige Meter und wenn er alles richtig beobachte hatte mit seinem müden Geist, dann müsste er wohl ein paar Minuten warten, wenn er nicht eben diesen Aufzug erwischte, der gerade seine Türe nicht weit von ihm schloss. Es war eine schnelle Entscheidung, die selbst er seinem schläfrigen Hirn nicht zugetraut hätte, doch seine Beine setzten sich sogleich in Bewegung und trappten brav los. Er schob sich zwischen der Tür durch und musste zuerst einmal seufzend feststellen, dass er sich mit Kaffee bekleckert hatte, also zog er mit einem seufzen seinen Zauberstab heraus und entfernte den betreffenden Fleck, als sich der Aufzug in Bewegung setze. „Vielleicht sollte ich doch wieder auf Schwebzauber umsatteln.“ Murmelte er sich selbst zu. Immerhin hatte es da nicht so viele Flecken gegeben, dafür hatte er immer das Gefühl gehabt, dass der Kaffee schneller kalt wurde. Alfie nahm noch einen Schluck seines heißen Getränks und blickte sich im Fahrstuhl um. Er war fast alleine. Bis auf eine Person. Sie hatte lange, recht wirre, dunkle Haare und verströmte einen Geruch, der ihn an irgendeine Frucht erinnerte, auch wenn er nicht genau sagen konnte welche Frucht das sein sollte. Sie weckte sein Interesse. Er wusste nicht genau warum, aber das musste er auch nicht, weil Menschen im Allgemeinen ihn interessierte. Sie sah nicht besonders fit aus und hatte Ränder unter den Augen, die von einer langen Nacht zeugten und ihre Augen waren klein und erzählten von ein bisschen zu viel Alkohol. Sie hatte gar nichts gesagt, aber er hatte eine Vorstellung davon wie ihre Stimme klingen würde. Der fruchtige Geruch kam offensichtlich von der Lippenpflege die sie in den Händen hielt, wahrscheinlich nutze sie diese viel zu oft. Erst jetzt bemerkte er, dass er sie recht offensichtlich anstarrte, während er sich seine Gedanken zu ihr machte. Er grinste ein wenig und überlegte sich dann gut gelaunt, dass er wohl den Knopf für seine Etage wählen sollte. Das tat er dann auch, schließlich hatte er tatsächlich keine Lust seinem Chef erklären zu müssen warum er so lange gebraucht hatte um die richtige Etage zu finden, wo er doch schon ein paar Jahre hier arbeitet. Immer diese Vorgesetzten, die erstaunlich wenig Verständnis für die freie Entwicklung des Individuums hatten. Sein Blick jedenfalls wanderte wieder zu der Dame bei ihm im Aufzug, schließlich war sie irgendwie interessant. |
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| » Re: KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE « © Gast | | KAFFEE UND MANGOLIPPENPFLEGE charly und alfie, in den aufzügen des st.mungo's hospital for magical maladies and injuries
Sie hatte sich schon mit dem Gedanken angefreundet, ein paar Augenblicke allein sein zu können und sich noch einmal durch die Haare zu fahren und alles zu genießen, bevor ihr alles zu viel werden konnte, doch dann war sie plötzlich nicht mehr alleine. Dabei wollte sie niemanden sehen und vermutlich wollte auch niemand sich ihren Anblick antun. Sofort ließ sie ihren Arm wieder sinken und fingerte das Pflegeprodukt ziemlich ungeschickt zurück in ihre Tasche. Es war ihr auf merkwürdige Art und Weise unangenehm, sich weiterhin die Lippen damit zu reiben solange der ungebetene Gast sie dabei beobachten konnte. Ohne es wirklich zu wollen, ließ sie den Kopf ein Stückchen weitersinken, so dass ihr die Haare ins Gesicht fielen. Sie waren viel zu dünn um damit einen wirklichen Effekt erzielen zu können, genauso gut hätte sie sich ein Spinnennetz ins Gesicht halten können, aber es war ein Reflex über den sie für einen Moment keine Kontrolle hatte. Doch es miesfiel ihr und sie hob den Blick. Sie hatte sich nicht zu verstecken und es auch nicht vor. Sein Gemurmel blieb Charlotte unbemerkt, der Blick, den er auf ihr liegen ließ, dafür sehr wohl nicht. Und sie entschied es ihm gleich zu tun. Charlotte erwiderte seinen Blick furcht- und ausdruckslos. Ihre Augen durchbohrten seine. Oder wollten es – es schien als fehlte ihr die Kraft dazu. Aber er wirkte attraktiv. Irgendwie. So ganz und in voller Fülle nahm sie seine Anwesenheit noch immer nicht wahr; alles, was weiter als einige Dezimeter von seinen Augen entfernt war, konnte sie nicht erkennen. Aber das musste sie auch nicht. Er hatte einen starken, anziehenden Blick und sie wusste nicht, ob er sie damit verurteilte, aber augenblicklich wünschte sie es sich. Er sollte sie verurteilen und sie würde ihn dazu bringen können es zu bereuen – vielleicht. Das war nur ein flüchtiger Gedanke, den sie eine Sekunde später nicht mal richtig hätte aussprechen können. Ihre Augen brannten leise. Es war zu früh und sie zu müde um sich in dieser Art zu konzentrieren. Aber sie behielt den Blick oben. Er würde zu erst wegsehen müssen. Das war einfach so. Und es war so einfach. Seine Augen waren irgendwie schlammig. Ganz sicher war sich Charly nicht, ob seine Augenfarbe einfach nicht ganz eindeutig war, oder ob es an ihr lag, aber sie wirkten auf sie nicht wirklich definiert. Gräulich irgendwie, vielleicht grün. Sie wirkten irgendwie reif. Nicht die Farben, sondern die Augen. Wie auch immer man das interpretieren wollte, aber irgendwie unterschieden sie sich von den Augen eines siebzehnjährigen – mit einem Mal hatte sie das Gefühl unglaublich jung zu sein. Und dann tränten ihren Augen endlich und gaben dem Brennen nach. Sie schlug die Lider nieder und erhaschte die Kaffeeflecken auf seinem Hemd. Sein Kittel hatte eine andere Farbe als ihrer. Sie hatte ihn vorher noch nicht gesehen – seltsam, wenn man davon ausging, dass sie sich gerne für ihre Kollegen interessierte. „Kaffeeflecken, schöner Mann.“ Sie rieb sich ein Auge. Sie war so unglaublich müde.
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