Description: A spitting image of me, except for the heart-shaped hole where the hope runs out.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Hätte er Geld für die Stunden verlangt, die er damit verbrachte schwächeren Schülern die einfachste Mathematik beizubringen: er wäre binnen weniger Tage reicher geworden, als die Malfoys. Nachdem er sich mit Audrey Hallway gleich am frühen Morgen zusammen gesetzt hatte, um mit ihr die Punkte zu erörtern, die sie in Verwandlung unter Dumbledores Kurs drangsalierten, hatte er sich ebenso bereit erklärt, noch am selben Tag endlich mit dem Sprachkurs für das deutsche Mädchen zu beginnen, den Dippet seit einiger Zeit anberaumt hatte. Somit investierte Tom auch den Rest seines Samstags in die Schule und das Tutorium. Einerseits war das mehr als frustrierend: vor dem Fenster tanzte nämlich die Sonne, es war warm, der Kraken räkelte sich im See – die Stimmung war prädestiniert, sich mit einem Buch unterm Arm ein schattiges Plätzchen zu suchen und aus der Realität zu entfliehen. Auf der anderen Seite untermauerte sein Arbeitsdrang sein Alibi. Wer brachte den fleißigen Musterschüler schon mit einem Mord in Verbindung, wenn besagter Schüler augenscheinlich schlicht keine Zeit hätte aufbringen können, ein Verbrechen dieser Art zu inszenieren, wie es Hogwarts gerade erlebte? Die Gelegenheit war zu perfekt für Tom, als dass er sie für Freizeit geopfert hätte; zumal er mit der neuen Hufflepuff, obgleich im selben Jahrgang, bisher keinen wirklichen Kontakt gepflegt hatte und er zugegeben neugierig ob ihrer Herkunft und ihrer Person war. Nicht zuletzt weil sie aus Deutschland stammte.
Also stand er dort an einem der Fenster, die Bücher unterm Arm geklemmt und das dunkle Augenmerk nachdenklich auf die Ländereien gerichtet, die sich unter der tiefer sinkenden Sonne in die ersten kühlen Schatten des Nordens zu hüllen begannen. Toms Gedanken verliefen sich derweil wieder im ewigen Sand seiner Probleme und den Berg an schier unlösbaren Fragen hinsichtlich der aktuellen Situation der Schule, deren mögliche Schließung einen bitteren Beigeschmack auf seiner Zunge hinterließ. So sehr er auch darüber nachdachte, wollte Riddle keine plausible Antwort, keine Gleichung einfallen, die Myrte wieder lebendig gemacht hätte. Zwar konnte der Slytherin auf eine Person wie diese Ravenclaw jederzeit verzichten, verstand er aber das Entsetzen, das deren Tod bei den Lehrern, den Eltern und beim Schulleiter auslösten. Die allgemeine Sicherheit der Schüler stand auf dem Spiel. Zurecht. Wieso konnte man in einer Welt, so voller Magie, eigentlich nicht einfach die Zeit zurück drehen? Dinge ungeschehen machen? Hm.
Außerdem war ihm Potter ein Dorn im Auge. Dieser stumpfsinnige Quidditchheld entwickelte sich allmählich zu einer reinen Plage, wo er sich noch dazu geschickt (bewusst oder unbewusst spielte dabei keine Rolle) zu Madlene vor bohrte, um ihr Flausen über den Slytherin in den Kopf zu setzen, die ihre gemeinsame Freundschaft früher oder später auf eine Probe stellen würde. Wenn man überhaupt von einer Form von Freundschaft, oder gar Beziehung sprechen konnte, er kannte den Unterschied nicht. Fakt war, dass der Gryffindor die harte Arbeit, die Riddle für eine gehörige Portion Vertrauen zu der Fitz investiert hatte, ins Wanken brachte. Und das verärgerte ihn mehr, als es sollte, wobei er die giftige Eifersucht herab kämpfen musste, die sein Blut zum Brodeln brachte. Es gab keinen Grund, eifersüchtig zu sein, nicht wahr? Es gab auch keinen nennenswerten Grund, sich generell darüber zu echauffieren. Nein, in der Tat gab es genügend andere Schlammblüter an dieser Schule. Riddle konnte sich ebenso gut ein Neues suchen. Wichtiger war, dass Potter seine Nase aus Toms Angelegenheiten heraus hielt, bevor ihm dieser Knilch gefährlich werden konnte. Aber dazu brauchte es mehr, als Prügeleien und Kindergarten-Zauber. Dazu brauchte es Finesse und pure Bosheit.
Tom seufzte, straffte die Schultern und kehrte dem Fenster den Rücken, wobei er sich an die kalte Außenwand des Ganges lehnte und die Beine überkreuzte. Vielleicht waren alle Antworten, alle Lösungen auf sämtliche Probleme schon zum greifen nah. Ja, gut möglich, dass er etwas übersah und seine Dämonen in seinem Hinterkopf nur unnötig mit innerer Unruhe fütterte. Er war Problemelöser, oder nicht?
Es waren schließlich leise Schritte, die an den hohen Wänden des Ganges widerhallten, die Tom aufsehen und in die Gegenwart zurück finden ließen. Was für ein herrlicher Tag.
Something no one else can do Something no one else can see
Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Wer hätte schon erwartet, dass es tatsächlich jemanden gab, der freiwillig auf seine Freizeit verzichtete um ihr Englisch beizubringen. Als sie vor einem halben Jahr nach Hogwarts gekommen war hatte ihre Mutter ihr ja auch nahegelegt, sich vielleicht einen Tutor zu suchen der ihr helfen könnte, aber Elisabeth hatte sich tatsächlich nie wirklich getraut jemanden anzusprechen. Es kam ja auch ziemlich komisch, einfach auf irgendwen zuzugehen und denjenigen zu fragen ob er Lust auf Englischnachhilfe hatte. Elisabeth hatte schließlich noch niemanden so wirklich gekannt und sich den Weg durch die englischverseuchte Schule allein gesucht. Letztlich war es wohl auch etwas, was ihr definitiv geholfen hatte, so konnte sie mittlerweile zumindest flüssiger sprechen und andere auch besser verstehen. Das zwischenmenschliche Miteinander warf für sie also kaum noch Probleme auf, allerdings sah es beim Unterricht schon wieder komplett anders aus. Dort gab es diese ganz bestimmten Bezeichnungen für ganz bestimmte Dinge, die im Deutschen einfach anders hießen und das Schlimme war ja, dass es manchmal auch Dinge waren, die Elisabeth (auf Deutsch) eigentlich schon seit der ersten Klasse konnte. Immerhin waren die Bezeichnungen der Zaubersprüche gleich geblieben, was zumindest ein kleines Trostpflästerchen war. Jedenfalls hatte sie jemanden gefunden, der dazu bereit war seine kostbare Zeit damit zu verbringen mit ihr irgendwo zu hocken und ihr zu helfen die Sprache besser zu beherrschen. Dabei handelte es sich um Tom Riddle, einen Slytherin, den Eli allerdings kaum kannte. Zu ihrer Anfangszeit war er so freundlich gewesen ihr das Schloss zu zeigen, aber ansonsten sahen sie sich eigentlich nur im Unterricht, wenn sie diesen zusammen hatten. Schon relativ früh war Elisabeth in die Kleinkriege zwischen den Häusern eingeweiht worden, auch wenn sie sie für kompletten Unsinn hielt – als hätte man keine größeren Probleme als sich mit irgendwelchen Schulkameraden zu messen. Ihr eigenes Haus schien aber wohl irgendwie ziemlich im Hintergrund zu agieren und die Hauptdarsteller des Hogwarts-Kleinkriegs waren Gryffindor und Slytherin, wofür sich Elisabeth jedoch genau so interessierte wie für das Beobachten der Vegetation von Schimmelpilzen. Nämlich gar nicht. Was ihr allerdings aufgefallen war, war die interessante Fakt, dass viele im Haus der Schlangen ziemlich versnobt und selbstüberzeugt waren… daher hatte sie sich auch nie die Mühe gemacht irgendjemanden dort genauer kennen zu lernen, vor allem wo gerade aus diesem Haus gerne mal die Anfeindungen ihr gegenüber entsprangen. Als würde sie das interessieren. Die Überraschung war also doch vorhanden gewesen als Tom sich ihr als Tutor anbot, allerdings sah sie auch keinen Grund dazu, abzulehnen. Er erschien ihr (im Gegensatz zu anderen seiner Hausgenossen) doch recht nett und vor allem intelligent, was auf jeden Fall zwei Eigenschaften waren, die sie an anderen Menschen sehr schätzte.
Nun war sie auf dem Weg zur Bibliothek, den Elisabeth glücklicherweise schon gut genug kannte um sich nicht direkt wieder zu verlaufen. Sie verbrachte sogar ziemlich viel Zeit hier, um sich Bücher durchzulesen und so vielleicht etwas vorzuarbeiten, weil sie im Unterricht sowieso noch nicht so gut mitkam. Die Bücher der Bibliothek waren für sie zwar meistens noch schwerer als die Schulbücher, weil sie anders geschrieben waren… aber wer liebte Herausforderungen schon nicht? Langsamen Schrittes kam sie an der Bibliothek an, trat durch den Torbogen und entdeckte den Slytherin sogleich am Fenster. Ein kurzer Blick aus diesem zeigte ihr zudem, dass draußen trotz der Tageszeit noch immer die Sonne schien, was sie ungemein beruhigte. Im Dunkeln würde sie sich schon direkt viel unwohler fühlen, aber das musste sie ja niemandem auf die Nase binden. Elisabeth verlangsamte ihren Schritt und ging mit einem freundlichen Lächeln auf Tom zu, ehe sie die Hand zum Gruß hob. “Guten Abend!“, begrüßte sie Tom und verhakte die Finger in einander. “Es tut mir leid, sollte ich Sie…“ Wort, Wort, Wort… “… abhalte von etwas.“, schloss sie den Satz und dachte kurz über die Grammatik nach. Würde schon passen.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Als die frische Hufflepuff durch den Torbogen aufschloss, richtete sich Tom gemäß seiner Etikette zur vollen Größe auf, straffte die Schultern, pflasterte ein heiteres Lächeln auf sein Gesicht und angelte in einer freundlichen Geste nach der Hand der Deutschen, um sie mit leichtem Druck kaum merklich zu schütteln. Zugegeben, ansehnlich war die Blondine – dem hätte wahrscheinlich keiner seiner Freunde und Mitschüler widersprochen. Aber mehr interessiert, als an ihrem puppenhaft hübschen Gesicht war Tom dann doch an ihrem Engagement und der damit einher gehenden Intelligenz. Nicht zuletzt, weil sich an den beiden letzten Punkten der Erfolg ihres Nachhilfeunterrichts messen würde; so weit man ihm Bescheid gegeben hatte, waren sich die Lehrer einig, dass diese Hexe Potential mit brachte, würde sie den Inhalt des Unterrichts hie und da nur besser verstehen. Was mochte es für eine Umstellung für dieses Mädchen sein, aus einem der größten Krisengebiete Europas nach Hogwarts zu kommen – nicht nur fern der Heimat und wahrscheinlich ferner ihrer Kultur, sondern noch dazu an einen Ort, wo mit fremder Zunge kommuniziert wurde? Verspürte er so etwas wie Mitgefühl? Tom erhob schließlich seinerseits das Wort, wobei er betont langsamer sprach, als er es gewohnt war: "Sie halten mich in keiner Weise auf, oder von irgendetwas ab. Keine Sorge, Elizabeth."
"Pardon, Elisabeth", korrigierte sich der Slytherin im gleichen Atemzug selbst und probierte sich an der (zumindest für ihn) holprigeren, natürlichen und deutschen Aussprache ihres Namens. Tom konnte kein Deutsch, oder nur vereinzelte Brocken, die er im Laufe des Krieges von Soldaten aufgeschnappt hatte, die durch London ihre Streife zogen. Gut möglich also, dass er im Umkehrschluss sogar ein wenig von Miss Waltz profitierte. "Es ist Ihnen doch Recht, wenn ich Sie mit Vornamen anspreche? Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, doch ich denke so wird es einfacher für uns." Außerdem hatten sie ja bereits das Vergnügen, wo er der Hufflepuff zur Ankunft auf dem Schloss eine kurze Führung durch das Schloss gegeben hatte. Und nachdem die eher persönlichere Anrede eine Form von Vertrauen schuf, konnte Riddle Elisabeth gleich das Gefühl von Willkommensein vermitteln. "Bitte", lud er sie dann aalglatt ein ihm zu folgen und wies auf eine der Sitzgruppen im hinteren Teil der Bibliothek. An einem Tag wie heute waren die weitläufigen Räumlichkeiten, die gefühlt unendlich zu sein schienen, ohnehin eher mäßig besetzt. "Wir haben eine gute Zeit erwischt, uns wird niemand stören. Ich denke, länger als eine Stunde werden wir uns heute aber nicht miteinander beschäftigen – ich möchte Sie nicht unnötig überfordern."
Riddle legte seine Bücher auf dem auserkorenen Tisch ab und zog der Hufflepuff in galanter Manier einen der Stühle zurück, damit sie sich setzen konnte. Er selbst wählte den Platz über Eck, so dass er sich ungehindert mit ihr unterhalten konnte, die Tischplatte sie aber nicht zu sehr voneinander trennte. Die Hände dann auf dem Tisch ineinander faltend, musterte er Elisabeth eine geraume Weile mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Neugierde. Er hätte sie gerne mit Fragen überhäuft, wollte wissen wie es war, dort wo sie her kam. Und war es nur, weil er heraus finden wollte, ob die Deutschen ihr eigenes Land genauso bombardierten, wie sie es mit England getan hatten. "Erklären Sie mir zuerst, wo Sie konkret Hilfe brauchen. Sie dürfen es auch gerne aufschreiben, wenn Ihnen das leichter fällt – aber probieren Sie es, in Worte zu fassen. Ich denke fast, die einfachste Methode wird es sein, wenn wir uns unterhalten." Mit Fachwissen konnten sie später immer noch um sich werfen – ebenso mit Flüchen, wenn Miss Waltz der Sinn danach stand; das war dem Slytherin einerlei, sofern sie etwas dabei lernte und es auch behielt. Ja, je mehr er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee einer ungezwungenen, simplen Konversation, die er später in Richtung Unterricht lenken würde. Alles andere passierte von selbst und im selben Moment fand er möglicher Weise die ein oder andere interessante Sache über die (mehr oder weniger) neue, deutsche Schülerin heraus.
Step by step, I got a brand new walk I even sound sweeter when I talk
Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Fröhlich lächelnd schloss Elisabeth zu Tom auf und lachte einen kurzen Moment über sich selbst, weil sie so klein war, als sie sah wie er seine Haltung richtete und tatsächlich gerade vor ihr stand. Er war fast einen Kopf größer als sie, aber da sie ohnehin irgendwie immer klein wirkte, egal wen sie um sich herum stehen hatte, wunderte sie das letztlich doch gar nicht soo sehr. Mit noch immer leicht gehobenen Mundwinkeln nahm sie Toms Hand an und erwiderte die Geste so, ehe sie die Hände in einander faltete und zu ihm hoch sah. Es erleichterte die Hufflepuff auf jeden Fall, dass die zumindest den ersten Satz den sie heute zu ihm gesprochen hatte so herausgebracht hatte, dass man ihn verstand – vielleicht war sie aber auch einfach zu hart mit sich selbst, schließlich wandelte sie jetzt schon länger durch die Hallen dieser Schule und konnte sich mit anderen verständigen… sie kam ja nun nicht vom Mond und musste sich plötzlich mit komplett anderen Lebensformen abgeben. Zum Glück, denn das hätte wohl doch mehr Probleme aufgeworfen als sie sie nun hatte. Der Slytherin versicherte ihr, dass sie ihn von nichts abhielt und sprach dabei vermutlich extra deutlich, wofür Elisabeth wirklich sehr dankbar war – dankbarer als man ihr es wohl ansah. Viele hier sprachen wirklich ziemlich schnell ohne es zu merken (selbst die Lehrer), da war es oft schwer dem Gespräch zu folgen. Nicht selten kapselte sie sich dann unabsichtlich selbst aus der Unterhaltung ab, einfach weil sie sich nicht anmerken lassen wollte, dass sie so gut wie kein Wort verstand. Besonders schwer wurde es dann bei tiefgründigeren Gesprächen, aber die führte Eli hier ja sowieso mit niemandem.
Im ersten Moment war ihr gar nicht aufgefallen, dass Tom ihren Namen in englischer Manier ausgesprochen hatte und konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, als er ihn dann ‚richtig‘ aussprach. Elisabeth machte eine abwedelnde Bewegung mit der Hand und sah wieder zu ihm hoch. “Elizabeth ist in Ordnung, viele rufen mich hier so.“, erklärte sie ihm dann. Es störte sie tatsächlich nicht, schließlich klang es ja irgendwo immer noch nach ihrem richtigen Namen – sie wurde auch schon Liz genannt, was wohl auch eher von der englischen Variante ihres Namens her rührte. Stören tat es sie nicht, vor allem weil es für viele vermutlich auch einfacher war ihren Namen nicht mit der berühmten deutschen Härte auszusprechen, die die Sprache so mit sich brachte (dem konnte Elisabeth übrigens nicht zustimmen. Ihrer Ansicht nach hörte sich Deutsch gar nicht so grob und unharmonisch an wie viele meinten). Elisabeth nickte schließlich auch auf seine Frage hin, ob er sie überhaupt beim Vornamen ansprechen durfte. Die Deutsche war ja nie wirklich ein großer Fan von diesen ganzen Förmlichkeiten gewesen, allerdings hatte es wohl auch nicht ihr zugestanden ihn nach dem ‚Du‘ zu fragen. Umso erleichterter war sie dann, als er es von sich aus ansprach. Eli hätte ihm auch gerne versichert, dass er ihr mit so etwas sowieso nicht zu nahe treten konnte, aber in ihrem Kopf hörte sich die englische Übersetzung des Satzes so bescheuert an, dass sie es doch lieber ließ. Wer wusste schon, was sie da hinterher noch von sich gab!
Die Hufflepuff folgte dem Slytherin mit leichten Schritten und sah sich immer mal wieder in der Bibliothek um, die ihr so riesig erschien wie ihre komplette alte Grundschule. Wirklich faszinierend welche Ausmaße das Schloss tatsächlich hatte, wenn man es betrat. Kein Wunder also, dass man sich hier so oft verlief… Als Tom dann wieder das Wort ergriff schwankte ihr Blick wieder zu dem Slytherin und sie nickte kurz. “Ich glaube man lernt am besten, wenn man seine Grenzen…“ Hmmm… “… austestet?“, fragend sah sie schief zu ihm hoch, ehe sie an einem hübschen kleinen Tisch angekommen waren und er ihr doch tatsächlich den Stuhl zurück zog, damit sie sich setzen konnte. Elisabeth neigte den Kopf leicht, schmunzelte und setzte sich dann schließlich an den Tisch. Die Hufflepuff musterte das Buch, das er auf der Tischplatte abgelegt hatte, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder zu Tom, als dieser sich gesetzt hatte. Dieser schien sich gerade damit zu beschäftigen sie zu mustern, was Elisabeth irgendwie amüsant fand. Vielleicht war sie ja doch ein Lebewesen eines anderen Planeten, schließlich kam sie ja aus Deutschland! Sie fasste es also nicht als unhöflich auf, sondern sah Tom stattdessen mit leicht schief gelegtem Kopf entgegen, bis er wieder das Wort ergriff. Hübsch anzusehen war der Gute ja schon, das stand außer Frage. Ein Glück, dass Elisabeth sich schon vorher Gedanken darüber gemacht hatte, was genau momentan ihre größten Probleme hier waren, sonst hätte sie jetzt erst einmal lange Zeit nachdenken müssen, weil ihr einfach alles schwer vorkam. “Das Problem ist, viele sprechen zu schnell.“, erklärte sie ihm und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. “Meistens kann ich dem Gespräch nicht folgen, auch im Unterricht nicht.“, fuhr sie fort und hatte als perfektes Anti-Beispiel direkt Professor Binns im Sinn, der so langsam sprach, dass selbst jemand komplett ohne Englischkenntisse ihn verstehen könnte, wenn er denn nicht vorher einschlief. Elisabeth lehnte sich dann im Stuhl zurück und blickte Tom mit einer Mischung aus Neugierde und Amüsement entgegen. “Worüber möchten Sie sich denn unterhalten?“, fragte sie ihn dann und hoffte inständig, dass sie sich nicht wie ein zu großer Dummkopf anstellen würde.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Elisabeth bestätigte dem Slytherin nur, was er sich bereits gedacht hatte. Die Leute um sie herum nahmen wahrscheinlich kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse der deutschen Hexe, geschweige denn auf die Tatsache, dass sie unter Umständen bloß die Hälfte von dem Verstand, was sie sich untereinander erzählten. Wenn Tom ernsthaft darüber nachdachte, mochte das auf Dauer frustrierend sein, weshalb es auch nicht verwunderlich war, dass Elisabeth sich so bereit willig sein Tutorium eingehen ließ. Sie wollte also Konversationen besser verstehen. Gut. Das würde ein Weilchen dauern, auch weil sie mit vielen unterschiedlichen Dialekten konfrontiert werden würde, die ein konkretes Verständnis mitunter erschwerten. Riddle selbst besaß durch seine Herkunft eine sehr klare Aussprache und die Geschwindigkeit für die Blondine zu drosseln, so dass sie ihn eindeutig verstehen konnte, machte ihm auch nichts aus. Weshalb auch? Zumindest hörte ihm auf diese Weise endlich einmal jemand richtig zu. Auf ihre Gegenfrage hin, worüber er sich mit Elisabeth unterhalten wollte, zuckte Riddle lapidar die Schultern.
"Erzählen Sie mir etwas über sich. Lassen Sie sich Zeit dabei, ich korrigiere Sie, wenn Sie das möchten … wenn es Ihnen einfacher fällt, frage ich zwischendrin auch gerne nach." Tom lenkte sein braunes Augenmerk flüchtig auf die Bücher, die er mit gebracht hatte. Eines davon war ein simples Märchenbuch für Erstklässler, das er sich aus einem der Bücherregale aus dem Gemeinschaftsraum geliehen hatte. Das andere war das Schulbuch für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ob sie eines der beiden Werke brauchen würden, war fraglich; heute vermutlich weniger. "Hogwarts," lenkte Tom schließlich geschmeidig und bedacht langsam ein, indes sein eindringliches Zwinkern abermals Elisabeth streifte. "Wie gefällt es Ihnen an der Schule? Haben Sie schon Freunde gefunden? Und wie gefällt Ihnen Ihr Haus? Ich bin mir sicher, dass es für Sie etwas seltsam war, direkt in eine bestimmte Gruppe gewählt werden zu müssen – oder etwa nicht?" Riddle lachte leise und die Mundwinkel in ein amüsiertes Lächeln krümmend, schüttelte er prompt den Kopf über sich selbst: "Tut mir leid, das waren wahrscheinlich zu viele Fragen auf einmal."
Sollte sie ruhig eine Weile überlegen und sich die Worte zurecht legen. Tom hatte Zeit; hinzu kam, dass ihn das leise und unvermeidbare Stottern der Deutschen irgendwie amüsierte. Von ihrem harten Akzent einmal abgesehen, den sie noch nicht verbergen konnte und ihre Herkunft verriet. Dabei war ihr Englisch bisher gar nicht so schlecht, besser wie erwartet sogar. Tom wunderte sich bloß, ob man sich in Elisabeths Position wirklich wohl und willkommen fühlen konnte. Er stellte es sich ziemlich anstrengend vor, jeder Information nachlaufen zu müssen, weil man sie einfach nicht verstanden hat. Auf der Stirn des Vertrauensschülers erschien eine leichte Falte, der Slytherin sagte jedoch nichts, weil er seine Gegenüber nicht unterbrechen oder stören wollte. Sie sollte in Ruhe nachdenken und sprechen, das war hier essentiell. Wobei Riddle auffiel, dass er in der Tat nichts über die Blondine wusste und sich auch nie wirklich nach ihr erkundigt hatte. Im Unterricht selbst fiel sie kaum auf, zu sehr mit sich selbst und dem Schulstoff beschäftigt. Auch, wenn Tom sich nicht sicher war, ob ihre Zurückhaltung nicht einfach nur auf ihr sprachliches Defizit zurück zu führen war. So oder so, Miss Waltz war auf jeden Fall eine mehr als willkommene Abwechslung zu den tobenden Dämonen, die sich zwischen seinen Schläfen eingenistet hatten.
run fast for your mother, run fast for your father
Leave all your love and your longing behind You can't carry it with you if you want to survive
Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Elisabeth stellte sich urplötzlich die Frage, wie ein junger Mann wie Tom wohl nach Slytherin gekommen war. Nicht, dass sie jeden Schüler des Hauses aufgrund einiger verurteilte, die sich vielleicht schlecht benahmen, doch sie musste zugeben, dass sie bis jetzt noch niemanden mit grünem Emblem getroffen hatte, der sie nicht zumindest ansah als wäre sie weniger wert. Tom Riddle grenzte sich da doch definitiv ab, sofern sie das schon beurteilen konnte. Natürlich hatten sie bis jetzt nie viel mit einander zu tun gehabt, doch der erste Eindruck war schließlich prägend – Tom war da keine Ausnahme. Und der erste Eindruck dieses Jungen war nun mal positiver als jener seiner Hausgenossen, das konnte man drehen und wenden wie man wollte. Schließlich zuckte er auf ihre Frage hin kurz mit den Schultern, was Elisabeth wieder leicht zum Schmunzeln brachte. Wenn sie einfach drauf los erzählen sollte würde sie ihn vermutlich mit allerlei Unsinn zureden und das wollte ja nun wirklich niemand… vor allem nicht Elisabeth. Natürlich ging es darum, die Aussprache zu verbessern, aber das musste ja nicht zwingend heißen, dass sie nur Unsinn von sich geben müsste. Außerdem wollte sie ihren Mitschüler irgendwie nicht langweilen. Da gab er schon seine Zeit für sie hin, also konnte sie ihn schließlich nicht zu Tode langweilen. Tom warf allerdings schnell genug etwas ein, bevor Elisabeth sich selbst Gedanken machte, was sie kurz stutzen ließ. Über sich? Das wäre tatsächlich das Letzte gewesen, wovon sie nun erzählt hatte, einfach weil ihr das nicht so interessant vorkam. Angesichts der Dinge, die sie schon erlebt hatte, war das aber mit Sicherheit eine falsche Annahme – allein schon weil sie schließlich sogar in Berlin aufgewachsen war und damit sämtliche Dinge hautnah miterlebt hatte. Sie selbst sah das doch trotzdem als weniger interessant an – weshalb auch immer. Nichtdestotrotz nickte sie und verzog kurz nachdenklich den Mund, doch Tom hatte sogleich auch eine andere Idee, die ihr doch direkt mehr zusagte. Doch die Dinge rund um sie schienen den Slytherin ebenfalls zu interessieren, also entschied sich Elisabeth einfach dazu, alles zu mischen. Irgendwie. Sie war ja so gut in sowas.
Elisabeth legte nachdenklich ihre Hand an ihr Kinn und überlegte, wie sie wohl anfangen könnte. Einzelne Sätze waren ja kein Problem für sie, aber zusammenhängende Geschichten? Das war weitaus schwieriger und für Elisabeth doch einfacher zu Papier zu bringen als spontan aus dem Kopf zu übersetzen, aber dafür war sie ja schließlich hier. “Ist in Ordnung.“, versicherte sie Tom auf seine Erkenntnis, dass das ziemlich viele Fragen gewesen waren, doch er sprach schließlich deutlich genug, dass Elisabeth ihn hatte verstehen können. “Hmmm.“, fing sie an und wandte den Blick von den Büchern wieder zu Tom und schenkte ihm dann ein Lächeln. “Ich bin vor einem Jahr nach England gewandert, weil…“ Sie stockte kurz, allerdings nicht weil ihr die Vokabeln fehlten. “… wegen des Kriegs. Jetzt wohne ich mit meiner Mutter bei dem Freund meines Vaters, er ist auch Zauberer. Nach einem halben Jahr durfte ich Hogwarts besuchen… und es ist viel größer als meine alte Schule.“ Elisabeth seufzte kurz. Viel größer. “Ich verirre mich ständig.“ Und das trotz der netten Führung, die Tom ihr gegeben hatte! Eine Schande war das – aber in Hogwarts schien sich ja auch alles zu bewegen, da war es nur verständlich, dass man sich mal verlief… “Am Anfang war ich sehr überfordert, weil ich mitten im Schuljahr hergekommen bin.“ Erst am Ende des Satzes fiel ihr auf, dass sie eines der Worte deutsch ausgesprochen hatte, schüttelte kurz den Kopf und sah zu Tom. “Wie nennt man es, wenn man nicht mit dem vielen Druck zurechtkommt?“ Hoffentlich wusste er, was sie meinte… ansonsten müsste er es sich wohl einfach erschließen. “Der Hut war freundlich und auch die Lehrer, aber manche Schüler nicht, weil meine Eltern Muggel sind. Aber das war in meiner alten Schule auch, es stört mich nicht. Hufflepuff ist ein freundliches Haus, die Schüler auch, aber ich kenne niemanden richtig. Ich habe auch keine Zeit um sie kennen zu lernen, weil ich viel aufholen muss.“, brabbelte sie weiter und neigte den Kopf nach rechts, dann nach links. “Ich weiß gar nicht, was die Häuser bedeuten.“, gestand sie Tom dann und grinste schief. “Nur, dass Gryffindor und Slytherin sich nicht mögen, aber das finde ich kindisch.“, fuhr sie fort und hoffte einfach mal, dass Tom sich dadurch nicht beleidigt fühlte. Vielleicht steckte er ja mitten in diesem Kleinkrieg oder so. Na, das klappte bisher ja… halbwegs gut. Natürlich wären diese Antworten um einiges weiter ausgeführt, wenn sie auf deutsch sprechen würde, allerdings tat sie das ja nicht und für richtige Anreihungen von Sätzen hatte sie dann doch noch nicht die passenden Grammatikkenntnisse. Hin und wieder stockte sie natürlich und musste über Vokabeln nachdenken und viele sprach sie vermutlich auch falsch aus oder betonte sie nicht richtig, aber alles in allem war es schon in Ordnung. Vermutlich würde es auch besser werden, sobald sie sich etwas mehr daran gewöhnt hatte längere Gespräche zu führen – bis jetzt war das ja noch nicht von Nöten gewesen.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Es war erstaunlich, wie bereitwillig Menschen ihm ihre Gedanken und Gefühle anvertrauten, bloß weil er danach fragte. Andere waren an Aufgaben dieser Art schon mit Gewalt gescheitert, geschweige denn hatten sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie an bestimmte Informationen heran kommen sollten, wo es doch so einfach war, ein Gespräch zu beginnen und die richtigen Fragen dabei zu stellen. Es machte vieles um einiges angenehmer, wenn man wirklich vor hatte, an Wissenswertes zu kommen, ohne dabei einen Konflikt auszulösen. Dieses kleine, aber feine Talent hatte sich für Tom in der Vergangenheit bereits mehrfach bewährt. Im Fall der Hufflepuff erwies es sich dann insofern als hilfreich, weil er binnen weniger Stöpselsätze alles Relevante über sie erfuhr und das Bild, das er sich von ihr machte, somit an Klarheit gewann.
Dass Sie beispielsweise direkt aus Berlin kam, hatte Tom nicht gewusst. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, wollte er in diesem Fall auch nicht mit ihr tauschen, da Berlin im Augenblick auf so ziemlich jeder roten Liste an höchster Stelle stand und es nicht nur wagemutig sondern ganz und gar wahnwitzig gewesen wäre, weiterhin in einer solchen Metropole leben zu wollen, wenn um einen herum die Brigaden bloß auf den rechten Moment warteten, um Berlin endlich einzunehmen. Sofern sie es schafften, an den deutschen Truppen vorbei zu kommen hieß das … und im Augenblick sah alles eher danach aus, als würden die Deutschen ihren Krieg gewinnen. Zumindest nach Riddles letztem Kenntnisstand, den er dann und wann auffrischte, wenn er Raum und Zeit dafür hatte, sich mit Mugglepolitik auseinander zu setzen. Viel ereignisreicher waren nämlich Gellert Grindelwalds Taten, die parallel zum allgemeinen Kriegszustand in aller Munde der magischen Welt lagen und Tischgespräche beherrschten. Von Frieden konnte also in keiner Weise die Rede sein, weshalb es kaum verwunderlich war, dass die Familie Waltz schlussendlich die Flucht angetreten hatte. "Hogwarts ist der sicherste Ort der Welt", warf Tom plötzlich ein, ohne genau zu wissen warum. Vielleicht wollte er den Neuankömmling einfach nur beruhigen; oder sich selbst daran erinnern, dass er diese angebliche Sicherheit nicht nur in der Hand hielt, sondern sie auch spürbar ins Wanken gebracht hatte und diesen Fehler unbedingt korrigieren musste. Denn letzten Endes war Hogwarts auch für ihn ein Zufluchtsort.
Als Elisabeth ihren Monolog holprig fort führte, stockte der Slytherin flüchtig und wahrscheinlich nicht einmal offensichtlich, als sie wagemutig von ihrer Blutlinie erzählte. Es war offenkundig, wie wenig Miss Waltz von den aktuellen Zuständen der Schule mitbekam und nicht ganz zu begreifen schien, wie falsch es war, ihre Herkunft – gerade, wenn sie nicht magischen Ursprungs war – heraus zu plaudern (egal, wie man in Deutschland damit auch umgehen mochte). War diese Tatsache bei Tom einstweilen relativ sicher, gab es anderen Mitschülern die Gelegenheit, ihr den Aufenthalt auf Hogwarts doch eher unangenehm zu machen – was sie wohl auch taten. Er kannte es immerhin von Madlene, er sah es an den anderen, wenigen Muggelstämmigen, die durch die Gänge huschten … – und er wusste ob des Appetits der Bestie in den Untiefen des Schlosses, welche Muggleblut scheinbar riechen konnte. Riddle beugte sich ein wenig vor, senkte die Arme und stützte sich mit abgewinkeltem Ellenbogen auf der Tischkante ab, wobei er ihren unsicheren Blick mit dem Ansatz eines flachen Lächelns höflich erwiderte und direkt auf ihre vorher gestellte Frage aufsprang. Dass sie ein deutsches Wort in ihrem Satz verloren hatte, war dem sonst eher aufmerksamen Vertrauensschüler unweigerlich entgangen: "Sie meinen, es wird Ihnen zu viel. Sie sind überlastet, oder überfordert. Das verstehe ich, das ist in Ihrer Situation völlig normal, Elizabeth."
"Es gibt ein Paar Schüler, beziehungsweise Familien, die sehr konservativ denken und der Annahme sind, dass sie auf Magie ein gewisses Vorrecht haben. Wem haben Sie denn bisher erzählt, dass Ihre Eltern Muggel sind? Ich würde Ihnen raten, das künftig – oder einstweilen zumindest – für sich zu behalten." Tom bremste die wachsende Eloquenz Elisabeth's mit einer flüchtig erhobenen Hand aus, merkte sich gleichsam, was sie noch von ihm wissen wollte, stellte die Häuserreibereien jedoch vorerst zurück. Er hatte selbst nie verstanden, woher dieses Konkurrenzverhalten rührte. Man munkelte aber, dass die beiden Gründer Gryffindor und Slytherin selbst diverse Konflikte hatten, die irgendwann in die Hausphilosophie übergegangen waren. Eine natürliche Hassliebe also, die Riddle nicht unbedingt teilte, weil seiner Meinung nach nachts alle Katzen grau waren. Es machte keinen Unterschied, in welches Haus man ging – nicht für ihn.
"Die Häuser selbst richten sich nach den vier Gründern der Schule. Hogwarts wurde vor mehr als 900 Jahren errichtet, die ersten Professoren und Schulleiter könnte man sagen haben sich die Schüler nach bestimmten Punkten und Eigenschaften auf sich aufteilen lassen. Daraus entstand auch der Sprechende Hut, der Sie zum Beispiel für Hufflepuff als würdig auserkoren hat." Das Lächeln war auf Toms Züge zurück gekehrt, wobei er sogar ein leises und mehr oder weniger heiteres Lachen ausstieß. "Ich wage zu behaupten, dass vieles davon reines Klischee ist. Es sagt in den meisten Fällen nichts über die Leute aus … wir haben auch nette Mitschüler in Slytherin." Damit wies er neckisch mit dem Daumen auf sich selbst und machte gleichzeitig wieder Platz für eine Reaktion ihrerseits.
Will you represent what you stand for? Will they make you who you are not?
Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Während Elisabeth holprig versuchte Tom ihre Eindrücke über die Schule zu erzählen, wünschte sie sich eigentlich nur, dass sie etwas besser in der Sprache wäre. Nicht, weil es ihr peinlich war nicht gut sprechen zu können, sondern weil sie ausführliche und vielleicht auch tiefsinnigere Gespräche einfach mochte. Sie war eigentlich sehr wortgewandt und sprach gerne, doch wenn man die Sprache nicht beherrschte war das ein großes Hindernis. Vor allem da ihr Gegenüber durchaus den Eindruck machte, ebenfalls ein intelligenter Gesprächspartner zu sein (was man bei weitem nicht über jeden sagen konnte, so traurig das auch sein mochte) fand sie es äußerst schade, sich nicht auf dem Niveau unterhalten zu können, das ihr eigentlich lieb war. Alles was ihr blieb war die Hoffnung, dass Tom nicht dachte sie wäre einfältig oder gar dumm, denn in ihrem Kopf schwirrten allerlei Dinge, die sie ihm lieber sagen würde als einfach nur banal über die Größe des Schlosses zu reden – nur konnte sie sie nicht in die richtigen Worte verpacken. Vermutlich würde es ihr schon helfen, wenn sie sich öfter mit anderen auf ein Gespräch einließ, aber wer hatte genug Nerven um sich längere Zeit mit einem stotternden Mädchen zu unterhalten, das vielleicht zusätzlich dazu auch noch ständig nachfragen musste? Hier in Hogwarts schien alles sehr hektisch zu sein. Die Schüler huschten herum wie aufgescheuchte Schlangen und die Lehrer waren überall und nirgendwo. Ob es hier immer so ablief oder ob es vielleicht an den herannahenden Prüfungen lag vermochte Elisabeth noch nicht beurteilen zu können, allerdings setzte sie den Tod der Schülerin vor ein paar Wochen damit ebenfalls in Verbindung. Natürlich hatte sie vom Tod der muggelstämmigen Schülerin gehört und auch das Gemunkel zwischen den Reihen, dass sie getötet wurde und die irrwitzigen Theorien darüber waren ihr nicht entgangen, aber tatsächlich konnte sie dem nicht viel abgewinnen. Sie glaubte weder an ein Monster noch an irgendein Fluch, auf sie wirkte es eher wie einer dieser Wünsche, seine Macht zu beweisen. Wer dann so dumm war und genau dies an einer Schule tun wollte, würde früher oder später damit auffliegen. Als könne er ihre Gedanken lesen versicherte Tom ihr dann, dass Hogwarts der sicherste Ort der Welt wäre, woraufhin sie ihm ein Lächeln schenkte. Ganz davon überzeugt war die Deutsche davon allerdings nicht, schlichtweg weil sie keinem Gebäude mehr die Eigenschaft von Sicherheit zuschrieb. Elisabeth nickte kurz, als Tom ihr erklärte wie das englische Wort, das ihr gefehlt hatte lautete und sprach es um es sich einzuprägen (und die Aussprache überhaupt hinzubekommen) nochmals aus. War ja gar nicht so schwer… man musste es sich nur merken.
Schließlich, und das kam für Elisabeth doch gar nicht so überraschend, sprach Tom eine freundlich gemeinte Warnung darüber aus, nicht derart über ihr Blut zu sprechen. Elisabeth konnte ihrem Mitschüler darauf nur ein mildes Lächeln schenken und straffte ihre Haltung wieder, ehe sie ihn ernst ansah. “Es wird immer Menschen geben, die sich für besser halten. Die falsche Reaktion darauf ist es, sich zu fügen und es zu akzeptieren.“, meinte sie und schmunzelte leicht. “Alle denen das Blut wichtig ist wissen schon, welche Eltern ich habe und haben mich herzlich auf Hogwarts begrüßt.“ Elisabeth stoppte kurz und musste einen kurzen Moment darüber nachdenken, wie ihren folgenden Satz formulieren sollte, ohne dass er komplett falsch klang. “Wenn ich nicht für mich stehe… Nein, zu mir stehe, wie soll ich mich dann beweisen können? Aber es ist die Natur des Menschen, sich selbst über alles zu stellen.“ Sie hatte es ja hautnah erlebt. Zwar war sie selbst keine Jüdin, wovon sie vom Glück sprechen konnte, doch waren ihr die Bilder auf offener Straße nicht entgangen und die Propaganda, die das Volk in sich aufsog wie ein schwarzes Loch. Elisabeth seufzte leise, dann lehnte sie sich wieder zurück. “Im schlimmsten Fall verliere ich deswegen mein Leben, aber dann bin ich…“ Elisabeth verengte kurz nachdenklich die Augen, dann sah sie wieder zu Tom und lächelte. “... mit Würde gestorben?“ Der Satz wandelte sich in eine Frage, allerdings nur weil sie nicht wusste, ob sie das richtige Wort genutzt hatte. Elisabeth hatte tatsächlich keine Angst vor dem Tod - weshalb konnte sie sich nicht erklären, vielleicht einfach, weil er in ihrer Heimat wie ihr Nachbar gewesen war. Sie hatte Menschen sterben sehen und mittlerweile ängstigte er sie nicht mehr so wie früher, als sie klein war. Vermutlich war ihre Ansicht über diese Dinge ziemlich gewagt und auch sie auszusprechen war heikel, allerdings war Elisabeth nie jemand gewesen der sich den Mund verbieten ließ, und das würde sie nun hier auch nicht zulassen. Sollten sie ihr so viele Flüche auf den Hals hetzen wie es ihnen lieb war, doch zum Schweigen bringen würden sie sie deswegen nicht. “Aber danke für deine Sorge.“, fügte sie an und grinste amüsiert. Netter Kerl.
Schweigend, aber neugierig, hörte sie Tom zu und fand es doch auch sehr entspannend, selbst nur zuhören zu müssen und nicht zu sprechen. Elisabeth achtete jedoch auch peinlich genau auf seine Aussprache, damit sie sich seine Worte merken konnte, ohne es wirklich zu merken… Doch dafür war sie letztlich ja hier. Als er geendet hatte nickte sie kurz, runzelte dann die Stirn und schüttelte den Kopf. “Welche Eigenschaften hat Hufflepuff?“ Ha, dass sie das nicht wusste… Ein Grinsen zeigte sich wieder auf ihrem Gesicht und sie legte den Kopf schief. Ein kurzes Lachen, dann schmunzelte sie. “Zumindest einen, das ist wahr.“, entgegnete sie und sah ihn dann nachdenklich an. “Wer ist denn noch nett?“ Ein keckes Lächeln umspielte ihre Lippen – da war sie nun aber gespannt.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
"Vielleicht gehörst Du nach Hufflepuff, wo sie einfach nur loyal und geduldig sind", zitierte Riddle glatt den unscheinbaren Dachsbau, der weder mit Mut, noch übertriebener Cleverness glänzte, sondern angeblich aus besonders zuvor kommenden, höflichen und aufrichtigen Leuten bestehen sollte. Wirklich auffällig waren Hufflepuffs tatsächlich nicht, man konnte den ein oder anderen von ihnen in seiner Zurückhaltung sogar als beispielhaft umschreiben. Wobei sich Tom sehr sicher war, dass es auch unter den Dachsen den ein oder anderen Schüler gab, der diesem kitschigen Klischee von Freiheit und Freude absolut nicht entsprach. Dennoch zwinkerte er Elisabeth schelmisch zu, lenkte sein Augenpaar zurück auf die Tischplatte, überlegte fix und vervollständigte schließlich das Zitat des Sprechenden Huts mit eigenen Worten: "Helga Hufflepuff, die Gründerin des Hauses, war bekannt dafür, dass sie Schüler jedweder Art bei sich auf nahm. Völlig unabhängig davon, woher sie kamen, was sie konnten oder nicht konnten. Mit der einzigen Bedingung, dass sie Leidenschaft mitbrachten. Und ein gutes Herz." Bei Merlins Bart, er wäre nie nach Hufflepuff gewählt worden. Wahrscheinlich wäre Tom ein Paradebeispiel gewesen, das man vor dem Gemeinschaftsraum ausgesperrt hätte, einfach weil sein Herz eine bestimmte Prüfung nicht bestehen konnte. Er war nicht besonders gut im … nun ja, im Gut sein.
Ferner erklärte er Elisabeth nach einer künstlerischen Pause: "Gryffindors zeichnet indes eine Form von Mut aus, Ravenclaws gelten als besonders intelligent und in sich zurück gezogen (Sie werden einen Ravenclaw auch niemals in der Nähe anderer Häuser sehen, wenn es nicht notwendig ist, Elizabeth) und Slytherins sagt man, neben einer gefährlichen Cleverness eine Form besonderer Freundschaft nach. Meister Merlin war beispielsweise ein berühmter Slytherin." Endlich konnte er all das, was er vor Jahren bereits in Hogwarts, eine Geschichte gelesen hatte, mit jemandem teilen, der sich tatsächlich dafür interessierte. Das war im ersten Moment so abstrus, dass sich Riddles Gesichtszüge wie die eines kleinen Jungen am Weihnachtstag aufhellten. Seine sonst eher stumpfen, braunen Knopfaugen begannen zu leuchten; er stützte sich gar ein wenig lässiger auf seinen Unterarm und streckte die Füße von sich, bis er sie an den Knöcheln überkreuzen konnte. Den Rest seiner Umgebung konnte er weder mit seinem Wissen über das Schloss, noch mit seiner Leidenschaft für dessen Geschichte faszinieren, ganz im Gegenteil. Selbst Abraxas täuschte dann und wann einfach nur vor, ihm Gehör zu schenken, wenn er anfing über die Geheimnisse von Hogwarts zu schwärmen – und dachte, Tom würde das schlicht nicht bemerken. "Sie sollten sich aber wirklich nicht allzu viel aus den Floskeln des Sprechenden Huts machen. Zwar treffen hie und da einige Punkte durchaus zu, ist die Verallgemeinerung bestimmter Eigenschaften meines Erachtens nach ein wenig zu übertrieben. Aber, wenn Sie möchten und Sie noch weitere Fragen zu Hogwarts haben, beantworte ich sie Ihnen gerne, sofern ich darüber Bescheid weiß."
"Verzeihung. Ich hoffe, ich habe Sie mit meinem Redefluss nicht erschlagen", bemerkte der Vertrauensschüler einen Augenblick später mit einem Anflug von Verlegenheit an, weil er sich unweigerlich in Euphorie gesprochen hatte (oder nahe daran war, in ungebremste Euphorie zu verfallen, immerhin ging es um eines seiner Lieblingsthemen). Die Augenbrauen daher musternd gekrümmt, zügelte er seine eigene Redseligkeit, aus der er gerade auch keinen wirklichen Hehl machte und überließ Elisabeth wieder das Wort. Fürwahr war es erquickend, sich einfach mal mit einer völlig fremden Person über vollkommen belanglosen Humbug zu unterhalten, über den Tom so kaum mehr nachdachte, weil ihm schlicht andere Dinge im Kopf umher spukten. "Wem Sie hier auf Hogwarts vertrauen können, kann ich Ihnen leider nicht empfehlen. Ich fürchte, da müssen Sie Ihre Umgebung selbst kennen lernen." Generell war Miss Waltz gut bedient, Ihm nicht zu vertrauen. Aber das ahnte sie natürlich nicht; nichtsdestoweniger hatte Riddle ein Talent dafür, die Leute in seiner Umgebung auf bestimmte Weise zu vergiften. Und war es nur durch seine simple Anwesenheit, durch seinen falschen Charme oder die aufgesetzte Freundlichkeit, die er selten bis in die Zehenspitzen spürte, weil sein Körper von Innen heraus bereits vollkommen verdorben war.
Oh my dear friend I thought you knew Words don't act unless we do
Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Interessiert hörte Elisabeth Tom zu als er ihr erklärte, wofür das Haus des Dachses stand. Seine Erklärung wollte die Deutsche dann allerdings tatsächlich nicht wirklich befriedigen, trotzdem ließ sie ihn noch zu Ende sprechen und hob dann skeptisch die Augenbrauen, während sie die Hände in einander faltete. “Es klingt als würden alle, die nichts Besonderes sind, da hin kommen.“, sprach sie ihren Gedanken aus und lenkte den Blick von ihren Händen wieder zu Tom. Nicht, dass es sie großartig störte, als „nicht besonders“ eingestuft zu werden. Sie hatte kein Interesse daran sich irgendwie, irgendwo beweisen zu müssen und eigentlich gab sie auch nicht so viel darauf, was für Eigenschaften Schulhäuser vor 900 Jahren gehabt hatten. Wie Tom bereits anmerkte, waren sie meistens ohnehin nur ein Klischee, wenngleich sie von sich selbst auch nicht behaupten würde, dass es nicht auf sie zutreffen könnte. Elisabeth war zwar durchaus selbstbewusst, doch überschätzen wollte sie sich dann doch besser auch nicht. Elisabeth schürzte kurz die Lippen und dachte über den letzten Satz des Slytherins nach, dann schüttelte sie den Kopf. “Ein gutes Herz ist aber ziemlich subjektiv.“, meinte sie nachdenklich und lächelte ihn wieder an. “Vor allem für einen Hut.“ Die Deutsche zuckte kurz mit den Schultern. Das Auswahlverfahren an ihrer Schule war anders abgelaufen und sie hatten keinen sprechenden Hut gehabt (so interessant das auch war) – viel darüber sagen konnte sie also auch nicht. Doch es erschien ihr etwas weit hergeholt, dass ein verzauberter Gegenstand dazu in der Lage war die tiefste Gefühlswelt eines Menschen zu durchschauen und seinen wahren Kern zu erkennen, doch genau deswegen kam es wohl auch zu solchen Schülern, die als Ausnahme ihres Hauses galten. Ob Tom nun auch zu einer solchen Ausnahme zählte sei mal dahin gestellt, einfach weil Elisabeth keine Ahnung hatte welche Werte denn für das Haus der Schlangen standen.
Sogleich, als hätte er ihre Gedanken gelesen, fuhr er mit der Ausführung der anderen Häuser fort und schon bald wurde sie erleuchtet, was die Werte der Slytherin anging. Bevor sie darauf eingehen konnte musste sie allerdings für den Hauch einer Sekunde amüsiert lächeln, einfach des „Elizabeths“ wegen. “Was ist mit besonderer Freundschaft gemeint?“, fragte Elisabeth dann nach und beließ es bis jetzt einfach bei diesen kurzen Sätzen um keine Reihe von unverständlichen Wörtern auszuspucken weil sie nicht wusste, wie sie es formulieren sollte. Unter einer besonderen Form von Freundschaft konnte die Deutsche sich tatsächlich nicht viel vorstellen… zumindest nicht den Teil von ihr, der besonders sein sollte. “Und trifft die gefährliche Cleverness auch auf Sie zu?“ Ihre Augen funkelten kurz neugierig auf, während sie in die Seelenspiegel des Anderen blickten. Es freute sie ungemein zu sehen, dass Tom dieses Gespräch offenbar nicht als störend oder langweilig empfand. Das beruhigte sie zumindest etwas in dem Gefühl, ihm seine Zeit zu stehlen. Vielleicht war das ja tatsächlich wirklich nicht der Fall… Elisabeths Miene hellte sich ein Stück weiter auf als er ihr anbot, mehr von Hogwarts zu erzählen. “Sagen Sie mir, was Sie an der Schule und ihrer Geschichte interessiert.“, entgegnete sie und zog kurz die Brauen zusammen. “Bitte.“, fügte sie noch an und hob wieder die Mundwinkel. “Ich höre Ihnen gerne zu, Tom.“ Ihm zuzuhören würde ihr vermutlich auch gut helfen ihr Hörverstehen zu verbessern, schließlich war ihr größtes Problem ja momentan im Unterricht nicht richtig mit zu kommen. Außerdem schien Tom sich irgendwie zu freuen, dass er jemanden hatte mit dem er darüber reden konnte – das wollte Elisabeth ihm nur ungern nehmen. Überraschend war es daher auch nicht gewesen, dass Elisabeth seine Entschuldigung mit einem amüsierten Lächeln abtat und ihn nur darin ermutigen wollte, weiter zu sprechen. Woher sonst sollte sie, fernab der Tatsache, dass sie ihm wirklich gerne zuhörte, die Informationen über das Schloss auch bekommen? Die ganzen alten Bücher über die Geschichte Hogwarts‘ waren für sie einfach noch zu schwer zu verstehen. Es war um einiges leichter es dann von jemand anderem zu hören.
Nichtsdestotrotz kam es bald wieder zu einer Pause in der Tom seine Euphorie doch etwas bremsen wollte und es wieder an ihr lag, etwas zu sagen. Leider Gottes hatte sie keine Ahnung, was sie denn sagen sollte. Im Vergleich zu der Geschichte eines verzauberten Schlosses, das bereits seit über 900 Jahren existierte, erschien ihr ihr Leben doch für arg langweilig. Nichtsdestotrotz dachte Elisabeth kurz nach, kam allerdings zu dem Entschluss, dass ihr wirklich alles was sie erzählen konnte zu langweilig vor kam – selbst ihre alte Schule. “Wenn ich wüsste, worüber ich sprechen soll… ich würde es tun.“, meinte sie und lächelte entschuldigend. Kopfschüttelnd reagierte sie dann auf seine Antwort auf ihre Frage, wer denn noch nett wäre. “Ich fürchte, in Slytherin finde ich keine Freunde.“, entgegnete sie und wandte den Blick dann zur Decke. “Aber irgendwann findet sich sicher jemand aus einem anderen Haus.“ Wenn sie es mal objektiv betrachtete hatte sie sowieso keine Zeit für Freunde, mit denen sie ihre Freizeit verbringen konnte – von Freizeit hatte sie nämlich genau so viel wie Freunde: Keine.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Dass in Hufflepuff keine allzu besonderen Hexen oder Zauberer hervor gegangen waren, war kein Geheimnis. Zumindest keine, die Tom kannte – mit Ausnahme von Newt Scamander vielleicht, der für sein Buch Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind weltberühmt geworden ist. Kurz überlegte der Slytherin, ob er Elisabeth diese Information zukommen lassen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Sie würde für sich selbst heraus finden müssen, was für Eigenschaften Hufflepuff inne hatte und was sie daraus für ihr späteres Leben würde mitnehmen können. Oder auch nicht. Am Ende war jeder seines eigenen Glückes Schmied und die Welt außerhalb der Schlossmauern würde nicht nachfragen, in welchem Haus man vom Sprechenden Hut unter gebracht worden war: und wieso auch? Es war weder eine Auszeichnung, noch ein Vorteil, ein Nachteil oder dergleichen. Es bedeutete vermutlich nichts. "Machen Sie sich nicht so viele Gedanken." Riddle schüttelte leicht den Kopf, furchte die Stirn und überlegte dann doch unweigerlich, ob er noch einmal näher auf Elisabeth's Interesse eingehen sollte, als sie die Freundschaft der Schlangen ansprach.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen einen Exkurs in Sachen Freundschaft geben kann, Elizabeth. Geschweige denn, ob ich in Worte fassen kann, was der Sprechende Hut mit seinen Argumenten bezüglich der Verteilung tatsächlich meint. Ich kann Ihnen auch nicht versichern, ob eine Freundschaft im herkömmlichen Sinn aus verschiedenen Komponenten besteht, die sie einfach oder besonders macht … ich kann Ihnen nur sagen, was in Büchern steht. Fürchte ich." Als Miss Waltz schließlich einen etwas leichteren Unterton anschlug, der in Toms Ohren gellte, als hätte sie plötzlich geschrien und es ihm dabei die Nackenhaare unweigerlich unangenehm aufstellte, räusperte sich der Vertrauensschüler, bevor er sich eine Antwort zurecht legte: "Sie sollten sich von mir ein eigenes Bild machen." Was brachte es an dieser Stelle zu prahlen? Wie gefährlich Toms Verstand tatsächlich war, fand man spätestens dann heraus, wenn man von ihm eingewickelt wurde oder nahe daran war, an seiner Boshaftigkeit zu scheitern. Sich Tom zum Feind zu machen war darüber hinaus generell eine beknackte Idee; doch nachdem Elisabeth von Problemen dieser Art vermutlich weit entfernt war, hatte sie insofern auch keinen Grund zur Sorge. Nicht wirklich, jeden Falls.
"Was Hogwarts angeht … nun … ich könnte Ihnen tagelang davon erzählen", jetzt lachte er heiser, mit einem Anflug gut platzierter Schüchternheit. Es war wirklich ungewohnt, dass jemand hören wollte, was mit der Schule auf sich hatte und es fiel Riddle umso schwerer, alle Informationen die er sich angelesen hatte, für ein Gespräch zu sortieren. Tom fuhr sich in einer eher ungewöhnlichen Geste durch das dichte, dunkle Haar und brachte es somit aus seiner gebürsteten Ordnung. "Wissen Sie, Elizabeth. Hogwarts lebt. Hogwarts ist nicht nur ein Schloss, aufgebaut auf Mauern und umzäunt von einem dichten Wall. Hogwarts ist lebendig, der Zement besteht aus Magie … sie werden hier Orte und Gänge finden, die wahllos auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden. Es gibt insgesamt … ich müsste lügen – vielleicht ein Dutzend Geheimgänge, die sie unbehelligt von den Kerkern bis in die höchsten Türme bringen. Unter dem Schloss existiert eine Krypta… uhm … einmal ging ein Schüler verloren. Er hatte sich einfach verlaufen, nur um wenige Tage später völlig verstört in einem Besenschrank wieder aufzutauchen. Niemand wusste, wo er war … und dann, dann gibt es noch einen Raum der sich deinen Vorstellungen anpasst, einen Raum der Wünsche quasi. Vieles ist noch unerforscht … und … eigentlich ein echtes Abenteuer. Dieses Ort ist so viel mehr, als eine Schule. Wir vergessen das nur oft, weil für uns der Alltag aus weitaus wichtigeren Dingen besteht, wie unsere Umgebung zu erforschen."
Tom strich sich mit der flachen Hand über den Nacken und presste die Lippen aufeinander. Er hatte seinerzeit Tage, Stunden und ganze Wochenenden damit verbracht, Hogwarts' dunkle Geheimnisse zu erforschen. Nicht zuletzt war es ihm auch gelungen, die Kammer des Schreckens ausfindig zu machen. Und dann, als der Slytherin gerade in Fahrt war und Elisabeth beinahe mit seinem Wissen schon bewusst beeindrucken wollte, wechselte sie das Thema und fiel zurück auf Freundschaften. Schien sie ja wirklich zu beschäftigten, der Gedanke daran, dass sie hier niemand mochte. Dieses Problem war Tom neu, schlicht weil es ihn nur sekundär tangierte, ob die Leute etwas mit ihm anfangen konnten, oder nicht. Für gewöhnlich hatte er keine Diskrepanzen mit seinen Mitschülern, wenn es sich nicht gerade um Richard Potter handelte. Er wusste aber auch nicht, was er ihr konkret erwidern sollte … dass die Slytherins Muggelgeborene nicht mochten, hatte sie scheinbar bereits am eigenen Leib erfahren und beim Freunde suchen helfen, konnte Tom ihr nicht. Was machte einen guten Freund denn aus? "Sie können mit mir in der Bibliothek lernen, wenn Sie Gesellschaft möchten. Ich würde mich freuen", bot der Vertrauensschüler vorsichtig an. "Ich bin die meiste Zeit ohnehin hier. Aber ich fürchte, ich bin niemand, mit dem Sie Pferde stehlen können."
Neugierde keimte in der Deutschen auf. Nicht der Eigenschaften wegen, die man den Häusern der Schule zuschrieb und auch nicht der Schule selbst wegen. Nachdenklich verengte sie leicht ihre Augen, während sie Tom lauschte. Ihre Neugierde galt ihm und seinen Gedanken, auch wenn sie das natürlich nicht ausgesprochen hätte – etwas derartiges gehörte sich tatsächlich nicht besonders, vor allem nicht, wenn man sich gerade das erste Mal wieder „richtig“ unterhielt. Nichtsdestotrotz konnte Elisabeth nicht behaupten, dass Tom da gerade nicht etwas wirklich Interessantes hatte verlauten lassen: ein Eingeständnis einer Schwäche. Doch, gerade solche kleinen Dinge waren es, die ihren Gesprächspartner überhaupt erst interessant machten, denn es gab nur herzlich wenig Menschen, die ihre eigenen Schwächen einsahen und auch offen darüber sprachen – natürlich hatte Tom ihr nicht ins Gesicht gesagt, dass er selbst nicht viel von Freundschaften verstand, doch es sickerte bei seinen Worten so durch. Tatsächlich hätte die Deutsche ihn so auch nicht eingeschätzt, schließlich wirkte er wie ein anständiger, ambitionierter junger Mann. Schüchternheit oder gar Zurückhaltung hätte sie ihm nicht zugeschrieben, doch so leicht konnte man sich offenbar irren. Gerne hätte Elisabeth mehr darüber herausgefunden, was im Kopf des Slytherins vor ging und was ihn wohl beschäftigte, doch sie hielt sich zurück. Die Tatsache, dass sich seine Körpersprache beinahe ruckartig änderte als sie seinen Verstand ansprach, sprach ebenfalls für sich. Da gab es definitiv mehr in Erfahrung zu bringen als Tom ihr sagen wollte, was sie doch auch amüsierte. Ein höfliches Lächeln umspielte ihre Lippen und sie neigte leicht den Kopf zur Seite. “Oh keine Sorge, das werde ich.“, entgegnete sie ruhig, doch auch nicht ganz ohne einen gewissen Unterton, der nichts Gutes zu verheißen schien. Lediglich eine halbe Sekunde danach wandte sie den Blick von Tom allerdings wieder ab und ließ ihn über die Bücherregale schweifen, von denen sie umringt waren. Kurzzeitig stoppten ihre Augen an einem der großen Fenster und sie registrierte die immer tiefer stehende Sonne, woraufhin ihr Blick kurzzeitig ins besorgte umschwenkte. “Die Fackeln… Gehen sie allein an, wenn es dunkel ist?“, fragte sie beinahe nebensächlich, während sie den Blick noch nicht vom Fenster abgelenkt hatte. Dass es unhöflich war, seinen Gesprächspartner nicht anzusehen während man Fragen stelle kam ihr dann jedoch auch in den Sinn, so wandte sie die blauen Augen zurück zu ihrem Schulkameraden, doch konnte sie die Unruhe in ihrem Nacken noch nicht gänzlich verbannen. So freundlich Tom auch sein mochte, die Dunkelheit vor der sie sich fürchtete könnte auch er nicht in den Schatten stellen.
Elisabeth lachte kurz leise auf und besah Tom mit einem Grinsen. “Nur zu.“, ermutigte sie ihn, auch wenn es natürlich vollkommener Unsinn war, hier tagelang zu sitzen. Nichtsdestotrotz erheiterte sie seine Euphorie über dieses Schloss, und Menschen, die mit solcher Freude von etwas erzählten, konnte man immer besser zuhören. Tom begann auch gleich damit zu erzählen und Elisabeth konnte sich ihr Grinsen tatsächlich nicht mehr aus dem Gesicht wischen. “Mich findet man sicher auch in einem Besenschrank.“, murmelte sie amüsiert, auch wenn ihr der arme Kerl natürlich leid tat, der tatsächlich so lange herumgeirrt sein musste. Dass dieses Schicksal auch sie ereilen würde kam ihr gar nicht so unwahrscheinlich vor, auch wenn sie die Besenschränke von Hogwarts tatsächlich eigentlich nicht von innen besichtigen wollte. Sie war schon froh darüber ihren Gemeinschaftsraum finden zu können, auch wenn ihr seine Lage im Kerker der Schule überhaupt nicht zusagte – da war es zu dunkel, doch bis jetzt war der Gang stets von Fackeln beleuchtet, auf welche sich Elisabeth auch jetzt gerade verließ. “Sie wissen viel über die Schule.“, meinte sie erstaunt. “Haben Sie die Geheimgänge alle selbst entdeckt?“ Geheimgänge waren sicher etwas spannendes, vor allem wenn man sich irgendwo hin schleichen wollte… Allerdings war Elisabeth nie auf einen gestoßen, auch wenn es sicher welche in ihrer alten Schule gegeben hatte. Wenn sie sich in Hogwarts auch nur einen Hauch besser auskennen würde, hätte Toms Ausführung über das Schloss sie sicher dazu bewegt selbst einmal auf Erkundungstour zu gehen, allerdings fürchtete sie, dass sie dann tatsächlich in einer Besenkammer landete – einsam und ohne Orientierung. Das war kein erstrebenswertes Ziel… Doch letztlich bestätigte der Slytherin auch ihre Gedanken darüber, dass sich alles im Schloss zu bewegen schien – selbst die Treppen! Sie hatte sich zu Tode erschreckt als sie sich das erste Mal unter ihr bewegt hatten… wer sich das ausgedacht hat war wirklich nicht bei Sinnen gewesen. Irgendwann holte sie sich dadurch noch einen Infarkt!
“Sicher, wenn ich mich einsam fühle halte ich nach Ihnen Ausschau.“ Sie zwinkerte ihm amüsiert zu, dann schüttelte sie mit leicht gehobenen Mundwinkeln den Kopf. “Sobald ich mich daran gewöhnt habe, wie die Bücher geschrieben sind, werde ich ohnehin oft hier sein.“, gestand sie dann. “Ich habe die Prüfungen zwar schon einmal gemacht, aber vielleicht sind die… Anforderungen anders.“, fuhr sie fort und seufzte dann – immerhin hatte sie kein Astronomie mehr, das war ein kleiner Lichtblick. Plötzlich, und wohl vollkommen unvorhergesehen, sprangen ihre Gedanken wieder zurück zu den Räumlichkeiten von Hogwarts und in ihren Augen funkelte für den Bruchteil einer Sekunde wieder die schelmische Neugierde auf. “Dieser Raum der Wünsche – wie findet man ihn?“, fragte sie dann und konnte ihr reges Interesse daran wirklich nicht verstecken.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
"Nahezu alles in diesem Schloss regelt sich von selbst. Fast, wie durch Zauberei" eröffnete der Dunkelhaarige ironisch keck mit einem flüchtigen Grinsen im Mundwinkel. Tom wunderte sich nichtsdestoweniger, inwieweit Elisabeth wohl Angst vor der Dunkelheit hatte und woher diese Phobie rühren mochte; er selbst bekam Panik auf zu engem Raum, Massen waren ihm seit jeher irgendwie zu wider, wobei einige Schläger aus dem Waisenhaus dann auch ihr Übriges getan hatten, als man ihn im Kindesalter wahllos in staubige und schmutzige Schränke einsperrte. Einmal, erinnerte sich Riddle düster, hatte er eine ganze Nacht und einen ganzen Tag im Lakenschrank in der Waschküche verbringen müssen, bis Mrs. Cole am folgenden Morgen mit einem spitzen Schrei fest stellen durfte, dass der erst vierjährige Waise vollkommen verstört auf ihre frischen Bettlaken gepinkelt hatte. Nicht gerade eine Erinnerung, die man in einem anregenden Gespräch teilen wollte – aber immer hin eine Erinnerung, die ihn nachhaltig geprägt hatte. Heute ließ er sich beinahe nichts mehr gefallen und sich bestimmt nicht von Anderen herum schubsen; und wer es doch versuchte, erhielt postwendend die unerbittliche Quittung. So wie Potter: und bei jenem war der Slytherin sogar noch bedacht vorsichtig, ja gerade zu rücksichtsvoll in der Wahl seiner Retourkutsche vorgegangen.
"Ich fand es interessant, mich mit Hogwarts und seiner Geschichte zu befassen. Dazu gehörte natürlich auch der Umstand, wider aller Regeln nachts auf Erkundungstour zu gehen, wenn man als Erstklässler unlängst in den Federn hätte liegen sollen." Besiedelten gerade noch dichte Falten ob seines Gedankensprungs seine Stirn, hellte sich die Mimik des Slytherins jetzt wie auf Knopfdruck ein bisschen auf. Schlechte Laune hatte an diesem Tisch heute einfach keinen Platz – zumal es irgendwie Spaß machte, sich so ungezwungen mit jemandem zu unterhalten, der ihn weder kannte, noch Vorurteile gegen ihn hegte. Erquickend. Zwar hatte Miss Waltz bereits angemerkt, dass die Slytherins augenscheinlich nicht so freundlich und wohl gesonnen mit ihr umgesprungen waren wie die übrigen Schüler (was einfach ihrem Blutstatus zu verschulden war, so oberflächlich das auch klang), gab sie Tom dennoch die notwendige Chance, ihr zu beweisen, dass nicht jeder Slytherin auf den ersten Blick Unheil bedeuten musste. In Toms Fall war es eher nötig, die Augen weit offen zu halten, aufmerksam die Worte abzuwägen und sich nicht zu sehr von dem freundlichen Gesicht täuschen zu lassen. Denn von all seinen Hauskameraden war Tom Riddle wahrscheinlich schlichtweg der bessere Schauspieler.
"Das Problem am Herumschleichen ist, dass unser Hausmeister es sich zur Aufgabe gemacht hat, Regelbrecher zu jagen. Quer durch die Geheimgänge, wenn es sein muss. Ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, Elizabeth, dass ich Ihnen Abenteuer sondergleichen nur empfehle, wenn Sie eine Möglichkeit oder ein Talent dafür besitzen, im Falle des Falles unsichtbar zu werden. Pringle genießt an Hogwarts keinen besonders guten, noch netten Ruf und macht leider auch nicht vor ansehnlichen Draufgängerinnen halt." Mit einem dünnlippigen Lächeln konzentrierte sich der Vertrauensschüler der Slytherins einen Herzschlag lang auf seinen Mittelfinger, der gedankenverloren und völlig nebensächlich begonnen hatte, auf der rauen Tischplatte Kreise zu ziehen. Unter anderen Umständen würde Tom vermutlich nie zugeben, ein Entdecker zu sein, der kein Problem damit hatte, sich durch das Schloss zu schleichen, während die anderen Schüler brav in ihren Betten schliefen. Doch die Situation und diese freie Unterhaltung forderten gerade zu einen heiteren Tribut, ein kleines Opfer, eine Form von Humor. Tom zwinkerte Elisabeth spitzbübisch von unten herauf zu: "Das bleibt aber unter uns."
"Der Raum der Wünsche wird auch Da und Fort-Raum genannt.", fuhr der Slytherin als dann ansatzlos fort. "Er wird in einigen Büchern stellenweise erwähnt, seinen genauen Standpunkt scheint aber bisher kaum jemand ausgemacht zu haben. So weit ich mit entsinne hieß es weiterhin, dass der Raum nur dann erscheint, wenn man ihn sich vorstellt und ihn dringend braucht. Ein sehr eigensinniges Konstrukt, möchte man meinen, für Hogwarts und seine Mythen allerdings nicht undenkbar, geschweige denn unüblich. Manch einer ist sogar davon überzeugt, dass der Raum der Wünsche bei jedem anders aussähe: was für mich demnach ein Palast sein könnte, würde sich umgekehrt für Sie vielleicht als Besenkammer entpuppen." Aus Riddles Augen trat der Schalk, gefolgt von einem leisen Lachen, das in ein neckendes Grinsen überging. Elisabeth war neu, hatte den ganzen Spielplatz, den Tom in den vergangenen Jahren erkunden durfte, noch ungenutzt und unbeachtet vor sich liegen. Er fragte sich, ob sie unter dieser glatten Schale wohl einen rauen und wilden Kern hatte, der kein Problem darin sah, sich in unkonventionelle Abenteuer zu stürzen. Auf der anderen Seite spielte es keine erhebliche Rolle, nicht wahr? Er würde Miss Waltz auf kurz oder lang den selben Bären aufbinden, wie allen anderen auch und sich seinen Nutzen daraus ziehen. Oder eben nicht. Der Rest war Geschichte.
Ein amüsiertes Lächeln machte sich auf Elisabeths Gesicht breit. “So einer sind Sie also, Tom.“, entgegnete sie auf sein unterschwelliges Geständnis, sich gerne mal aus dem Bett geschlichen zu haben, um die Schule zu erkunden. Ja, tatsächlich bot sich die Nacht dafür wohl am besten an, schließlich war die Chance auf einen Professor oder andere Schüler zu stoßen da sehr gering. Die Portraits, die allesamt ein Eigenleben hatten, was Elisabeth im ersten Moment doch schwer erschrocken hatte, schliefen zudem selbst auch gerne und so konnte man auch ihren neugierigen Blicken entfleuchen. Für Elisabeth wäre das bestimmt auch ein schönes Abenteuer, das sie nicht ablehnen würde, wäre dabei nicht unweigerlich die Dunkelheit ihr stetiger Begleiter. Wenn sie mit ihrem leuchtenden Zauberstab durch die Gänge schlenderte würden einige der sich bewegenden Bilder bestimmt aufwachen und im nächsten Moment wäre sie verraten – nichts, was sie anstreben würde. Nächtliche Erkundungstouren blieben für Elisabeth also aus, was sie allerdings ziemlich schade fand. Gerne hätte sie einige der Geheimgänge des Schlosses einmal mit eigenen Augen gesehen, beziehungsweise selbst entdeckt, aber was nicht ging sollte eben nicht. Dass sich hinter Toms Fassade gar nicht der Mensch versteckte, den er vorgab zu sein, konnte Elisabeth nicht wissen und da sie auch keinen Grund zu der Annahme hatte, dass etwas mit Tom nicht stimmte, machte sie sich darum auch keine weiteren Gedanken. Es war verständlich, für jemanden in ihrer Situation, trotzdem gerade bei den Schülern der Schlange etwas genauer aufzupassen als bei jedem anderen, doch legte sie Toms Worte trotzdem nicht direkt auf die Goldwaage. Es war entspannend sich mit jemandem zu unterhalten, der nicht direkt den Kopf verlor, nur weil Elisabeth Muggel als Eltern hatte, oder weil sie Englisch noch nicht perfekt sprechen konnte. Viele Schüler der Schule waren leider so und machten dann lieber einen Bogen um sie als sich wirklich mit ihr zu beschäftigen – es war daher eine willkommene Ablenkung, sich doch mit jemandem unterhalten zu können, den diese Dinge nichts ausmachten; augenscheinlich. Vermutlich war es auch die Freude gerade darüber, dass Elisabeth ihre Vorsicht ein wenig verlor. Doch wenn man es objektiv betrachtete, was gab es für einen Grund einem Menschen zu misstrauen, nur weil er herrlich euphorisch über ein altes Schloss sprach? Keinen; vor allem wenn er schon vorher mit Anstand und Würde geglänzt hatte. Wieder musste Elisabeth leise lachen, als Tom auf den Hausmeister zu sprechen kam. “Ja, vom Hausmeister habe ich auch schon gehört.“, entgegnete Elisabeth nachdenklich und runzelte kurz die Stirn. “Aber bis jetzt habe ich ihn nicht getroffen. So wie Sie sprechen ist es wohl besser so.“, fuhr sie fort und lächelte dann sorglos. Noch immer lächelnd sprangen ihre Gedanken von Pringles zu ihrem eigenen, alten Hausmeister, der nicht großartig anders gewesen war. “Vielleicht liegt es in der Natur von Hausmeistern.“ Elisabeth zuckte kurz mit den Schultern, kam dann aber darauf, dass Tom ja keine Gedanken lesen konnte, und sah ihn wieder an. “An meiner alten Schule war auch einer, der so war.“, erklärte sie dann kurz und erinnerte sich daran, dass sie diesen Hausmeister doch oft gesehen hatte und auch gerne von ihm Strafarbeiten aufgedrückt bekommen hatte – anders als in Hogwarts hatte Elisabeth nämlich doch ihren Spaß daran gehabt, Unsinn zu machen… nur das rechtzeitige abhauen, das hatte nie so geklappt. Spitzbübisch lächelte Elisabeth Tom an, als jener darauf bestand, dass diese Sache unter ihnen blieb und sie zuckte mit den Schultern, ehe sie den Blick von Tom wieder hoch zur Decke lenkte. “Es kommt darauf an, was ich dafür bekomme.“, entgegnete sie und lachte kurz in sich hinein.
Während Tom ihr genaueres über den Raum der Wünsche erzählte, beobachtete Elisabeth seinen kreisenden Finger, ehe sie wieder in sein Gesicht blickte. Sie schwieg während er erzählte und versuchte zu verstehen, was er da sagte. Für sie waren die Ausmaße von Magie doch immer wieder überraschend, auch wenn sie nun schon seit fast 7 Jahren wusste, dass sie existierte. Was man damit alles anstellen konnte und vor allem, wie sich Magie auswirken konnte hatte Elisabeth noch immer nicht ganz begriffen, wo sie schließlich so lange Zeit damit verbracht hatte, nicht an sie zu glauben. Es kam ihr auch noch immer sehr fremd vor, den Zauberstab zu schwingen und tatsächlich zaubern zu können, auch wenn gerade in der Zauberei ihre Stärke lag. Der Raum der Wünsche jedenfalls war wieder so etwas, was sie von Grund auf faszinierte und ihr vor Augen führte, wie viel sie von der magischen Welt eigentlich nicht wusste. “Als Besenkammer?“, wiederholte sie und stieg kurz in sein Lachen ein. “Ich glaube nicht, dass ich mir eine wünschen würde.“ Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. “Er erscheint einfach dort, wo man ist?“, fragte die Deutsche dann nochmal nach, weil es für sie derart… unwahrscheinlich war, dass es stimme. “Waren Sie schon dort, Tom?“ Neugierde funkelte in ihren blauen Augen. Nicht nur, weil sie wissen wollte ob er schon mal dort gewesen wäre, sondern vor allem weil sie wissen wollte, wie es für ihn dort ausgesehen hatte, wenn er es schon war.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Ob er schon im Raum der Wünsche gewesen war? Zu seinem Bedauern nicht. Er wusste in Etwa, wo er ihn finden konnte, doch bislang war seine akribische Suche in dieser Hinsicht völlig fruchtlos gewesen. Und selbst wenn hätte Riddle die Information über den Da-und-Fortraum wahrscheinlich nicht einmal mit Anderen geteilt. Zu eingenommen wäre er von seinem eigenen Genie und der damit verknüpften Überheblichkeit ein Geheimnis in Hogwarts entdeckt zu haben, das viel mehr eine Form von Mythos war. Genau wie die von Sagen umworbene Kammer Slytherins, aus der er den Basilisken befreit hatte. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo dieser Raum zu finden ist", gestand Tom also wahrheitsgemäß entsprechend und hob entschuldigend eine Schulter. Vielleicht wusste der Waise auch einfach nicht was er brauchte oder wollte, um den Raum für sich sichtbar zu machen. Ebenso möglich war, dass es gar keinen relevanten Trick gab und die Schüler Tag um Tag unbewusst an ihm vorüber zogen. Es war mehr als schwer zu begreifen, wie Hogwarts tatsächlich funktionierte – genau das machte für Tom allerdings auch den Reiz aus. "Ich bin mir sicher, dass Sie noch eine Menge ungewöhnlicher, wie interessanter Dinge hier im Schloss finden werden."
Tom nutzte die seichte Pause ihrer ungezwungenen Unterhaltung, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen. Die angedachte Stunde, die der Vertrauensschüler zu Beginn ihres Treffens angekündigt hatte, neigte sich dem Ende; ob Elisabeth dabei selbst aufgefallen war, wie einfach es eigentlich sein konnte, sich auf Englisch zu unterhalten? Wirkliche Stolperfallen hatten sie kaum und wenn die Muggelgeborene weiterhin fleißig übte (in der Hinsicht hatte sie sowieso keine Wahl) würde ihr das durchwachsene Englisch an dieser Schule kaum mehr Schwierigkeiten bereiten. Riddle angelte schließlich entschieden nach dem Märchenbuch, das er mitgebracht hatte und schob es der Blondine über die Tischplatte hinweg zu. "Lesen Sie das. Ich weiß, es ist nicht der aufregendste Roman und noch weniger eine Herausforderung. Aber es wird Ihnen Stück für Stück dabei helfen, sicherer in unserer Sprache zu werden. Die relevanten Themen zu unserem Unterricht fokussieren wir ein ander Mal – es sei denn natürlich, Sie haben noch konkrete Fragen." Beide brauen über die Stirn in Richtung Haaransatz erhoben, ließ er Miss Waltz die Option offen, ihr Treffen Revue passieren zu lassen. Tatsächlich hatte sie Tom weniger über den schlichten Unterricht, denn mehr über Sagen und Legenden gelöchert. "Wir können uns bei unserem nächsten Treffen auch gerne direkt mit den Zaubersprüchen auseinander setzen. Gerade in Verwandlung und Verteidigung gegen die Dunklen Künste erscheint mir das sinnvoll. Mit den Zutatenlisten für Zaubertränke haben Sie kein Problem? Vielleicht sollten wir die Lehrer allgemein bitten, dass Sie sich im Unterricht einstweilen in meine Reichweite setzen, damit ich ein Auge auf Sie werfen kann." Riddles Lächeln kehrte auf seine stoischen Züge zurück. Zwar hatte er freilich keine Lust, sich jedweden Schüler ans Bein zu binden, würde es den Lehrern gegenüber aber vermutlich einen guten Eindruck machen. Insofern war ihm der Aufwand, wenn schon nicht in aufrichtiger Weise, für seine eigenen Zwecke durchaus dienlich.
"Es ist schon spät. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zu Ihrem Gemeinschaftsraum begleite? Wir haben den selben Weg, es wäre also nicht einmal ein zusätzlicher Aufwand für mich, der Ihnen unangenehm sein muss." Der Slytherin grinste, wobei er sich wieder aufrechter hinsetzte und sich kurz in der Bibliothek umsah. Die Fackeln waren bereits angegangen, vor den Fenstern wurde es zunehmend dunkler; nicht mehr lange, dann würden die beiden Schüler ohnehin von der Bibliothekarin raus geworfen. "Wir können auch gerne eine meiner bevorzugten Abkürzungen nehmen, wenn Sie so abenteuerlustig sein möchten. Wussten Sie eigentlich, dass sich unweit des Gemeinschaftsraumes der Hufflepuff die Schulküche befindet?" Tom erhob sich in einer flüssigen Bewegung von seinem Stuhl, dessen altes Holz darunter leise knirschte; die Sitzgelegenheit unter den Tisch schiebend, griff Riddle nach seinem Lehrbuch und schob die freie Hand nonchalant in seine Hosentasche.
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Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Leider musste Tom ihre Nachfrage nach dem Raum der Wünsche verneinen, was sie kurz die Unterlippe enttäuscht vorschieben ließ. Sie hätte gerne gewusst, wie es für ihn darin ausgesehen hatte und wie man ihn fand. Der Raum der Wünsche hörte sich nach einem schönen Ort an, den man auch wunderbar als Rückzugsort nutzen konnte, allerdings schienen die Bedingungen um ihn zu finden ziemlich schwer zu erfüllen zu sein. Wann wusste man schon, wann man ihn wirklich brauchte? Und woher wusste der Raum das überhaupt? Er hatte ja wohl kein eigenes Leben, hoffte Elisabeth zumindest… “Vielleicht finden wir ihn mal zusammen.“, grinste sie amüsiert, auch wenn sie es natürlich nicht ernst meinte.
Eine kurze Stille breitete sich zwischen den beiden Schülern aus, die die Deutsche allerdings nicht als störend empfand. Nachdenklich betrachtete sie die Bücherregale vor sich und versuchte herauszufinden, wie die Titel lauteten, kam allerdings nur auf Bruchstücke des eigentlichen Titels. Manche dieser Bücher waren aber auch wirklich sehr kompliziert beschriftet… Wie man mit so etwas zurecht kam würde sie wohl auch erst in ein paar Monaten verstehen, wenn sie sich besser in dieser fremden Sprache zurecht fand. Ein kurzes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht als sie daran dachte, wie schrecklich sich ihre Mutter im Gegensatz zu ihr selbst dabei anstellte, Englisch zu sprechen – hin und wieder musste Elisabeth sogar selbst für ihre Mutter als Übersetzerin einspringen, also war es mit ihren Sprachkünsten ja wohl doch nicht so schlecht gehalten wie sie selbst von sich dachte. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihm zu, als er das Märchenbuch zu ihr schob, das sich auf dem Tisch befand. Neugierig musterte Elisabeth den Einband und konnte es, wenn sie ehrlich war, eigentlich kaum abwarten zu lesen, doch brachten Toms Worte sie kurz wieder zum Schmunzeln. Als sie über aufregende Märchen nachdachte, kam ihr ein deutsches Buch in den Sinn, das zwar keine Märchen beinhaltete, dafür allerdings „aufregende“ Geschichten. “Wir haben in Deutschland ein Buch, das „Struwwelpeter“ heißt. Es sind keine Märchen, aber Geschichten für Kinder.“, entsann sie dich und musste sich selbst kurz darüber wundern, wie komisch das deutsche Wort zwischen den englischen klang. “Kinder werden Finger abgeschnitten, oder sie verbrennen oder verhungern, weil sie sich nicht benehmen. Früher war es mein Lieblingsbuch.“ Sie sah Tom mit verheißungsvollem Blick an, als hätte er gerade eine Serienmörderin vor sich sitzen, dann grinste sie aber wieder. “Ein aufregendes Buch, jedenfalls! Wenn Sie es nicht kennen gebe ich es Ihnen gerne einmal.“ Sie war sich ziemlich sicher, dass ihre Mutter noch ein Exemplar hatte. Elisabeth war sich nicht sicher, ob es jemals ins Englische übersetzt wurde… andererseits war es auch ein Muggelbuch und die Deutsche wusste genau so wenig ob Tom je etwas mit Muggeln zu tun gehabt hatte. Sie schüttelte schließlich kurz den Kopf auf seine Frage, ob sie noch Fragen hatte. Fürs erste war sie ganz zufrieden mit ihrer ersten Sitzung und würde sie definitiv wiederholen, allerdings lag das in seiner Entscheidung, nicht in ihrer.
Kurz schüttelte sie dann den Kopf. “Zaubersprüche sind kein Problem.“, erklärte sie ihm dann. “Die meisten hießen in Deutschland gleich, weil sie Latein sind. Aber in Zaubertränke war ich nie gut… auch nicht auf Deutsch.“ Elisabeth lächelte kurz entschuldigend, und vermutlich würde auch das Kennen der Zutaten auf Englisch nicht bewirken, dass sie damit plötzlich zurecht kam. Seinen Vorschlag sich in seine Nähe zu setzen fand Elisabeth aber nicht allzu verkehrt und nach kurzer Bedenkzeit nickte sie dann. “Ich werde mich kümmern.“, meinte sie knapp und überlegte kurz, welche Fächer sie denn gemeinsam hatten und wer die dazugehörigen Professoren waren. “Gerne, Tom.“, entgegnete sie sowohl auf sein Angebot sie zu begleiten, als auch darauf eine seiner Abkürzungen zu gehen. Sie hoffte nur, dass dort keine Dunkelheit herrschte. Der Fakt, dass sich in unmittelbarer Nähe des Hufflepuff-Gemeinschaftsraumes die Schulküche befand war Elisabeth allerdings neu. Sie liebte Essen. Wie konnte sie nun wissentlich in der Nähe der Küche schlafen ohne sie besuchen zu können um sich etwas zu stibitzen? Vermutlich durfte man sie ja nicht einfach so betreten. Hmpf. “Wo soll sie denn sein?“, fragte sie mit skeptischem Blick, schließlich hatte sie die ganze Zeit über noch nie eine Tür gesehen, die aussah als würde sie zur Küche führen. Oder war das wieder so ein Geheimgang…? Tom erhob sich schließlich und Elisabeth tat es ihm gleich. Sorgfältig strich sie ihren Rock glatt, schob den Stuhl wieder an den Tisch und nahm sich das Märchenbuch. Ein kurzer Blick huschte zu den Fackeln und anschließend zu den Fenstern, dann wieder zu Tom. “Danke, dass Sie die Zeit mit mir verbracht haben.“, meinte sie aufrichtig und wartete dann, dass er losging.
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ELISABETH &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BIBLIOTHEK // ABENDS
Es passierte selten, dass man Tom wirklich überraschen konnte. Meistens gaben seine Mitschüler ohnehin nur flachen Nonsens von sich, der kaum die Relevanz besaß, dass man ihn sich anhörte oder gar merkte. Elisabeth Waltz's nebensächlich eingestreute Aussage über ihre Vorlieben hinsichtlich Märchenbücher machten Riddle allerdings zwangsweise aufgrund ehrlichen Erstaunens kurzweilig sprachlos. Was sollte man dem entgegen? Ein "Oh ja, ich verstehe genau was Sie meinen. Ich träume jede Nacht davon die Menschen in meiner näheren Umgebung mit rostigen Beilen einen Kopf kürzer zu machen" hätte gerade wahrscheinlich eher den Moment zerstört. Nichtsdestotrotz kam Tom nicht umhin Elisabeth jetzt eine Spur neugieriger zu mustern. Vor allen Dingen weil sie absolut nicht den Eindruck hinterließ, Gefallen an Gewalt oder Mord- und Totschlag zu hegen und sich der Slytherin nicht sicher war, inwieweit er die Aussage der Deutschen ernst nehmen konnte. Wahrscheinlich wollte sie ihn bloß auf den Arm nehmen: ja genau, das musste es sein!
"Struwwelpeter", murmelte Tom nachträglich zu sich selbst, schüttelte den Kopf, vertrieb die Vorstellung von Elisabeth's leicht irrsinnigem Grinsen, das sich gerade begonnen hatte unter seine Hornhaut zu fressen und überlegte angestrengt, ob er die Geschichte kannte. Der Waise war früher oft in der Bibliothek des Waisenhauses verschwunden, damit er sich hinter allen möglichen Büchern verstecken und in fremde, bessere Welten eintauchen konnte. Ob der so genannte "Struwwelpeter" ein Teil davon gewesen war, wusste er heute nicht mehr. Es würde aber nicht schwierig werden, das heraus zu finden und dabei zu ergründen, wie "brutal" dieses Märchen tatsächlich vorgab zu sein; schließlich bot ihm Miss Waltz diese Option gerade heraus an. Der Slytherin leckte sich fahrig über die Lippen und beschloss auf ihre nächste Frage einzugehen, anstatt noch weiter der Vorstellung nachzuhängen, dass unter der unschuldigen blonden Fassade der Hufflepuff ein vornehmer Killer steckte. Wie absurd!
"Die Schulküche versteckt sich in einem geheimen Raum auf Höhe des Hufflepuff-Gemeinschaftsraums. Er wird von einem Gemälde gekennzeichnet, auf dem eine Obstschale abgebildet ist." Toms Mundwinkel zuckten seinerseits in ein amüsiertes Grinsen, als er seinen ersten Besuch in der Schulküche Revue passieren ließ. Damals hatte er, wie von vielen Dingen, bloß davon gelesen und wollte der Sache selbstverständlich auf den Grund gehen. Er war überrascht gewesen, dass sich Hauselfen um die Versorgung und die Hygiene des Schlosses kümmerten. Zu diesem Zeitpunkt kannte der Slytherin jene magischen Wesen noch nicht einmal und war stolz wie Oskar auf seine glorreiche Entdeckung gewesen – die er natürlich mit niemandem geteilt hatte. "Vielleicht zeige ich Ihnen noch, wie Sie die Küche betreten können", feixte der Slytherin mit einem gut platzierten, nachdenklichen Unterton, bevor er Elisabeth mit einem leichten Wink aufforderte, ihm zum Ausgang zu folgen. Der Weg in die Kerker war vom vierten Stock aus relativ weit, selbst mit den Abkürzungen, die Riddle kannte. Insofern würden die Deutsche und er auch noch eine Weile aneinander kleben und ihre Unterhaltung fort führen können. Nachdem Tom der Blondine höflich die schwere Türe nach Draußen aufgehalten hatte und seine Hände wieder (sofern mit dem Buch unter seiner Achsel möglich) in den Hosentaschen verschwanden, entgegnete der Syltherin endlich: "Ich bitte Sie, wieso sollte ich keine Zeit mit Ihnen verbringen wollen? Ich habe Ihnen meine Hilfe angeboten, da ist das doch selbstverständlich. Zumal Sie inzwischen kein Problem mehr mit Ihrer Artikulation zu haben scheinen – jeden Falls nicht in meiner Gegenwart." Tom zwinkerte.
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Elisabeth & Tom // 29.05. // Abends
Doch recht amüsiert bemerkte Elisabeth, wie Tom sie nach ihrer Aussage über die Geschichten des Struwwelpeters neugierig musterte. Offensichtlich hatte sie etwas von sich gegeben, was Toms Interesse geweckt hatte, auf welche Art und Weise auch immer. Dass hinter dem hübschen Gesicht derartige Gedanken schlummerten konnte Elisabeth schließlich nicht wissen, und dass sie mit ihren Worten genau den Nerv traf, den man bei Tom treffen musste, dementsprechend auch nicht. Natürlich wollte sie persönlich nun niemandem die Finger abschneiden oder verbrennen lassen, aber amüsant hatte sie die Geschichten trotzdem gefunden, ganz nach dem Motto „Eigene Dummheit“ und „natürliche Selektion“. Letzteres war ihr natürlich erst später in den Sinn gekommen, denn als kleines Kind wusste Elisabeth doch noch nicht, was Selektion bedeutete. Konnte man sie aufgrund dessen als schlecht bezeichnen, oder gar sadistisch? Vermutlich nicht, letztlich war es ja nur ein Kinderbuch gewesen… Tom schien über den Titel des Buches nachzudenken und Elisabeth dachte ihrerseits darüber nach, ob Tom wohl Kontakt zu Muggelbüchern (oder –einrichtungen) gehabt hatte. Sie wollte den Älteren allerdings auch nicht fragen, das kam ihr zu persönlich vor. Während er also in seinen Gedanken schwelgte ließ die Hufflepuff den Blick schweifen, bis ihr etwas einfiel und sie zurück zu Tom sah. „Es gibt auch die Struwwelliese.“, meinte sie, grinste kurz und zuckte mit den Schultern. „Das ist das…“ Puh, wie war das englische Wort für „Äquivalent“? Elisabeth runzelte die Stirn und versuchte nach einer anderen Formulierung zu suchen. „Wie Struwwelpeter, nur für Mädchen.“ Das klang tatsächlich überhaupt nicht so, wie sie es hatte sagen wollten – vermutlich dachte Tom doch von ihr, als wäre sie ein gehirnloser Bauerntölpel. „Aber nur mit einer Geschichte. Struwwelliese ist ungezogen und frech, dafür geht es ihr hinterher schlecht.“, versuchte sie zu erklären, fand aber nicht die richtigen Worte und musste sich dann mit dieser Grundschul-Antwort zufrieden stellen. Es war schrecklich – sie musste dringend Vokabeln lernen, das wurde ihr vor allem jetzt klar. Eigentlich sollte sich das ja ergeben, wenn man viel mit anderen sprach, aber… das tat sie nun wirklich nicht.
Begeistert hoben sich die Augenbrauen der Blondine und sie konnte ein schelmisches Grinsen nicht verbergen. Sie wohnte also tatsächlich nur ein paar Schritte von der Küche entfernt, wenn das mal nicht eine wunderbare Nachricht war! Die Art und Weise, wie man die Küche betreten konnte, wollte Elisabeth zwar nicht einleuchten, doch Tom zog es wohl in Erwägung, es ihr irgendwann zu zeigen. Skeptisch verengte sie dann die Augen, ehe sie in einem schon beiläufigen Ton meinte, „Und man kann einfach so hinein gehen?“ Da musste es doch einen Haken geben…! Irgendwelche Fallen oder Verzauberungen, die ihr das Leben erschweren würden. Doch wenn Tom selbst schon in der Küche gewesen war schien es derartiges wohl nicht zu geben – ihm schien es ja gut zu gehen. Das Lächeln blieb auf ihren Lippen erhalten, während sie Tom durch die Gänge aus Bücherregalen bis zum Ausgang der Bibliothek folgte. Sie nickte der Bibliothekarin höflich zu, erhielt allerdings nur ein grimmiges Dreinblicken als Antwort, weshalb sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub machte. Ein dankendes Nicken wurde an Tom gerichtet als jener ihr die Tür aufhielt, und auf dem Gang angekommen ließ sie den Blick kurz schweifen, ehe Tom ihr schließlich antwortete. Elisabeth wandte sich zu Tom um und ihre Wangen nahmen auf seine Worte hin einen leichten Rosaton an, weshalb sie sich so schnell es ging wieder dem unheimlich interessanten Torbogen vor sich zuwandte. „Ich denke vielleicht schlechter von mir, als ich bin.“, spekulierte sie und zuckte leicht mit den Schultern. Sie war eigentlich nie jemand gewesen, der mit minderem Selbstvertrauen glänzte, aber die derzeitige Situation ließ nicht viel Platz für derartiges. Man musste schauen wo man blieb und Elisabeth wäre wohl eine Art Übermensch, wenn das Geschehene nicht irgendwie an ihr nagen würde. Vor allem der Grund ihres Umzugs nach England setzte ihr noch sehr zu, selbst wenn es bereits fast ein Jahr her war. Die Hufflepuff schüttelte den Gedanken ab und sah wieder zu Tom, ehe sie ihm einen auffordernden Blick zuwarf. „Wo geht es lang, Mister Riddle?“, fragte sie dann mit einem höflichen Lächeln und hielt ihren Arm hin, um sich schließlich bei ihm einzuhaken – eine Dame sollte schließlich nicht ohne richtige Begleitung durch die Gänge streifen.