ISAAC &&. TOM SUNDAY EVENING &&. 18.04.1943 HOGWARTS · SLYTHERIN COMMON ROOM
Rosier grinste hinüber zu Dolohow und Nott, welche beide an dem niedrigen Tisch vor der Sitzgruppe am Kamin beieinander saßen und mit einem dieser lästigen Kartenspiele beschäftigt waren, als er die Plattennadel von ihrer Gabel nahm und dem Grammophon einen sanften Stoß versetzte, damit es unter einem ungesunden Knirschen zu spielen begann. Das war der Moment, Toms Stichwort, sich aus dem viel zu bequemen Lederarmsessel aufzurappeln und aufgesetzt pikiert ob der prompten Ruhestörung das Weite vor seinen Freunden zu suchen, die an einem Abend wie diesem nichts besseres zu tun wussten, wie dem restlichen Gemeinschaftsraum mit ihrer aufdringlichen Big Band Musik auf die Nerven zu gehen. "Ach komm, nur ein Paar Minuten, Tommy!" rief ihm Abraxas feixend hinter her und schenkte ihm gleichermaßen das wohl charmanteste Lächeln, das der Blonde zu verschenken im Stande war, wobei er eine Gruppe beisitzender Mädchen sofort zum Kichern animierte. Der Vertrauensschüler winkte die Einladung allerdings nur stumm ab, warf einen eindringlichen Blick auf die Uhr und wägte ab wie rentabel es war zu dieser Uhrzeit noch den Gemeinschaftsraum zu verlassen, um dem hier herrschenden Lärm eine kleine Tour durch das Schloss vorzuziehen und die Stellen zu kontrollieren, die er für sein nächstes Abenteuer auf der Suche nach Slytherins geheimen Raum vor Wochen bereits markiert hatte. Weil der Dunkelhaarige Spontanitäten jedoch absolut nicht ausstehen konnte und auch kein Bedürfnis empfand, von Pringle oder irgendeinem Lehrer dabei erwischt zu werden, wie er im zweiten Stock um die Mädchentoilette schlich, begnügte sich der Musterknabe indes mit einem Sitzplatz weit abseits seines lauten Freundeskreises in einer Ecke die in der Regel jenen vorbehalten war, die in Frieden lernen wollten. Nicht, dass das mit dem Orchester aus dem Grammophon noch irgendwie möglich gewesen wäre, so wie die Musik von den Gewölbewänden schellte.
Tom gab sich ausnahmsweise keine Mühe, galant auf einen der Stühle zu sinken, sondern fiel plump in den nächstbesten hinein; das kleine, in Leder gebundene Tagebuch in der Linken, das er auf die Tischplatte vor sich warf, ehe er unter tief missbilligt gerunzelter Stirn den strengen Blick zurück in die Kaminecke lenkte. Gegen den Jazz war der Vertrauensschüler relativ machtlos und diesen Umstand gestand er sich auch Zähne knirschend ein, weil die Mehrheit im Gemeinschaftsraum die abendliche Fete zum Sonntag nahezu herbei sehnte und dazu beinahe ungeniert das Tanzbein schwang (seit dem Tanzkurs hielten sich die Meisten ohnehin für die besten Tänzer, die die Welt je gesehen hatte, ganz egal ob sie einander dabei auf die Füße traten, oder nicht). So hatte Tom an und für sich gelernt, sich rechtzeitig zurück zu ziehen, sodass der Rest seinen Spaß und er wiederum seine Ruhe haben konnte; heute jedoch war er zu abgelenkt gewesen, zu vertieft in seine eigenen Gedanken, dass er seinen Einsatz unglücklich verpasst hatte. Was soll's? Er konnte auch ins Bett gehen und den Schlafsaal mit einem Dämmungszauber ausstatten; da die Musik-Stunde bis spätestens 21 Uhr jedoch sowieso vorbei war, würde er es dieses Mal wohl einfach aussitzen und sich nicht weiter darüber echauffieren. Tom ärgerte sich zur Zeit nämlich schon genug.
Den Kopf leicht schüttelnd, strich Riddle sich die Augenbrauen mit Daumen und Zeigefinger glatt und widmete sich flüchtig seiner Umgebung, die er mehr oder weniger aufmerksam aus braunen Knopfaugen müde sondierte. Eine Gruppe Erstklässler saß in einer der entfernteren Sesselecken zusammen, hin- und her gerissen von dem Takt der Trompeten aus Rosiers Abspielgerät; die beiden anwesenden Siebtklässlerinnen hingegen haben längst zu tanzen begonnen und waren in ihrem Anblick zwar nicht zwangsläufig schön, aber immerhin selten, sodass sie dem Dunkelhaarigen zumindest ein stoisches Schmunzeln entlockten. Und dann war da noch dieser Junge, der ihm beinahe gegenüber saß* und mit sich selbst beschäftigt zu sein schien. Vornüber gebeugt, konnte Tom nicht erkennen woran er arbeitete und neigte das Haupt daher ein wenig schief, furchte die Stirn und erlaubte seiner Neugierde, die Fühler nach dem Jüngeren auszustrecken, der ihm vom Gesicht her vage bekannt vor kam, den er aber nicht zuordnen konnte. Der Musterschüler hatte im Laufe seiner Zeit an dieser Schule aufgehört, sich alle Leute bei Konterfei und Namen zu merken, sofern sie ihm keinen tatsächlichen Nutzen brachten – und da keiner seiner Freunde es für nötig gehalten hatte, ihm diesen Mitschüler vorzustellen, ging Riddle glatt davon aus, dass er verhältnismäßig uninteressant war. Auch wenn er diese Einstellung im Nachhinein als etwas unhöflich empfand; er räusperte sich, musterte Isaac dann eindringlicher als vielleicht nötig gewesen wäre und blieb mit seinem Blick an dessen Hand hängen, über die sich eine deutlich sichtbare Narbe zog, die auch von einem Fluch hätte herrühren können. Seine Unverschämtheit gewann prompt die Oberhand, gepaart mit dem biederen Verlangen diese furchtbare Musik auszublenden – und war es nur durch ein simples Gespräch mit jemandem, den er nicht kannte: "Was ist das? Unglücklich duelliert?"
*OOC: ich hoffe, es ist okay, dass ich dich dort frech am Tisch platziert habe; aber so fiel es mir einfacher dich anzusprechen!
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Isaac atmete den Geruch des prasselnden Feuers tief ein und schloss dabei die Augen. Er versuchte sich von den älteren Schülern und ihrer neumodischen Musik nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er schaute einmal kurz zu der Gruppe Sechstklässler als er ihr lautes Lachen vernahm und verdrehte die Augen als er die tanzenden Schüler sah, wenn man ihr Gezappel denn als Tanz bezeichnen konnte. Wussten sie denn nicht, dass es auch noch Menschen gab, die sich mit etwas Sinnvollem beschäftigen wollten? Seine neuesten Fotografien hätte er natürlich auch genauso gut im Schlafsaal der Fünftklässler begutachten können, wenn es nicht einige seiner Mitschüler lustig gefunden hätten, sich dort oben zu versammeln um lauthals ihre neuesten Schokofrosch-Karten zu tauschen. Mit so einem Kinderkram wollte sich der Slytherin nun mal gar nicht auseinander setzen. Natürlich war er auf der Suche nach Ruhe im Gemeinschaftsraum an der falschen Adresse, doch um diese Uhrzeit konnte er sich ja leider kein anderes Plätzchen mehr suchen. Er hatte sich eine Weile in dem großen Kerkerraum umgesehen und überlegt wo er wohl am ehesten vor Störungen geschützt war. Die Fotografien, die nun vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen, hatte er in seiner Mappe, die er meist vor neugierigen Blicken verbarg, aufbewahrt. Er hatte sie erst am Vortag aufgenommen und sie zeigten die verschiedenen Winkel seines Lieblingsortes – der Eulerei. Das friedliche Gurren der geflügelten Briefträger beruhigte ihn auf eine Weise, wie nur wenige andere Dinge es vermochten. Er konnte sich Stunden lang ihre Anmutigen Bewegungen ansehen und erntete nur selten einen missbilligenden Blick der Tiere, anders also als bei seinen Mitmenschen. Für die Vögel musste er keinen Anforderungen genügen oder Erwartungen erfüllen.
Isaac sah sich nun die Bilder der Tiere an, darunter auch sein eigener Kauz Sarafin. Auch wenn er sonst keine sehr hohe Meinung von sich selber hatte, eine Konsequenz der körperlichen und seelischen Misshandlungen sein Vaters, musste er sich eingestehen, dass die schwarz-weiß Aufnahmen recht gut gelungen waren. Eine Nahaufnahme des Gesichts eines der Tiere gefiel ihm besonders gut und man konnte sogar den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht erkennen als er es sich ansah. Dieses verschwand jedoch schnell wieder als er eine Stimme hörte, die ganz offensichtlich ihm galt. Isaac blickte auf und erkannte einen der Sechstklässler, den er auch schon mal zusammen mit seinem Bruder Ed gesehen hatte. Tom Riddle – es gab wahrscheinlich keinen Schüler, der ihn nicht kannte. Isaac blickte auf die Narbe herunter und nahm seine Hand diskret vom Tisch herunter. Obwohl sie vielleicht so aussah, stammte sie nicht von einem Duell. Wie hätte er sich auch gegen seinen Vater duellieren können. Nicht nur, dass dieser ein Squib war, der Fünftklässler hätte auch nie den Mut dazu gehabt, seine Hand gegen seinen Vater zu erheben. Sie stammte viel mehr von einem großen Stück Glas, das ihn geschnitten hatte als sein Vater mit leeren Weinflaschen nach ihm geworfen hatte. Doch diese Narbe war noch harmlos verglichen mit anderen, die seinen Körper übersäten. Der Slytherin öffnete und schloss seinen Mund einige Male, während er versuchte sich eine plausibel klingende Lüge zurecht zu legen, die eine Erklärung für diese Verunstaltung seiner Hand abgeben würde. Er beschloss einfach, mit den Annahmen Riddles mitzugehen.
„Ich hab mich mit meinem Bruder duelliert.“, beschloss er sich schließlich zu erklären. Es stimmte wenigstens, dass die beiden Brüder gelegentlich die Zauberstäbe gegeneinander erhoben. Isaac war weder übermäßig abgeneigt gegen diese Trainingseinheiten, noch konnte er sagen, dass er sie mit voller Vorfreude erwartete. Edward folgte jedoch den Anweisungen ihres Großvaters, der den Älteren ermahnte dafür zu sorgen, dass aus dem Fünftklässler ein talentierter Duellant wurde. Isaac schob seine Fotografien zusammen und legte sie sorgfältig zurück in die Mappe. Er sah Riddle mit gerunzelter Stirn an, skeptisch gegenüber dem Interesse des Älteren und wartete ab, was dieser wohl noch zu sagen hatte.
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Isaac hatte Tom eindeutig nicht bemerkt, wie er sich annähernd ungehobelt an den massiven Tisch setzte und ihn mit einer Mischung aus Neugierde und vagem Interesse unverhohlen musterte. Das war amüsant, denn für gewöhnlich mochten es Menschen nicht, wenn sie mit Blicken penetriert wurden – und was das betraf, war Riddle ein Naturtalent; vor allem, weil er nicht blinzeln musste, wenn er nicht wollte. Sein Mitschüler war also völlig in seinen eigenen Gedanken untergetaucht und abgelenkt, zu beschäftigt mit was auch immer er gerade tat und dabei so wunderbar mit seinen Armen verdeckte, dass er seine Welt vor der Realität verbarg. Ein Wunder, dass Dolohow oder Nott bisweilen nicht auf die Idee gekommen waren, Palmore als ihr Ziel der Schikane zu wählen: und war es nur aufgrund der Tatsache, dass er prompt einen introvertierten und eigenbrödlerischen Eindruck hinterließ und sich damit zum perfekten Opfer für diese Tölpel machte, die kaum ein gutes Haar an solchen ließen, die schwächer waren als sie. Tom wiederum fand dieses Verhalten ziemlich dumm und stümperhaft, weil es sich zum einen nicht gehörte und zum anderen diese welche, die die beiden Narren für ihre Spielchen auserwählten, an und für sich die klügeren Köpfe waren.
Als Isaac schließlich auf seine Worte hin sichtlich zusammen zuckte und seine Hand wie aus Selbstschutz aus Sichtweite nahm, wurde Riddles Lächeln lediglich eine bestätigende Spur breiter. Erwischt? Zumindest schien der Lockenkopf auf seine Frage hin einzugehen, ob nun aus purer Überraschung und weil Tom ihn mit seiner Neugierde überfahren hatte, oder dem Frieden Willen wusste der Dunkelhaarige nicht zu deuten. Dennoch verengten sich seine Augenwinkel skeptisch, ja fragend ob der Erklärung, die er bekam und die ihm sogar bestätigte, was er vermutet hatte. Aha; gut, dass man sich die ein oder andere Verletzung beim Zaubern oder in einem Kampf holte, war nichts neues - und weil es Tom sogar ziemlich einerlei war, inwiefern die Antwort der Wahrheit entsprach, erwiderte er bloß ein stoisches Nicken. Trotzdem, der Vertrauensschüler wollte noch nicht von seinem vermeidlichen, neuen Gesprächspartner ablassen. Wer war der Knabe überhaupt? Lockenköpfig, introvertiert wie er mit hängenden Schultern dasaß, war Tom ehrlich verwundert, dass ihm Isaacs absolut kein Begriff war. Und nachdem Rosier sich nun dazu entschloss, die nächste Platte aufzulegen und sein Abend dadurch nicht unbedingt besser wurde, lehnte sich Riddle über seine Unterarme auf dem Tisch ein wenig in Palmores Richtung und deutete ein Achselzucken an.
"Ich bin Tom", stellte sich der Ältere unnötiger Weise vor, ohne seinem Gegenüber die Hand zu reichen. Ihm war nicht nach übermäßiger Höflichkeit: genau genommen war ihm nach nicht viel, außer etwas Stille und vielleicht einem guten Buch. "Sag mir deinen Namen" Eine sanfte Furche erschien zwischen den Augenbrauen des Slytherins; auch wenn er einiges Können und Charme besaß, so war er in Wahrheit eine zwischenmenschliche Katastrophe. Sein aufmerksames Augenmerk wanderte indes über die geschlossene Mappe und blieb eine Weile studierend, nachdenklich daran hängen. Er hatte vorher schon nichts darauf erkannt, doch Riddles Neugierde brauchte nicht viel Überzeugung, um die Oberhand über dieses Gespräch zu erlangen: "Habe ich dich bei etwas gestört?" Ein Lächeln im Mundwinkel, machte der Musterknabe keine Anstalten sich nach der Mappe zu bewegen; nein, er war sich sogar ziemlich sicher, dass Isaac sie ihm auf kurz oder lang von selbst zeigen würde. Umso besser, dass er sich augenscheinlich unwohl dabei fühlte; die Trompeten im Hintergrund, die aus dem Grammophon schellten, gingen ihm auf die Nerven. "Ich entschuldige mich für diese Dummköpfe", lenkte Tom schließlich nach einer Weile mit einem Blick in Richtung der Kaminecke ein. "Sie wissen es nicht besser, als dass sich jemand durch ihren Lärm gestört fühlen könnte. Ich werde dafür sorgen, dass das künftig um diese Uhrzeit nicht mehr vorkommt."
Mit einem etwas breiteren Lächeln, lehnte sich Riddle linksseitig auf die Tischplatte, das dunkle Augenmerk wieder auf Palmore geheftet, der sich in seiner Haut offensichtlich recht unwohl fühlte. "Duellierst du dich öfter? Sieht nicht so aus, als hättest du Spaß dabei gehabt; war wohl kein Versehen, oder?" Tom wurde den Gedanken nicht los, dass Isaac ein Typ war, den man auch zwangsläufig als Sandsack benutzte und der im Zweifelsfall vielleicht sogar auch noch die andere Wange hinhielt, wenn er sich bedrängt fühlte und in Frieden gelassen werden wollte – einen ähnlichen Kerl gab es bei ihm im Waisenhaus, Robert, der drei Jahre jünger war als er und ständig von Arnold gepiesakt wurde; einmal hatte ihm Tom sogar aus Mitleid geholfen: aber nur aus dem Grund, weil er Arnold mit seinen Fähigkeiten Angst einjagen wollte. Magie war zauberhaft. "Vielleicht solltest du dann in unseren Dullelier-Club kommen." Gut, das war sehr unverblümt und mehr als direkt; doch dem Club mangelte es zum einen an frischen Mitgliedern und zum anderen war es Toms Aufgabe als Club-Leiter potentielle Leute anzuwerben; wenn das Gespräch selbst auf das Thema fiel: umso besser.
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Isaac wusste nicht so recht wie er mit Riddles forscher Art umgehen sollte. Er war es nicht gewohnt, dass man sich für ihn interessierte, oder zumindest so tat. Er sah den Älteren skeptisch an und fragte sich, ob er wohl irgendeinen Hintergedanken dabei hatte sich mit ihm zu unterhalten. Eigentlich war der Slytherin froh wenn man ihn einfach nur in Frieden ließ, von Small-Talk hielt er sowieso nichts. Ein Ast knackte laut im offenen Kamin und Isaac atmete tief ein um den Geruch des prasselnden Feuers zu genießen, den er so mochte. Er versuchte den Lärm der älteren Schüler und ihres Grammophons auszublenden und konzentrierte sich widerwillig auf sein Gegenüber. Er runzelte die Stirn ob Tom's befehlshaberischen Tons. Der Sechstklässler schien es gewohnt zu sein, dass man ihm seine Fragen ohne große Wiederworte beantwortete. Isaac lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Ihm war dabei völlig gleich, dass er möglicherweise wie ein trotziges Kind wirkte.
„Wenn du etwas höflicher fragen würdest, wäre ich wohl eher geneigt dir zu antworten. Aber wenn du's unbedingt wissen willst, ich bin Isaac.“, antwortete er, sich nicht daran störend wie kühl seine Stimme wohl dabei klingen mochte. Seine Augen wanderten genau wie die Riddle's zu seiner Mappe, die noch auf dem massiven Eichentisch lag und der Slytherin griff danach um sie neben sich auf den Sessel zu legen. Isaac bemerkte das Lächeln, das sich auf dem Gesicht des Älteren ausgebreitet hatte und welches wohl charmant sein sollte. Dieser Gesichtsausdruck hätte wohl auf die meisten Mädchen der Schule eine erweichende Wirkung, doch ihn beeindruckte es nicht wirklich. Bisher war Isaac der Einzige, der seine Photographien je zu Gesicht bekommen hatte und wenn es nach ihm ging würde das auch so bleiben.
“Wenn du schon so fragst – ja, du hast mich wirklich bei etwas gestört.“, gab der Slytherin zu, doch er hatte irgendwie den Eindruck als wäre Tom jemand, der sich von so einer Aussage nicht beirren ließ. Der Sechstklässler schien vor Selbstbewusstsein nur so zu strotzen, es sprang Isaac förmlich an. Er suhlte sich wahrscheinlich gerne in der Bewunderung anderer, etwas wonach sich Isaac nicht wirklich sehnte. Ihm war es nur recht wenn man ihm keine Beachtung schenkte, denn er wollte nicht, dass seine Mitschüler zu viel über ihn herausfanden. Solange er mit niemandem sprach, konnte ihm auch kein falsches Wort herausrutschen und es konnte ihm keiner unangenehme Fragen stellen, für die er sich erst mal eine passende Lüge ausdenken musste. Ein lautes Kratzen der Grammophon-Nadel ließ den Fünftklässler zusammenzucken und er drehte sich kurz zu der grölenden und tanzenden Schülergruppe um, als Riddle von ihnen sprach und sich dabei anhörte, als redete er von seinen Untertanen, was sie vermutlich auch irgendwie waren. Isaac wand sich wieder seinem Gegenüber zu und strich sich mit den Fingern der rechten Hand durch seine lockigen Haare, die wie üblich einfach in ihre ursprüngliche Position zurückfielen. Er zuckte mit den Schultern und beschäftigte seine Hände damit, an einem Riss in dem Leder der Armlehne seines Sessels herum zu zupfen. “Ich halte mich eigentlich nicht oft im Gemeinschaftsraum auf, von daher ist es mir eigentlich recht egal was hier abends getrieben wird.“, sagte er und sprach dabei die Wahrheit. Er hielt sich generell sehr ungern an Orten auf, an denen die Möglichkeit bestand vielen anderen Schülern zu begegnen. Mit diesem Verhalten trieb er nur allzu oft seinen Bruder in den Wahnsinn. Dieser versuchte sich zu bemühen, den Anweisungen ihres Großvaters Folge zu leisten und Isaac zu einem Zauberer zu machen, der ihrem Familiennamen Ehre verlieh. Dazu gehörte es auch, die richtigen sozialen Kontakte zu knüpfen und den Respekt und die Bewunderung anderer zu erlangen. Doch diese Ziel interessierten den Slytherin herzlich wenig, was seinem Bruder und auch seinem Großvater ein Dorn im Auge war. Isaac blickte erneut auf die Narbe an seiner Hand, als Riddle abermals vom Duellieren sprach. Nein, durch ein Versehen war sie nun wirklich nicht entstanden, jedoch auf eine ganz andere Weise als er Tom glauben machte. “Ich trainiere zweimal wöchentlich mit meinem Bruder. Ob ich Spaß dabei habe oder nicht spielt dabei eigentlich keine Rolle.“ Nein, was er wollte wurde in die Pläne seines Großvaters nun wirklich nicht mit einkalkuliert, denn dem alten Palmore waren eigentlich nur seine eigenen Ziele wichtig. Das Ansehen der Familie stand dabei an oberster Stelle. Bei Tom's nächster Frage gingen Isaac's Augenbrauen in die Höhe und er war sichtlich überrascht. Seine Skepsis verstärkte sich zudem, denn er konnte sich wirklich nicht vorstellen, warum der Ältere ausgerechnet ihn in seinem Club haben wollte. Hatte er womöglich zusammen mit seinen Kumpanen irgendeinen Streich ausgeheckt, den sie nun mit ihm durchziehen wollten? Irgendwelche niederen Beweggründe mussten Tom doch dazu veranlasst haben, sich zu dem Jüngeren zu setzen, anders konnte er es sich nicht vorstellen. “Ich wusste nicht mal, dass wir einen Duellier-Club haben.“, sagte Isaac wahrheitsgemäß, denn er interessierte sich nicht wirklich für die verschiedenen Grüppchen, die sich in der Schule gegründet hatten. Womöglich gab es Menschen, die das Bedürfnis hatten, ihr Hobby mit anderen zu teilen, die dieselben Freizeitaktivitäten genossen. Doch Isaac hatte lieber seine Ruhe bei dem was er tat. Selbst wenn er andere Schüler kennen würde, die seine Liebe zur Photographie mit ihm teilten, hätte er kein Interesse daran gemeinsam mit ihnen einem wöchentlichen Clubtreffen beizuwohnen.
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Isaacs Ton gefiel ihm nicht; vor allem, weil er Tom dazu anleitete dessen rüden Worte mit seinen eigenen zu vergleichen. Tom stellte selten direkte Fragen, rang sich vielleicht im Beisein eines Professors die Höflichkeit ab, sein Gesprochenes gewählt zu formulieren. Doch an und für sich zählte es nicht zu seiner Natur – denn seine Natur war von Anfang an von Dunkelheit geprägt. Insofern wusste Riddle nicht, was sein Gegenüber für ein Problem hatte und quittierte dessen kecke Reaktion mit flüchtig verengten Augenwinkeln. Andere hatten sich mit so viel Respektlosigkeit bereits die Finger an ihm verbrannt; dennoch beließ der Vertrauensschüler es bei einer schwachen Falte und einem etwas zu eindringlich musternden Blick. Er konnte diese introvertierten Mauerblümchen nicht leiden, zumindest nicht in seinem eigenen Haus. Wollten sie nicht gemeinschaftlich stark sein? Riddle sah in seinem Verhalten jeden Falls keinen Fehler, noch dazu wo sich Palmore doch glücklich schätzen konnte, dass sich überhaupt jemand für ihn interessierte, wenn er sich schon selbst wie ein vermeidlich Ausgestoßener so vor seinen Mitschülern zurück zog, oder? Manchen konnte man es einfach nicht Recht machen; die Erstklässler in ihrer unmittelbaren Nähe glaubten das offenbar auch, denn sie verfolgten den kurzen, verbalen Austausch der beiden Jungs mit neugierig, großen Augen.
"Ich weiß, was dein Problem ist", analysierte Tom abrupt scharfsinnig und verschränkte geschäftig die langen Finger oberhalb der Tischplatte ineinander, die vom Bass der Musik zum Vibrieren gebracht wurde. "Du bist ein Eigenbrödler, zu erhaben, um dich mit Deinesgleichen abzugeben, weil dich niemand versteht, nicht wahr?" Riddles Blick wurde eine kalkulierende Spur kühler, wobei er unweigerlich den Eindruck einer Schlange in Lauerstellung erweckte: "Du liebst deine Niesche, in der du lebst wie eine unbedeutende Natter, die dort ihr Dasein fristet." Der Dunkelhaarige legte den Kopf ein wenig schief; anders als Isaac war Tom sogar sehr froh, dazu zu gehören. Ihm war dieses Beisammensein wichtig, weil er daraus seinen Profit zog; weil er sich in der Loyalität seiner Anhängsel badete. Er war lange genug allein gewesen, auf sich selbst gestellt. Und so sehr er innerlich auch mit sich – und nur sich selbst – beschäftigt war, verhehlte der Vertrauensschüler keinerlei Aufmerksamkeit. Man kam deutlich weiter, wenn man beliebt war; und wenn Tom eines nicht wollte, dann unbekannt in der Finsternis unterzugehen. "Aber ich sage dir, damit kommst du nicht weit." Riddle riss sich am Riemen, um nicht bedrohlich zu klingen, konnte eine gewisse Strenge in seiner Stimme jedoch nicht unterbinden. Im Grunde wäre ihm Palmore egal gewesen: wenn er sich unbedingt abspalten wollte, gut! Er würde schon wissen, was er tat. Den Dunkelhaarigen störte bloß die ungewohnte Form der Ablehnung, die Isaac ihm über die Tischplatte hinweg entgegen warf. "Irgendwann stehst du mit dem Rücken zur Wand, wenn keiner da ist, der ihn dir deckt.", murmelte er schließlich mehr zu sich selbst und kratzte sich nebensächlich mit langem Zeigefinger den Nasenrücken.
"Tommy!" Die schrille Stimme dröhnte unterbrechend mit aller Gewalt durch sein Ohr, wobei es nun an Riddle war zusammen zu zucken und einen halbherzigen Satz beiseite zu machen, der ihn fast vom Stuhl gefegt hätte. Ein Arm legte sich um seine Schulter, begleitet von dem gut gelaunten Lachen Malfoys, das dem Blonden just im Halse stecken blieb, als sich sein hellblaues Augenmerk auf den vermeidlichen Gesprächspartners seines Freundes richtete. Toms Stirn hatte sich dabei in missbilligte Falten gelegt, den Kopf beiseite geneigt, damit er Abraxas' plötzlicher Nähe etwas entkam. "War die Musik so furchtbar, dass es dich ausgerechnet an dieses Ende des Gemeinschaftsraumes verschlagen hat?" Es brauchte einen Atemzug, ein Blinzeln, bis Tom Abraxas folgen konnte; ehe er allerdings zu Wort kam, plapperte der andere munter weiter, die Gehässigkeit auf den aristokratischen Zügen und den Spott auf seiner Zunge: "Wundert mich, dass Palmore noch gar nicht vor dir Reißaus genommen hat. Für gewöhnlich kriegt der sein Kiefer nämlich nicht auseinander – andererseits, für einen Versager seinesgleichen ist es wohl ein Hauptgewinn, wenn man ihn von Zeit zu Zeit einmal bemerkt" Tom entrang sich ein dumpfes Hmpf, das jedem anderen geraten hätte nun vor ihm auf Abstand zu gehen. Malfoy allerdings kümmerte das nicht, boxte dem Dunkelhaarigen sogar mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste Isaac unverhohlen an, wobei er sich nicht einmal die Mühe machte, seine Abneigung dem introvertierten Knaben gegenüber zu verbergen. Wieso dem so war, wusste Tom nicht. Doch andererseits – konnte Abraxas Malfoy irgendjemanden wirklich gut leiden, wo er so gerne über seine Nase hinweg auf andere herab sah? "Lass dich nicht auf diesen Spinner ein, Tom, das kostet dich nur wertvolle Nerven."
Malfoy wollte sich schließlich abwenden, vielleicht auf seinen Freund warten, damit sie zu der Gruppe zurück kehren konnten, welche das Gespräch nun mit keimender Neugierde belauschte. Womit er nicht rechnete war Riddles schnelle Bewegung, der sich ebenfalls erhob, nur um nach Abraxas Arm zu greifen, den er in einer ungemein unsanften Regung auf dessen Rücken drehte: eisern, wie es die deutschen Soldaten getan haben, als sie auf der Suche nach Verbrechen durch die Londoner Straßen gezogen waren und hart genug, dass Malfoys blonder Haarschopf dumpf auf der hölzernen Tischplatte aufschlug. Ehe der geborene Aristokrat wusste wie ihm geschah, lehnte sich Tom mit seinem gesamten Gewicht auf das Gelenk, das darunter sogar leise knackte. Er brauchte keine Magie, um ein Zeichen zu setzen – und die Gelegenheit war einfach zu köstlich, als dass er sie ziehen lassen wollte. Man hätte diese Szene kaum besser einstudieren können! "Entschuldige dich bei ihm", forderte Riddle seinen Kumpanen nun tonlos auf, ohne dabei die Stimme zu erheben, Malfoys plötzliches und sehr überraschtes Gejammer Musik in seinen Ohren. "Du hast einen Mitschüler beleidigt, Abraxas, dafür ziehe ich Slytherin fünf Punkte ab. Wenn du es noch einmal tust, werden es zehn." Der Waise ließ von Abraxas ebenso schnell ab, wie er ihn überrumpelt hatte, indes der Blonde eine Entschuldigung hervor würgte und sich reibend die Stelle hielt, die Tom beansprucht hatte, verwirrt ob der Reaktion des Vertrauensschülers, jedoch abrupt ebenso kleinlaut. "Ich habe ihn zum Duellier-Club eingeladen", erklärte sich Riddle unnötiger Weise. "Also reiß dich gefälligst zusammen. Es bringt niemanden etwas, wenn wir Slytherins uns gegenseitig die Köpfe einschlagen. Wenn du der Auffassung bist, Malfoy, dass gewisse Personen aus deinem Haus geringfügiger sind als du, schlage ich vor, dass du sie künftig einfach weiter ignorierst." Beinahe tat ihm Abraxas leid, der nahezu unterwürfig um seine Fassung rang. Von Zeit zu Zeit auf den Tisch zu hauen war nicht verkehrt, vor allem auf so manipulative Weise. "Wir halten die Treffen je nach Vereinbarung, weil einige von uns ständig mit irgendwelchen Prüfungen beschäftigt sind, wo man dem Club bereits ab der zweiten Klasse beitreten darf." Mit deutlich ruhigerer Stimme sah er wieder zu Isaacs. "Ich gebe dir dann einfach Bescheid."
Tut mir leid, dass du so lange warten musstest – das ist eigentlich nicht meine Art. Der Post ist leider auch nicht so prall geworden, wie ich's gern gehabt hätte. Ich hoffe trotzdem, dass du damit zurecht kommst ._.' ich guck, dass ich's wieder regelmäßiger hinbekomme, ist im Augenblick leider eine Kopfsache. Danke dir trotzdem!
ISAAC &&. TOM SUNDAY EVENING &&. 18.04.1943 HOGWARTS · SLYTHERIN COMMON ROOM
Isaac entging die leichte Spur von Aggressivität, die nun in Riddles Stimme trat, nicht. Der Vertrauensschüler war es sicher gewohnt, dass man ihn mit Respekt behandelte und regelrecht um seine Aufmerksamkeit buhlte. Der Großteil der Slytherins, natürlich vor allen Dingen die weiblichen Hausgenossen, schienen sich danach zu verzehren zu seinen Freunden gezählt zu werden. Isaac hatte jedoch den Eindruck, dass diese kühle, berechnende Seite, die Tom ihm gegenüber nun an den Tag legte viel eher seinem wahren selbst entsprach als dieser charmante Musterschüler, den er ständig vor seinem Publikum spielte. Der Fünfzehnjährige konnte nachvollziehen, warum sich so viele seinem Charme unterwarfen oder sich von ihm verängstigen ließen falls die nette Tour nicht das gewünschte Ziel erreichte. Er war jedoch von seinem Vater noch ganz andere Methoden gewohnt und würde sich nicht so schnell einschüchtern lassen. Diejenigen, die vor Riddle's kühlen Blick und Tonfall zurückschraken hatten sicher noch nie in ständiger Angst gelebt und regelmäßige Schläge und Verwünschungen einstecken müssen. Die Worte, die der ältere an ihn richtete sollten ihn vermutlich schwer treffen und gefügig mache, doch Isaac hatte schon viel schlimmere Beleidigungen zu Ohren bekommen und ließ sich von Tom's kleiner Ansprache nicht unterbuttern. “Du hast recht, wahrscheinlich bin ich wirklich ein Eigenbrötler, doch ich sehe das keineswegs als Problem an. Ich habe mit den Jahren nur gelernt, dass es mir nicht gut tut anderen Menschen zu vertrauen.“, erklärte Isaac in einem ruhigen Tonfall. Es stimmte, er hatte einst wirklich bei jemandem Hilfe gesucht. Mit elf Jahren hatte sein Vater ihn einmal besonders übel zugerichtet, woraufhin er sich einer Tante anvertraut hatte. Doch die hatte ihm nur eine weitere Ohrfeige verpasst und ihn ermahnt nie wieder darüber zu sprechen und ob er sich nicht schämte, den Namen seiner Familie so durch den Schmutz zu ziehen. Nach diesem Erlebnis hatte Isaac sich nur noch mehr in sich zurückgekehrt und sich selbst ermahnt, nicht mehr über das zu sprechen, was sein Vater ihm antat. “Glaub mir einfach wenn ich dir sage, dass ich schon oft genug mit dem Rücken zur Wand gestanden habe.“ fügte er in einem sachlichen Ton hinzu. Er zielte mit dieser Aussage keineswegs auf Mitgefühl ab, war er sich doch nicht einmal sicher ob Riddle solches überhaupt aufbringen konnte. Er wusste einfach nicht ob es überhaupt ein Familienmitglied gab, das ihm aus seiner Lage helfen würde, natürlich abgesehen von seiner Großmutter. Seinem Bruder Edward mussten doch wenigstens einmal seine vielen Prellungen und Narben aufgefallen sein, doch er hatte sie nie angesprochen. Wahrscheinlich wollte er sich genauso wenig wie der Rest seiner Familie eingestehen, dass es auch in einem solch mächtigen Stammbaum wie dem ihren schwarze Schafe und Probleme gab.
Isaac zuckte ein wenig zusammen, als eine schrille Stimme an sein Ohr drang. Er verdrehte die Augen und wand seinen Blick ab, als er erkannte wer an den Tisch getreten war. Abraxas Malfoy – einer der Schüler, die mit Vorliebe auf andere herabsahen und sich eine Freude daraus machten die Schwächen ihrer weniger populären Hausgenossen aufzudecken und sie damit aufzuziehen. Man konnte seinem Blick ansehen, dass er sich in der Demütigung anderer suhlte und sie auskostete. Üblicherweise würde der junge Palmore solche Anfeindungen ignorieren, doch da er nun sowieso einmal angefangen hatte sich zu äußern, war er um einen weiteren Kommentar nicht verlegen. “Ich ziehe es eigentlich vor nur dann zu sprechen, wenn ich etwas annähernd Intelligentes zu sagen habe, doch ich sehe, dass du da anscheinend anders vorgehst.“, erklärte der Slytherin in einem nüchternen Ton und verschränkte dabei die Arme vor dem Oberkörper. Diese Sticheleien erlaubte sich Malfoy meist nur wenn nicht übermäßig viele andere Slytherins versammelt waren. Er war nämlich mit Edward und Robert, Isaac's Bruder und Cousin, befreundet, die angesehene Mitglieder des Hauses waren. Zwar ermahnten die Beiden ihn selber ständig er solle sich sozialer verhalten und sich Respekt und Ansehen verschaffen, sie würden es jedoch nicht zulassen, dass sich andere Schüler über ihn lustig machten. Zu seiner Verwunderung musste Isaac feststellen, dass Riddle von den Worten seines Freundes nicht sehr angetan zu sein schien. Ganz im Gegenteil, sein Gesichtsausdruck versprühte Feindseligkeit und der junge Palmore hätte Malfoy angeraten so schnell wie möglich Reißaus zu nehmen. Abraxas schien den säuerlichen Ausdruck auf Tom's Gesicht jedoch nicht zu merken und machte munter mit seinen Anfeindungen weiter, in dem Glauben, dass sie seinen Freund ebenso amüsierten.
Isaac atmete vor Überraschung laut hörbar ein als Riddle seinen Mitschüler so plötzlich auf die Tischplatte hinunterdrückte. Ein dumpfes Geräusch war zu hören als Malfoy's Kopf mit dem massiven Holz kollidierte und wäre der jüngere Schüler nicht so schockiert von Riddle's Reaktion gewesen, wäre ihm vermutlich der Gedanke gekommen, dass hohle Gegenstände nun mal solche Töne erzeugten und er hätte gelacht. Diese Referenz fiel Isaac jedoch unter den gegebenen Umständen nicht ein und er würde wahrscheinlich erst später darüber schmunzeln, wenn er an die Szene zurückdachte. Gegenwärtig war er viel zu verblüfft darüber, dass Tom seinem Klassenkameraden so sehr zusetzte, nur um den jüngeren Slytherin zu verteidigen. Vielleicht hatte er ihn ja doch falsch eingeschätzt und er machte sich mehr aus seinen Mitmenschen, als es den Anschein hatte. Vielleicht sollte seine Tat Isaac jedoch auch nur dazu bewegen sich zu einem weiteren seiner Anhänger bekehren zu lassen. Doch für solche Überlegungen war er momentan viel zu sehr von dem Schauspiel gefesselt, welches sich vor ihm abspielte. Der Palmore konnte kaum den Blick abwenden, doch er sah sich kurz ein wenig verlegen an und bemerkte erst jetzt, dass die Musik leiser geworden war und sich alle Augen auf ihr kleines Grüppchen gerichtet hatten. Wahrscheinlich würde diese kleine Darbietung der Popularität Riddle's jedoch keinen Abbruch tun und ihm viel mehr noch größeren Respekt verschaffen. Weder Malfoy noch Tom's andere Lakaien würden sich allzu schnell erneut trauen sich einen Fauxpas zu erlauben. Die Entschuldigung des Blondschopfs war kaum zu hören, doch Riddle schien sein Ziel erreicht zu haben und ließ ihn nur mit einer kurzen Predigt mit eingekniffenem Schwanz und gekränkten Stolz von Dannen ziehen. Isaac's Mund verzog sich zu einem Schmunzeln als er beobachtete wie Malfoy unter schallendem Gelächter von seinen Freunden empfangen wurde, wobei ihm selbst eine säuerliche Miene ins Gesicht geschrieben war.
Fast widerwillig riss er sich von diesem Anblick los um seine Aufmerksamkeit wieder auf Tom zu richten. Der schien dem Vorfall keine weitere Beachtung zu widmen und fuhr damit fort über den Duellier-Club zu sprechen, als wäre nichts geschehen. Dabei fiel dem Slytherin auf, dass sein Gegenüber so über diese Vereinigung sprach, als wäre Isaac's Mitgliedschaft bereits beschlossene Sache, was es für Riddle vermutlich auch war. Ob er ihn wohl nur verteidigt hatte, damit er sich dazu verpflichtet fühlte dem Club beizutreten? Nun, da er darüber nachdachte fragte sich der junge Palmore allerdings ob er, indem er dem Duellier-Club beitrat, dem regelmäßigen Trainieren mit seinem Bruder entgehen konnte. Bestimmt würde ihm diese Freizeitbeschäftigung auch Pluspunkte bei seinem Großvater beschaffen und ihn ihm eine Weile vom Hals schaffen. Angesichts dieser Tatsache vermutete Isaac, dass es ihm wohl nicht schaden konnte Riddle un dem Rest der Truppe beizutreten. So lange sie nur duellierten würde er sich auch keinen anstrengenden Small-Talk betreiben müssen und das war ja schon mal überaus positiv. Er ließ sich Tom's Worte noch einmal durch den Kopf gehen und nickte dann nur zustimmend.
“Wieso hast du mich eigentlich grade Malfoy gegenüber verteidigt? Ich meine, versteh mich bitte nicht falsch, ich bin dir durchaus dankbar, aber deine Reaktion kam doch ziemlich unerwartet für mich.“, fragte Isaac nun mit einem Stirnrunzeln. Ihn beschäftigte Riddle's kleiner Ausbruch zu seinen Gunsten einfach noch zu sehr und er konnte sich die Frage daher einfach nicht verkneifen. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachten, wie sich Abraxas immer noch das Handgelenk rieb und ihn hasserfüllt an funkelte. Vermutlich würde Isaac seinen Zorn zu spüren bekommen wenn Malfoy ihn das nächste mal alleine antraf, doch darum machte sich der Jüngere im Moment noch keine Sorgen und Schläge war er ja allemal gewohnt.
ALL WE DO IS FIGHT FOR WHAT WE THINK IS RIGHT · ISAAC &&. TOM SUNDAY EVENING &&. 18.04.1943 HOGWARTS · SLYTHERIN COMMON ROOM
"Knaben wie Malfoy benötigen ab und an jemanden, der ihnen zeigt wo sie eigentlich stehen", entgegnete Tom aalglatt, als er sich wieder auf den Stuhl sinken ließ und sich über der Tischplatte ein wenig vorbeugte. Ja, in der Tat: sein spontaner Plan, die fixe Manipulation aus dem Ahock hatte besser funktioniert wie erwartet. Abraxas würde ihm den Fauxpas schon verzeihen, auch dafür konnte Tom schließlich sorgen – und war es nur mit einem entschuldigenden Arm um dessen Schulter und dem Anflug eines selbstironischen Scherzes. "Mister Malfoy glaubt, wie ich gerade schon angemerkt habe, dass sein Platz hier oben ist.", der Dunkelhaarige hob seine rechte Hand ein bisschen von der Tischplatte ab, senkte sie jedoch wieder sofort und zuckte die Schultern. "Aber genau genommen ist er nicht besser oder schlechter als jeder andere von uns – mit Ausnahme vielleicht, dass Mister Malfoy, beziehungsweise dessen Familie, genügend Geld hat um sich Macht und Ansehen bequem zu kaufen. Aber mal ganz ehrlich, Isaac," Die Stimme zu einem rauen, netten Flüstern gesenkt, untermauerte er seine harten Worte mit einem nahe zu verführerischen Lächeln: "Wie viele Privilegierte können derlei von sich behaupten, wo die meisten von uns dazu gezwungen sind, sich Ansehen und Wohlstand hart zu verdienen?" Der Waise schüttelte den Kopf, ließ das braune Augenmerk sanft über die unebene Tischplatte wandern, dessen Kerben er einen Moment lang mit den Fingerkuppen nachzeichnete, ehe er hinzu fügte:
"Ich habe dich verteidigt, weil das, was Abraxas gesagt hat, nicht nur unter dem Niveau unseres Hauses war, sondern auch falsch. Ich bin nicht umsonst Vertrauensschüler geworden und unabhängig davon, dass es meine Pflicht ist mich um Ordnung in unserem Haus zu kümmern, habe ich eingegriffen – sozusagen – weil ich Abraxas' Gesprochenes gleichsam Lüge strafen wollte." Besser konnte er das Theater kaum verpacken. Und so seltsam und zurück gezogen sich Palmore auch gab, musste er sich nun selbst zu gestehen, dass er nicht so alleine war wie er vielleicht geglaubt hat. "Mag sein, dass du deinen eigenen Weg gehen willst und damit gut zurecht kommst. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass das auf Dauer nicht gut gehen wird – doch es ist schließlich deine Sache. Das ändert nichts daran, dass dich dann und wann dennoch einer verteidigt und heute habe ich genau das getan. Also gern geschehen." Toms Lächeln wurde eine Spur breiter, tadelloser Schauspieler der er war. Isaac Palmore würde eine gute, kleine Ergänzung in seiner Reihe an Rekruten geben, dem war er sich sicher. Es war nur eine Frage der richtigen Überzeugungen, bis er so tief in seinem Netz gefangen war, dass Tom lediglich nur mehr zu beißen musste, um seine Beute zu töten. Oder anders gesagt: Palmore nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, ohne dass er es merkte.
Im Gemeinschaftsraum war es nun deutlich leiser geworden, die ersten Mitschüler machten sich bereits augenreibend auf den Weg in ihre Schlafsäle und auch die kleine Gruppe um Tom selbst räkelte sich, klopfte Abraxas, welcher immer noch betreten und irritiert drein blickte, auf die Schulter und begann sich nach und nach in sämtliche Richtungen aufzulösen, indes die Nadel des Grammophons über die leere Fläche der Schallplatte kratzte. Der Slytherin trommelte ebenfalls beendend auf den Tisch und erhob sich gemächlich aus dem Stuhl, wobei er Isaac in einer freundschaftlichen Geste die Hand reichte: "Verzeih mein flegelhaftes Auftreten von vorhin, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich freue mich trotzdem, dich bald im Duellierclub begrüßen zu dürfen." So machte Riddle mit einem flüchtigen Nicken zum Abschied auf dem Absatz kehrt, amüsiert über den völlig unerwarteten, trotzdem interessanten Ausgang des Abends.