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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


Ruby war in die Eulerei geflüchtet, nach einem Abendessen, der ihr jegliche Kräfte abverlangt hatte. Sie hatte einfach nicht aufhören können, in die Richtung von Kimmy und Jensen zu schauen, die miteinander scherzten und redeten und jedes Mal wenn Ruby die beiden lachen hörte, schien sich der Schmerz noch tiefer in ihr Herz zu bohren. In letzter Zeit fühlte sich die Ravenclaw einfach nur noch kraftlos, denn sie wusste nicht mehr was sie tun sollte. Immer, wenn sie unter Menschen war, versuchte sie die Fassade aufrecht zu halten und nicht allzu deprimiert auszusehen, doch sie konnte sich einfach nicht überwinden, mit anderen Leuten zu sprechen, sondern wich ihnen aus oder verhielt sich sogar abweisend, gar zickig und bockig. Ständig musste sie aufpassen, dass sie nicht aus Versehen Kimmy traf und wenn sie es doch tat, fühlte sie sich komplett überfordert und wechselte nur sehr wenige Worte mit ihrer Cousine. Meistens suchte sie Ausreden, um nicht allzu lange mit Kimmy zu reden. Sie war müde, sie musste noch einen Aufsatz vorbereiten oder sie hatte einfach gerade andere Pläne.

Ruby wusste auch, dass der Unterricht angefangen hatte zu leiden, denn sie fand einfach keine Kraft mehr, ständig aufzupassen und sich zu melden. Egal, wie spannend der Unterricht war, konnte sie nichts anderes tun, als zu versuchen, ihre Augen offen zu halten. Und wenn sie dann abends schlafen wollte, konnte sie kein Auge zudrücken, während die Gedanken nur so durch ihren Kopf strömten. Ruby war so müde, so fertig mit allem. Rastlos und komplett übermüdet zugleich.

Überdies war auch noch bald Jensens Geburtstag und Ruby hatte überhaupt keine Ahnung, wie sie mit der Situation umgehen sollte oder was sie ihm schenken konnte. Und wenn sie letzteres nicht wusste, konnte sie ihn doch nicht genug kennen um ihn zu lieben, oder nicht? Dann waren all ihre Gefühle nur Illusion - Illusionen eines kleinen, anhänglichen und verzweifelten Mädchens, welches sich so sehr nach Liebe sehnte, dass sie einfach eine Person auserkoren hatte, die nun ihre große Liebe sein sollte. Aber solche Gefühle konnte man sich doch nicht einfach ausdenken?

Ruby konnte die Schluchzer und Tränen nicht aufhalten, die sie überkam, während sie mit der rechten Hand durch das zerzauste Fell einer kleinen Posteule strich. Ihr Astronomiebuch lag neben ihr im Stroh, doch darauf achtete sie gar nicht. Eigentlich hatte sie vorgehabt, hier in aller Stille sich auf den Unterricht vorzubereiten, der in zwei Stunden anfangen würde, aber als sie das Buch aufgeschlagen hatte, fühlte sie sich einfach zu müde, um die kleinen Buchstaben zu entziffern. Nun spürte sie nur, wie ihre müden Augen ihr immer wieder langsam zufielen, während die Tränen weiterhin über ihre Wangen liefen.
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Der Ravenclaw hatte es endlich geschafft seinen Brief zu Ende zu bringen, denn das war wirklich nicht so einfach gewesen. Die Überlegung wie er sich möglichst herzlich aber nicht zu überschwänglich verabschieden konnte hatte sich am gestrigen Abend über mehrere Stunden hingezogen und dann war die Entscheidung gefallen das Ganze zu vertagen und die Eule erst später fortzuschicken. Soeben hatte er dann auch die richtigen Worte gefunden, wobei man schon fast denken würde es wäre aufgeregt gewesen, aber der Brief, den er bei sich trug, war lediglich an seine Mutter adressiert und darin schilderte er ihr in aller Ruhe wie er mit dem Lernen voran kam und was es neues gab. Die Stufen zur Eulerei überwand er eher nachdenklich, denn seine Gedanken hingen immer noch an einem Problem, das sich ihm im Zusammenhang mit seinem letzten Aufsatz gestellt hatte. Er fand einfach nirgendswo etwas dazu, ganz egal wo er nachschlug.
Er kramte in seiner Tasche und holte ein paar Eulenkekse hervor um seine Eule davon zu überzeugen, dass es noch nicht zu spät war sich auf einen Ausflug zu begeben und seinen Brief nach Dover zu bringen. Natürlich zog er damit auch das Interesse anderer Eulen auf sich, aber seine eigene Eule würde ihn schon finden, dachte er sich so. Es war ja recht dunkel und da konnte er nicht mehr wirklich behaupten, dass er den Überblick hatte und alle Eulen auseinander halten konnte. Da konnte ja wer weiß was passieren. Vermutlich würde es ihn nicht umbringen wenn er eine Hogwartseule statt seiner eigenen schickte. Maximal seine Mutter würde zuhause vielleicht einen Sekundenbruchteil Angst haben er hätte Mist gemacht und dann würde sie sich daran erinnern, dass Jimmy nie Mist machte, wenn man mal davon absah, dass seine Krawatte nicht immer wollte wie er. Doch es dauerte gar nicht lange und er hatte seine Eule gefunden und seinen Brief an ihrem Bein befestigt und einige Eulenkekse in ihren Mund geschoben.
Der junge Heather war nun vielleicht drei Minuten in der Eulerei und so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er trotz seines hellen Köpfchens erst jetzt verstand was hier eigentlich nicht war wie es sein sollte. Immerhin war es neun Uhr am Abend und er fühlte sich nur von Eulen umgeben und dann war da dieses Geräusch, das sicher nicht das klackern eines Schnabels war, sondern viel mehr menschlich war. Ja es klang so als würde jemand weinen und Jimmy hatte mal wieder nichts gemerkt und nichts gehört. Der Ravenclaw lauschte und versuchte das Geräusch zu orten. Natürlich war es nicht vollkommen dunkle in der Euleri. Sicherlich hätte das auch niemand verantworten können, man bedachte nur was wohl los war, wenn in Hogwarts plötzlich hunderte von Schüler mit angestoßenen Zehen im Krankenflügel auftauchten, weil es in der Eulerei kein Licht gab. Jimmy sah aber trotzdem nicht direkt was er suchte, weil er nicht daran dachte, dass betreffende Person wohl saß. Wie er es nur zu den ravenclaws geschafft hatte. Er schüttelte über sich selbst den Kopf und dann ging er noch näher an die Person heran. “Hallo?“ Fragte er ein wenig patzig. “Kann ich …“ begann er, doch dann brach er ab, denn er kannte das Mädchen das dort saß. “Ruby?“ Fragte er überrascht und ging dann bestürzt vor ihr in die Knie. Warum weinte sie denn nur? “Was ist denn los?“ Erkundigte er sich besorgt bei dem Mädchen. Er kannte sie natürlich gut, denn sie war die Cousine seiner besten Freundin. Er hatte schon mitbekommen, dass sie in letzter Zeit nicht besonders gut drauf war, aber er wusste gar nicht genau woran das lag. Das schien schon etwas nachlässig von ihm zu sein, wenn er mal genau darüber nachdachte, wozu er gerade aber eigentlich keine Zeit hatte, schließlich saß ein weinendes Mädchen vor ihm.
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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


Seltsame Geräusche drangen an das Ohr der jungen Ravenclaw. Es klang so verzerrt, als würde jemand durch irgendeine Art Rohr zu ihr reden und sie konnte nicht wirklich verstehen was für Worte es waren. Die wabbernden Geräusche fuhren fort und Ruby begriff nur langsam, dass sie wohl für einige Sekunden eingedöst sein musste. Sie zwang sich die Augen aufzumachen, doch ihre Sicht war von den Tränen verschwommen, die aus ihren Augen gequollen und nun auf ihrer Haut getrocknet waren und auf ihren Lippen konnte Ruby Salz schmecken. Die Eule, die sie gestreichelt hatte, war wohl weggeflogen, aber irgendeine Figur hatte sich vor ihr hingehockt und sagte irgendetwas, während Ruby die Person mit roten und verweinten Augen anblickte und ihr Verstand langsam begann, wieder zu arbeiten. Jemand war hier in der Eulerei und dieser jemand sprach zu ihr. Ein Professor? Aber sie hatte doch nichts falsches gemacht, oder? Ruby blinzelte benommen und erkannte ein vertrautes Gesicht in der Dunkelheit.

Jimmy war einer von den Menschen, den Ruby wirklich zu ihren Freunden zählen konnte. Die Rawenclaw schätze seine hilfsbereite und humorvolle Art und sie war sich bei ihm ganz sicher, dass er ein echter Freund war und sie ihm vertrauen konnte - ganz anders als bei vielen "Möchtegern-Freunden" die man oberflächlicherweise vielleicht als Freunde zählen konnte, aber eigentlich keine waren. Umso mehr stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht, als sie realisierte, dass sie hier mit Jimmy sprach - nicht nur ihr Freund, sondern auch ein Freund von Jensen und Kimmy! Jimmy war zwar sicher nicht eine Person, die Gerüchte streute, aber Ruby konnte sich vorstellen, dass er vorallem mit Kimmy sprechen würde, wenn Ruby ihm einen Grund für Sorge geben würde. Ihr Entschluss war also schnell gefasst: Nicht mit ihm reden, ihm keinen Grund zur Sorge geben! Kurz sagen, dass sie beschäftigt war und dass es besser wäre, wenn er gehen würde!

Schnell griff sie also nach dem Astronomiebuch und versuchte mit fester Stimme zu antworten: "Mir geht's gut. Ich bin nur kurz eingedöst." Es klang ziemlich patzig und abweisend, doch sie konnte einen kleinen Bruch in ihrer Stimme nicht vermeiden. Hoffentlich hatte er es nicht gemerkt, hoffentlich würden dieses eine Mal seine hilfsbereiten Instinkte aussetzen und er würde denken, dass wirklich alles in Ordnung war und sie nur einen schlechten Traum hatte. Aber was dachte sie sich da eigentlich? Jimmy war eben nun mal nicht schroff und er war gewiss nicht dumm. Also öffnete Ruby das Astronomiebuch und tat so, als würde sie es lesen, während sie mit ihrer freien Hand versuchte, die Spuren der Tränen auf ihrem Gesicht zu verwischen. Gott, wieso hatte sie bloß geglaubt, dass sie hier sicher vor neugierigen Blicken sein würde? Das hatte ja super funktioniert! Eine kleine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr zwar, dass sie Jimmy vertrauen und alles erzählen konnte und am Liebsten würde sie sich endlich alles von der Seele reden und jemanden von dieser ganzen Situation erzählen, aber ihr Verstand hielt sie zurück. Jimmy war klug, aber alle Ratschläge die er geben konnte, würden ihr überhaupt nichts bringen! Komm damit klar und schlag ihn dir aus dem Kopf, wäre sicherlich ein Vorschlag, den Ruby hören würde, doch das würde ihr überhaupt nicht weiterhelfen! Ach, konnte er nicht einfach verschwinden? Sie brauchte seine Hilfe nicht! "Danke, dass du mich geweckt hast, aber es wäre überhaupt nicht nötig gewesen", fügte sie also noch mit genervter Stimme hinzu, während sie sich auf die kleine Schrift im Buch konzentrieren versuchte, aber es war inzwischen so dunkel geworden, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Die kleine Stimme in ihrem Kopf protestierte, denn es war unfair Jimmy gegenüber, wenn sie sich so verhielt. Er hatte ihr nie etwas getan und konnte nichts für ihre Stimmungen, aber Ruby versuchte diese Schuldgefühle zu unterdücken und nicht daran zu denken.
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Sie sah verloren aus, oder auch einfach ein bisschen weit weg und es schien so als müsste sie erst zu ihm zurückkommen. Wobei das ja auch falsch war, schließlich war erst gerade vor ihr aufgetaucht und hatte sie anscheinend ein wenig aus dem Konzept gebracht oder ganz aus fernen Gedanken gerissen. Jimmy wusste nicht genau warum sie alleine in der Eulerei saß. Ihm würden nicht sonderlich viele Aktivitäten einfallen die er hier durchführen konnte. Klar man konnte Eulen streicheln und Post verschicken, aber irgendjemand kam ja immer vorbei und wenn man Pech hatte dann auch jemand den man gar nicht treffen wollte. Schließlich mussten Professoren und Erzfeinde auch Post verschicken. Es war auch ein bisschen dunkel für ein junges Mädchen um sich alleine aufzuhalten, aber anscheinend hatte ihr das nichts ausgemacht, vielleicht gab ihr die Dunkleheit auch Schutz und das Gefühl niemand konnte sie entdecken, aber Jimmy hatte sie doch entdeckt und jetzt bemerkte er auch wie ihre Stimme nicht ganz fest klang als sie ihm versicherte, dass es ihr gut ging. Sie wischte sich Tränen von den Wangen. Direkter konnte sie ihn eigentlich nicht anlügen. Jimmy mochte Naiv sein, aber nicht dumm und jetzt machte er sich nur noch mehr Sorgen. Sie würde ihn so schnell nicht mehr loswerden. Dazu kam noch, dass er sie, wenn er so darüber nachdachte, in letzter Zeit ohnehin öfters alleine und in schlechter Stimmung gesehen hatte. Natürlich gab es Menschen, die lieber alleine waren, aber das waren dann sozialunfähige Menschen oder welche die an ihrem Plan die Weltherrschaft zu übernehmen arbeiteten oder welche die die Menschheit im gesamten hassten, aber keine lieben kleinen Rubys.
“Und das soll ich dir glauben?“ Erkundigte er sich bei ihr misstrauisch. Sie sah so as wäre sie weit von gutem Befinden entfernt. “Ich sitze selten wie ein Trauerkloß alleine hier oben wenn es mir gut geht.“ Brachte er seine Zweifel an ihrer Aussage an. Sie klappte ihr Buch auf, klang genervt, aber er hatte keine Lust sich von ihrer coolen-Teenager-in-der-Pubertät-Fassade in irgendeiner Form beeindrucken zu lassen. Das brauchte er nicht. Sollte sie doch genervt klingen oder Stimmungsschwankungen haben, er wusste längst das irgendetwas nicht stimmte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie in diesem Buch irgendetwas lesen konnte. Irgendwie konnte das doch gar nicht oder hatte sie Augen die bei Dunkelheit besser sehen konnten? Vielleicht war sie ja eine Verwandte der Katzen, aber eigentlich war das doch absurd und sie konnte bestimmt genauso wenig lesen wie der junge Heather, nämlich so gut wie nichts. Nichts konnte natürlich auch informativ sein, wenn man sich gerne damit beschäftigte, aber Jimmy wollte nachbohren und sich nicht abwimmeln lassen. “Mal ganz ehrlich. So schnell wirst du mich jetzt nicht mehr los. Irgendwas stimmt doch nicht, Ruby.“ Während seine ersten Worte eher kritisch klangen so wurde seine Stimme gegen Ende doch deutlich freundlicher. Er wollte sie schließlich nicht anklagen, sondern ihr helfen. Er mochte die junge Rain ziemlich gerne und nicht nur weil sie Kimmys Cousine war. Sie kamen einfach gut miteinander aus und um seine Freunde kümmerte sich Jimmy. Da brauchte er erst gar nicht bei seinem Pflichtbewusstsein gegenüber Kimberly anfangen.
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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


"Bitte geh weg. Bitte geh weg..." Diese Worte wiederholten sich wie ein Mantra in Rubinas Gedanken. Aber Jimmy ließ sich natürlich nicht so leicht abwimmeln, denn er schien zu wissen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. So verwunderlich war es auch gar nicht, dass es mal endlich jemand mitbekommen hatte. Immerhin war aus Ruby innerhalb kürzester Zeit eine ziemliche Einzelgängerin geworden. Sie war zwar nie eines der Mädchen gewesen, die unzählige Freunde hatte und immer etwas unternahm, doch trotzdem war sie immer ein Mädchen gewesen, welches sich mit allen höflich unterhalten hatte und lachte und mit den meisten Menschen klar kam. Aber nun wich sie allen aus, vor Angst, dass irgendwelche Fragen kommen würden und sie ihre wahren Gefühle verraten könnte. Aus Angst, dass Jensen es aus den Mündern von neugierigen Schülern hörte, die Klatsch und Tratsch weitererzählten. Und doch hoffte sie, dass Jensen es merkte und sah, wie es ihr ging. Sie hoffte, er würde ihre Trauer bemerken, alles verstehen und ihr gestehen, dass er sie liebte und dass er es hasste, sie so traurig zu sehen. Und auch wenn Jimmy nicht Jensen war, so hatte es doch endlich jemand gemerkt! Gott, wie egoistisch das wieder klang! "Wenn du so egoistisch bist, dann kannst du dir Jensen sofort aus dem Kopf schlagen! Er hat keinen Egoisten verdient!", wurde sich Rubina schmerzlich bewusst.

Auf Jimmys erster Bemerkung hin, konnte Rubina nicht anders, als einen spöttischen Laut auszustoßen. Er bezeichnete sie als Trauerkloß? Aber sie konnte auch nicht das plötzliche Zittern vermeiden, welches ihren Körper übermannte. Sie war so ausgelaugt und erschöpft, sie wollte diese ganzen Probleme endlich loswerden. Jimmy war hier, er würde ihr zuhören und ihr zu helfen versuchen. Aber es ging nicht, sie konnte einfach nicht. Wenn Jimmy nur ein Wort zu Kimmy sagen würde oder gar zu Jensen! Wie sehr sie die Gespräche zu dritt vermisste, wie sehr sie es vermisste, mit den beiden mitzulachen!

Rubys Lippen fingen an leicht zu zittern, als Jimmy verkündete, dass sie ihn nicht mehr loswerden würde. In seiner Stimme war jedoch kaum eine Spur von Vorwurf oder gar Wut, aber was hatte sie sich auch überhaupt vorgestellt? Jimmy klang freundlich wie eh und je, er wollte ihr nichts böses antun. Doch seine Freundlichkeit machte es nur noch schlimmer. Wie sollte sie ihn da anlügen? Er hatte das nicht verdient! "Es tut mir leid...", versuchte Rubina zu antworten, doch ihre Stimme klang rau und kratzig und brach gegen Ende hin ab. Wieso musste alles so kompliziert sein? Welche göttliche Macht wollte der Ravenclaw das Leben so schwer machen? Warum musste es ausgerechnet Jensen sein, den sie so sehr mochte und nach dem sie sich so sehr sehnte, dass es weh tat? Sie hasste ihn! Nein, sie hasste es, dass sie ihn so sehr brauchte! Aber nein, dass war auch nicht korrekt. Sie hasste nicht ihn oder die Gefühle, die sie für ihn hatte - sie hasste nur diese ganze Situation. Diese Situation, die dazugeführt hatte, dass sie sich von allen abgeschottet hatte, dass sie sich das Leben schwer machte und sie andere Menschen verletze. Kimmy und Jensen und all ihre Freunde, denen sie aus dem Weg ging. Und jetzt verletzte sie doch auch noch Jimmy, der ihr nie etwas getan hatte. Er war immer freundlich und zuvorkommend. Sie log ihn an und versuchte ihn loszuwerden, wobei er doch nur helfen wollte und doch gar keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging. Und eine kleine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie auch Kimmy vermisste.

Alle Dämme brachen und sie konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, als sie wieder über ihr Gesicht strömten. Ein gewaltiger Schluchzer erschütterte ihren Körper und ungeachtet aller Sitten und Moral warf sie sich Jimmy weinend um den Hals. Ihr Bauch schmerzte, sowie auch ihr gesamter restlicher Körper und sie fühlte sich ein wenig übel. "Es-es tut so weh...", brachte sie stammelnd hervor. Nicht nur ihr Körper tat weh, sondern auch die Isolation, die Gefühle für Jensen, die Distanz die nun zwischen der Ravenclaw und ihrer Cousine Kimmy lagen. Sie konnte das nicht mehr durchhalten und alle ihre Sinne schrien nach einer Umarmung, nach irgendeiner Art Geborgenheit.
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Jimmy merkte wie sehr sie von der Rolle war, aber er wusste nicht so genau warum das so war. Was lief bei ihr falsch, dass sie so da hockte? Er hatte keine Vorstellung davon und das machte ihn auch ein wenig unsicher was er tun sollte, natürlich war ihm klar, dass er nicht einfach so weg gehen konnte. Er konnte sie nicht so sitzen lassen und es war definitiv richtig jetzt für sie da zu sein, aber weil er gar nicht so genau wusste was bei ihr los war konnte er sich auch kein genaues Bild davon machen was jetzt am klügsten wäre. Sie konnte ja von einer gestorbenen Großmutter, über Liebeskummer bis zu einem Professor mit einer krummen Nase jedes Problem haben. Es war nur eindeutig, dass es keines war was sie einfach wegsteckte. Ruby war bestimmt genug mit sich selbst beschäftigt um nicht wahrzunehmen, dass er ein bisschen unsicher wirkte. Er fuhr sich durch den blonden Haarschopf und zappelte ein bisschen an seinem Pullover herum bevor er die Hände in die Taschen seiner Schuluniform gleiten ließ. In der Dunkelheit konnte man ohnehin nicht genau erkennen was so passierte. Trotzdem konnte er genau hören wie ihre Stimme abbrach. Wahrscheinlich versuchte sie irgendwie stark zu sein, aber sie schaffte es nicht mehr. Das machte nichts, wenn es ihr schlecht ging, dann musste ja nur ein Mittel dagegen gefunden werden. Jedes Problem konnte man irgendwie lösen. “Du brauchst dich doch nicht entschuldigen, Ruby.“ Sprach er ernst. Soweit er wusste hatte sie ihm nichts angetan, vielleicht hatte er es auch nicht gemerkt, aber dann brauchte sie sich dafür trotzdem nicht entschuldigen, denn es war offensichtlich kein Schaden entstanden. Wahrscheinlich entschuldigte sie sich aber eher dafür, dass sie weinte oder er immer noch nicht schlau aus ihrer Situation wurde. Er hatte auch das Gefühl, dass das noch etwas dauern konnte, aber der junge Ravenclaw hatte heute Abend nichts mehr vor und konnte somit ohne Probleme ein wenig Zeit hier vertrödeln. Dabei war bloß vertrödeln das falsche Wort, denn die Zeit schien durchaus sinnvoll investiert.
Nun fing sie richtig an zu weinen und das bestürzte den Heather doch. Sie fiel ihm um den Hals und er legte seine Arme um sie und strich ihr trösten durch das Haar. Er hörte ihre Worte an seiner Schulter und sie tat ihm unglaublich leid. Er wollte ihr so gerne aus ihrem Elend heraus helfen, auch wenn dasselbe noch gar nicht wirklich verstand. Er ließ ihre Worte einige Augenblicke im Ram stehen, in denen er sie einfach nur trösten hielt, bevor er ihr antwortete. “Was bereitet dir denn solchen Kummer?“ Erkundigte er sich bei ihr, auch wenn er schon zuvor das Gefühl gehabt hatte, dass sie nicht darüber reden wollte. Ihm persönlich half es eigentlich immer über die Dinge zu sprechen mit jemand anderem und auch wenn es etwas war woran man nichts ändern konnte oder das keinen Rat bedurfte, so half es doch immer den Kummer ein wenig zu teilen und sich nicht so alleine in der großen Welt zu fühlen. Er wusste nur zu gut wie es war, wenn einen etwas schwer auf dem Gemüt lastete. Es würde natürlich schwierig sein ihr das zu erklären, schließlich war es etwas, dass niemand wissen durfte und dessen er sich schämen sollte, aber es war ja trotzdem etwas was er gerne geteilt hätte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie ein ähnliches Problem hatte wie er, aber wenn sie nicht mit ihm sprach würde er das wohl auch niemals erfahren können.
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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


Es war zwar erstaunlich, aber Rubina fühlte sich gleich viel besser, als Jimmy ihr leicht über das Haar strich und sie tröstete. Jeder Zentimeter ihres Körpers schmerzte zwar und die hysterischen Schluchzer schüttelten sie beinahe durch und ließen sie kaum zu Atem kommen, doch es fühlte sich gar nicht so schlecht an. Sie war wohl wie ein Eimer, der stetig mit Wasser gefüllt worden war, aber nicht einen einzigen Tropfen verschütten durfte. Jetzt war er übergelaufen und Ruby fühlte sich auf irgendeine Art und Weise befreit. Es war schwer, immer alle auf Abstand zu halten und die wahren Gefühle zu verbergen und egal wie sehr sie schauspielerte und ihr Äußeres vielleicht nicht immer wiedergab, was sie gerade empfand, so hatte dieses Problem Rubys Innerstes zerfressen. Jetzt, für diesen kurzen Moment, musste sie nicht schauspielern, niemanden überzeugen. Jimmy war ihr Freund, er würde sie nicht verletzen oder auslachen. Irgendwelche Laute kamen ihr über die Lippen, aber man konnte kaum von Worten reden. Es war velmehr ein undeutliches Gebrabbel, welches von Schluchzern und Tränen übertönt wurde. Sie wusste auch nicht genau, was sie sagen wollte und das, was ihr über die Lippen kam bestand nur aus Nonsense und einigen Wortfetzen, die man allerdings eigentlich nicht als solche erkennen konnte.

Nach und nach ebbte das Schluchzen der Ravenclaw ab und wurde zu einem kaum hörbaren Wimmern. Aber natürlich fragte er irgendwann nach. War ja auch nicht weiter verwunderlich. Wenn Ruby jemandem begegnen würde, welcher schlussendlich in Tränen ausbrach, würde sie auch nachfragen, was das Problem sei. Jimmy wollte nur helfen, dass war ihr klar. Aber trotzdem brach in ihr eine Art Panik aus, als sie merkte, wie sich ihr Herz beschleunigte und ein Zittern sie überkam. Er durfte es nicht wissen, wie gerne sie auch darüber sprechen wollte. Wenn er es nur jemandem erzählen würde - sicherlich nicht böswillig! Aber aufgrund von Unachtsamkeit oder weil er sich Sorgen machte und sich Kimmy anvertrauen würde. "B-bitte sag Kimmy nichts!", brach sie also stotternd hervor, mit krächzender Stimme. Es war nicht wirklich eine Antwort auf seine Frage, aber es waren die ersten Gedanken, die ihr in den Kopf kamen und die sie äußern musste. Wenn er Kimmy oder gar Jensen erzählen würde, wie er Ruby am heutigen Tag vorgefunden hatte, war alles aus und sie würde sich vor all dem darauf folgenden Gespött nicht mehr retten können.

"Kennst du das...", flüsterte Ruby schließlich mit trockener Kehle und verblieb in Jimmys Armen, ohne sich vom ihm zu lösen, "... wenn man ein Geheimnis hat u-und niemand darf es wissen?" Hatte Jimmy überhaupt irgendwelche Geheimnisse? Er war so ein offener, herzlicher Mensch. Aber jeder Mensch hatte doch irgendwelche Geheimnisse, die er niemanden beichten wollte, auch wenn es sich bei dem Geheimnis nur um eine verpatzte Zaubertrankhausaufgabe handelte. Sie versuchte, zu Jimmy hochzublicken, aber das war von dieser Position aus ziemlich unmöglich und außerdem war ihr Kopf viel zu schwer, also ließ sie es sein. Aber aus irgendeinem Grund war alles um sie herum nass. Klar, sie hatte geweint und noch immer rannen die Tränen über ihre Wangen, aber sie spürte die Nässe auch auf den Händen, welche Jimmy umschlungen hatten. Nur langsam dämmerte es ihr, dass es wohl Jimmys Kleidung war, welche von ihren Tränen durchnässt war und Schamesröte stieg ihr in das Gesicht. "Das Hemd ist ganz nass", murmelte Rubina etwas gedankenverloren und blickte wie gebannt auf den feuchten, großen Flecken, der sich auf Jimmys Kleidungsstück gebildet hatte. Na toll, jetzt fing sie auch noch an, seine Kleidung zu ruinieren. War er vielleicht sogar angewidert von ihr? Es war zwar Jimmy, um den es hier ging und Ruby glaubte nicht, dass er in dem Sinne sich große Gedanken um seine Kleidung machen würde, doch die Ravenclaw konnte sich auch gut vorstellen, dass er heute Abend etwas anderes vorgehabt hatte. Sicherlich war er nicht wirklich begeistert darüber, dass er hier die heulende kleine Cousine seiner besten Freundin vorgefunden hatte, welche dann anschließend auch noch sein Hemd angesabbert hatte.
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Er konnte sie kaum verstehen, auch wenn er sich genau konzentrierte. Er wusste einfach nicht was für Worte da gerade ihren Mund verließen und er konnte sich auch irgendwie nicht vorstellen, dass es an ihm und einer mangelnden Geistigen Aufmerksamkeit liegen sollte. Sie wirkte so durcheinander wie die Wortfetzen die über ihre Lippen kamen und er wusste auch nicht was er machen konnte um sie zu sortieren. Er runzelte die Stirn, als könnte er sie dann besser verstehen, aber das klappte natürlich nicht, denn es wäre ja auch etwas ganz neues gewesen wenn eine gerunzelte Stirn Wunder wirken würde, aber man konnte das nie wissen. So viel stand fest. Wenn sein Stirn runzeln helfen würde und er dadurch Wunder bewirken konnte, dann könnte er das scher vermarkten und einen ganzen Haufen Galeonen und Pfund damit verdienen. Das hatte aber nun wirklich gar nichts mit Ruby zu tun, die ihm so Leid tat! Wie konnte er ihr bloß helfen und was war nur vorgefallen, dass sie so durch den Wind war? Er vermochte es nicht zu sagen und irgendwie schwanden seine Hoffnungen auf eine brauchbare Antwort immer mehr, denn sie schien wirklich am Boden zerstört. Tränen rannen immer und immer weiter über ihr Gesicht und der junge Heather war wirklich hilflos was das anging, wobei es ja nicht das erste weinende Mädchen in seiner Nähe war und meisten war es ihm doch gelungen seine Freundinnen zu trösten, doch hier schien es so hoffnungslos. Hatte ein junger Herr ihr das Herz gebrochen oder war es eine viel zu schlechte Benotung oder eine Hänselei? Er wusste es einfach nicht.
Er wollte gerade dazu ansetzen sie mit einigen Worten zu beruhigen oder es zu mindestens zu versuchen, sodass er sie in einem Zustand bringen konnte wo er sie verstehen und ihr helfen konnte, doch sie kam ihm zuvor mit ihrer bitte es nicht Kimmy zu sagen, seiner besten Freundin und nun schien das ganze recht eigenartig für ihn. Hatte es etwa etwas mit Kimberly zu tun? Aber was konnte das nur sein? Vielleicht würde er das niemals herausfinden. In seinem Kopf jedenfalls ergab alles das keinen Sinn und er entschied sich wohl dazu, dass es schlau wäre Ruby dies zu versprechen um dafür zu sorgen, dass sie sich nicht noch mehr aufregte. “Nein das tu ich nicht, aber nur wenn du mir erzählst was eigentlich mit dir los ist, okay?“ Versprach er ihr. Etwas, dass er sicher halten konnte, schließlich war er mit Rubina auch befreundet und Kimmy würde sein Verhalten doch sicher verstehen, wenn klar war, dass er nur ihrer Cousine einen Gefallen getan hatte und es würde auch gar keinen Grund geben Kimmy aufzuregen, wenn sich alles anders lösen ließ. Er war sehr davon überzeugt, dass es eine einfach Lösung geben musste.
Bei ihren Worten schnürte sich seine Kehle für einen Moment zu und der Gedanke sie könnte alles wissen blitzte durch seinen Kopf, doch dann fiel ihm ein, dass sie ja von sich redete und nicht ihn meinte. “Natürlich kenne ich das.“ Bestätigte er ihr. “Und man will unbedingt darüber reden, aber es geht nicht, weil es halt niemand wissen darf, richtig?“ Fragte er sie und gleichzeitig versuchte er sich vorzustellen was für ein wahnsinniges Geheimnis sie haben konnte. Er war schon immer ziemlich neugierig gewesen und vielleicht war das in diesem Moment irgendwie unangebracht, aber auch jetzt war er neugierig. Natürlich war der Wunsch ihr zu helfen deutlich größer als die Neugierde, aber eigentlich half es doch immer über die Dinge zu reden, wenn man nicht gerade eine Vorliebe hatte die wieder der Natur war und von der Gesellschaft nicht angesehen war, wie es bei ihm der Fall war. “Aber meistens ist es gar nicht so schlimm, wenn man es jemanden erzählt und dann muss man es nicht mehr solange in sich hereinfressen und wird nicht immer trauriger. Denke ich.“ Machte er einen kleinen Vorstoß in ihre Richtung. Er lächelte als sie sich übe seinen nasses Hemd ausließ. “Keine Sorge. Ich hab die Dinger Stapelweise und in trocken. Ist also gar nicht schlimm.“ Sagte er und überlegte ob er ein Taschentuch dabei hatte, damit sie sich die Tränen abwischen und die Nase putzen konnte, aber er war sich nicht so wirklich sicher ob er eins da hatte.
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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


Ein erleichtertes Seufzen verließ Rubys Lippen. Er würde Kimmy nichts sagen, sie würde nie von diesem Vorfall erfahren. Doch sogleich drehte sich auch ihr wieder der Magen um vor Angst, als sie aus seinen Worten eine Art Bedingung hereininterpretierte. Er würde es Kimmy nicht sagen, wenn Ruby ihm erzählen würde, was los war. Ein weiterer Schluchzer erschütterte ihren Körper, denn die Angst vor den nächsten Minuten machte sie ganz schwindelig. Gerade das war doch der Punkt! Sie konnte es Jimmy nicht sagen, denn wenn sie es tat, würde er sein Versprechen nicht halten können. Er würde es Kimmy sagen und vielleicht auch Jensen oder aber er würde Ruby mit einem müden Lächeln anschauen, so wie wenn man ein kleines Kind anschaut, welches sich über nichtige Sachen aufregt, und ihr mitteilen, dass sie aus der "kleinen Schwärmerei" ein viel zu großes Drama machte. Oder aber, er würde in schallendes Gelächter ausbrechen. Und jede dieser Möglichkeiten ängstigte Ruby zutiefst. Trotzdem nickte sie mit dem Kopf, versuchte sich ein wenig zu beruhigen. Bevor sie nicht mit dem elendigen Weinen aufhören würde, konnte sie nicht wirklich klar denken.

Als Jimmy ihre Frage zu Geheimnissen beantwortete, konnte Ruby ihrerseits nur mit einem eifrigen Kopfschütteln antworten. Er hatte die Situation mit dem Nagel auf den Kopf getroffen. Aber seine weiteren Worte machten die Ravenclaw wieder unendlich traurig. Für sie war es schlimm, sehr schlimm sogar. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr helfen würde, wenn sie mit jemandem darüber sprach, denn momentan schien es ihr, als würde das die Situation nur noch verschlechtern.

Das gelegentliche Schluchzen hatte sich nun so weit beruhigt, dass Ruby beinahe still war, als sie ganz eng bei Jimmy lag und in der Stille nur noch seinen Herzschlag und das Atmen der beiden hörte. Er hatte sich nicht sonderlich schockiert vom Zustand seiner Hemden gezeigt und seine Antwort hatte auf Rubys Lippen ein kleines Lächeln gezaubert, also hatte Rubina ihren Kopf wieder an seine Brust gelegt, da dies eine viel angenehmere Position war. Es hatte eine sehr beruhigende Wirkung einfach nur dazuliegen und in der Stille so natürliche Geräusche zu hören. Zugleich schlich sich aber auch ein wenig Neugierde in Rubinas Gedanken. Jimmy hatte zugegeben, dass er Geheimnisse hatte, aber was für Geheimnisse konnten das sein? Es war viel leichter für sie über den Ravenclaw zu denken als sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen, doch sie schuldete ihm trotzdem noch eine Antwort: "Es ist so schwer davon zu erzählen, weil..." Tausende Gründe kamen ihr in den Kopf, aber sie nannte keinen davon. Ihre Stimme zitterte noch ein wenig und in ihren Gedanken überlegte sie fieberhaft, was sie sagen sollte. Wie konnte sie nur anfangen, zu erzählen? Sie würde nicht alles erklären, vielleicht konnte sie Namen weglassen.

Es wäre wirklich schön, wenn sie Jimmy wirklich alles erzählen könnte, aber das war ja absolut unmöglich. Egal wie sehr sie alles loswerden wollte und wie sehr sie Jimmy vertraute, hatte sie Angst. Anlügen wollte sie ihn aber auch nicht länger und er würde es sicherlich merken, wenn sie plötzlich von irgendwelchen nichtigen Problemen sprechen würde, die gar nicht wahr wären. "Es gibt da...", begann sie, kaum mehr als ein Flüstern, doch sie stolperte über den Namen, konnte ihn nicht aussprechen, "... jemanden." Am liebsten wollte Ruby laut auflachen. Wie informativ und dumm das klang! Sie atmete verzweifelt aus und sprach weiter, doch ihre Gedanken hatten einen Sprung gemacht, sodass die nächsten Worte nicht wirklich zu den vorangegangenen passten. "Glaubst du, dass ich egoistisch bin?", fragte die Ravenclaw und sowohl Schmerz als auch eine gewisse Neugierde schwang in ihrer Stimme mit. Sie selbst sah sich eigentlich als sehr egoistisch, denn zum Beispiel konnte sie Jensen und Kimmy nicht Glück auf ihrem weiteren Weg wünschen. Wenn sie Jensen wirklich lieben würde, müsste sie ihn loslassen und nicht besitzen wollen. Sie würde nicht so wütend auf Kimmy sein. Aber dann wiederum sagte ihr eine kleine Stimme in ihrem Kopf, dass sie gar nicht wütend auf Kimmy gewesen wäre, wenn diese ihr von Anfang an nichts vorgemacht hätte und nicht immer von Jensen als stinknormalen besten Freund geredet hätte. Kimmy hatte ihre Cousine angelogen, sie verraten. Das konnte die junge Ravenclaw nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen.

Ein weiterer Seufzer verließ Rubinas Lippen, denn sie wollte nicht mehr daran denken. Es wühlte sie zu sehr auf, es tat weh. Sie lauschte auf Jimmys Herzschlag und die Neugier kehrte wieder zurück. Er war immer so ein offener, herzlicher Mensch, aber konnte auch so eine Person Geheimnisse haben? Geheimnisse, die nie ein Mensch erfahren sollte. Er hatte selbst gesagt, dass er es kannte, wenn man ein Geheimnis besaß, über welches man reden wollte, aber nicht konnte. "Du kannst auch mit mir reden", brach die Ravenclaw plötzlich etwas unsicher hervor. Da sie sich nicht sicher war, ob Jimmy verstand, versuchte sie ihre Aussage etwas deutlicher zu formulieren: "Ich meine, wenn du auch so... so etwas hast. Etwas, was du sagen willst, aber nicht kannst." Wenn er wirklich unbedingt etwas loswerden wollte, dann musste sie so gerecht sein und nicht nur von sich selbst reden. Scham keimte in ihr auf, als sie wieder an ihren Egoismus dachte, denn wenn Jimmy so etwas sagte und auch so eine Situation kannte, dann ging es ihm doch auch nicht besser als ihr, oder? Nur war er natürlich nicht so ein egoistischer, aufmerksamkeitserhaschender Trauerkloß, wie sie es war, deswegen sagte er wohl zu niemandem etwas und deswegen merkte man es nicht einmal. "Ich meine, wenn du willst", fügte die Ravenclaw rasch hinzu. Sie wollte ihn auf gar keinen Fall unter Druck setzen und vielleicht interpretierte sie auch einfach zu viel in seine Worte hinein. Dass Jimmy irgendwelche gravierenden Geheimnisse hatte, konnte Ruby nicht wirklich glauben. Viel eher hatte er sicherlich einfach Umgang mit trauernden Mädchen wie ihr gehabt und wusste, was er sagen konnte, um diese ein wenig zu beruhigen. Vielleicht war es einfach ein Spruch, der ihr zeigen sollte, dass er sie verstand, auch wenn er es in Wirklichkeit nicht tat. Sie nahm ihm das nicht übel, denn es half ihr wirklich, wenn er sich so verständnisvoll zeigte. Aber falls er wirklich irgendwann mal Probleme hatte oder haben würde, wollte sie ihm einfach nur klar machen, dass auch sie ihm helfen würde, wenn er Hilfe brauchte.
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Jimmy war nicht auf den Kopf gefallen, aber so richtig schlau wurde er aus der Dame halt nicht. Sie schüttelte den Kopf und weinte immer noch, aber anscheinend wiedersprach sie ihm nicht. Sie wollte es also erzählen, aber es ging irgendwie nicht. Er hoffte nur, dass sie sich nicht unter Druck gesetzt fühlte von seinen Worten. Wenn sie ihn eben anflehte würde er es Kimmy bestimmt auch so nicht erzählen, aber es wäre ihm so viel lieber ihr helfen zu können oder irgendetwas. Denn er war sich sehr sicher, dass er ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn er Kimmy nicht sagte was vorgefallen war und selber nicht herausfand was eigentlich los war. Wusste er um das Problem konnte er seinem Gewissen sicher beibringen, dass er sich nicht schlecht fühlen musste und es alles okay war. Vielleicht verstand Ruby das nicht so richtig und vermutlich hatte sie jetzt auch wirklich keinen Kopf für den Zwiespalt in den sie ihn bringen würde, wenn sie ihm nicht berichtete was eigentlich los war. Immerhin beruhigte sie sich nun ein wenig, ihr Kopf lag an seiner Brust und er strich ihr kurz beruhigend über das Haar. Sie brauchte sich wirklich keine Sorgen um seine Hemden machen. Wenn sie bloß wüsste wie viele Hemden Kimberly schon ruiniert hatte. Er wollte seine beste Freundin ja nicht schlecht reden, aber sie hatte durchaus Tage, an denen sollte man sich beim Mittagessen lieber nicht neben sie setzen, außer man fand es toll Soße und Kartoffeln auf seiner Kleidung wieder zu finden und auch im Unterricht hatte sie es bereits geschafft den Heather dreckig zu machen. Ruby beließ es immerhin bei nass, also konnte sie sich ja wohl gar keinen Vorwurf machen.
Er schwieg, während sie nach Worten suchte. Er wollte sie nicht unterbrechen, denn vielleicht nahm sie dann nur wieder Abstand davon ihn einzuweihen und er hatte wirklich das Gefühl, dass es ihr sehr gut tun würde mit jemandem zu sprechen und jetzt war er nun mal schon mal da und noch dazu war er auch ein bisschen neugierig und wollte sich nur zu gerne um sie kümmern. Langsam aber sicher schien sie loszulegen. Bei ihm war es immer so, dass er ein bisschen brauchte um sich zu öffnen und dann alles gleichzeitig aus ihm heraussprudelte. Heute ging es aber nicht um ihn und er konnte ja kaum sagen wie es der jungen Ravenclaw neben ihm dabei ging. Jemand. Das klang als würde es hier um einen Jungen gehen, na immerhin schien das ganze jetzt eine Richtung zu bekommen. Sie schien aber irgendwie keinen Namen sagen zu wollen. “Jemand? Wenn du nicht sagen möchtest wer, dann sag doch einfach XY.“ Schlug er ihr vor, weil er das Gefühl hatte, dass sie sonst nicht wirklich weiter kommen würden. Die Hauptsache war ja sicher, dass er im Grundzug wusste worum es ging und sie sich das gröbste von der Seele reden konnte. Details mussten ja gar nicht wichtig sein und noch dazu kam, dass es sie vielleicht auch dazu bringen würde doch nichts zu erzählen, weil sie nicht wollte, dass er wusste um wen es ging.
Doch dann fragte sie ihn plötzlich ob sie egoistisch wäre. Völlig verdutzt blickte er sie an. Mit so einer Frage hatte er gar nicht gerechnet und noch dazu kam, dass er überhaupt nicht verstehen konnte wie das jetzt zum Thema passte, da sie ihn ja immer noch nicht wirklich viel hatte wissen lassen. Eigentlich wusste er nichts. “Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Fragte er ziemlich überrascht und dachte erst einmal über ihre Frage nach. Er kannte Ruby als liebenswürdiges Mädchen, aber er hatte noch nie festgestellt, dass sie egoistischer sein sollte als andere. Jeder dachte mal nur an sich, aber sie doch nicht mehr als es normal war. “Quatsch. Du bist doch nicht egoistisch. Sowas solltest du nicht denken“ Sagte er ernst um bei ihr auch jeden Zweifel an diesen Gedanken auszuradieren. Anscheinend schien sie sich ja ziemlich Vorwürfe wegen irgendetwas zu machen.
Jimmy passte es nicht wirklich, dass das Gespräch zurück auf ihn fiel. Erstens weil sie sich ruhig auf sich selber konzentrieren sollte, denn offensichtlich ging es ihr viel schlechter und zweitens, weil er ihr einfach nicht erzählen konnte was er empfand. Es war abnormal und krank und ganz sicher nicht akzeptiert in der Gesellschaft. Menschen wie er wurden doch oftmals ausgegrenzt und einige seiner Freunde und Bekannten würden sicher nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wenn sie wüssten, dass er homosexuell war. Vielleicht gehörte Ruby auch dazu, also konnte er es ihr kaum erzählen, auch wenn er sich schlecht fühlte sich bei jemandem unter falschen Bedingungen beliebt zu machen, immerhin log oder eher verschwieg er etwas, damit man ihn noch mochte. Das war etwas was ihn stark belastete, aber konnte es ihr kaum erzählen. Wenn seine Eltern alleine es erfuhren, dann wäre er schon sehr schlecht dran und er konnte nie wissen wie sehr es Ruby empören würde. Dann konnte er ihr nicht einmal böse sein, wenn sie es herum erzählte. Er bemühte sich sehr keine Mine zu verziehen. Er war wirklich nicht gut im Lügen und der einzige Ausweg in dieser Situation für ihn war wohl dafür zu Sorgen, dass sie das Thema erst gar nicht anschnitten. “Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, du hast ja genug eigene Sorgen. Ich komme schon klar.“ Erklärte er ihr. “Und wenn nicht, melde ich mich.“ Fügte er noch hinzu um sie in dieser Hinsicht zu beruhigen. Er konnte nur hoffen, dass ihr das reichte und sie nicht weite nachbohrte. Natürlich konnte sie nicht wissen, dass sie da an der vollkommen falschen Stelle bohrte, aber er konnte es ihr schließlich auch nicht erzählen. Er hasste es schon wenn Kimberly ihn auf Mädchen ansprach und er sich in hundert Ausflüchten dem ganzen entziehen musste. Kimberly hatte bestimmt schon gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte, denn er war so enorm schlecht darin irgendetwas zu verheimlichen, aber was sollte er schon tun? Er konnte nicht mehr machen als das Thema zu vermeiden und immer zu schweigen wenn es gefährlich für ihn wurde. Er hatte sogar schon mal darüber nachgedacht mit irgendeinem Mädchen auszugehen, aber er hatte Angst die Gefühle von der Dame zu verletzen, wo er doch schon vorher wusste, dass es niemals etwas werden konnte. Das war einfach nicht fair. Vor allem aber glaubte er, dass niemand sein Problem verstehen konnte und jetzt musste er dringend an etwas anderes denken um nicht traurig zu werden.
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JIMMY HEATHER && RUBINA RAIN | 24 MARCH 1943 | 9 PM | OWLERY


Rubina lächelte ein wenig über Jimmys Worte. XY. Wenn doch alles nur so einfach wäre und man Jensen mit ein paar Buchstaben ersetzen könnte. Oder wenn zwei Buchstaben ihn so anonym machen könnten, dass Jimmy nie herausbekommen würde, wer XY war. Aber Jensen war kein Niemand, nicht mal ein Jemand. Jensen war er, der Mann ihrer Träume. Er, mit dem sie zusammen sein wollte, den sie so sehr brauchte, dass es weh tat, den sie nie im Stich lassen würde, wenn er ihre Hilfe brauchen würde. Obwohl, wann würde er sie schon um Hilfe fragen? Dafür hatte er genug andere Freunde, auf die er zählen konnte und die ihm nicht so zur Last fielen, wie Ruby. Wer war sie denn schon? Ein stinknormales Nichts, dass allen auf die Nerven ging und nur in ihrem eigenen Mitleid ertrank. Im besten Fall war sie für ihn nur die lästige kleine Kröte seiner Schwester, die ständig an ihm hing. Sie musste endlich damit aufhören, so egoistisch und nervtötend zu sein, aber sie wusste nicht wie. Was musste sie tun, damit er sie mochte und akzeptierte? Dabei wollte sie sich gar nicht verändern, jedenfalls redete sie sich dies ständig ein. Jeder Mensch sollte sich selbst respektieren, hatte sie einst einer Freundin gesagt - aber wieso fiel es ihr so schwer?

Jimmy versuchte sie natürlich zu trösten und ihr zu sagen, dass sie nicht egoistisch sei. Aber was hatte sie erwartet? Niemand würde jemanden direkt ins Gesicht sagen, dass er seinen Gegenüber als egoistisch empfand - vor allem Jimmy nicht. Dafür war er zu offen und zu ehrlich. Sie lauschte seinen weiteren Worten und konnte ein aufschnauben nicht verhindern. Genau darum ging es ja! Er sagte ihr, sie habe genug Probleme und brauche sich nicht noch um seine zu kümmern, doch dies löste in ihr noch mehr Scham und sogar ein wenig Wut auf sich selbst aus. Sie war keine gute Freundin, immer ging es nur um sie. Sogar Jimmy sagte, dass sie sich nicht um seine Probleme zu kümmern brauchte - wahrscheinlich weil sie eh nur stören würde. Ruby fühlte sich in diesem Moment so nutzlos und alleine, denn sie verstand, dass man es mit einer Person wie ihr nur schwer aushalten konnte. Sie verstand, warum sie keine richtigen Freunde hatte und vor allem, warum Jensen sie nicht mochte. Alles drehte sich nur um sie und dieses ganze Geheule und Wehleidige war doch nur dasselbe. Bravo! Du hast es geschafft, Rubina!, dachte sich die Ravenclaw mit einem sarkastischen Unterton. Nun hatte sie Aufmerksamkeit und jemand versuchte sich um sie zu kümmern. War es nicht das, wonach sie gestrebt hatte? Vielleicht ging es ihr gar nicht um Jensen, sondern nur um die Aufmerksamkeit, die sie bekommen würde, wenn sie sich so verkroch und nur darauf wartete, dass jemand sie ansprach und mit ihr Mitleid bekam.

Wahrscheinlich steigerte sie sich einfach zu viel hinein, interpretierte viel zu viel in seinen Worten. Doch in ihr war so viel Wut und Trauer, die sie nicht mehr zurückhalten konnte. Sie löste sich aus Jimmys Umarmung und wich einen Stück von ihm zurück, während sie leicht zitterte. "Ich bin es aber leider.", sagte sie mit rauer, zittriger Stimme und einem angespannten und beinahe schnippischen Unterton, während ein verletzes Lächeln auf ihren Lippen erschien. "Sogar jetzt, in diesem Moment, bin ich der größte Egoist, den Hogwarts je gesehen haben muss. Ich ruiniere deine Hemden, verschwende deine kostbare Zeit und du bist viel zu-", Rubina suchte nach dem richtigen Wort, "- viel zu freundlich und fürsorglich und selbstlos um dich zu beschweren!" Ihre Stimme hallte von den Wänden der Eulerei wider und eine erneute Welle von Scham durchflutete die Ravenclaw.

Sie schnappte nach Luft und hielt sich dann die Hände vor's Gesicht. Warum hatte sie das gesagt? Sie sollte nicht in solch einem Ton mit ihm reden, denn er hatte ihr doch überhaupt nichts getan. Jimmy wollte ihr nur helfen und es war nicht seine Schuld, dass sie nicht mit sich selbst klar kam. "Es tut mir leid, Jimmy.", seufzte sie und blickte ihn an, durch die kleinen Spalten, die ihre ausgebreiteten Finger vor ihrem Gesicht ergaben. Es reichte, sie musste es Jimmy jetzt sagen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht und es lag nur noch an ihr, zu verhindern, dass sie ihm weiter zur Last fiel. Und obwohl sie immer noch voller Zweifel war, packte sie all ihren Mut zusammen. Sie nahm die Hände von ihrem Gesicht und umschlang mit ihren Armen ihre Knie, während sie ihr Kinn in die Mulde legte, die sich zwischen ihren beiden Knien bildete. "Jimmy, es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.", begann sie ein wenig unsicher, doch diesmal würde sie nicht mehr kneifen. Sie würde ihm so viel erzählen, wie sie konnte. "Es ist alles so kompliziert wegen... XY", fuhr sie fort und lächelte ihn unsicher an. Hoffentlich nahm er ihr es nicht übel, dass sie nicht den richtigen Namen nannte, denn das war einfach zu viel verlangt. Sie würde es nicht schaffen.

"Jedenfalls... habe ich ihn wirklich gerne." Halt! Stopp! Fehler! "Ich meine, ich mag ihn. Also, ich finde ihn ganz okay. Glaube ich.", verbesserte sie sich hastig und schluckte. Sie spürte, wie ihre Wangen und Augen brannten, doch weitere Tränen folgten nicht mehr. Sie fühlte sich komplett ausgebrannt und ausgetrocknet an. "Aber er ist nicht so der Typ für... jedenfalls war er nicht wirklich vergeben, weißt du?" Sie blickte den älteren Ravenclaw an und hoffte, dass er es verstehen würde. Ihr Herz pochte immer lauter und jeden Moment erwartete sie ein hysterisches Lachen seinerseits, das bestätigte, dass sie vollkommen übergeschnappt war. Ihre letzte Worte waren wie ein Flüstern: "Ich habe immer gedacht, dass wir zusammengehören. Irgendwie, irgendwann. Aber jetzt geht es nicht mehr, weil er zu ihr gehört." Rubina schluckte laut. "Und ich habe ihr immer vertraut.
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Sie löste sich aus der Umarmung. Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er die falschen Worte gewählt oder wollte sie seine Nähe gar nicht? Vielleicht empfand sie es ja gar nicht als tröstende Geste sondern fühlte sich mehr bedrängt. Man musste wohl bedenken, dass es nicht oft vorkam, dass man in Hogwarts so sehr alleine mit jemandem war und noch seltener war es wohl, dass es dann direkt Mädchen und Junge traf, die so abgeschieden von allem waren. Es mochte also durchaus sein das die Situation ihr gewisse Sorgen bereitet. Natürlich war es völlig unnötig ihm gegenüber diese Sorge zu hegen. Er würde sie niemals bedrängen, schließlich lagen seine Interessen tatsächlich in einem anderen Bereich. Niemand wusste das der junge Ravenclaw die Weiblichkeit nicht wirklich schätzte wie es sich für einen jungen Herren ziemte, aber eben dadurch konnte sie sicher sein, dass er sie niemals bedrängen würde und noch hinzukam, dass er ihr niemals wehtun wollte. Sie war nicht nur Kimberlys Cousine für ihn, sondern ihm mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und er schätzte sie als Person sehr. Manchmal glaubte er nicht, dass sie wusste welchen Wert sie für ihre Mitmenschen besaß, aber er konnte auch nicht genau sagen wie er das ändern sollte. Es erschien ihm schon fast unmöglich. Vermutlich würde es ohnehin besser werden wenn sie noch ein paar Jahre älter werden würde. Er musterte sie wie so vor ihm stand und ein leichtes Zittern ihren Körper zum Beben brachte. Er hoffte einfach nichts falsch gemacht zu haben und ihr kein schlechtes Gefühl vermittelt zu haben. Ruby sah einfach nur schrecklich aus in diesem Moment, nicht weil sie nicht hübsch war, sondern einfach weil sie so elend wirkte. Ganz als gäbe es in diesem Moment nichts was ihre Gedanken erhellte oder ihr Leben lebenswert machte. Am liebsten hätte er ihr einfach ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, aber er hatte keine Ahnung wie er das bewerkstelligen sollte. Noch dazu kam, dass sie offensichtlich auch nicht so richtig vorhatte ihren Kummer mit ihm zu teilen.
“Oh Ruby!“ Sagte er, wobei es mehr wie ein aufseufzen klang. Was sollte er nur mit ihr anstellen? Sie machte sich offensichtlich viel zu viele Gedanken. Sie hatte doch schon ein riesen Problem, da musste sie sich doch nicht noch um ihn kümmern, vor allem weil es ihm momentan recht gut ging, jedenfalls konnte er sich nicht im Geringsten beklagen. “Du musst wirklich aufhören dir um so etwas einen Kopf zu machen. Weiß du was ich mit meiner Zeit machen würde? Irgendeinen Aufsatz korrigieren, der sowieso schon ausgezeichnet ist und dieses Hemd, das mag ich nicht Mals besonders. Außerdem sind wir doch befreundet! Da ist es doch nur selbstverständlich, dass ich mich um dich kümmern und ich müsste mich wirklich schämen wenn ich es nicht täte.“ Sagte er und auch wenn seine Worte schon ein bisschen ermannend klangen blickte er sie doch sanft an, er wollte ihr auf keinen Fall das Gefühl vermitteln, dass er böse auf sie war, denn sie machte sich ohnehin schon viel zu viele Gedanken darum. Er war noch gar nicht wirklich zu einem Schluss gekommen was er nun machen sollte und vor allem was nun mit ihr war, da entschuldigte sie sich schon bei ihm. Sie war heute wirklich sprunghaft, aber wahrscheinlich lag das daran, dass sie wirklich sehr traurig war und irgendwie auch schrecklich durcheinander. Er machte ihr wirklich keinen Vorwurf, nicht der kleinen, lieben Ruby. Er wollte sie nun auch wirklich ungerne unterbrechen, auch wenn sie sein volles Mitgefühl besaß als sie ihr Kinn zwischen die Knie legte und begann zu sprechen.
Es war Jimmy ja mittlerweile klar, dass es um einen Herren ging und jetzt würde sie es ihm hoffentlich so grob erklären, damit er nicht im Dunkeln tappte. Der Ravanclaw schmunzelte als sie erläuterte was sie denn nun von diesem Jungen hielt. Offensichtlich mochte sie ihn mehr als sein Bisschen. Es war einfach süß wie sie das sagte. Und er nickte bestätigend, als sie erklärte, dass er nie vergeben gewesen war. Bis jetzt war das alles recht einfach. So war das nun mal. Mädchen verliebten sich in Jungs und Jungs verliebten sich auch in Mädchen, naja, das sollte zu mindestens so sein. Ihr letzter Satz erleuchtet die Situation für den jungen Heather ungemein und er verzog das Gesicht. Enttäuschte Hoffnungen, verletzte Gefühle und missbrauchtes Vertrauen, das war nichts was man gerne haben wollte und er konnte nur zu gut verstehen, dass sie wirklich sehr traurig war. Er strich über ihr Haare, beruhigend, obwohl er nicht genau wusste ob sie sich heute überhaupt noch beruhigend würde. “Und sie wusste wie es für dich aussieht?“ Erkundigte er sich ein bisschen entsetzt und blickte die Ravenclaw an. Dann schenkte er ihr ein sanftes Lächeln. “Das klingt so als hättest du alles Recht sehr verletzt zu sein.“ begann er. Er wusste, dass das nicht wirklich weiter helfen würde, aber er wusste nicht genau was er sagen sollte um es für sie besser zu machen. So war es letztendlich oft. Eigentlich konnte man nicht viel machen, außer zuhören und einfach nur da zu sein und oft genügte das am Ende doch.
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