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30. Mai 43 | abends | Bibliothek


Aus den Tiefen seines Koffers hatte Richard seine alte Brille heraus gekramt. Nicht etwa, weil er sie benötigte, es war viel eher ein Scherz. Er saß auf seinem Bett, während er die Brille gegen das Licht hielt und die Gläser betrachtete. Dafür, dass sie so lange in seinem Schulkoffer vergraben war, hatte sie sich erstaunlich gut gehalten. Der Gryffindor überlegte, wann er sie zuletzt aufgesetzte hatte. Vermutlich war das irgendwann in der fünften Klasse. Damals hatte er sie noch oft im Unterricht getragen, da sie ihm das Lesen erleichterte. Irgendwann sträubte er sich allerdings dagegen und verzichtete auf die Fähigkeit alles auf der Tafel lesen zu können und begnügte sich damit, einfach von seinem Sitznachbarn abzuschreiben. Schließlich war er der Meinung, dass er ohne Brille besser aussah.
Nun jedoch saß er da und grinste seinen alten Begleiter an, während er die Brille auf den altbekannten Platz setzte. Mit dem Finger korrigierte er die Position und schob sie seine Nase hoch, ehe er den Raum erkundete. Er konnte tatsächlich ein Stückchen schärfer sehen. Nicht so viel besser, dass es ihn ohne Brille stören würde, aber ein Unterschied war bemerkbar.
Richard klappte seinen Koffer zu und schob ihn mit dem Fuß zurück unter das Bett. Er griff nach seinen Schulbüchern, die er zuvor der Größe nach aufeinander gestapelt hatte. Dann verließ er den Schlafsaal, durchquerte den Gemeinschaftsraum und schritt durch die Korridore der Schule.
Er ging hinunter in den vierten Stock, wo die Bibliothek auf ihn wartete. Zu dieser Zeit war sie verhältnismäßig gut besucht, denn die Prüfungen standen kurz bevor und das bedeutete vor allem viel Arbeit für die Fünft- und Siebtklässler.
Das war auch der Grund, weshalb er hier war. Lernen. Eigentlich war es komisch, dass ausgerechnet er freiwillig eine Bibliothek zum lernen betrat und nicht, um dort irgendeinen Unsinn anzustellen. Aber ehrlich gesagt war er nicht hier, weil er sich plötzlich zu einem Musterschüler entwickelt hatte. Der Grund weshalb es ihn her verschlagen hatte war die hübsche Hufflepuff, die ihm so sehr den Kopf verdreht hatte. Er würde sogar auf einem Drachen reiten, nur um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Na gut, er würde ohnehin zu gern auf einem Drachen reiten, egal ob sie dabei sein würde oder nicht. Aber mit ihr zusammen wäre es sicher noch gleich viel schöner. Bei dem Gedanken an Madlene geriet Richard schon wieder völlig aus dem Häuschen. Verträumt vor sich hin grinsend winkte er fröhlich drei Drittklässlern zu, die seinen Weg in die Bibliothek kreuzten. Diese sahen ihn irritiert an und machten sich dann schnell davon, offenbar da sie befürchteten, dass er mal wieder etwas ausgefressen hatte und sie nun Gefahr liefen dort direkt hineinzulaufen.  
Richard betrat die Bibliothek und lief an den überfüllten Bücherschränken vorbei zu einem abgelegenen Tisch an einem hohen Fenster. Ein schönes ruhiges Plätzchen. Weit genug weg von den anderen Tischen, um ungestört reden zu können, verborgen hinter zwei breiten Bücherregalen und sie bekamen hier in den verstaubten Räumen sogar noch etwas Frühlingssonne ab. Allerdings wurde er bereits von einer Gruppe Erstklässlern genutzt. Er scheuchte sie davon. Nachdem sie abgezogen waren breitete er seine Bücher geordnet auf dem großen Tisch aus und legte Federkiel, Tinte und Pergament bereit. Einen Bleistift klemmte er sich hinter das Ohr und hielt dann Ausschau nach der Hufflepuff.
Er freute sich schon sehr, auch wenn er kein Interesse am lernen hatte. Aber seinetwegen konnte Madlene reden worüber immer sie wollte, er würde so oder so zuhören. Ihr hörte er schließlich gern zu, selbst wenn es so etwas langweiliges wie die Kräutertabelle war. Während er Löcher in die Luft starrte und sich dabei ungeduldig auf ein Wiedersehen freute, malte er kleine Tintenkreise auf das Pergament, welches eigentlich für Notizen dienen sollte. Erst als er Madlene im Gang erblickte tat er so, als würde er tatsächlich arbeiten. Allerdings kritzelte er nur noch akribischer Kreise und Kringel auf das Blatt.
Als sie seinen Tisch erreichte, sah Richard nicht direkt auf, sondern schob seine Brille auf die Nase hinunter und sah die Hufflepuff über den Rand hinweg an. „Sie sind zu spät, Miss Fitz. Einen Punkt abzug für Hufflepuff“, sagte er wichtigtuerisch und grinste sie dann verwegen an. Er versuchte gegen die Röte, die schon wieder aufkommen wollte, anzukämpfen, sein Herz machte mehrere erfreute Hüpfer und in seinem Magen kribbelte es. Am liebsten hätte er die Bücher gleich alle beiseite geschoben und in irgendeiner Ecke vergessen.
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30TH OF MY, EVENING - HOGWARTS  





Madlene atmete tief durch, zählte in ihrem Kopf bis drei und betrachtete sich selbst in dem langen Standspiegel.
Eins, zwei… drei. Die Schallplatte kratze über die Anlage und sie wusste, dass es nur noch eine Sache von Sekunden war.
Die Musik setzte an und die junge Frau ob ihre Arm an, legte die Finger auf die imaginäre Schulter vor und gab sich die größte Mühe den Winkel richtig zu halten. Rücken grade, ermahnte sie sich selbst und begann mit dem nächsten Atemzug bereits die Schritte abzugehen. Eins, zwei, drei. Ein breites Lächeln auf den Lippen machte sie einen weiteren Schritt, eine kleine Drehung und zurück auf Anfang. Die dunklen Schuhe ab bei jedem Schritt mit dem Takt ein bestätigendes Klacken von sich, derweil ihr die Haare schon mit einigen Strähnen nur so im Gesicht hangen.
Letztlich beinahe atemlos blieb sie vor dem Spiegel stehen, besah sich ihrer Haltung und grinste zufrieden. Die Wangen gerötet, trat sie langsam auf ihre Tasche zu, suchte nach der Uhr und zuckte erschrocken zusammen, als sie erkennen musste, dass sie bereits spät dran war. Manche Dinge schienen sich absolut niemals zu ändern.

Lene griff nach dem gräulichen Pullover mit dem Hauswappen und zog sich diesen unachtsam über die weiße Bluse. Mühsam richtete sie ihren Kragen, strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte ihr Spiegelbild zufrieden an. Noch immer mehr tanzend als laufend, rannte Madlene hinaus aus den Kerkern, wechselte hüpfend unterwegs die Schuhe und warf das andere Paar mühelos in ihre Tasche. Gehetzt wand sie sich an Schülergruppen vorbei, wich einem Gespräch mit ein paar Mädchen aus ihrem Jahrgang aus und ging drei Schritte langsamer, als sie den Hausmeister entdeckte. Noch immer die Melodie im Kopf schlenderte sie leise summend die Treppen hinauf und wurde erst wirklich ruhiger, als sie den vierten Stock erreichte. Schon von hier aus konnte sie Richard erkennen.
Nervös fuhr sie mit ihren Finger über ihren Rock, wusste nicht ob das irgendetwas ändern würde und umklammerte ihre Tasche noch ein wenig fester. Die Brünette fragte sich ob es ihr schon immer so ergangen war, wenn sie ihn entdeckt hatte. Doch in diesem Augenblick konnte sie kaum atmen, wollte am liebsten auf ihn zureden, aber wusste, dass das vor all ihren Mitschülern nur merkwürdig wirken wollte. Madlene beschränkte sich darauf einfach weiterhin zu lächeln und auf ihn zuzugehen.

Kaum hatte sie ihn erreicht hob er auch schon den Kopf an, die Brille, die sie noch nie an ihm gesehen hatte, schon halb von der Nase gefallen, sah er sie über die Gläser hinweg an. Pikiert verzog die Fitz das Gesicht kaum das er gesprochen hatte und schüttelte den Kopf. ,,Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, wegen Ihrem ungerechten Punktabzug’’, antwortete sie und setzte sich ihm gegenüber. Dabei fiel ihr Blick auf seine Notizen, die zu einem Großteil aus Kreisen und Kringeln bestanden. Bedächtig hob die Hufflepuff den Blick von den Notizen zu dem Besitzer dieser und musterte ihn akribisch. ,,Du warst also schon sehr fleißig ohne mich. Eiskalt vorgearbeitet’’, murmelte sie, schüttelte tadelnd den Kopf und begann vorsichtig ein paar ihrer Unterlagen aus ihrer Tasche zu holen. ,,Ich habe ein Problem mit Kräuterkunde.’’ Die junge Frau hatte den Blick noch nicht angehoben, sondern arbeitete sich noch durch die verschiedenen Seiten von Papier, die sich hier ansammelten.
,,Ich habe mir hier Schlingpflanzen mit einem Ausrufezeichen markiert, aber ich kann mich nicht mehr erinnern was ich mir damit sagen wollte, daneben habe ich auch einen fliegenden Blumentopf gemalt. In der Stunde muss ich mit den Gedanken irgendwo anders gewesen sein.’’ Zumindest konnte Madlene sich nicht erklären was Schlingpflanzen mit fliegenden Blumentöpfen zu tun hatten. Die Britin biss sich nachdenklich auf ihre Unterlippe. ,,Ich habe auch dich gemalt, anscheinend. Zumindest habe ich dich gestern auf meinen Hausaufgaben für Arithmantik finden können.''
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Sein Blick lag auf dem Gesicht der Hufflepuff. Langsam hob er die rechte Hand, legte den Zeigefinger an den dunklen Bügel der Brille und schob sie zurück auf seine Nasenwurzel. Aus weisen Augen sah er sie an. Diese Brille ließ ihn tatsächlich klüger wirken. Mit ihr zusammen hätte er sicher einen guten Ravenclaw abgegeben. Allerdings fehlte ihm das Streberpotenzial, er musste sich also mit Gryffindor begnügen und eigentlich war er ganz zufrieden damit.
„Pah! Wie frech!“, sagte er und sah gespielt beleidigt zur Seite. Es war schade, dass sie sich ihm gegenüber setzte und nicht neben ihn. Der Tisch, der sich zwischen ihnen befand war wirklich ein unliebsames Hindernis. Aber sie waren ja zum lernen hier, nicht zum Vergnügen. Auch wenn er das nur zu gern vorzog. Aber vermutlich war es klüger das Lernen schnell hinter sich zu bringen und dabei möglichst fleißig zu sein. Danach hatten sie dann immer noch genug Zeit. Richard hatte jedenfalls seinen Tarnumhang für alle Fälle eingepackt.
Ein verschwörerisches Grinsen legte sich kurz auf seine Lippen.
Er blinzelte sie fragend an und folgte dann ihrem Blick zu seinen 'Notizen' hinunter. Richard zog die Nase hoch, neigte den Kopf und betrachtete nun selbst skeptisch sein Pergament. Erst jetzt schien ihm aufzufallen, was er da die ganze Zeit über fabriziert hatte. So ging es ihm auch im Unterricht. Selten verfolgte er, was er da eigentlich schrieb. Und nicht selten vermischte er Verwandlungsnotizen mit Plänen darüber, wie er einen ganzen Korridor mit Marmelade vollschmierte.
Sein Finger landete plötzlich auf einem Rudel Kreise und er schob Madlene begeistert das Blatt hin. „Schau! Das sieht aus wie eine Antilope“, sagte er und war ganz zufrieden mit seinen künstlerischen Fähigkeiten, die praktisch nicht vorhanden waren. Das Etwas auf dem Pergament, konnte mit viel Fantasie so einiges darstellen von einem geplatzten Autoreifen bis hin zu einem umgestürzten Garderobenständer wäre wirklich alles möglich gewesen. Eine Antilope konnte man allerdings beim besten Willen nicht daraus machen. Egal wie viel Fantasie man besaß. Und strenggenommen hatte Richard erst ein einziges Mal in seinem Leben eine Antilope gesehen. Das war aber schon mindestens acht Jahre her. Damals hatte er mit seiner Familie den Zoo von London besucht und sich in das Gorillagehege geschlichen. „Wollen wir im Sommer zusammen in den Londoner Zoo?“, warf er bei dem Gedanken daran ein. „Die haben da ein ganz entzückendes Gorillaweibchen.“ Bei der Gelegenheit konnte er sich auch gleich noch einmal ansehen, wie eine Antilope wirklich aussah.
Der Treiber tat es Madlene nach und zog nun ebenfalls seine Unterlagen näher heran. Er griff das große Kräuterkundebuch und schlug es einfach irgendwo in der Mitte auf, so das der schwere Buchdeckel laut auf den Tisch knallte und er von einer Gruppe Ravenclaws, die etwas weiter weg saßen, ein geschlossenes 'Psssst' erntete. Man merkte er war nicht besonders oft hier zu Besuch.
Nun schob sich Richard die Brille über die Stirn und streckte sich etwas über die Tischplatte um Madlenes Zeichnung genauer in Augenschein nehmen zu können. Er machte ein grüblerisches Gesicht. Er tippte sich mit dem Finger nachdenklich gegen das Kinn, bis ihm tatsächlich ein Licht aufging.
„Ganz klar“, fing er an und räusperte sich. „Hüte dich vor Blumentöpfen in denen Schlingpflanzen eingetopft sind. Wenn sie dich treffen, tut es nicht bloß weh, du wirst gleich erwürgt.“ Für ihn klang das durchaus nachvollziehbar. „Welche Schlingpflanze ist auch glücklich darüber, wenn ihr Heim auf jemandes Rübe zerschellt?“
Er betrachtete noch einmal Madlenes Zeichnungen und lächelte sie amüsiert an. Es war irgendwie niedlich, dass sie im Unterricht kleine Bildchen malte, um sich so Eselsbrücken zu schaffen. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob gerade diese Eselsbrücke wirklich so hilfreich war. Während er so darüber nachdachte warf er einen Blick auf seine eigenen Notizen der letzten Kräuterkundestunde und fand ein leeres Pergament in dass sich schwarze Blumenerde festgesetzt hatte. Offenbar war er zu sehr mit seinem schlingenden Pflänzchen beschäftigt gewesen, als das er sich großartig Notizen hätte machen können.
Neugierig sah er Madlene an. „Du zeichnest mich?“, fragte er und musste nun noch breiter grinsen, bei dem Gedanken wie sie ihn verträumt im Unterricht zeichnete und es gar nicht richtig mitbekam. Zu schön um wahr zu sein. Die leichte Röte dabei konnte sich Richard nun wirklich nicht auf seinen Wangen verkneifen. Beinah wünschte er, er würde ebenfalls so etwas im Unterricht tun, nur würde er ihr hübsches Gesicht niemals angemessen auf Papier bringen können.
„Ich hoffe du hast meinen langen Hals und meine Knollennase gut getroffen“, meinte er und reckte grinsend das Kinn. „Darf ich es mal sehen?“ Er war ja kein bisschen neugierig. Redete er sich jedenfalls selbst ein. In Wirklichkeit konnte er es kaum erwarten Madlenes Werk zu betrachten.
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Das gespielte Schmollen ihres Gegenübers wurde nur mit einem hochziehen der rechten Braue beantwortet, ehe sie den Blick abgewandt hatte. Madlene und frech? Also, das hörte sie ja nun wirklich zum… tausendsten Mal vielleicht? Da müsste er sich schon etwas weitaus kreativeres einladen lassen um sie zu treffen.
Weitaus neugieriger betrachtete sie nun die aus Kreisen bestehende Antilope. Auch da blieb ihre Miene eher skeptisch, was wahrscheinlich daran lag, dass sie allein auf dem Kopf schon eine Menge Fantasie brauchte um darin eine Antilope zu erkennen. Was von den vielen Kreisen war der Kopf? Hilflos zog sie die Stirn kraus. Ganz gleich wie sehr sie sich anstrengte, eine Antilope würde sie darin nicht erkennen. Sie selbst war nur einmal in ihrem Leben im Zoo gewesen und damals auch mit Alaire zusammen. Seine Eltern hatten den Eintritt übernommen und sie hatte Alaires Hand halten müssen, weil er sich so gefürchtet hatte. Am Ende war sie kopfüber in eines der Gehege gepurzelt; das war ein aufregender Tag gewesen. ,,Das klingt wunderbar!’’, gab sie deswegen voller Begeisterung zurück und konnte sich nicht erinnern, dass das Gorillaweibchen damals schon da gewesen war. ,,Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen.’’ Allen voran natürlich des Geldes wegen. Die Fitz hätte sich niemals getraut ihre Eltern um Geld zu bitten oder sie zu fragen ob sie nicht selbst einmal dorthin gehen wollten. An den Ärger, als Alaires Eltern das bezahlt hatten, konnte sie sich noch zu gut erinnern, genauso wie an den Blick ihrer Mutter, die lediglich enttäuscht die Lippen verzogen hatte, derweil ihr Vater eine außergewöhnliche Standpauke gehalten hatte.

Die Aufforderung zur Ruhe, die Richard von ein paar Mitschülern erntete, wurde von Madlene mit einem süffisanten Lächeln registriert, ehe sie sich ihren Unterlagen widmete. ,,Pscht’’, machte sie deswegen, kurz nach den Anderen und streckte Richard die Zunge heraus.
Ihre Zeichnungen wurden gemustert und die Hufflepuff folgte seiner Ausführung ihres Gekritzels aufmerksam, ehe sie nachdenklich nickte. Ergab Sinn. Spontan fiel ihr wirklich keine einzige Pflanze ein, die es mochte durch die Gegend geschleudert wurde. Allerdings fiel ihr auch nichts ein was mehr Sinn ergab und deswegen tat sie es damit ab. Kräuterkunde. Hach, naja notfalls würde sie eben Professor Beery noch einmal persönlich aufsuchen müssen und ein paar gekonnt neugierige Fragen stellen. Bisher hatte sich noch kein Lehrer gezeigt, der es nicht mochte, wenn sie diesen freundlich in ein Gespräch verwickelte.

Die Röte auf dem Gesicht des Anderen fiel ihr sofort ins Auge, weswegen sie leise kicherte und ebenfalls ein paar böse Blicke vom Nachbartisch erntete. ,,Tatsächlich habe ich dich schon mehrmals auf Papier gebracht’’, gestand sie und sah ihn dabei nicht, viel eher hatte sie einen neuen Grund gefunden in ihrer Tasche herum zu kramen. Es dauerte nicht lange, ehe sie innehielt und mit der Hand nach ihrem Skizzenbuch griff. ,,Knollnase, von wegen’’, nuschelte sie, rollte mit den Augen und behielt das kleine Büchlein noch in den Händen.
,,Es sind nur Skizzen und mir ist später der Kohlestift ausgegangen.’’ Vorsichtig begann sie durch die Seiten zu blättern, überschlug einige ihrer Mitschüler und stoppte, als sie gefunden hatte wonach sie suchte. Langsam nur drehte sie das Buch herum und schob es zu ihm herüber. ,,Das hier ist vor einem eurer Quidditchspiele entstanden, hier - siehst du.’’ Sacht deutete sie mit ihrem Finger zu seiner Stirn und deutete auf den Ansatz der besorgten Falten. ,,Wenn du dir über irgendetwas Gedanken machst, dann ziehst du die Nase so kraus, schau.’’ Vorsichtig fuhr sie mit dem Finger über die Zeichnung und blieb an seiner Nase hängen und wo sie versucht hatte mit der Schraffierung das anzudeuten. Ein verlegnes Lächeln legte sich auf die Lippen, allen voran weil sie sonst mit niemanden darüber redete was sie zeichnete. ,,Ich habe einen kleinen Kunstfimmel, noch etwas du jetzt über mich weißt und - oh!’’ Erneut begann sie die Seiten des Skizzenbuches umzublättern, kam vorbei an den verschiedenen Gesichtern an die sie sich erinnerte und stoppte bei einer der neueren Seiten stehen.
,,Das bist auch du, das habe ich also Donnerstag Nacht gemacht während die Anderen geschlafen habe.’’ Vorsichtig sah sie vom Papier hoch zu ihm, ehe sie spürte wie die Verlegenheit ihr nun endlich auch Röte auf die Gesichtszüge zwang. ,,Dein Lächeln hat sich festgebrannt, genau hier.’’ Dabei tippt sie sich gegen die Stirn, ehe sie auf ihr Herz deutete und ihm neckisch entgegen grinste.
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Gespannt beobachtete der Treiber wie die Hufflepuff sein unidentifizierbares Gekritzel begutachtete und dabei angestrengt das Gesicht verzog. Aber vermutlich brauchte man die Fantasie und das Unwissen eines zweijährigen Kindes um daraus überhaupt etwas tierartiges zu machen. Aber egal, Richard grinste zufrieden vor sich hin. Selbst wenn das hier nicht als Antilope durchging, dann war das doch eine abstrakte Kunst, von der er bis eben nicht einmal wusste, dass er dazu fähig war.
„Dann steht es fest. Im Sommer führe ich dich aus“, sagte er und grinste nur noch breiter, während er sich ausmalte, wie sie gemeinsam durch den Zoo schlenderten, Eiscreme schleckten und sich dabei erstaunt die Tiere ansahen, die so gewöhnlich aber gleichzeitig so außergewöhnlich für ihn waren.
Es gab so vieles was er mit Madlene so gerne unternehmen wollte und so viel was er ihr zeigen wollte. Er wusste gar nicht wo er beginnen sollte, aber der Zoo schien ein guter Anfang zu sein. Zumal er schon selbst eine ganze Weile nicht mehr dort gewesen war.
Ein Blick zur Seite, ein Augenverdrehen in Richtung der fleißigen Ravenclaws, die ihm geschäftige Blicke zuwarfen, dann winkte er ab und wandte sich wieder Madlene zu, die ihm tatsächlich die Zunge herausstreckte. Erst setzte er zu einem gespielt überraschtem Blick an, beugte sich dann vor und streckte ihr selbst die Zunge frech entgegen. Unerhört.
Sie nickte bei seiner Erklärung. Offenbar machte es tatsächlich Sinn, was er da redete. Aber eine schöne Vorstellung war es tatsächlich nicht, von Blumentöpfen und ihren Pflanzen beworfen zu werden. Schon gar nicht, wenn sich eine Todesschlinge darin befand. Nicht zu empfehlen. Schnell kritzelte Richard in seiner unleserlichen Handschrift auf sein dreckiges Pergament, um sich eine Gedankenstütze daran aufzubauen.
Als Madlene dann kurzzeitig in ihrer Tasche verschwand schob Richard sofort sein dickes Kräuterkundebuch beiseite und lehnte sich auf dem Tisch vor. Das war jetzt viel interessanter als Kräuterkunde, also bloß weg damit. Neugierig sah er dabei zu, wie die Hufflepuff ein Buch aus ihrer Tasche zog. Sie hatte tatsächlich ein Buch extra für ihre Zeichnungen? Der Gryffindor hatte noch nicht einmal gewusst, dass das Zeichnen offenbar eine ihrer Leidenschaften war. Er hatte sie  nie dabei beobachtet oder gesehen, dass sie sonst irgendwo zusammen mit ihrem Skizzenbuch saß und etwas auf Papier festhielt. Nun wo er ihr allerdings dabei zusah, wie sie durch die Zeichnungen blätterte, konnte er sich das ziemlich gut vorstellen, wie sie mit einem Stift bewaffnet dasaß und eifrig kleine Kunstwerke zeichnete.
„Mehrmals?“, wiederholte Richard ungläubig und ertappte sich dabei, wie seine Wangen heiß wurden. Es schmeichelte ihm, aber gleichzeitig fragte er sich, womit er diese Aufmerksamkeit ihrerseits verdient hatte. Dann tippte er sich gegen die Nase und nickte. Doch doch. Die perfekte Knolle. Und es war ein Leistung, damit sogar so gut auszusehen wie er.
Madlene schob ihm die erste Zeichnung hin und vor Neugierde beinahe platzend, nahm Richard das Buch in die Hände und betrachtete voller erstaunen die Zeichnung. Er war überrascht wie gut Madlene zeichnen konnte und noch mehr überraschte es ihn, dass sie so detailgetreu war. Sogar die kleinen Muttermale in seinem Gesicht waren auf der Zeichnung zu erkennen.
Mit großen Augen und offenem Mund strich er sich über die Nase, genau die Stelle, die er laut ihr immer kraus zog und versuchte den Blick nachzumachen. Was natürlich nun, wo es gestellt war, nicht so recht klappen wollte. Ihm war nicht einmal aufgefallen, dass er so ein Gesicht machte, wenn er über etwas nachdachte. Na gut, er konnte sich ja schließlich auch nicht selbst sehen, aber man sollte ja zumindest merken, welche Gesichtsmuskeln man von Zeit zu Zeit beanspruchte.
„Du steckst voller Überraschungen Madlene Fitz“, sagte er und lächelte sie mit einem Lächeln an, welches liebevoller war, als er es eigentlich geplant hatte. Aber in ihrer Gegenwart entschied sich sein Körper gern zu eigenständigen Aktionen.
Sie nahm ihm das Buch ab und blätterte wieder eifrig darin herum, ehe sie fand was sie suchte und es ihm wieder vor Augen hielt. Erneut sah ihm ein perfekt gezeichnetes Abbild seiner selbst entgegen. Mit einem irritierend verliebten Grinsen musste er zugeben. Er hatte sich selbst noch nie so derart Lächeln sehen, irgendwie war es ungewohnt, aber er musste zugeben, dass er sich genauso fühlte, wie Madlene es auf diesem Bild zum Ausdruck brachte. Sie sollte Geld damit verdienen.
Sein Grinsen nahm dieselben Züge an, wie auf Madlenes Zeichnung und ohne, darüber nachzudenken ob das hier in der Bibliothek der richtige Ort dafür war, legte Richard die Hand an das Buch, drückte es auf die Tischplatte hinunter und beugte sich noch weiter über den Tisch, um Madlene einen flüchtigen, sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Als er sich wieder zurück auf den Stuhl setzte war sein Kopf hochrot und er sah verlegen zur Seite. Das war das erste Mal seit Donnerstag. Und ehrlich gesagt wusste Richard nicht, ob das angebracht war oder ob er es überhaupt durfte. Der Kuss am Donnerstag war schließlich kein Freifahrtschein.
Vom Nachbartisch drang ein empörtes Räuspern, aber der Gryffindor ignorierte es einfach, da er nun wieder nur Augen für Madlene hatte.
„Ich wünschte ich könnte selbst zeichnen, aber nichts was ich zu Papier bringen könnte, würde dir gerecht werden“, sagte Richard. „Aber ich habe dein hübsches Gesicht so genau vor Augen, dass ich weder eine Zeichnung noch ein Foto bräuchte, um mich daran zu erinnern.“
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Die junge Frau wusste nicht woher auf einmal diese Offenheit herkam mit der sie über ihre eigenen Skizzen plauschen wollte. Nicht einmal mit ihrer Mutter hatte sie dadrüber geredet und jetzt schien sie es beinahe so beiläufig zu erwähnen, dass es ihr fast unangenehm sein müsste. War es aber nicht. Es schien so vollkommen alltäglich mit ihm über de Dinge zu reden, die sie beschäftigten, dass es ihr nicht in den Sinn gekommen wäre es nicht auszusprechen. Madlene wusste nicht wie genau der Gryffindor das anstellte oder wie er es zustande brachte, dass sie sich dauernd fragte was er wohl über sie denken mochte, aber selbst das war schnell nebensächlich wenn er bei ihr war. Meistens wollte sie in ihrer Anwesenheit nur sie selbst sein und empfand das selten als so ausreichend und so angenehm wie in seiner Gegenwart.
Deswegen nickte sie auch nur, als er sie fragte ob sie ihn tatsächlich bereits mehrmals gezeichnet hatte. Ein Nicken, dann ein schmales Lächeln, ehe sie weitersuchte. Natürlich hatte sie es getan, wie hätte sie das auch nicht tun können? Die Bemerkung mit der Knollnase ignorierte sie allerdings, weil sie wohl vieles darin sah, aber ganz sicher keine Knolle. Männer.

Unsicher darüber wie er das mit den Zeichnungen auffassen würde, hielt sie ihren eigenen Blick gesenkt, kicherte allerdings als er die Nase kraus zog und ganz offenbar versuchte sich selbst zu imitieren. ,,Soll ich dir meinen Handspiegel zur Hilfe geben?’’, neckte sie ihn, ehe sie die Nase kräuselte, wie er es tat und ihm erneut die Zunge rausstreckte. Nur weil er sich selbst nicht imitieren konnte, hieß das nicht, dass Andere es nicht konnten. Die Fitz könnte sicherlich einen hervorragenden Potter abgeben, nur an der Gangart und der herausgestreckten Brust müsste sie noch feilen. Erst auf die Bemerkung hin, dass sie voller Überraschungen steckte, klärte sich ihre Miene, ehe sich ihre Wangen Rot färbten und ein unsicherer Ausdruck darauf Platz nahm. ,,Eigentlich bin ich total schnöde, du bist nur geblendet von dem was du noch nicht wusstest’’, meinte sie abwehrend und zuckte kurz mit den Schultern. Wenn sie sich betrachtete dann steckte sie nun wirklich nicht voller Überraschungen. Nicht umsonst hatte sie sich früher oft dabei ertappt, wie sie Frauen, die geheimnisvoll wirkten, darum beneidet hatte. Die Hufflepuff hatte das nie gekonnt und redete schon von ihrer Kindheit an so gerne, dass alles Andere sie nur erschreckt hätte.
Das ihre nächste Zeichnung wohl auch Anklang zu finden schien, merkte sie allen voran daran, dass er sich leicht vorbeugte um sie zu küssen. Einfach so, vor allen Anderen. Auch wenn sie die gemeinsame Zeit am Donnerstag nicht vergessen hatte, war es so merkwürdig das hier einfach so vor den Augen aller zu tun, als hätten sie sonst nichts worum sie sich kümmern müssten. Es war so seltsam, so echt; Richard würde sie nie zur Gänze begreifen. Die Wangen rot glühend senkte sie den Blick, spürte aber wie sich das Lächeln auf ihre Züge schlich und sie Richard einen verstohlenen Blick schenkte.
Wären ihre Wangen nicht unlängst rot angelaufen gewesen, wäre es wohl spätestens passiert als er ihr erneut schmeichelte. ,,Ich werde wohl nie begreifen warum du mir solche Mengen an Honig ums Maul schmierst’’, erwiderte sie, noch immer lächelnd und konnte nur den Kopf über den Gryffindor schütteln. Wahrscheinlich wäre es eine Aufgabe, die sie ihr Leben lang beschäftigen könnte. Bisher zeigte sie sich wahrlich grauenhaft darin die Handlungen des Anderen vorhersehen zu können oder zu ahnen, wie ihre eigenen Worte bei ihm aufstoßen konnten.

So war auch das, was sie als nächstes ansprechen wollte, nichts was ihr leicht fiel. Die Brünette biss sich auf die Unterlippe, richtete den Blick auf ihre eben erst hervor geholten Notizen und spürte wie ihre Leichtigkeit von einem überdimensional großen Anker nach Unten gerissen wurde und sie sich hilflos wankend vorfand. ,,Richard, wir müssen über du-weißt-schon-wen reden.’’ Es hätte wahrscheinlich kein schwereres Thema für sie Beide geben können, als Tom Riddle. Lene hatte nicht vergessen was Richard ihr gesagt hatte, aber sie konnte sich selbst, ihre Gefühle und all das nicht einfach blindlings außer Acht lassen.
,,Das hier ist nicht richtig solange ich nicht mit ihm geredet habe. Und auch wenn ich nicht glauben will, dass er ein… dass ich sein…’’ Sie gestikulierte kurz mit ihren Händen, ehe sie diese achtlos auf dem Tisch liegen ließ, wissend dass das nicht helfen würde. ,,…Gibt es da sicherlich einiges worüber ich mit ihm reden muss.’’ Die Tatsache, dass er vielleicht ein mordender Irrer wäre, stand dabei natürlich ganz oben auf dieser Liste. Dicht gefolgt von der Frage was denn stimmte von alledem was er ihr gesagt hatte, wie viel sie auf seine Worte wirklich geben konnte und ob er ihr… vertraute.
Sie konnte Richard nicht die Schuld dafür geben, dass alles so verfahren war, dass ihr alles so unangenehm war, aber sie konnte nicht leugnen, dass es ohne ihn vielleicht leichter gewesen wäre über all das hinweg zu sehen und zu ignorieren was er ihr offen gelegt hatte. ,,Er ist mir nicht gleichgültig und nur weil…’’ Oh Himmel, das Eis unter ihren Füßen schien sprichwörtlich dünner zu werden. ,,Nur weil das hier zwischen uns weniger chaotisch ist, kann ich nicht meine Prinzipien über Bord werfen und aufgeben wer ich bin. Ich muss das, was auch immer zwischen mir und Tom ist, erst klären bevor ich mich auf etwas Neues einlassen kann, Richard. Mag sein, dass ich mir nur einbilde etwas dort zu sehen, vielleicht das was ich mir so erhoffe in ihm zu sehen, aber ich muss erst Klarheit darüber haben was es ist.’’ Lene schwieg, schloss die Augen und begann sich die Schläfen zu reiben, als hätte sie einen kräftigen Schlag gegen ihren Kopf bekommen. ,,Das ist nicht gut, weder für dich, noch für mich solange das so merkwürdig ist.’’ Natürlich änderte das alles nichts an den Dingen, die sie ihm gesagt hatte, die sie empfand wenn er sie so anlächelte und die sie noch so viel lieber gesagt hätte, aber statt etwas derartiges auszusprechen biss sie sich wieder auf die Unterlippe, schloss die Augen und seufzte, ihrer eigenen Unfähigkeit wegen.
,,Es tut mir Leid, dass du es so schwer mit mir hast.’’
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30. Mai 43 | abends | Bibliothek


Kurz hielt er inne mit den Grimassen und nickte dann. Ja ein Spiegel würde vielleicht helfen. Allerdings würde er sich selbst vermutlich niemals so gut nachmachen könne, so wie es die Fitz gerade tat. Die Bewunderung stand Richard ins Gesicht geschrieben, als er Madlene dabei zusah wie sie die Nase kraus zog. Er konnte zwar nicht behaupten, dass sie ihm dabei ähnlich sah, schließlich konnte er sich selbst nicht sehen, aber ihrer Zeichnung machte dieser Blick auf jeden Fall starke Konkurrenz. Wenn sie das schon so gut imitieren konnte, was konnte sie dann noch alles nachmachen? Na hoffentlich hatte er keine merkwürdige Art zu reden und sie äffte ihn gleich nach. Das wäre peinlich für ihn.
Er stützte die Arme auf die Tischplatte ab und legte den Kopf auf seine Schulter während er die Hufflepuff grinsend aus der niedrigen Position betrachtete. Sie und schnöde? Sie war alles andere als schnöde. Richard konnte sich an kein Treffen mit ihr erinnern, dass auch nur ansatzweise langweilig gewesen war. Er erfuhr gern neues über sie und so gern Richard auch alles über sie wissen wollte, so hoffte er, dass sie dennoch nie aufhören würde ihn zu überraschen. Wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass die Hufflepuff damit jemals ein Ende finden würde.
„Madlene Fitz, du bist die unschnödeste Person die ich kenne und ich schmiere dir wirklich gerne Honig um den Mund. Nicht weil ich mir davon irgendetwas erhoffe oder verspreche, sondern weil ich alles auch ganz genau so meine, wie ich es sage“, schwor er und hob dazu feierlich die Hand, während er die andere an sein Herz legte.

Bumm. Damit war die Euphorie von eben auch schon wieder verpufft und das Lächeln auf seinem Gesicht verschwunden. Beinah wie eine Mauer, die von jetzt auf gleich von der Decke zwischen ihnen niederfuhr. Richard lehnte sich seufzend auf seinem Stuhl zurück und spielte mit den Seiten seines Kräuterkundebuches herum. Er konnte nicht abstreiten, dass Madlene recht mit ihren Worten hatte, aber dennoch klopfte da die Frage an, was wäre wenn das was sie glaubte dagewesen zu sein, tatsächlich da war?
So gleichgültig der Slytherin ihm war, er konnte nur in seinem Namen sprechen. Na gut gleichgültig stimmte zumindest nur in diesem Zusammenhang, abgesehen davon weckte Riddle sein größtes Interesse und Richard hoffte, dass bald auch die anderen einsehen würden, dass er mit seiner Theorie richtig lag.
Doch selbst, wenn er fest an die Wahrheit seiner Theorie glaubte, so könnte er nicht von Madlene verlangen, dass sie gleich all ihre Zweifel über Board warf und ihm sofort vertraute. So schwer er das auch einsehen wollte. Sie war ein gutgläubiger Mensch und so sehr er diese Eigenschaft an ihr auch schätzte, in Bezug auf Riddle war sie eher fehl am Platz. Aber ausreden konnte er es ihr wohl auch nicht, dafür war sie nicht nur zu stur, sondern einfach zu gutherzig.
Und obwohl er einsah, dass dieses Problem besser so schnell wie möglich aus der Welt geschafft wurde, hatte Richard nun nicht die geringste Lust über dieses Thema zu reden. Zumindest in ihrer Gegenwart wollte er auch zur Abwechslung mal an andere Dinge als diese gemeingefährliche Schlange denken.
Daher kam auch als Antwort ein undefinierbares: „Hrm … .“ Irgendwie war sein Bleistift von seinem Ohr in seine Hand gelandet – Richard erinnerte sich nicht mal daran, danach gegriffen zu haben – und er zeichnete wieder kleine und große Kreise und Kringel auf das ohnehin schon volle Pergament. Irgendwo fand er immer noch einen Platz.
„Ja das solltest du“, murmelte er dann irgendwann leise, ohne von seinen Kritzeleien aufzusehen. Mit einem kurzen tippen landete die Brille wieder gerade auf seiner Nase. Er war sich nicht einmal sicher, ob dieser Stimmungsumschwung wirklich begründet war. Nein eigentlich war er es nicht, aber die Bedenken waren trotzdem da und ließen sich nun auch nicht so einfach niederringen.
Er seufzte leise, blies die Wangen auf und pustete dann die Luft hinaus. Seine Hand fuhr kurz in seinen Nacken und etwas unkoordiniert ließ er sie dann wieder zu seinem voll gemalten Pergament sinken und warf es achtlos auf seinen Stapel Bücher.
„Gut … ähm …“, fing er an und wusste ehrlich gesagt nicht was nun folgen sollte. Was sollte er denn auch groß dazu sagen? Durften sie sich so lange also nicht sehen? Durften sie nicht miteinander sprechen? Wie standen seine Chancen, dass sie nicht doch lieber bei Riddle blieb und ihn fallen ließ? „Dann lass ich dich vielleicht besser so lange in Ruhe, bis du das geklärt hast. Ich meine ...“ Ja was meinte er eigentlich? „Ich möchte nicht …“ Was möchte er denn nicht? „ … im Weg stehen?“ Oh man … da konnte er sich ja auch gleich rücklings auf den Boden werfen und heulen wie ein Baby.
Richard griff nach seinem Kräuterkundebuch und schlug es mit einem ebenso lauten Rumms wieder zu, wie er es geöffnet hatte. Die Ravenclaws am Nachbartisch meldeten sich erneut. „Ich geh ja schon“, murrte der Gryffindor in deren Richtung und verdrehte die Augen. Er packte seine Bücher und stopfte das Pergament in eines davon, welches leider das Monsterbuch der Monster war und ihm dabei in den Finger biss. Der Potter fluchte und steckte sich die blutende Fingerspitze in den Mund, während er aufstand.
„Tschuldige … ich muss eigentlich auch noch eine Bewerbung schreiben“, murmelte er. Das musste er tatsächlich noch. Schließlich blieb ihm nicht mehr besonders viel Zeit, ehe die Ausbildungsstellen in der Abteilung für magische Strafverfolgung vergeben waren. Oh … das wusste Madlene ja auch noch nicht … In Richard keimte gerade sehr stark das Bedürfnis auf, seinen Kopf gegen eines der Bücherregale zu schlagen. Am besten möglichst kräftig.
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couldn't get to you
I'M FEELING SO SMALL, IT WAS ALL OVER MY HEAD
I KNOW NOTHING AT ALL AND I WILL STUMBLE AND FALL. ♥
MADLENE & RICHARD
30TH OF MY, EVENING - HOGWARTS  





Madlene kicherte ob des kleinen Schwurs den Richard aussprach. Sogleich schaffte es ihr Lächeln auch die Augen mit in die gute Laune einzuweihen und leicht funkelnd darüber Auskunft zu geben wie wichtig es ihr tatsächlich war, dass ausgerechnet Richard sie nicht für schnöde hielt. „Das ist beruhigend. Wenige Meinungen über meine Person sind mir so wichtig wie die Deine“, flüsterte sie sanft lächelnd und zwang sich nicht zuzulassen, dass die Röte erneut ihr Gesicht übermannte. Auch wenn sie schon die prickelnde Wärme fühlen konnte, wollte sie das unmöglich zulassen.
Über den Themenwechsel zurück zu ihren Bildern war sie froh, konnte so den Blick abwenden und lächelte wieder ein klein wenig zierlicher als zuvor. Es fiel ihr leichter über das Malen zu reden, wenn sie ihn nicht ansah, noch leichter lediglich wenn sie versuchte nicht daran zu denken, dass er sie wahrscheinlich ansah. Noch nie hatte sie darüber nachgedacht mit Jemanden über ihre Bilder zu reden, auch wenn sie zwar andere auf Zeichnungen verewigen mochte, so tat sie das alles für sich und nicht um irgendjemandem zu imponieren. Es hatte immer geholfen den Kopf vor den Gedanken zu versperren, die sich wie an einem Widerhaken befestigt an ihr Bewusstsein klammerten und nach der Aufmerksamkeit der Brünette lechzten.

Eine ihrer Fähigkeiten, die musste sie ganz vergessen haben, machte sich jetzt wieder bemerkbar. Die Fitz war ein regelrechter Stimmungstöter. Oftmals verpasste sie die Momente in denen man etwas sagen sollte und noch öfter jene in denen man besser den Mund hielt. Es war dem Gesicht ihres Gegenübers anzusehen, dass sie kaum noch ungeschicktere Worte hätte wählen können und derweil sich die romantische Szenerie in eine Tragödie verwandelte, konnte Madlene scheinbar nichts anderes tun als hilflos dabei zuzusehen wie der kostbare Augenblick ihr entglitt.
Niedergeschlagen sah sie dabei zu wie der Ausdruck auf Richards Gesicht an Gleichgültigkeit gewann und seine dahin genuschelte Antwort machte nichts besser. Auch wenn sie es nicht wollte, konnte sie nicht verhindern, dass ihr seine Reaktion einen Stich versetzte. Mühsam hielt sie ihr Lächeln aufrecht, zwang sich zur selben Ungezwungenheit wie zuvor und wollte nicht, dass er sich schuldig dafür fühlte, dass er auf ihre Worte aufrichtig reagiert hatte.
Allerdings machten seine nächsten Worte absolut nichts besser. Ihre Mundwinkel sackten träge nach Unten und das vorher darauf eingefangene Lächeln verschwand mitsamt dem letzten Glauben daran, dass er ihr auch nur eine Teelöffelspitze an Verständnis entgegenbringen würde.

Ich möchte nicht im Weg stehen. Ihr Blick taxierte unlängst das Buch für Kräuterkunde, dass er lauthals schloss. Wortlos ließ sie geschehen, dass er seine Sachen zusammen räumte und versuchte sich derzeit von der Realität soweit zu distanzieren wie sie es in der ihr gegebenen Zeit schaffen konnte. Alles in ihr zog sich bei dem Gedanken zusammen Richard nun einfach gehen zu lassen, aber eine offensichtlich weitaus stärkere Partei in ihrem Oberstübchen sorgte dafür, dass sie nichts dagegen tat. Der Gryffindor richtete sich bereits auf und Lene sagte nichts, selbst nicht als er ganz offensichtlich Probleme mit irgendetwas in seiner Tasche hatte; es war als hätte sie plötzlich vergessen wie man sprach.
Viel Erfolg“, antwortete sie auf den Gedanken, dass er nun Bewerbungen schreiben müsste. Mach was. Sag etwas, irgendetwas.
Madlene hob lediglich noch einmal den Blick an, um ihm ungezwungen zuzulächeln, ehe sie den Blick rasch wieder senkte um ihn nicht länger ansehen zu müssen, als eben unbedingt notwendig. Vielleicht war es auch besser so, wenn er einfach gehen würde, wenn er es einfach dabei beruhen lassen würde, dass sie einander eben doch nicht so gut kannten. Zumindest die junge Frau musste in diesem Augenblick unaufhörlich daran denken, dass sie vielleicht einfach alles überstürzten. Wahrscheinlich waren ihre eigenen hohen Erwartungen für den tiefen Sturz verantwortlich, trotzdem wollte sie daran nicht denken.
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