5. Juni 1943 – morgens – Caya Eltringham und Herkules Lestrange

LESTRANGE & ELTRINGHAM
Sie war spät dran und hetzte die langen Flure und Korridore Hogwarts‘ entlang, nur um dann noch eine ewig lange Strecke über die Ländereien laufen zu müssen. Eigentlich war sie nicht die Person, die Probleme damit gehabt hätte an einem Samstagmorgen irgendwo aufzutauchen, doch gerade heute hatte sie ihren Wecker einfach überhört. Das ärgerte die junge Slytherin gleich dreifach, denn das Apparieren war eine Kunst, die sie unter allen Umständen erlernen wollte.

Caya war nicht unglaublich spät dran, kam aber dem Anschein nach als eine der letzten am Ort an. Die meisten Schüler standen schon in Pärchen zusammen und sie blieb für einen Moment verdutzt und etwas ratlos stehen. Sie hatte gehofft, es gäbe eine freiwillige Partnerwahl, die es wohl auch gegeben hat, aber weil die Gute sich verspätete, wurde ihr mitgeteilt, dass ihr nun eher unfreiwillig ein Partner zugeschoben wurde. Und, oh Merlin, sie konnte sich mal wieder geradezu in ihrem eigenen Glück baden.

Ihre Gesichtszüge entgleisten ihr für einen Moment und ihre Laune sank sofort auf den Nullpunkt. Sollte sie vielleicht einfach wieder gehen? Apparieren kann man sich bestimmt auch alleine beibringen… Doch ihre Eltern zu der Teilnahme an diesem Kurs zu überreden, war eine gewaltige Aufgabe gewesen und sie wollte sich nicht ausmalen, was ihr blühte, wenn sie den Kurs nicht erfolgreich bestehen würde. Hatte sie mehr Angst vor ihrem Vater oder vor einem blöden Slytherin-Knaben? Diese Entscheidung war zu einfach.

Cayas Blick wanderte über die Schülerschaft und es dauerte einen Augenblick bis sie Lestrange am Rande der Gruppen stehen sah. Sie atmete tief ein. Die Angst, die sich in ihrem Magen sammelte, wollte sie nicht spüren. Er war ein Idiot und hatte sie bisher auch in Ruhe gelassen, trotz ihrem gewagten Abgang – was sollte er ihr jetzt schon antun können? Und, hey, hier gab es viele Zeugen! Die Gefühle, die er in ihr auslöste, waren ihr zuwider. Sie wollte eine starke Persönlichkeit sein und durfte sich nicht von einem verwöhnten Jüngling blenden lassen. All der Mist, der gerade in der Welt und in und um Hogwarts geschah – da war ein gereizter Lestrangespross nichts dagegen. Deswegen atmete sie noch einmal tief ein und setzte sich dann in Bewegung Richtung Herkules. Mögen die Spiele beginnen.

„Guten Morgen.“, sie hatte nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit um sich zu entscheiden und ihr Entschluss war es, einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen. Als hätte sie sich noch nie mit ihm unterhalten und als hätte er ihr noch nie irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen. Sie war ruhig und höflich, aber vermied es in seine Augen zu sehen. „Wie ich sehe, wurden wir einander zugeteilt. Und hier bin ich. Etwas spät, aber da.“