I'm knee deep in the quick sand But held tight on the waist band And can you see what I've got planned, to get around?
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AUDREY &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BREAKFAST-CLUB Beim Frühstück
Eigentlich war es Samstag. Also einer der wenigen Tage in der Woche, wo man sich erlauben konnte, etwas länger zu schlafen. Oder wo es nicht so wichtig war, pünktlich zu sein, weil kein Unterricht auf einen wartete. Genau das war auch der Grund, weshalb Tom das Wochenende so gerne mochte: er gehörte nämlich zu den wenigen Konsorten, die nichtsdestotrotz mit dem Sonnenaufgang aus dem Bett krochen, damit sie ungehindert ihr Frühstück genießen konnten. Außerdem war Zeit nichts, was der junge Zauberer verschenken wollte, wo es so viele Dinge gab, die man erledigen konnte, noch bevor einem das gesamte Schloss im Nacken saß, oder man daran erinnert wurde, dass irgendeine schulische Aktivität ins Haus stand. Seit Myrtes Tod war es im Schloss ohnehin merklich ruhiger geworden; außerdem hatten die meisten seiner Mitschüler kaum ein anderes Gesprächsthema, geschweige denn seit Neuestem ein anderes Hobby, als den Verantwortlichen an den Vorfällen und dem Mord ausfindig zu machen, damit Hogwarts nicht geschlossen werden würde. Viele Eltern waren außer sich, ein Paar Schüler waren bereits von ihren entsetzten Familien abgeholt worden und laut Professor Dippet war es wirklich nur noch eine Frage von Wochen, bis der Entschluss spruchreif war, auch den Rest der Kinder nach Hause zu schicken, weil die Gefahr für das Kollegium nicht mehr tragbar war. Toms Kiefer verkrampfte sich aus Ärger über sich selbst, indes er hinter dem aufgeschlagenen Tagespropheten zusammen sank. Dann seufzte er, breitete das Zeitungsblatt vor sich auf der Tischplatte aus und strich es mit spitzen Fingern nachdenklich glatt. Ihm würde etwas einfallen. Musste.
Riddles dunkles Augenmerk wanderte gemächlich abschätzend über die vereinzelten Köpfe der Frühaufsteher; seine Aufmerksamkeit heftete sich einen Herzschlag lang prüfend auf den Hufflepuff-Tisch, Tom beobachtete eine rege Diskussion unter einer Handvoll Gryffindors und ein Ravenclaw-Mädchen aus der sechsten Klasse, wie es fasziniert über einem Buch gebeugt da saß, bevor er sich mit gefurchter Stirn wieder auf die Slytherin konzentrierte. Außer ihm, einem Kerl aus der dritten Klasse, einem Mädchen aus der Zweiten (wenn er sich korrekt erinnerte) und einem Jäger aus der Quidditchmannschaft, der durch seine Kleider deutlich machte, dass er heute frühzeitig an seiner sportlichen Technik arbeiten wollte, saß ihm unweit nur mehr eine Klassenkameradin gegenüber, deren Ankommen er am Tisch irgendwie nicht bemerkt hatte (in der Tat war sich Tom nicht sicher, ob die Blondine nicht vielleicht sogar vor ihm da gewesen war) – deren plötzliche Anwesenheit jedoch eine Erinnerung in ihm wach rief, die bereits seit einer Weile um eine gute Gelegenheit bettelte, um das von Horace Slughorn aufgetragene und abgerungene Versprechen einzulösen, das sich am Rattenschwanz der Gefälligkeiten gegenüber seinem Hauslehrer geheftet hatte. Audrey Hallway war eine ruhige und unauffällige Person, die Slughorn sehr am Herzen lag und Hilfe in Verwandlung brauchte. Slughorn hatte neulich gehofft (dabei hatte er Tom in einer groben, väterlichen Umarmung beiseite genommen), dass sein Vorzeigeschüler vielleicht helfen konnte. Bisweilen hatte Audrey aber das Geschick bewiesen, ständig von der Bildfläche zu verschwinden, wenn Tom enfiel, sie nach einem günstigen Termin für ihr Tutorium zu fragen. Oder sie überhaupt einmal anzusprechen.
Tom Riddles Mundwinkel kräuselten sich prompt in ein entwaffnendes Lächeln, das seine Augen nicht ganz erreichte.
Zwar waren Audrey und er von Anfang an zusammen in einer Klasse, hatte Tom jedoch eher weniger mit der Blondine zu tun gehabt. Abraxas zu Folge wollte sie alleine gelassen werden und war grundsätzlich selten in Gesellschaft anderer anzutreffen, was es ebenso schwierig machte, sie zu finden oder in ein Gespräch zu verwickeln. Da Tom niemand war, der sich lange um Leute bemühte die kein Interesse an ihm zeigten, hatte er nie Anreiz verspürt sich näher mit Audrey zu beschäftigen – Slughorns Bitte änderte das jetzt. Die Ärmel seines schwarzen, gestrickten Pullovers empor krempelnd, verschränkte der Vertrauensschüler die Arme auf der Tischplatte, so dass er sich bequem ein bisschen nach vorne beugen konnte, den Blick recht auffällig bohrend auf seine zurückhaltende Mitschülerin geheftet, die zugegeben nicht gerade ausgeruht für eine angebliche Frühaufsteherin anmutete. Ganz im Gegenteil. Tom entschied sich in höflicher Weise die Zuckerdose, die er sich zuvor für sein Getränk geangelt hatte, in ihre Richtung zu schieben – vielleicht spekulierte sie ja auf Kaffee, oder Tee? So oder so brachen kleine Gesten sondergleichen das Eis oft schneller, wie man glauben mochte. "Guten Morgen", fügte Riddle dem schlicht hinzu, wobei sein Lächeln eine gekonnt herzliche und vertrauenswürdige Spur anschwoll. Es war verdammt einfach, nett und zuvorkommend zu sein, wenn man erst mal den Bogen raus hatte. "Ein seltenes Gesicht zu so früher Stunde – toughe Nacht, Miss Hallway? Sie sehen noch ein wenig müde aus, wenn ich so ehrlich sein darf."
Last night i hoped and wished I'd die in my sleep but no catharsis was granted me will this pain ever pass?
Die Nacht war der reinste Horror für die zarte Blondine gewesen. "Du solltest Schlafen." Jene Worte hallten noch immer in ihrem Kopf herum, so leer und kühl wie sie gesprochen wurden. Letztendlich hatte ihr das mehr Schaden zugefügt als alles andere, was diesen Abend abgelaufen war - und sie fühlte sich so unheimlich schuldig, weil sie so dachte. Nichts hatte der Nott ihr getan und im Endeffekt hätte sie auch keine andere Reaktion erwarten können, doch in ihrem närrischen Kopf hatte sie wohl geglaubt sie bekäme nicht die selbe Lethargie zurück wie sie ihm gegenüber gezeigt hatte... Lächerlich. Es ist wohl als Ironie zu bezeichnen, dass gerade jene Worte dazu führten, dass sie kein Auge zugemacht hatte. Sie hätte sich an einem Trank bedienen oder einfach ihren Körper hätte taub machen können um die Schmerzen die sie hatte auszublenden und zu schlafen, doch ihre Gedanken hatte sie nicht ausstellen können, mit keinem Zauber. Irgendwie würde sie die Sache wieder gut machen müssen, auch wenn der Nott keinen direkten Hinweis darauf gegeben hatte, dass er tatsächlich verstimmt gewesen war. Musste er auch überhaupt nicht, denn die Erkenntnis hatte zwischen ihnen in der Luft gelegen wie dicker, schwerer Nebel. Und nun hatte sie das Gefühl ihn verloren zu haben und das nur, weil sie dermaßen egoistisch gehandelt hatte. Sie hätte ihm von Anfang an sagen sollen, wer sie in der Bibliothek bedroht hatte und er hätte sich darum kümmern können, doch stattdessen hatte sie sich hinter einer Mauer aus Angst und Resignation versteckt und nun.. nun hatte sie ihn verloren.
Dementsprechend hatte Audrey sich heute Morgen dazu entschlossen, sich nicht in Keyx Nähe zu setzen. Vielleicht war das genau eine Aktion die die ganze Situation noch schlimmer machte, doch sie würde ihm nicht in die Augen sehen können und die Schmach wollte sie sich ersparen - zumindest eine von ihnen. Nachdem er sie im Gemeinschaftsraum abgestellt hatte hatte Audrey sich erst einmal dazu entschlossen sich zu duschen; einerseits um die Reste des Waldbodens von ihrer Haut zu bekommen, andererseits um das Blut abzuwaschen.. und vor allem um die Schicht aus Wut über sich selbst und Scham los zu werden, erfolglos. Diese Narben konnte sie nicht abwaschen. Die Blondine hatte auch davon abgesehen, sich überhaupt Essen zu nehmen. Ihr war definitiv nicht danach und vermutlich wäre es ohnehin nicht da geblieben, wo es hätte hingesollt. Ihr war schlecht und schwindelig und sie hatte das Gefühl, dass ihr jeder Knochen wehtat. Durch die vielen Besuche der Dusche war Audrey zwar durchaus sauber, und auch ihre Kleidung wies keine Makel auf, doch sah man ihr ins Gesicht wäre es sinnlos zu leugnen, dass es ihr nicht gut ging. Die Nacht hatte leichte Augenringe hinterlassen, die Haut war blasser als sonst und sie starrte nunmehr nur noch Löcher in die Luft. Die meisten der Wunden der letzten Nacht hatte sie mithilfe der Kleidung verdecken können, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie trotzdem jeder sehen konnte. Peinlich genau achtete sie darauf, dass ihr rechter Ärmel keine Chance bekam auch nur einen Zentimeter hochzurutschen, damit sich niemandem der blau-violette Ozean aus Blutergüssen offenbarte, der so schön von tiefen Schnitten durchzogen war - ganz voran das schöne Wort "WERTLOS". Audrey seufzte bei dem Gedanken daran und schüttelte kaum merklich den Kopf, ehe sie den Blick wieder zu ihrem leeren Teller wandte. Lediglich die roten Linien an ihrem Hals hatte sie nicht verdecken können; ein Schal im Sommer wäre wohl noch auffälliger gewesen als mit roten Striemen am Hals herum zu laufen.
Sie war sowieso nur aus rein förmlichen Gründen hier. Es würde wohl auffallen wenn sie erst mitten in der Nacht zurück in den Schlafsaal kam und dann am nächsten Morgen nicht beim Frühstück erschien. Wenn sie allein schon daran dachte, was für Gerüche sie beim Mittagessen umgeben würden hätte sie sich am liebsten hier und jetzt übergeben. Gute Sache, dass sie sich nicht dazu entschieden hatte, etwas zu essen. Vermutlich hätte sie sich jetzt verschluckt und wäre elendig erstickt, als sie Tom Riddle vor sich bemerkte. Überrascht hob sie den Blick und senkte ihn sogleich wieder, als ihr ein ziemlich bohrender Blick entgegen geworfen wurde, vor dem sie am liebsten direkt weggelaufen wäre. Um einem Schlamassel vorzubeugen legte sie ihre linke Hand auf das Handgelenk ihrer rechten, damit der Ärmel nicht plötzlich wie durch Zauberhand doch hoch rutschte, sämtliche Gesetze der Physik ignorierend. Sie schüttelte leicht den Kopf um das Zuckerangebot abzulehnen, dann sah sie sich kurzzeitig verwirrt um, als würde sie sichergehen wollen, dass er tatsächlich mit ihr sprach.. Was hatte sie nun wieder angestellt, dass ausgerechnet Tom Riddle sie ansprach? Er hatte sie doch nicht etwa im Wald gesehen? Bei Merlin, hoffentlich nicht, das würde wohl noch mehr Probleme aufwerfen als sie sowieso schon hatte. Audrey hob den Blick wieder um ihm ein kurzes Lächeln zu schenken. Wow, Situationen in denen sie am liebsten wie ein Reh die Flucht ergreifen wollte schienen sie wirklich zu verfolgen in der letzten Zeit. "Guten Morgen, Mister Riddle.", antwortete sie ihm vorsichtig und setzte sich gerade hin. Hätte sie nicht das Gefühl, dass jeder einzelne Knochen in ihrem Körper gebrochen war, dann wäre sie vermutlich wie ein Weltmeister über die Bank gehechtet und hätte das Weite gesucht. Ha. So ein Mist. Seine kleine Spekulation über ihre Nacht ließ sie kurz schmunzeln, auch wenn dieses Schmunzeln eher ironischer Natur war. Toughe Nacht beschrieb die letzte Dunkelheit wohl nicht mal ansatzweise. "Ja, kann man so sagen, Sir.", gab sie trotzdem zurück um nicht unhöflich zu erscheinen. Was genau wollte er von ihr..? Nicht, dass sie sich traute ihn das zu fragen. Bei Merlin, niemals. Tom Riddle war ein Schüler, vor dem Audrey sich am liebsten bis zum Abschluss immer versteckt hätte. Er war zwar freundlich, ein guter Schüler und auch Vertrauensschüler, allerdings.. hatte er so etwas an sich, was Rehe verscheuchte wenn er auftrat. Rehe wie Audrey.
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AUDREY &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BREAKFAST-CLUB Beim Frühstück
Audreys Reaktion auf seinen plumpen Versuch, ein nichts sagendes Gespräch unter Klassenkameraden zu beginnen, glich eher der abrupten Panik eines aufgescheuchten Tieres, wie der eigentlich erwarteten, gängigen Art eines vielleicht schüchternen Lächelns, wie Tom es sonst von seinen Mitschülerinnen kannte. Hatte er etwas falsch gemacht? War Tom möglicherweise zu direkt gewesen, dass er binnen eines Atemzugs an ihrer aufrechten und beherrschten Haltung abprallte, ohne die simple Chance eingeräumt zu bekommen, einen neugierigen Schritt auf sie zu zu machen? Mit nichts mehr als einem Gruß? Der Vertrauensschüler stutzte. So feinfühlig sich Tom nämlich gerne gab, tat er sich auf der Gefühlsebene an manchen Stellen schwer. Klar, wenn man den Bogen mal raus hatte, konnte man die meisten Menschen beeinflussen und manipulieren, dazu gehörten in erster Linie Geduld und Verständnis, welche seine echten Absichten gekonnt hinter seiner aufgesetzten Fassade versteckten. Aber wenn es darum ging, Gefühle zu erkennen, die tiefer gingen, warf der Slytherin heimlich das Handtuch. Nachdem er jedoch in Hinsicht auf Audrey Hallway eine Bitte seitens seines Hauslehrers zu erfüllen hatte, zwinkerte Tom seine Irritation über die großen und verschreckten Augen seiner Mitschülerin beiseite und verankerte das stete Lächeln in seinen Mundwinkeln, bis die Mimik schmerzte.
"Ich verstehe…" Die Stirn furchend, rutschte der Waise über der Bank entlang auf Audreys Sitzhöhe. Ihm war zuvor schon aufgefallen, dass sie eher blasse Natur sein musste; doch jetzt, wo er ihr direkt gegenüber saß und sie offener mustern konnte, ohne dass es seltsam wirkte, war sich Riddle beinahe sicher, dass Audreys Gesundheit angeschlagen war. Blässe dieser Art war nicht einmal für eine selbstverliebte, reinblütige Slytherin selbstverständlich – und Audrey Hallway schien grundsätzlich weit von dem Sinnbild einer echten Slytherin entfernt zu sein. Wohl in jeder Hinsicht. Riddles Verantwortungsbewusstsein schaltete sich ein, begleitet von einem Funken Neugierde, den er aufwendig in Besorgnis verpackte: "Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen vielleicht helfen, oder möchten Sie zum Krankenflügel? Dann eskortiere ich Sie direkt, bevor Sie mir unter den Tisch rutschen …" Gerade dabei, Audrey ungefragt eine Tasse Tee auf zu schenken, stockte Tom in der Bewegung, als er endlich die roten Striemen erkannte, die sich wie Würgemahle um ihren hellhäutigen Hals schlossen und wohl von ihrer Haarpracht verdeckt werden sollten. Das ließ Riddle kurz in seiner Regung inne halten und weckte endlich seine volle Aufmerksamkeit. Freilich konnte die Verletzung alles sein: ein schief gegangenes Experiment mit irgendwelchen aggressiven Pflanzen im Gewächshaus zum Beispiel, oder ein Aufeinandertreffen mit einem unangenehmen Fluch in einem der letzten Duelle bei Professor Merrythought. Nichtsdestotrotz war es ein ungewöhnlich unerwarteter Anblick, der sich ihm bot. Interessant.
"Eigentlich…", plapperte Tom annähernd munter weiter und überspielte seine Neugierde auf ihr Äußeres, indem er Audrey den Tee anbot: "… störe ich Sie zu dieser Uhrzeit nur aus dem einfachen Grund, weil Professor Slughorn mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass Sie unter Umständen Nachhilfe in Verwandlung benötigen." Seine langen Finger geschäftig über der Tischplatte verschränkend, lehnte sich Tom auf die Unterarme, wobei er die Große Halle und die bisher aufgestandenen Mitschüler dabei nur mäßig mit seinem Blick würdigte. "Aber hinsichtlich Ihrer momentanen Gesundheit frage ich mich gerade, ob es nicht wirklich besser wäre, wenn ich Sie vorerst in die Obhut der Krankenschwester gebe, oder sie postwendend zurück ins Bett schicke – denn ungeachtet der Besorgnis unseres Hauslehrers aufgrund ihrer Noten, möchte ich Sie an einem Samstagmorgen nicht mit langweiligen Belehrungen aus dem Unterricht strafen, wo Sie ganz offensichtlich Schwierigkeiten zu haben scheinen, überhaupt die Augen offen zu halten."
And, for my soul, what can it do to that, being a thing immortal as itself?
Etwas nachdenklich sah Audrey ihrem Mitschüler entgegen, als jener stutzte. Natürlich sah sie ihm nicht wirklich entgegen. Audrey vermied den Blick in seine Augen, vielleicht aus Angst sie würde dem seinen begegnen und sich in seinen dunklen Augen verlieren. Verlieren; nicht wie es ihr bei den smaragdgrünen Augen des Notts passierte, wenn sie sich ansahen und die Welt stillzustehen schien. Verlieren im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Seelenspiegel des Waisen schienen der einzige Punkt in seinem makellosen Gesicht und seiner perfekten Mimik zu sein, die sich von jener Perfektion abhoben und einen Einblick in seine vage Gefühlswelt gaben. Nicht umsonst hieß es die Augen wären die Fenster zur Seele. Vielleicht war es auch genau das Gegenteil, einfach, dass Audrey nicht wollte, dass er ihr in die Augen sah. Audrey war so durchschaubar und leicht zu lesen, wenn man den Dreh raus hatte, und Tom Riddle schien ein helles Köpfchen zu sein. Es war gewissermaßen vielleicht einfach ein Versuch zum Selbstschutz, auch wenn das bisher nur selten funktioniert hatte. Nichtsdestotrotz hatte Audrey Ahnung davon, ihre Gesprächspartner zu beobachten, ohne sie wirklich anzusehen. Über die Jahre des Augenkontakt-Vermeidens hatte man sich einfach irgendwann angewöhnt, die Reaktionen des Gegenübers zu registrieren ohne ihm das Gefühl zu geben, wirklich darauf zu achten. Manche wiegten sich aufgrund dessen in Sicherheit, ließen ihre Mundwinkel zucken wenn sie es nicht sollten, verengten die Augen wenn es nicht passend war; ein kleines Funkeln in ihren Augen.. Menschen fühlten sich so lächerlich schnell sicher. So jedenfalls bemerkte das Mädchen das kurze Stutzen des Älteren und anschließend auch, wie sich das Lächeln wieder auf seine Lippen zauberte, das Audrey für den Moment noch nicht deuten konnte. Vermutlich war es eine rein förmliche Höflichkeit.
Tom Riddle bewegte sich auf ihre Sitzhöhe und saß ihr nun tatsächlich gegenüber, und es dauerte nur Sekunden bis sie seinen Blick auf sich spürte. Es wunderte sie nicht und eigentlich hätte es sie nicht gestört, wären da nicht die Wunden an ihrem Hals die förmlich danach schrien, angesprochen zu werden. Audrey hatte die schlaflose Nacht leider nicht dazu genutzt sich eine plausible Ausrede für diese Wunden auszudenken, wofür sie sich innerlich gerade ohrfeigen könnte. Wie unglaublich unachtsam sie doch war. Die Augenbrauen hoben sich kaum einen Milimeter als Audreys Gedanken hin und her sprangen, allesamt um logische Erklärungen handelnd. Ihr fiel auf die schnelle jedoch auch nichts ein und damit erstickte sie die wirren Gedanken wieder im Keim, um ihre Aufmerksamkeit ihrem Gegenüber zu schenken. Tom hatte das Wort wieder an sich genommen und schien offensichtlich bemerkt zu haben, dass Audrey nicht unbedingt gesund aussah, doch er sprach seinen Satz nicht zu Ende und Audrey wusste instinktiv, was er entdeckt hatte. Unweigerlich schlug sie die Augen nieder und schrägte den Kopf leicht, während ihr Blick zu ihrer Hand und dem Handgelenk schweifte. Wunderbar, was gab es nun zu sagen? Sie beobachtete wie er ihr eine Tasse Tee einschenkte, was für den Hauch einer Sekunde ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte, dann jedoch in der Bewegung stoppte. Lustigerweise handelten ihre Gedanken nun nicht mal mehr im geringsten davon, wie sie jene Verletzungen wohl entschuldigen konnte, sondern darum ob sie eine gefüllte Tasse mit Tee wohl mit der linken Hand heben und auch angemessen an ihre Lippen ansetzen könnte ohne sich als kompletter Tor zu entpuppen. Vermutlich nicht, denn Audrey war Rechtshänderin. Leicht öffneten sich die Lippen des Mädchens als wolle es etwas sagen, doch Audrey entschied sich um und schloss sie wieder. Wenn es etwas zu sagen gab würde Mister Riddle es ihr schon signalisieren und würde sie sich nun für etwas rechtfertigen, was nicht einmal angesprochen wurde, würde das nur ein Kuriosum hervorrufen.
Audrey hob den Kopf wieder an und schenkte Tom ein aufrichtiges Lächeln, ehe sie die Hand von ihrem Handgelenk löste und die warme Tasse mit den Händen umschloss. Zwar war jene unheimlich heiß, doch das Gefühl seit letzter Nacht tatsächlich wieder irgendetwas warmes spüren zu dürfen überspielte jenen anfänglichen Schmerz recht leicht. Seine weiteren Worte ließen sie jedoch nun tatsächlich verwundert aufsehen und sie hob die Augenbrauen. Slughorn hatte ihn also auf sie angesetzt? Offensichtlich hatte er einen Faible dafür, Audrey in komische Situationen zu bringen; das Treffen mit Buchanan war schließlich auch auf seine Worte hin entstanden. Es wunderte sie ebenfalls, dass der Professor Audreys Note in Verwandlung als Grund sah, ihr einen Tutor zuzuweisen.. schließlich war sie noch im oberen Bereich des Bewertungssystems und im Endeffekt schadete das Annehmbar ihrem Durchschnitt kaum. Es war wohl lediglich gut gemeint vom Professor und Riddle war mit Sicherheit die beste Wahl für einen Nachhilfelehrer; vielleicht sollte sie sich eher geehrt fühlen als verwundert. "Das überrascht mich um ehrlich zu sein ein wenig.", entgegnete sie dann und lächelte ihren Mitschüler entschuldigend an. "Professor Slughorn hat mir gegenüber kein Wort darüber verloren.", fügte sie an, damit er nicht dachte die Überraschung wäre seiner Person wegen. "Was nicht bedeutet, dass ich mich weniger geehrt fühle." Audrey schmunzelte kurz amüsiert. Wenn geehrt da mal das richtige Wort war.. Seine folgenden Worte führten allerdings dazu, dass Audrey den Griff um die Teetasse verstärkte. Sie konnte definitiv nicht in den Krankenflügel gehen. Dort würden Fragen gestellt werden auf die sie verzichten konnte und würde, also blieb ihr nichts anderes übrig als sich Riddles Nachhilfe hinzugeben. Nachdem sie kurz nachdenklich den Dampf angestarrt hatte, der über ihrer Tasse aufstieg, schüttelte sie leicht den Kopf und sah wieder zu Tom auf. "Keine Sorge, ich habe mit Sicherheit kein Problem damit, mich wach zu halten, Sir." Nein, das hatte sie tatsächlich nicht. Das letzte was sie wollte war zu schlafen. "Um meine Verletzungen wurde sich bereits gekümmert, aber Ihre Sorge weiß ich zu schätzen." Konnte sie mit dem Arm überhaupt schreiben? "Wo wäre es Ihnen denn lieb, und wann? Dann werde ich meine Unterlagen holen und Sie dort treffen, außer Sie wollten den Gang zum Gemeinschaftsraum auch antreten. Dann können wir den Weg gerne auch gemeinsam gehen, Mister Riddle." Freundlich lächelte sie und realisierte dann, dass sie im Vergleich zu vor zwei Minuten plötzlich ziemlich viel redete.
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AUDREY &&. TOM 29. MAI 1943 // HOGWARTS // BREAKFAST-CLUB Beim Frühstück
Tom fiel auf, dass die indirekte Frage ungeklärt blieb, weshalb Audrey in erster Linie überhaupt offensichtlich müde und erschöpft war – und woher die Striemen kommen mochten, die sich, wenn man sie erst einmal entdeckt hatte, deutlich rot von ihrer eher blassen Haut abhoben. Die Blondine schien auch in keiner Weise daran zu denken, ihren Gesundheitszustand mit dem Vertrauensschüler zu teilen, was unweigerlich Riddles Neugierde und die Versuchung weckte, sie dazu zu bewegen, sich ihm anzuvertrauen. Was, wenn es eben kein Unfall war, der sie plagte? Was, wenn hinter seinem Rücken Dinge auf dieser (auf seiner) Schule passierten, über die er keine Kontrolle hatte? Ja, und was – und die Vorstellung machte seinen Kiefer starr – wenn jemand auf den absurden Gedanken kam eine Form von Nachahmung an Slytherins Erben und damit an ihn zu richten, der Tom und Hogwarts höchst wahrscheinlich aus egoistischer Selbstverwirklichung weiter in die Bredouille brachte? Konnte er das zulassen? Konnte er zulassen, dass jemand anderes Spaß daran hatte, Unruhe in perfid perverser Form auf Hogwarts zu stiften, wenn nicht er selbst? (Dabei war der Fauxpas mit Myrte eindeutig nichts weiter als ein dummer Unfall gewesen!) "Nehmen Sie es Professor Slughorn bitte nicht übel. Ich glaube nicht, dass er nicht weniger als ihr Wohl im Sinn hatte, als er mich darum bat, mich um Sie zu kümmern, Miss Hallway. Oder der Trottel ahnte, dass mit Audrey etwas nicht stimmte und hoffte, dass Tom möglicherweise postwendend zu ihm gerannt kam, um ihm davon zu berichten, wie ein guter Schüler das vermutlich sogar getan hätte. Bedauerlich also, dass Tom kein Interesse daran hatte, neu gefundene Informationen mit seinem Hauslehrer zu teilen. Schon gar nicht, wenn Sie mit schlecht überspielter Gewalt einher gingen, die zu vertuschen augenscheinlich unmöglich war.
Der Dunkelhaarige leckte sich flüchtig über die Lippen und schob die Möglichkeit eines, ihm entgangenen, Verbrechens vehement von sich, um nicht den Faden zu seiner eigentlichen Unterhaltung mit Audrey Hallway zu verlieren, die sich ihm gegenüber jetzt gesprächsfreudiger gab, wie Tom anfänglich vermutet hätte. "Wir könnten damit beginnen, dass Sie mir einfach ein wenig über Ihre Probleme in Verwandlung erzählen. Ich weiß, dass Dumbledore zuweilen einen eher aufwendig und anspruchsvollen Unterricht pflegt und ebenso viel Anspruch auch an seine Schüler stellt. Gut möglich, dass wir Ihre Defizite schnell in den Griff bekommen, wenn wir erst einmal Ihre Ursache gefunden haben." Riddles Mundwinkel kräuselten sich wieder in dieses charmante und unbefangene Lächeln, das seine Augen nicht ganz erreichte. "Dann müssen Sie meine Anwesenheit nicht länger ertragen, wie notwendig, Miss Hallway." Es sei denn natürlich, fügte er mit feixendem Amüsement in Gedanken hinzu, dass Audrey so entzückt von seiner Gesellschaft war, dass sie sich gar nichts anderes mehr vorstellen konnte, wie Ihre Zeit mit ihm und dem Lernen zu verbringen. Been there, done that.
Tom wartete, bis Audrey ihren Tee getrunken hatte und stand in einer galanten Drehung über der Sitzbank schließlich auf. Die Große Halle füllte sich immer mehr mit noch eher müden und morgenscheuen Schülern, die nichts weiter im Sinn hatten, wie ihr Wochenende in Ruhe zu beginnen und zu genießen, indes in Tom Riddle der Abenteuergeist geweckt wurde, der auf jeden Fall heraus finden wollte, was es mit Audreys Verletzungen auf sich hatte und inwieweit eben jene auf Zufall oder Absicht zurück zu führen waren. Könnte er nur einen besseren Blick riskieren, hätte Tom sich getraut zu raten, ob Audrey nicht sogar verhext worden war, wo gewisse Fluchnarben eindeutigere Muster hinterließen, wie Unterschriften es zum Beispiel nie gekonnt hätten. "Sofern Sie nichts anderes zu tun haben und sich fit genug fühlen, schlage ich vor, dass wir Ihre Unterlagen aus dem Gemeinschaftsraum holen und uns in die Bibliothek zurück ziehen – was meinen Sie? Samstags ist es dort besonders ruhig, uns wird also niemand stören. Sobald wir Ihre Probleme erörtert haben, erhalten Sie von mir einen individuellen Lehrplan, wie wir weiter an einer Verbesserung arbeiten können und legen uns ein Paar Termine für die kommenden beiden Wochen fest." Tom strich seinen gestrickten Pullover glatt und schob die Hände in die Hosentaschen, wobei er die wenigen Schritt um den Esstisch zu Audrey herüber machte, die sie voneinander trennten, damit sie gemeinsam ihren Weg nach Draußen einschlagen konnten. "Ich bin ab sofort Ihr persönlicher Tutor, Miss Hallway. Sie dürfen mir also jederzeit Fragen stellen, wenn Sie etwas nicht verstehen. Bitte scheuen Sie sich nicht, mich anzusprechen oder darauf aufmerksam zu machen, wenn Sie etwas nicht verstehen. Immerhin ist es meine Pflicht, Ihnen den Schulalltag ein wenig zu erleichtern."
Enough is enough with these dilemmas, otherwise it's harder to act 'cause without the laughter it's easier to dream about what we won't be able to touch ever again.
Audrey & Tom
Audrey versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen als Tom versuchte, sie bezüglich Slughorn zu beruhigen. Natürlich war Audrey bewusst, dass ihr Hauslehrer keinesfalls böse Absichten hatte - es wunderte sie nichtsdestotrotz, dass er es immer und immer wieder für nötig hielt, ihr männliche Mitschüler als Hilfe zu schicken. Es gab doch mit Sicherheit auch Schülerinnen, die besser als Audrey in Verwandlung waren und ihr helfen konnten oder wollten. Hielt der Zaubertranklehrer das für eine Art Schocktherapie, so wie Menschen Spinnen anfassen sollten wenn sie eine Arachnophobie hatten. Ob diese Art von Therapie immer positiv anschlug war mal so dahin gestellt; bei Audrey brachte es jedoch nichts, außer ein unangenehmes Gefühl und den Zwang, freundlich zu sein und nicht das Weite zu suchen. Letztere Reaktion ließ sich von der Blonden nur sehr schwer kaschieren, was das Gefühl des Unbehagens nur verstärkte und sie damit in eine Spirale der Probleme wirbelte aus der sie erst befreit war, wenn sie wieder den ausreichenden Abstand zum Anderen hatte - meistens in Form von einer Wand zwischen ihnen. Oder gleich mehreren. Ja, "mehrere" klang gut. Audrey hob den Blick aus ihren Gedanken und ihr kam in den Sinn, dass sie vielleicht auch etwas entgegnen sollte, damit die andere Schlange nicht das Gefühl hatte, gegen eine leblose Mauer zu sprechen. "Oh Nein, keines Falls.", entgegnete sie dann leise und sah von seinen Händen kurz zu seinem Gesicht. "Professor Slughorn hatte sicher nur Gutes im Sinne. Auch wenn es mir Leid tut, nun Ihre freie Zeit beanspruchen zu müssen, Mister Riddle.", fuhr sie fort und strich sich kurz eine der blonden Haarsträhnen hinter das Ohr, ehe sie die Arme behutsam wieder auf die Tischplatte und ihre linke Hand sorgsam über ihr rechtes Handgelenk legte. Ja, tatsächlich fühlte Audrey sich ein wenig schuldig und hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil sie Tom sozusagen vom Professor aufgezwungen worden war. Vermutlich konnte sich auch ein engagierter Schüler wie Tom Riddle besseres für seine Freizeit vorstellen als einem schüchternen Mäuschen die Kniffe und Tricks der Verwandlung näher zu bringen. Audrey hoffte nur, dass sie sich nicht allzu sehr blamieren und Tom Riddle in Missgunst stimmen würde, weil sie irgendetwas nicht verstand oder sich besonders blöd anstellte.
Glücklicherweise kam Riddle nicht auf die Idee, ihre plötzliche Lust am Reden zu kommentieren. Das hätte Audrey wohl in eine durchaus peinliche Lage gebracht, weil se hätte erklären müssen weshalb sie nun auf einmal doch so gesprächig war - und das wollte sie bei allen guten Geistern nicht. Ihr fiel also gewissermaßen ein Stein vom Herzen als er den Gesprächsfaden einfach aufgriff und auf ihre Fragen einging ohne vermuten zu lassen, dass er sich Gedanken um ihr Wohlbefinden machte. Seine Worte jedoch brachten die Blondine kurzzeitig zum Grübeln. Ja, wo lagen ihre Defizite im Unterricht eigentlich? Sie begrüßte die kurze Ablenkung von ihren eigentlichen Gedanken und ließ sich darauf ein, für einen Moment schlichtweg zu überlegen, was denn das Problem im Unterricht war. Es waren nicht die komplexen Zauberstabbewegungen oder die richtigen Worte - Audrey war eine begnadete Zauberin mit schnellem Kopf und ebenso schnellen und präzisen Fingern, auch wenn man das Mädchen gerne unterschätzte. Sie kam selbst nicht sofort darauf, warum es einfach nicht funktionieren wollte mit ihr und diesem Fach - auch wenn man sicher behaupten könnte, dass sie mit einem Annehmbar immer noch besser war als so manche anderen Schüler. Vielleicht war das Problem einfach, dass Audrey den Vorgang und auch den Sinn des Ganzen nicht nachvollziehen wollte und konnte. Was hatte es für einen Nutzen, eine Ratte in einen Trinkkelch zu verwandeln? Warum reichte das einfache antippen mit dem Zauberstab aus, um einem lebendigen Wesen jegliche Handlungsmöglichkeiten und sämtliches Leben zu nehmen? Natürlich gab es auch positivere Seiten der Verwandlung, beispielsweise konnte man Dingen mit Sicherheit auch zeitweilig Leben einhauchen, doch das war nichts was Audrey in irgendeiner Form überzeugte. Während sie nachdachte widmete sie sich ihrem Tee, den sie, ohne darüber nachzudenken, mit der rechten anhob. Unweigerlich verzog sie das Gesicht und kurzzeitig verließ ihren Arm die Kraft, so dass die Tasse wieder zurück auf die Tischplatte gestellt wurde. Missmutig sah sie zu ihrem Arm und vergaß komplett, dass Tom ihr gegenüber saß und sich lediglich in Schweigen gehüllt hatte. Ein weiterer Versuch wurde gestartet und sie setzte die Tasse an ihren Lippen an - es funktionierte halbwegs und mit jedem Mal fiel es Audrey leichter, den fiesen Schmerz in ihrem Unterarm auszublenden.
Audrey wurde aus ihren Überlegungen über ihre Probleme mit Verwandlung gerissen, als Tom sich von der Bank aufrichtete. Sie hob den Blick und sah ihm entgegen, bis er wieder das Wort ergriff und vorschlug, dass sie sich direkt in den Gemeinschaftsraum begeben könnten, damit Audrey ihre Sachen holte und anschließend in die Bibliothek verschwanden. Ja... Also, etwas anderes zu tun hatte Audrey eigentlich wirklich nicht. Sie wäre lediglich gerne in ihr Bett verschwunden, aber ein Treffen mit Tom Riddle in der Bibliothek erschien ihr da ja doch viel einladender - nicht. Aber was sollte sie machen? Ablehnen? Niemals. Nicht nur, dass es unheimlich respektlos und unhöflich wäre; Audrey bräuchte auch eine Begründung und würde die Nachhilfe lediglich nach hinten verschieben. Irgendwann würde sie sich dem wohl stellen müssen und in Anbetracht des Stands der Dinge war es wohl nicht allzu verkehrt, sich ablenken zu lassen. Audrey stellte die - mittlerweile geleerte - Tasse wieder ab und erhob sich ebenso von der Bank. Sie strich sich den Rock und den Umhang glatt und folgte Tom mit dem Blick, als jener den Tisch, der sie von einander trennte, umging um zu ihr zu gelangen. "Nein, soweit habe ich für heute noch nichts eingeplant.", entgegnete die Blondine freundlich und fummelte an ihrer Bluse herum. "Dementsprechend können wir uns gerne auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machen, Sir." Ein weiteres zögerliches Lächeln, dann trat sie neben ihn. Audrey wartete bis sich der Ältere in Bewegung setzte, dann ging sie langsam hinter ihm her und dachte kurzzeitig darüber nach, wie sie den heutigen Tag - und alle folgenden Stunden mit ihm - denn überleben sollte. Hach. Fragen über Fragen, die in ihrem Kopf herum schwirrten.
Tom Riddles folgende Worte hatten beinahe ein kaltes, ironisches Schmunzeln Audreys zur Folge - sie konnte ihre Mimik jedoch gerade noch so kontrollieren. Das Mädchen brauchte ein paar Sekunden bis es zu einer Antwort bereit war, so sah es wieder zu ihm hoch. "Natürlich, Mister Riddle.", murmelte sie und wandte den Blick schnell wieder nach vorne, um die Schlange nicht zu lange anzusehen. "Es würde uns beiden die ganze Angelegenheit wohl lediglich erschweren, würde ich etwaige Probleme nicht direkt ansprechen, denke ich.", fuhr sie fort und zuckte leicht mit den Schultern. Sie konnte Fehler ihrerseits eingestehen, da lag nicht das Problem.. Allerdings wollte sie auch wirklich nicht dumm vor Tom Riddle erscheinen, auch wenn der Junge an sich ihr nicht sehr verurteilend vorkam.