Diese Gerüchte. Sie streiften schon so lange in der Schule umher. Gut, ganz so lange auch nicht, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Niemand wusste so wirklich, was geschehen war, nur besagten die Gerüchte, dass eine Schülerin umgekommen sei. Ob dies nun wirklich stimmte oder nicht blieb dahingestellt. Kathariina war sich sicher, dass der Schulleiter dies früher oder später hoffentlich verneinen würde. Dennoch bereitete sich in Kathariina ein unwohles Gefühl aus. Auch sie hat ein wenig mit der Angst zu tun. Was, wenn auch sie eines Tages dran sein würde, wenn es überhaupt alles stimmen sollte? Nachdenklich blickte die Referendarin durch die große Halle. Bald würde es essen gehen, doch es waren nur wenige Schüler hier. Es war nicht schlimm. So hatte die Referendarin ein wenig Ruhe, auch wenn sie gerne jemanden zum Reden hätte. Vielleicht sollte sie sich auch einfach die Beine vertreten gehen. In Ihr Büro oder sich ein gutes Buch schnappen. ODER sie stattete Samu einen Besuch ab. Seit sie hier in Hogwarts war, hatte sie kaum mit dem Professor für Alte Runen gesprochen. Ehrlich gesagt kannte sie ihn gar nicht mal, aber sein Name hörte sich finnisch an. Samu Korhonen. Finnisch. Ob sie ihn mal auf finnisch ansprechen sollte? Nur so zum testen, ob er sie auch verstehen kann?

Schnell war entschieden, was sie nur noch in die Tat umsetzen musste. Dafür musste sie aus der Halle raus und hoffen, dass der werte Herr doch in seinem Büro saß. Kathariina erhob sich von ihrem Platz und ging Richtung ... ja man könnte es fast schon Tor nennen. Gerade als sie die erste Tischreihe hinter sich ließ, betrat der Mann die Halle, welchen sie suchen wollte. Warum sah er nur so verdammt gut aus? Gut, besser jetzt irgendwas sagen, ehe er wieder abhauen würde. Sie blieb stehen und sah den gutaussehenden Professor an. "Hei Professor." Sie lächelte sanft. "Mitä sinulle kuuluu?" [wie geht es dir?], fragte Kathariina nach. Sie wollte kein finnisch reden, doch wenn er sie verstand, hatten sie wenigstens eine Gemeinsamkeit. Er brauchte auch nicht meinen, er müsste er auf finnisch antworten, auch wenn sie die Sprache liebte. Was wollte er überhaupt hier? Ihr Blick lag auf ihm. "Wollen wir uns setzen? Bevor die ganze Meute kommt? Ich möchte ungerne weiter alleine hier rumsitzen. Bisschen Gesellschaft wird mir sicherlich ganz gut tun." Ob er dazu ja sagen würde? Sie würde es auch nicht schlimm finden wenn nicht, nur würde sie sich dann fragen, was sie denn falsch gemacht hätte. Langsam ging sie wieder zurück zum Lehrertisch, ohne auf Samu zu warten. Entweder er kam oder eben nicht.

Die Gerüchte kursierten schon eine ganze Weile in Hogwarts herum. Seit dem Quidditchspiel war die Unruhe in dem großen, magischen Schloss fast schon greifbar. Samu wollte nicht glauben, dass der Ravenclaw wirklich tot war, weshalb er auch nicht unbedingt überrascht darüber war, dass Mr. Heather ‚nur’ versteinert worden war. Ach, da war ja was… ein gehetzter Blick auf die Uhr und schon ging es zur großen Halle. Der Professor hatte die Zeit vollkommen vergessen, so sehr war er in die Schülerarbeiten vertieft gewesen. Mit einem leicht nachdenklichen Ausdruck stapfte der 36-jährige aus seinem Büro, um die große Halle aufzusuchen. Es war schon längst Essenszeit und sein Magen meldete sich auch schon so langsam mit einem lauten Magengrummeln. Ein Glück, dass noch nicht so viele im Gang waren. Das würde ziemlich peinlich verlaufen, sollte jemand seinen Magen hören.

Er betrat gerade die große Halle – welche erstaunlicherweise noch relativ leer war -, als die Referendarin für Astronomie auf ihn zukam und ihn begrüßte. Ein wenig erstaunt blickte er sie an. Finnisch? Ihr Nachname klang zwar schon immer finnisch, aber etwas dabei gedacht hatte er sich nicht. “Miss Rajamaa.“, begrüßte der große Mann sie mit einem Lächeln und ebenfalls auf Finnisch, ehe er auf ihre Frage leicht nickte. “Es könnte nicht besser sein. Und Ihnen?“, beantwortete er ihr ihre Frage auf Finnisch. Gut ging es ihm nicht. Seit seine Frau tot war, ging alles in die Brüche. Samu verlor seinen Sohn immer mehr. Er hatte das Gefühl, als würde er ihm aus den Fingern gleiten; als könne er nichts dagegen tun. Der 36-jährige war eher verzweifelt und tieftraurig, aber auch wütend. Doch so etwas würde er niemals dieser jungen Frau erzählen. Sie schien noch so unschuldig. Unschuldige Frauen sollten nicht mit Problemen eines dahergelaufenen Mannes belastet werden. Zumal sie das auch gar nichts anging. Nur der Schulleiter und die Professoren, die eingeweiht waren, wussten, was mit Samus Frau passiert war.
Nachdem sie gestorben war, wusste nun so gut wie jeder Lehrer, was geschehen war. Man sah es auch am Verhalten von Fynn, seinem Sohn.
Noch so in Gedanken versunken, hätte er beinahe vergessen, der jungen Dame zu folgen. “Natürlich.“, murmelte er ein wenig gedankenverloren, als er die Referendarin eingeholt hatte. Gemeinsam mit ihr ging er zum Lehrertisch und zog ihr Gentlemanlike den Stuhl zurück. Er wartete, bis sie sich gesetzt und er den Stuhl rangeschoben hatte, setzte sich dann ebenfalls an seinen Platz und blickte zu Kathariina. Sie saßen direkt nebeneinander, was wohl irgendwie ein Wink des Schicksals sein musste. “Woher können Sie finnisch? Verzeiht, wenn ich zu wissbegierig bin.“, fragte Samu sie neugierig und blickte sie verstohlen aus den Augenwinkeln an.

Das er sie verstehen würde, daran hätte Kathariina nun nicht gedacht. Doch dies bestätigt ihr nur, dass er auch ein Finne war. Sie fand es toll. Endlich war jemand hier, mit dem sie sich auf finnisch unterhalten konnte. Vielleicht hätte sie ihn schon vorher ansprechen sollen. Dann, wenn sie die Gelegenheit dafür gehabt hatte, doch auch jetzt war kein ganz so schlechter Zeitpunkt. Auch wenn die Umstände nicht gerade die Besten waren um sich kennen zu lernen. Immerhin wurde eine Schülerin versteinert. Es war beunruhigend. Was, wenn dies nicht die letzte Schülerin war? Wenn dort noch mehr waren? Sie war gespannt, was der Schulleiter später ankündigen würde, wenn er dies überhaupt tat. Doch die Schüler wollten Antworten auf die Gerüchte, genauso wie Kathariina Antworten hören wollte.

Sie setzte sich auf den doch bequemen Stuhl hin und blickte zu ihrem Sitznachbar. Schicksal, dass die Beiden nebeneinander saßen? Wer wusste dies schon. Kathariina selbst wusste nicht, ob sie an das Schicksal glauben sollte. Sie bestimmte ihr Leben. Niemand anderes. Und sie bestimmte, was sie tun wollte. "Mir geht es soweit gut. Naja.. den Umständen entsprechend. Ich mache mir schon den ein oder anderen Gedanken über die ganzen Gerüchte die im Umlauf sind, wissen Sie?" Kathariina blickte auf den Tisch. Sie hörte seine Frage. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Süß. "Finnisch? ich bin Finnin. Da sollte man das ein oder andere Wort finnisch beherrschen. Außerhalb von Hogwarts lebe ich in Helsinki. Schöne Stadt.", meinte Kathariina nachdenklich. Sie freute sich schon, wenn sie wieder in Finnland war. In den Ferien. Dort konnte sie entspannen und bei ihrer Familie sein.

"...und Sie? Ihr Nachname ist finnisch. Und Ihr Vorname. Ich denke mal, Sie sind ebenso Finne?" Man konnte es sich denken.  Wie sie es hasste jemanden zu Siezen und Samu war ihr Kollege. Sie hoffte nur, dass sich dies bald legen würde, wenn sie sich doch besser kannten. Oder? Würde er dies überhaupt wollen? Kathariina würde sich überstürzen. Sie beließ es bei Samu. Er war ein Mann und ein Gentleman steckte auch noch in ihm. "Sie..", murmelte Kathariina und schüttelte den Kopf. "Vergessen Sie es.."

Ein wenig besorgt blickte der ehemalige Gryffindor zu seiner Kollegin. Sie schien sich genauso Sorgen um die ganzen Geschehnisse in letzter Zeit zu machen. “Es geht nicht nur Ihnen so. Ich mache mir ebenfalls Gedanken. Es ist besorgniserregend. Zu viel passiert und zu wenig kann dagegen unternommen werden. Wenn wir wenigstens wüssten, was die Schüler versteinert…“, murmelte der Erwachsene und blickte nun erneut zu Kathariina. Er kannte kein Wesen, was dies anstellen konnte. Aber ehrlich gesagt, kannte er sich auch nicht mehr so wirklich mit der magischen Welt aus. Er hatte immer als Muggel gelebt – selbst nach der Schule. Magie war zwar unglaublich faszinierend gewesen, doch Musik hatte sein Herz schon immer regiert.
Äußerst überrascht blickte der Finne zu der Finnin. “Tatsächlich?  Das ist ja interessant.“, gab der Professor für alte Runen erfreut und wirklich ehrlich interessiert. “Ich habe auch in Helsinki gelebt. Jetzt allerdings lebe ich aus privaten Gründen mit meinem Sohn in London.“, erklärte der Professor und lächelte schwach und traurig. Es erreichte seine Augen nicht. Er sah in diesem kurzen Moment so schwach und verletzlich aus, doch die Fassade war schnell wieder aufgebaut. “Helsinki ist meine Lieblingsstadt. Sie ist tatsächlich sehr schön.“, stimmte der gebürtige Finne ihr nickend zu, während er nun zu dem Essen sah. “Stört es Sie, wenn ich etwas esse?“, fragte er nach, während sein Magen schon wieder grummelnde Geräusche von sich gab. "Entschuldigung.", lachte Samu auf. "Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.", entschuldigte sich der 36-jährige mit einem verlegenen Lächeln.
“Ja. Ich bin in Helsinki geboren worden, auch wenn meine Mutter mit ihren Eltern in Großbritannien gelebt hat.“, erklärte Samu mit einem leichten Lächeln.
“Nein. Was liegt Ihnen auf dem Herzen? Wie kann ich helfen?“, fragte Samu sofort besorgt nach, als sie etwas ansprechen wollte, aber es wieder beiseite warf. Es stimmte ihn ein wenig nachdenklich, aber das war nicht schlimm. Er war gerne nachdenklich und ruhig noch dazu.

Sollte man sich denn überhaupt über sowas unterhalten? Über Gerüchte, die noch nicht einmal bestätigt worden sind? Man sollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen. Erst dann, wenn es die Bestätigung gab. Und über dieses Was wollte sie sich erst recht keine Gedanken machen. sicherlich war es gruselig und Kathariina würde Angst davor haben. Ob man sie beschützen würde? Ob Samu sie beschützen würde? Er war schon ein Schnuckelchen. Finenn sahen Grundsätzlich so aus. Groß, gut aussehend. "ich denke den Kopf darüber zu zerbrechen ist noch nicht angemessen. Immerhin gibt es noch keine Bestätigung über dieses Gerücht. Vielleicht sollte man sich erst dann den Kopf zerbrechen, wenn es eine Bestätigung gibt.", meinte Kathariina und sah ihn kurz an. Sie musterte ihn gerade zu. Jeden Abschnitt des Körpers fuhr sie mit den Augen entlang, was nicht mal so lange dauerte.

"Nein nein, essen Sie ruhig. Man sollte keinen vom Essen abhalten." Sie blickte auf seinen Teller und sah ihm dabei zu, wie er sich Kartoffeln mit Gemüse in den Mund schob. Hunger hatte Kathariina keinen. Sie konnte im Moment einfach nichts essen, selbst wenn sie es wollte. So also ließ sie die Finger von dem ganzen Essen welches vor ihr stand und blendete es aus. Nicht, dass ihr noch schlecht werden würde von dem leckeren Geruch.

Es war interessant, dass er in Helsinki geboren wurde. Vielleicht konnte sie ihn ja mal zu sich einladen, damit er die schöne Stadt mal wieder zu Gesicht bekommt. Doch dies konnte sie erst machen, wenn sie ihn wirklich etwas besser kannte. Nicht, dass ihre Mutter sie dann wieder raus warf oder sowas, weil sie ihn nicht kannte. Nein, das sollte nicht sein.
Doch warum machte sie sich schon Gedanken darüber. Samu könnte sie auch hassen. Sicherlich machte sie irgendwann einen Fehler und dann würde Samu sie auf ewig hassen. Leider passierte dies mit den Fehlern doch zu oft. Viel zu oft. Sie war eine kleine Chaotin. Weder tanzen konnte sie noch flirten. Wie sollte sie also in der Welt klar kommen? Lieber blieb sie alleine.

"nein nein. Es sind nur dumme Gedanken. Gedanken die ich öfters habe. Nicht der Rede wert.", winkte sie ab. Oh er war süß. Knuffig. Traummann. Doch dies konnte sie ihm doch schlecht unter die Nase reiben. Sie kannte ihn nicht mal! Außerdem war es kitschig. ZU kitschig. Kathariina würde auf ewig single bleiben. War wohl besser so.

Sie nahm ein Glas und schüttete sich dort ein wenig frisches Wasser rein. Durst hatte sie ja schon irgendwo. Und wie sollte es auch anders sein... Sie stellte die Kanne mit dem Wasser auf den Tisch und stieß dabei das Wasserglas um. Das Wasser fiel natürlich auf Samus Hose. Zähne zusammenbeißend sah sie kurz weg, ehe sie zu Samu sah. "Oh Gott... Dies tut mir leid ich..." Sie nahm ein Tuch und tupfte seine Hose - sie versuchte es zumindestens - trocken und war, wie sollte es auch anders sein, total rot im Gesicht. Super gemacht Katha. Besser kann es doch gar nicht laufen! Grrrah!

An ihren Worten war etwas dran, das musste der Finne ihr schon lassen. “Ja, da haben Sie wohl tatsächlich Recht. Es ist auch nicht wirklich förderlich, sich so sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Das schadet einem und im Endeffekt macht man sich nur verrückt.“, stimmte Samu ihr lächelnd zu. Es tat wirklich nicht gut, wenn man ZU viel nachdachte. Das hatte der ehemalige Musiker auch schon erlebt.
Auf ihr Einverständnis hin, schnappte Samu sich Kartoffeln und Gemüse. Er nahm sich eine angemessene Portion und aß anständig und stillschweigend, aber manierlich.
Während er kaute und sich immer wieder neue Portionen in den Mund schob, dachte Samu über Kathariina nach. Es war interessant, dass sie eine Finnin war und hier in Hogwarts nun unterrichten wollte. Es war nicht ungewöhnlich – immerhin hatte Samu ebenfalls dieses Ziel angestrebt gehabt und auch erfolgreich erreicht. Er vermisste Helsinki sehr, wenn er genau darüber nachdachte. Die Gedanken an die schöne Stadt hatte er längst immer wieder zurückgedrängt. Zu schmerzlich waren die Erinnerungen an seine verstorbene Frau.

“Ach Miss Rajamaa.“, fing Samu charmant an, als er sein Essen hinuntergeschluckt hatte. “Keine Gedanken sind dumm und jeder Gedanke ist es wert, ausgesprochen zu werden. Ganz besonders die Gedanken einer jungen, gutaussehenden Frau.“, lächelte er charmant, ohne die Zähne zu zeigen. Aber auch hier erreichte das Lächeln nicht seine Augen. Es wirkte aufgesetzt; falsch. Kaum jemand vermochte hinter dieses falsche Lächeln zu blicken. Lediglich bei Albus Dumbledore hatte er das Gefühl, stets geröngt zu werden.

Samu leerte seinen Teller bis auf den letzten Krümel und lehnte sich dann gesättigt zurück. “Was für ein leckeres Mahl.“, murmelte er, während er sich in der großen Halle umschaute. Doch noch bevor er groß damit fortfahren konnte, spürte er etwas Kaltes und Flüssiges auf seiner Hose. Kathariina hatte ihr Wasserglas umgestoßen. Es war irgendwie ziemlich niedlich, wie rot sie wurde und wie peinlich berührt sie sich bemühte, seine Hose zu trocknen. Ein leises, amüsiertes Lachen entfloh seiner Kehle, während er sanft ihr Kinn in die Hand nahm und sie zwang, ihn anzuschauen. “Halb so schlimm. Ich bin wohl nicht der Einzige hier unter dem Lehrerpersonal, der tollpatschig ist.“, grinste Samu amüsiert. Das Grinsen war diesmal echt und seine Augen schienen fast schon zu strahlen. Mit einem Wisch seines Zauberstabs und einem leisen gemurmelten Reinigungsspruch war seine Hose wieder trocken. “Alles okay. Sehen Sie? Kein Grund, so rot zu werden.“, lächelte der Professor, während er immer noch das Kinn der Finnin festhielt und ihr dabei sanft in die Augen schaute.

Die ganze Zeit wo er aß dachte Kathariin auch nach etwas zu sich zu nehmen, doch blieb die Antwort bei nein. Selbst wenn man ihr Kuchen vor die Nase stellen würde, so würde sie wohl ablehnen. Dafür würde sie beim Frühstück wieder ein oder zwei Brötchen mehr essen als sie dies sonst tat. So lebte sie im Moment nur. Morgens etwas Essen und sonst eigentlich nichts. Das dies auf Dauer nicht gesund sein konnte, dies wusste die Referendarin, doch etwas daran ändern vermochte sie nicht selbst. Wenn sie keinen Hunger hatte, so konnte sie auch nichts essen, gleich wann sie das letzte Mal etwas zu sich genommen hatte.
Auf Samus Aussage nickte sie nur zur Bestätigung. Sie wollte nicht das Gefühl erwecken, dass sie ihn vielleicht ignorieren würde. Wenn er dies überhaupt denken würde. Sie machte sich wie immer viel zu viele Gedanken.

Über das Kompliment des gutaussehenden Mannes freute sich Kathariina natürlich. Es zauberte ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht. "ich verstehe dies, jedoch möchte ich meine Gedanken noch bei mir belassen. Wer weiß, vielleicht werden Sie diese irgendwann einmal erfahren?" Kathariina zuckte kurz mit ihren Schultern, ehe sie auf seinen Teller schaute, welcher sich langsam leerte. Das Essen schien ihm wirklich zu schmecken. Das war gut, oder? Wenn Samu zufrieden war.

Das seine Hose nass war und dies nur wegen ihr, darüber konnten sich ihre Gefühle streiten. Sie konnte nur froh sein, dass Samu nicht sauer war und es eher mit Humor nahm. Glück gehabt. Es hab sicherlich auch Menschen, die es nicht so gut aufnahmen und einen deswegen Anmotzten. Sowas hasste Kathariina. Gut sie hatte zwar nicht richtig aufgepasst, doch dies konnte doch jedem passieren, oder etwa nicht?
Das seine Hose ziemlich schnell wieder trocken war und sie sich nun keinen Kopf mehr darum machen sollte, ließ Kathariina nicht wirklich ruhiger werden. Er hielt sie fest und sah sie an. Seine blauen Augen waren wunderschön und wenn sie weiter in diese starren würde, würde sie sich wohl noch darin verlaufen. Dies wollte sie nicht. Sonst würde sie sicherlich noch irgendwas Dummes machen. "Es...tut mir dennoch leid. Dies.. hätte nicht passieren sollen.", suchte sie die Worte zusammen, während sie sich dann doch in seinen Augen verirrte. Und da sie den Kopf nicht wegdrehen konnte, da Samu sie dazu zwang ihn anzusehen, konnte sie seinen Blick auch nicht ausweichen. Nun sag bloß nichts blödes Katha. Oder etwas unüberlegtes. Schweigen... schweigen und genießen. Sie war schüchtern. Verlegen. Immer noch rot im Gesicht, was sich so langsam zu einem rosa umwandelte. Hach Gott, dieser Mann. Worüber wollte sie gleich nochmal sprechen...?

Samu verlor sich in ihren wundervollen Augen. Sie waren so schön. Sie glänzten, waren voller Lebensfreude. Etwas, was bei ihm auch viele Jahre vorhanden gewesen war. Doch nun war sie weg. Die Lebensfreude war gewichen und hatte der Trauer Platz gemacht. Dazu wechselte das Rot zu einem zarten Rosa. Moah, wie niedlich!
Als er realisierte, wie lange er schon Kathariinas Kinn festhielt, ließ er augenblicklich los und lehnte sich etwas zurück, während er mühsam seinen Blick von ihren Augen loseiste. “Es ist okay. Ich hätte vermutlich genauso das Wasserglas umgestoßen.“, winkte er ab, schnappte sich ein neues Wasserglas und schüttete ihr etwas ein. Dann stellte Samu es ihr vor die Nase und lächelte leicht. “Hier.“ Er deutete auf das Glas und musste sich erstmal ein wenig sammeln. Ihre Augen hatten ihn gefesselt. Sie hatten ihn ein wenig an die von Vivianne erinnert. Es war ein wenig schmerzlich gewesen und dennoch hatte es sich wie Glück angefühlt. Einfach noch mal glücklich sein. Das war es, was Samu sich aus tiefster Seele wünschte. Der 36-jährige sah unglaublich gebrochen aus, als er so offen darüber nachdachte und seine Augen durch die große Halle schweifen ließ. Vielleicht wurden sogar seine Augen ein wenig feucht, wer weiß?

“Ich…verstehe.“, kommentierte er dann nach einer längeren Schweigenspause, die eher unangenehm war, ihre Absage zu den Gedanken. “Heute ist ein trüber Tag.“, sagte Samu plötzlich, ehe er gen Decke blickte und seufzte. Wolken hingen am Himmel. Es zeigten bruchstückweise seine Gefühle. “Ich…finde es nicht schlimm, dass Sie mir das Wasser über die Hose gekippt haben. Das hätte jedem passieren können, inklusive mir. Sie brauchen sich wirklich nicht entschuldigen.“, meinte der ehemalige Gryffindor noch einmal, ehe er sich mit seiner rechten Hand durch die perfekt sitzenden Haare fuhr. Die tiefen Augenringe wurden sichtbar, als er langsam die Luft aus seinen Lungen stieß. Er fühlte sich unglaublich müde und kaputt. Als würde er ständig leer sein, aber nicht mehr aufgeladen werden können. Erschöpft blickte der Professor für Alte Runen zu seiner 13 Jahre jüngeren Kollegin. “Mögen Sie etwas von sich erzählen? Wie kamen Sie dazu, nach Hogwarts zu kommen und zu unterrichten? Wie sind Sie in Helsinki aufgewachsen?“, fragte er und lächelte. “Verzeiht, wenn ich zu viel frage. Man trifft nicht jeden Tag auf einen finnischen Mitgenossen in Großbritannien.“, entschuldigte er sich.

Diese Augen. Sie waren einfach ein Traum, auch wenn Kathariina darin Trauer erkennen konnte. Keine Freude. Nichts davon war vorhanden. Was war geschehen, dass seine Augen nicht lächeln konnten? Nachfragen würde sie nicht. Es musste etwas gravierendes passiert sein und da würde sie es ihm überlassen, ob er mit der Sprache rausrückte. Zwar war die Referendarin neugierig und würde ihn wohl auch in den Arm nehmen und fest drücken, doch ihn dazu zu zwingen etwas zu erzählen, was er vielleicht nicht wollte? Nein. Sie konnte zwar nach einiger Zeit hinter die Menschen blicken, doch hielt sie sich immer stets zurück und war bedacht darauf, was sie wann sagte.
Etwas traurig darüber sah sie zum Wasserglas, als Samu ihr Kinn losgelassen hatte und ihr das Wasserglas wieder füllte. "Danke..", murmelte Kathariina leise und nahm das Glas an sich, woraus sie dann einen Schluck trank. Was sollte sie nun sagen? Vielleicht sollte sie das Sprechen einfach Samu überlassen? Er war ein Mann und würde das Gespräch sicherlich weiterführen. Oder? Sie war nicht die Frau die wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma reden konnte. Sie verstand es sowieso nicht, wie andere Frauen sowas konnten. Nie fand sie die Gesprächsthemen, worüber sie reden konnte.

Ihr Blick lag auf Samu. Sein Blick, wie er durch die Halle blickte. So verletzlich und zerbrechlich. Man möchte ihn gerne in den Arm nehmen und ihn fest drücken. Streicheln, ihn ins Bett legen und mit einem Teddy zusammen zudecken. Witzige Gedanken, wenn man so darüber nachdachte. Die Finnin blickte nachdenklich den Professor an und runzelte die Stirn. Hatte er Tränen in den Augen? Warum? Warum weinte er? Wollte er überhaupt weinen? Er sollte die Tränen nicht verstecken. Vorsichtig griff Katha nach seinem Kinn, drehte den Kopf sanft zu ihr und wischte mit ihren Fingern über seine Augen. Das ihre Finger nass wurden, bestätigte die Tatsache, dass er Tränen in den Augen hatte. "Warum..weinen Sie?", fragte Kathariina leise und blickte den Professor an. "Was ist der Grund warum Du Tränen verschenkst?" Da war sie. Diese Frage. Diese Frage die sie gar nicht erst stellen wollte, doch Kathariina wollte für den Mann da sein und ihm eine Stütze bieten. Sie half gerne und besonders so einem hübschen Mann, der in Trauer verfallen ist. Vielleicht konnte man es ändern? Das Samu lachen konnte? Wirklich lachen! Sie hatte mitbekommen, dass sein Lächeln die Augen nicht erreicht. Es war kaum zu übersehen. "Du kannst immer mit mir reden Samu. Okay? Ich zwinge dich nicht dazu. Du solltest es nur wissen." Sie füllte ein Wasserglas und schob dieses ihm vorsichtig hin. Er sollte etwas trinken.

Kathariina fand es niedlich, wie er immer und immer wieder beteuerte, dass sie sich nicht entschuldigen brauchte. Aber die Entschuldigung war ein Akt der Höflichkeit und so wurde Kathariina auch erzogen. Zur Bestätigung nickte sie bloss und sah sich in der großen Halle um. Vielleicht sollte Samu schlafen gehen, so müde wie er aussah. Dies würde ihm sicherlich gut tun.
Sie lächelte. Sollte etwas von sich erzählen. Sie war war doch schlecht in sowas. Sie hatte nie etwas spannendes im Leben erlebt. Was sollte sie dann bitte groß erzählen? Kathariina strich eine Strähne aus ihrem Gesicht und sah dann zum Tisch. Interessanter Tisch. "Schon zur Schulzeit fand ich Astronomie und Zaubertränke total toll und faszinierend. Mir war früh klar, dass ich eines der beiden Fächer mal unterrichten möchte, also habe ich mich nach der Schule durch das Studium geboxt und sitze nun als Referendarin hier und werde bald das Fach Astronomie übernehmen." Dies würde die Sache mit Hogwarts erklären.
"Ich hatte eine schöne Kindheit in Helsinki. Mein Vater war zwar nicht sooft da, da er im Ministerium seinen Job nachgeht, doch das hat mich nie gestört. Ich war früher oft mit meiner Mutter in der wunderschönen Innenstadt und waren einkaufen. Neue Kleidung... oder sind einfach spazieren gegangen. Seit dem ich hier in Hogwarts bin und meine Mutter älter wird, wird dies natürlich seltener, einfach mal durch Helsinki zu gehen. Ich vermisse die alten Zeiten. Am Hafen. Im großen Park. Im Wald. Am See. Hachja.." Kathariina schüttelte leicht den Kopf und musste lächeln. Fragen, ob ER sie irgendwann durch Helsinki begleiten möchte tat sie nicht. Es war zu früh für solch eine Frage wie sie fand. Es passte einfach nicht. Immerhin kannten sie sich kaum.

Nun fehlte nur noch die letzte Frage. Etwas über sich erzählen. Konnte sie dies überhaupt. Sie konnte doch schlecht Name, Alter und Beruf erzählen. Wie dumm käme dies bitte rüber? Am Liebsten sagte sie einfach, die Person solle es schon selbst raus finden, wie sie war. Aber konnte sie dies auch bei Samu bringen? Nein. "Über mich? Gibt es denn keine einfachere Frage?" Es sollte nicht langweilig klingen. Oder kitschig. Schnell stellte Kathariina fest, dass sie sowas nicht sehr oft machte. Über sich selbst zu sprechen auch wenn dies bekanntlich am einfachsten geht. Jeder konnte das. Selbst Männer! Auch wenn dies bei ihnen oft abgehoben klingen mochte. "ich kann nicht versprechen, dass es nicht langweilig wird. Mein Zweitname ist Annikki. Sehr schöner Name. Manchmal denke ich, dass ich diesen Namen lieber mag als meinen Erstnamen. Total komisch aber wenn du mich so nennen magst nur zu." Sie lächelte und trank einen Schluck Wasser. Kaum zu glauben, wie schwer sie sich dabei anstellte. "So viel gibt es gar nicht zu erzählen. Alte Runen war nie das Fach wo ich sagen konnte 'Ja.... das habe ich verstanden'. Nein. Ich habe lieber Arithmantik gewählt. Viel komplizierter, aber ich hatte ein Ohnegleichen in diesem Fach. Warum auch immer!" Sie lachte und blickte Samu an. Zeichen und Runen hatten sie nie interessiert, doch dies sollte kein Hindernis sein. Samu könnte ihr dies immer noch zeigen oder? Vielleicht war er auch kein Ass in Astronomie gewesen. Konnte doch sein? "Was ich liebe... Ich sitze gerne abends am Kaminfeuer und sehe das prasselnde Feuer dabei zu, wie es das Holz langsam verschluckt. Die Wärme dabei. Es könnte alles so romantisch sein. Genauso wie ich Sonnenuntergänge liebe und dabei über die Ländereien spaziere. Man kann abschalten, nachdenken, runterkommen vom bisherigen Tag. Die Ruhe genießen. Oder ich setze mich gerne in mein Büro und spiele auf meiner Gitarre und singe dazu ein wenig. Meine Gitarre ist mein ein und alles. ich spiele schon so lange." Dabei fiel ihr ein, dass sie mal wieder spielen sollte. Irgendwann, wenn sie Zeit hatte. Da konnte sie vielleicht alles wieder vergessen und in ihrer Welt sein. Es könnte so schön sein. Alles. Mit Kerzenlichtern. Samu an ihrer Seite....HALT! Einfach weiter von sich erzählen! Nicht so viel nachdenken über IHN.

"Was gibt es denn sonst noch? Ich hasse Schüler, die mich nicht respektieren, weil ich noch eine Referendarin bin. Aber langsam habe ich den Dreh raus, wie ich mir Respekt verschaffen kann. Dann wäre da noch das schlechte Wetter, welches ich nicht leiden kann. Wenn ich so am Fenster stehe und rausschaue. In den Regen. Es macht mich traurig irgendwie. Wenn alles so grau ist." Und sie hasst es Single zu sein. Warum dachte Kathariina eigentlich die ganze Zeit an Beziehungskram? Dies konnte ihr doch vollkommen egal sein oder etwa nicht? Ja..dies konnte ihr vollkommen egal sein. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas Wasser. Kurz dachte sie nach. Sollte sie ihm etwas erzählen, was sonst nur das Ministerium wusste? "In welchem haus warst du früher? Ich war eine Schlange auch wenn dies kaum zu glauben ist." Sie lachte kurz auf und lehnte sich zurück. Witzig. Sie war im Haus der Schlangen und benahm sich heutzutage einfach nicht mehr so. Ob dies nun gut oder schlecht war sei dahingestellt.

"Da gibt es noch was über mich. Ich bin ein Animagus. Eine Schneeeule um genau zu sein. Es ist mein Rückzugsort, wenn es mir mal nicht so gut geht. Ich kann mich verwandeln und einfach fliegen. Den Schülern zuschauen oder mich irgendwo hinsetzen und nachdenken. Es ist eine wunderschöne Gestalt, alleine weil ich Schneeeulen über alles liebe.", sagte Kathariina leise und musste sanft lächeln. Zu Lange hatte sie diese Gestalt schon gemieden. Warum? Sie wusste es selbst nicht so richtig.

"Aber nun genug von mir... erzähl mir etwas über dich. Ist sicherlich interessanter als mein Leben.", lachte sie leise und blickte ihren Sitznachbar an. Lief besser, als sie es erhofft hatte. So glaubte sie es zu mindestens.

Der Finne nickte einfach nur auf ihr Danke. Was sollte er auch groß erwidern? Noch immer wanderten seine Augen durch die große Halle, während die Tränen weiterhin schwammen.
Es fühlte sich an, als würde sein Herz in tausend Stücke zerrissen werden. Würde diese Pein jemals enden? Würde es jemals aufhören weh zu tun? Würde es jemals enden? All das Schreckliche auf der Welt? Samu biss sich auf die Lippe – verzweifelt. Er wollte seine Tränen nicht zeigen. Er wollte jetzt nicht zusammenbrechen. Doch noch ehe er etwas verhindern konnte, spürte er schon Kathariinas Finger an seinem Kinn, die ihn zwangen, nun in ihre Augen zu schauen. Da war es wieder. Diese Ähnlichkeit. Samu schloss instinktiv die Augen, als die Referendarin über diese strich, um seine Tränen wegzuwischen.
Doch statt die Augen wieder aufzumachen, ließ er sie zu. Er konnte jetzt nicht… Einen Augenblick musste er sich sammeln, ehe er langsam wieder die nassen Augenlider aufschlug. Er ignorierte die Tatsache, dass sie ihn nun duzte. Es war wohl sowieso mehr als angebracht in dieser Situation. Sollte er ihr wirklich erzählen, was passiert war? Wieso er langsam aber sicher zusammenbrach? Er liebte sie so sehr. Er brauchte sie. Er wollte sie zurückhaben.

“Meine Frau. Sie ist Anfang dieses Jahres…“ Samu brach ab. Gepeinigt schloss er die Augen, während er sich die erneuten Tränen wegwischte. “Sie ist gestorben.“, flüsterte er ganz leise. Es war schwer, ihn zu verstehen. Es tat so weh, diese Tatsache auszusprechen. Er fragte sich in diesem winzigen Augenblick, wie lange er noch für seinen Sohn stark sein konnte. Wie lange sein Sohn ihn noch ausschließen würde. Wann würde er seinen Sohn endgültig verlieren? “Ich…Danke.“ Samu nahm mit zittrigen Händen das Wasserglas und trank es in einem Zug leer. Es tat gut. Langsam konnte er wieder ein wenig klare Gedanken fassen. Er atmete mehrmals tief ein und aus, um sich zu beruhigen, während seine Finger anfingen, leise auf dem Lehrertisch einen Rhythmus zu trommeln. Es beruhigte den 36-jährigen ungemein, weshalb er auch langsam wieder ruhiger wurde und Kathariina aufmerksam zuhörte.

“Astronomie war nie mein Fach. Ich hatte glaube ich einfach nur mein Annehmbar in den ZAG’s und dann habe ich es nie wieder gesehen.“, kommentierte Samu ihre Erzählung und lächelte dabei ganz leicht. “Helsinki ist wirklich eine tolle Stadt, um solche Dinge zu unternehmen. Sie bietet sich an. Ich vermisse Helsinki sehr. Aber… ich empfand es für notwendig, dort wegzuziehen. Nach dem, was passiert ist, ist es für mich und Fynn einfach besser.“, murmelte der Finne leise und lächelte. “Irgendwann werde ich nach Helsinki zurückkehren.“, schwor er entschlossen.

“Dir fällt es nicht leicht, über dich zu reden, oder?“, fragte der Professor für Alte Runen nach und musste aufgrund dieser süßen Tatsache tatsächlich grinsen. Es erreichte seine Augen. Es war aufrichtig und ehrlich. “Niemand ist langweilig.“, widersprach der 36-jährige, ehe er dann ihren Erzählungen lauschte. “Annikki ist ein sehr schöner Name. Aber er ist ebenso lang wie Kathariina. Finden wir einen Spitznamen, auf den man sich einigen kann? Nikki? Anni? Katha? Kathi? Riina?“, schlug Samu vor und zwinkerte ihr spaßeshalber zu. “Aber wir können es natürlich auch gerne bei Annikki belassen.“, fügte er noch mit einem Schmunzeln hinzu.

“Alte Runen fand ich immer sehr einfach. Tatsächlich gab es nur drei Fächer, in denen ich wirklich ein Ohnegleichen hatte. Verwandlung, Zauberkunst und Alte Runen waren meine Favoriten. Der Rest war eigentlich im Erwartung übertroffen – Bereich, bis auf Arithmantik, Astronomie, Zaubertränke und Geschichte der Zauberei. In den ZAG’s hatte ich bei Arithmantik ein Mies, soweit ich mich erinnere. Das war meine schlechteste Note mitsamt Zaubertränke. Da hatte ich auch ein Mies bekommen.“, lachte Samu. Ja…immer diese komischen Tränke. “Ich habe die Fächer nie wirklich verstanden.“ Ein verlegenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er dies von sich preis gab.

Überrascht blickte Samu sie an. “Ich liebe das auch! Am prasselnden Kaminfeuer zu sitzen macht alles gleich viel entspannter. Es beruhigt mich in einer gewissen Art und Weise.“, bestätigte der Finne ihre Worte begeistert. Doch bei ihren nächsten Worten, war der 36-jährige ehemalige Musiker einfach nur vollkommen überzeugt, dass sie sich problemlos verstehen würden. “Wir müssen uns unbedingt mal zusammensetzen und gemeinsam spielen und singen.“ Samus Augen leuchteten vor Freude. “Ich habe jahrelang beruflich Musik gemacht.“, verriet der Finne ihr.

Zu den Schülern nickte er nur. Das war bei ihm genauso. “Schönes Wetter ist angenehmer, finde ich.“, murmelte er bestätigend, während er dabei nickte.
Ein wenig überrascht, dass sie in Slytherin war, hob der Finne eine Augenbraue. “Slytherin? Interessant. Ich war durch und durch ein Gryffindor. Ich habe immer sehr viele unbedachte Taten vollbracht und bin mit Mut in jede Situation reingestürzt. Auch wenn Ravenclaw möglicherweise gut gepasst hätte, - aufgrund der Noten.“, lachte Samu leise.
Je mehr Kathariina von sich verriet, desto überraschter wurde er. Ein Animagus noch dazu?
“Du verbirgst sehr viel, Annikki.“, lächelte Samu sanft. “Ich finde Schneeeulen super. Sie sind wunderschön weiß. Ich muss irgendwie immer an die Reinheit dieser Tiere denken. Magst du mir irgendwann bei Gelegenheit mal zeigen… wie du als Schneeeule aussiehst?“, fragte der 36-jährige Professor zögerlich nach.

Nun war er also dran mit erzählen. Samu blickte ihr kurz in die Augen, ehe er seinen Blick erneut durch die Halle schweifen ließ. Dann fing er an, etwas von sich preis zu geben.
“Ich liebe es, Laufen zu gehen oder Quidditch zu spielen. Ich war damals im Quidditchteam Treiber. Natürlich ist Alte Runen auch etwas, womit ich mich sehr viel beschäftigt habe und es auch gern getan habe. Aber nichts hat jemals die Musik übertrumpft. Schon damals war ich schon beinahe besessen von der Musik. Ich bin als Muggel und mit zwei Geschwistern aufgewachsen, hatte bis zu meinem elften Lebensjahr absolut keine Ahnung von der Magie – bis der Brief kam. Ich fand es toll. Es hat mich sehr fasziniert. Aber ich war traurig darüber, dass ich meinen kleinen Bruder und meine kleine Schwester zurücklassen musste. Ich habe meine Mutter und meine Geschwister immer vor meinem gewalttätigen Vater beschützten können. In Hogwarts hatte ich das nicht mehr tun können. Am Anfang hatte ich auch ziemlich Heimweh, aber das hat sich mit der Zeit gelegt. Dummerweise war ich schon immer eine Person, die ziemlich schnell krank geworden ist – was auch heute so ist – weshalb ich des Öfteren an Hogsmeade Wochenenden nicht dabei sein konnte, aber dafür viel mir immer irgendeine andere Beschäftigung ein.
Meine Mutter hat mir, als ich klein war, den Spitznamen Bärchen gegeben. Sie sagte mir damals, da ich so selten friere und immer wie ein Bär in meinem Bett liegen würde, wäre der Spitzname passend. Ich fand es rührend, aber mit dem Alter wurde das irgendwo doch ein wenig peinlich.“, lachte Samu ehrlich und lächelte selig. “Nunja. Ich habe also Hogwarts abgeschlossen und bin dann durch die Welt gereist, mit dem wenigen Geld das ich hatte. Irgendwann verblieb ich dann für eine längere Zeit in der Schweiz, wo ich schließlich auch Vivianne kennen lernte. Sie ist…war… ebenfalls Finnin und ich habe sie sehr gemocht. Zusammen sind wir zurück nach Helsinki und sind dort zusammengezogen. Sie hat sich mit meiner Familie gut verstanden und ich mich mit ihrer. Dummerweise waren wir Hals über Kopf ineinander verliebt und waren nach nur einem Jahr Beziehung… nunja. Das Ergebnis war, dass sie mit Fynn schwanger wurde. Vivianne wusste nichts von der Magie. Ich hatte es verheimlicht, aus Angst, sie würde mich verlassen. Jedenfalls erfuhr sie es dann mit Fynns elftem Geburtstag. Sie hat es gut aufgenommen, was mich bis heute noch wundert. Fynn kam ganz nach mir und wie ich schon vermutet habe, kam er auch nach Gryffindor. Ich habe Fynn zuliebe meine Musikerkarriere aufgegeben und mich dann dazu entschieden, Alte Runen zu unterrichten. Also wurde ich Referendar. Während meiner Zeit hier in Hogwarts wurde Vivianne krank. Sie erkrankte an einer besonders aggressiven Art von Lungenkrebs. Ich habe sie sooft es ging besucht und dabei vielleicht auch ein wenig Fynn vernachlässigt. Ich war überfordert. Ich habe alles versucht. Habe Nachforschungen angestellt – doch nichts. Sie war dem Tode verdammt. Tja…und dann…dann starb sie. Und jetzt…verliere ich wohl auch noch Fynn. Er hasst mich.“ Er sprach ganz offen über sich und seine Vergangenheit. Samu empfand es als einfach, darüber zu sprechen. Bis auf die letzten Sätze. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet und die Tränen stiegen bereits wieder auf.

“Und jetzt bin ich Professor für Alte Runen. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?“, fragte Samu leise, während er sich möglichst unauffällig über die Augen strich und sich dann noch etwas Wasser einschüttete. Nach all dem Gerede war er ziemlich durstig geworden!

Etwas bedrückte den Professor für Alte Runen und irgendwie wollte Kathariina schon gerne wissen, was es war, selbst wenn dies nicht angebracht war. Immerhin kannte sie ihn nicht. Nur vom sehen. Nur vom Gespräch was sie gerade führten. Doch sie fühlte etwas in sich, wo sie sich angezogen fühlte zu ihm. Er sollte wissen, dass dort jemand war, der für ihn da war, egal was war und dies würde Kathariina sicherlich sein. Er brauchte jemanden. Vorallem nachdem seine Frau verstorben war. "Dies tut mir leid Samu. Mein beileid.", sagte Kathariina leise und sah betroffen auf den Tisch. Mehr als trösten konnte sie dort nicht tun. Generell wusste sie auch nicht, wie sie mit sowas umgehen sollte. Selten hatte jemand einen Todesfall in der Familie. Kathariina blickte zu Samu und seufzte leise auf. Sie fand es bemerkenswert, wie er nun alles locker erzählen konnte. Wo er überall den Senf dazu gab, was sie gesagt hatte. "Der Spitzname Nikki ist süß.", meinte Kathariina  dann und lächelte sanft. Dies war er. Mit Nikki könnte sie sich wirklich anfreunden. Dies war eine gute Idee gewesen von ihm.

Als Er ihr das Angebot machte, dass sie doch zusammen spielen und singen könnten, musste Kathariina lächeln. "Sehr gerne. Zusammen macht es dann doch am meisten Spaß! Also ich finde die Idee wirklich super von Dir." Ihre Augen leuchteten genau wie die von Samu. Er konnte sich freuen, dies war doch super.
Er wollte sie mal als Schneeeule sehen? Dies ließe sich sicherlich irgendwann mal einrichten. "Ich kann gerne mit dir in dein Büro gehen, sofern dort genug Platz zum fliegen ist? Dann kannst du mich auch mal als Schneeeule betrachten." Kurz musste sie kichern. Sie viel verbarg sie gar nicht oder doch? Sie wusste es nicht so genau. Konnte sich ja nicht selbst richtig einschätzen. "Wer weiß was dort noch so alles ist. Und nein, ich kann nicht gut von mir erzählen. Dies vermochte ich noch nie."

Als er von sich erzählte, hörte Kathariina einfach nur zu und war aufmerksam bei der Sache. Sie fände es unhöflich, würde sie nicht zuhören. Er hatte es bei ihr ebenso getan. "Der Spitzname Bärchen ist niedlich. Dabei siehst du gar nicht wie ein Bär aus. Leise musste Kathariina lachen, ehe sie wieder ernster wurde. Er erzählte von sich und seiner Familie. Seiner Frau und seinem Sohn. Kathariina fand es erschütternd, dass er sie durch so eine Weise verloren hatte. Es war ein Tod, der unnötig gewesen wäre, gäbe es ein Mittel gegen die Krankheit. Um nichts falsches von sich zu geben, hielt Kathariina den Mund. Sie strich ihm bloß immer wieder über seine Hand, die auf dem Tisch ruhte.

"Warum hasst dein Sohn dich? Dies verstehe ich nicht. Hat er einen Grund dazu? Er sollte dich nicht hassen. Du bist der Einzige, den er noch hat. Vielleicht solltest du versuchen, mit ihm zu reden. Missverständnise - falls es die gibt - zu beseitigen und ihr solltet als Vater und Sohn für einander da sein. Gerade in dieser Situation ist alle Kraft die man als Familie hat wichtig." Sie würde ja gerne helfen, doch war sie kein Teil der Familie.

"Nein. Fragen haben ich keine. Keine, die mir nun einfallen würden."

Ein leichtes Seufzen entfuhr dem 36-jährigen, als er ihre Beileidsbekundung hörte. Wie oft hatte er sich dafür auf der Beerdigung seiner Frau bedanken müssen? Es war ihm so falsch vorgekommen. "Danke...Nikki." Samu hatte man Manieren beigebracht, weshalb er sich jetzt auch artig dafür bedankte - auch wenn er sich überhaupt nicht danach fühlte. "Wenn du den Spitznamen magst, nenne ich dich gerne Nikki.", gab er von sich, während sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen geschlichen hatte. Sie hatte die Gabe, ihn sofort ein wenig aufzumuntern und das tat dem Professor sichtlich gut.

Der Erwachsene lächelte leicht und lachte auf, als er sah, wie sie anfing zu lächeln. Es stand ihr. "Du solltest öfters lächeln. Das steht dir gut.", sagte er leise, während er ihr eine verwirrte Haarsträhne hinter das Ohr strich und ihr dabei tief in die Augen sah. Dieser Moment war magisch, doch endete er durch Samu sehr abrupt, indem dieser sich verlegen räusperte und seine Konzentration wieder auf das Gespräch verlegte. "Zusammen macht generell viel mehr Spaß, wie ich finde. Musik sowieso.", meinte Samu leise, während erden Kopf ein wenig schief legte. "Ich denke, in meinem Büro müsste genug Platz für eine verzückende Schneeeule sein. Das sollte klappen." Ein nachdenkliches Gesicht folgte, ehe er schließlich entschlossen nickte. Ihr Kichern war unglaublich mädchenhaft, was Samu sofort mochte. Auf ihre Worte hin nickte er lächelnd. "Das ist immer vom Charakter abhängig."

Samu blickte zu der Hand, die Kathariina fortwährend streichelte. Es fühlte sich gut an, jemanden zu haben, der für ihn da war. Der ihm zuhörte und auf ihn einging. Der es nicht einfach so abtat, sondern auch versuchte zu helfen und ihm Mut zusprach. "Dann musst du mich mal beim Schlafen erleben. Dann wirst du der gleichen Meinung wie meine Mutter sein.", lachte Samu leise und sah sie ein wenig amüsiert an. Tatsächlich schlief er nachts immer sehr breit und tief. Schnarchen tat er zum Glück aber nicht.

Traurig schüttelte der Lehrer den Kopf, als das Gespräch zu seinem Sohn steuerte. "Das Problem ist, dass ich nicht an ihn heran komme. Wenn ich mit ihm darüber reden will, blockt er vollkommen ab und stürmt aus meinem Büro. Ich habe sooft versucht, auf ihn zuzugehen und mit ihm zu reden, ihm zu helfen und für ihn da zu sein, aber mehr als es weiter zu versuchen kann ich nicht. Irgendwann wird er sicherlich mit mir reden. Bis dahin brauche ich einfach nur etwas Geduld.", murmelte Samu. "Ich glaube, er ist mir ein wenig böse. Böse auf die Tatsache, dass ich nicht für ihn da war, als Vivianne erkrankte. Ich habe ihn vielleicht ein wenig zurückgestellt - wenn auch unabsichtlich." Samu schämte sich dafür. Was war er denn für ein Vater?

"Nun...wollen wir dann in mein Büro? Dort ist es ruhiger. Es wird ziemlich voll.", kommentierte er die hereinströmende Schülerschar, während er sich schon langsam erhob und sich noch einmal zur Sicherheit über die Augen fuhr, um jegliche Beweise der geflossenen Tränen zu zerstören.

Er bedankte sich dafür, das Nikki ihm ihr Beileid ausgesprochen hatte. Doch glücklich sah er damit nicht aus. "Du musst dich nicht dafür Bedanken, wenn du es nicht möchtest. Ich sage das, weil ich so erzogen worden bin. Du hast es sicherlich schon einige Male gehört. Tut mir leid..", murmelte Nikki leise und seufzte auf. Menschen sollten kein Danke sagen, wenn es nicht ging. Wenn ihnen nicht danach ist und sie das nicht möchten. Jemanden zu verlieren war schwer, auch wenn sie es nicht selbst am eigenen Leibe spüren musste. Noch nicht. Ein wenig Angst um ihre Mutter hatte Nikki schon. Immerhin wurde sie auch älter und irgendwann war der Punkt da, da würde sie gehen. Für immer. Doch darüber wollte die Referendarin nicht nachdenken.

"In deinem Büro? Sicherlich." Er wollte sie also wirklich als Schneeeule sehen? Niedlich, wie neugierig er war. Dies gefiel ihm. Sie fand es gut, dass sie Chancen hatte, etwas mit dem Professor zu unternehmen. Das würde die Beziehung der Beiden vielleicht ein wenig stärken? Sie näher kennen lernen lassen? Es hörte sich jedenfalls gut an.

Nikki schmunzelte. Mehr lächeln? Er wollte also, dass sie mehr lächelte? "Du musst dir das Lächeln schon verdienen, aber ich muss sagen ich habe neben dir mehr gelächelt, als die letzten paar Tage." Und wieder sah man auf ihren Lippen ein Lächeln. Ganz allein für Samu. Katharrina sah seine Hand an und atmete tief durch. ""Dir schaue ich gerne beim Schlafen zu. Ganz sicher. Muss bestimmt niedlich sein" Ein grinsen konnte sich die Referendarin nicht verkneifen.

Und dann? Dann erzählte er von seinem Sohn. Warum hatte sie dieses Thema eigentlich angeschnitten? Wieso ist sie darauf eingegangen? Sie wollte ihm keinen Kummer bereiten. Dennoch hörte sie sich an, was Samu so erzählte. Aufmerksam. Als er endete, nickte sie leicht. "Versuch es weiter. Zeige ihm, dass du es wieder gut machen wirst. Zeige ihm, dass du nun umso mehr für ihn da sein willst. Vielleicht blockt er dann nicht mehr ab. Du darfst nur nicht nachlassen, das ist wichtig.", sagte sie nachdenklich. Irgendeine Lösung gab es dort sicherlich. Nur diese musste man dann erstmal finden.

"Ja. Es wird langsam voll und wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Lust auf die Lauten Schüler im Moment." Bisschen Ruhe und die Anwesenheit Samus tat sicherlich gut.

Der Lehrer blickte sie nachdenklich an und seufzte. Konnte sie Gedanken lesen? Oder sah man ihm einfach an, wie wenig er sich dafür bedanken wollte? Er winkte ab und zuckte mit den Schultern. "Es ist unwichtig, nicht von Belang. Ich freue mich immer über ein wenig Höflichkeit.", erwiderte Samu und richtete sich ein wenig in seinem Stuhl auf.

"Warum? Ich bin nur ein Professor.", lachte der Finne ein wenig amüsiert. Er merkte, dass sie ihn scheinbar ziemlich mochte. Aber wieso? Sie war jung. Sehr jung. Schwärmerei, möglicherweise. Samu wollte sich darüber keine Gedanken machen. Kathariina war für ihn nur eine Kollegin, mehr nicht. Und mehr würde daraus ganz sicher nicht werden.

Die Tatsache, dass sie ihm gerne beim Schlafen zusah, drang für Samu ein wenig zu weit in die Privatsphäre ein, weshalb er sich schwor, dass es nicht dazu kommen würde. Er kannte Kathariina kaum und auch wenn er ziemlich locker war, war sie ihm dennoch zu jung und irgendwie viel zu vernarrt darin, ihm beim Schlafen zuzusehen. "Dazu wird es, fürchte ich, nie kommen.", lachte Samu humorvoll. "Immerhin ist ihre Anwesenheit nicht gerade einschläfernd.", fügte er hinzu, um nicht taktlos zu wirken. Verletzten wollte er sie ja schließlich nicht.

"Ich denke, ich kriege das mit meinem Sohn schon hin. Aber danke für die Ratschläge.", nickte er lediglich und lächelte leicht. Er wollte gerade nicht unbedingt über seine Probleme mit seinem letzten Familienmitglied sprechen. Sein Blick fiel auf genau diesen. Sein Sohn saß am Tisch der Gryffindors, schaute missmutig drein und stocherte in seinem Essen herum. Samu entfloh ein kleines, trauriges Seufzen. Beinahe hätte er seine Gedanken laut ausgesprochen, aber er konnte sich gerade noch zügeln, als ihm wieder bewusst wurde, dass er ja nicht alleine war.

"Dann sollten wir uns so langsam auf den Weg dorthin machen.", erklärte Samu geschickt das Thema wechselnd, stand auf und machte sich auf den Weg in sein Büro. Noch bevor er aus der großen Halle geschritten war, hatte er seinem Sohn einmal kurz die Schulter gedrückt, ein aufmunterndes Lächeln gezeigt und war dann verschwunden.
Dort angekommen, hielt er ihr die Tür auf und schloss hinter ihr ab, damit sie nicht gestört wurden. "Jetzt können Sie mir gerne ihre Gestalt zeigen." Unbewusst war der gebürtige Finne wieder auf die höfliche Anredeform umgesprungen.

Ganz leise konnte man Kathariina seufzten hören. Sie wusste nicht ganz, was sie über Samu denken sollte. Er sah toll aus. doch sie war nicht der Mensch, der andere auf das Aussehen reduzieren. Sie interessierte sich viel mehr für die Charakterzüge eines jeden Menschen, mit dem sie Zeit verbrachte. Samu schien sehr interessant zu sein vom Charakter her. Doch an Liebe oder gar eine Beziehung vermochte die Referendarin nicht denken. Sie war es gewohnt alleine zu sein und dachte selbst im Traum nicht daran, dass sich dort irgendwas ändern würde. Nein. Niemals!

Ihr Blick lag auf Samu. Sie sprach weder die Sache mit dem Tod seiner Frau, noch die Sache mit einem Sohn an. Nikki merkte, wann sie es lieber sein lassen sollte zu fragen. Aber wegen der Sache mit dem Schlafen konnte sie nicht den Mund halten. Wie auch? Er versuchte sie mit einem Kompliment noch rum zu reißen, doch sie schüttelte lediglich den Kopf. "Es war nicht so gemeint. Es sollte nicht heißen, dass ich an deinem Bett sitzen will und dir beim Schlafen zusehen möchte. Bei Merlins Bart nein. Es war lediglich ein dummer Gedanke den ich kund gegeben habe. Nein... dafür kenne ich dich zu wenig. Viel zu wenig.", sprach sie klar aus und runzelte ein wenig die Stirn. Das er dies aber auch direkt verneinen musste...

Als Samu gehen wollte, nickte Kathariina kurz und stand ebenso auf, ehe sie dem Schönling in sein Büro folgte. Es war in der Tat ein sehr großes Büro, wo sie als Eule eine menge Platz hatte um zu fliegen. Sie lächelte sanft. "Soll ich dein 'Sie' nun überhören oder hast du es bewusst gemacht?", fragte sie und blickte den Professor an. Manchmal passierte sowas unbewusst und sie war ihm deswegen auch nicht böse.

Von seinem auf den Anderen Moment saß jedoch eine putzige kleine Schneeeule auf dem Schreibtisch des Professors, welche ihn aus ihren großen Kulleraugen anblickte und leise fiepte. Wie sie diese Gestalt einfach liebte. Ihr war warm, sie hatte kuschelige Federn und sie konnte sich überall hinlegen wo sie wollte. Es war einfach ein Gefühl der Freiheit.

"Schon in Ordnung.", winkte Samu mit einem Lächeln ab. Im Endeffekt war es wieder ein Gespräch, welches eine endlose Diskussion mit sich führen würde. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen strich der Finne sich kurz durch die Haare und blickte zu der Finnin. In seinem Büro angekommen, lächelte er überrascht."Oh. Entschuldige. Es war unbewusst. Es ist noch ein wenig ungewohnt für mich.", murmelte er lachend, während er dann ein wenig perplex zu der Eule starrte. Das ging schnell und vor allem unerwartet. Der Professor setzte sich auf den Stuhl vor ihr und blickte die Schneeeule vor seinen Augen fasziniert an. Das Fiepen fand der gebürtige Finne unglaublich niedlich und fast schon von selbst fanden seine Finger den Weg in ihre weißes Federkleid, welches er ausgiebig streichelte.
"Ein wunderschönes Exemplar...", hauchte der Blonde begeistert, während seine Augen fast schon zu strahlen anfingen. Aber auch nur fast. Schwer saß die Trauer in seinem Herzen, welche nicht einmal von ihrer Gestalt für den Moment beseitigt werden konnte. "Wie lange hast du für diese Gestalt gebraucht?", fragte Samu äußerst interessiert und lächelte die Eule leicht an, während seine Finger noch immer durch ihre Federn strichen und zu ihrem Schnabel hoch wanderten. Auch diesen streichelte er nun ganz zögerlich und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

Wenn Samu etwas konnte, dann war es, sich in Tiere verlieben. Schneeeulen hatte er schon immer faszinierend gefunden. Sie waren so rein wie purer Schnee, ohne die ganze Umweltverschmutzung natürlich. Der Finne blickte so also zu der Eule, die sich aufplusterte und sich an seine Hand schmiegte, als er ihr den Schnabel gestreichelt hatte. Hemmungen hatte er in dieser Hinsicht nicht. Er war einfach unglaublich fasziniert von ihrer Gestalt und sie war schöner, als er es sich jemals hatte erträumen lassen können. Mit einem sanften Leuchten in den Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht, hatte er die Eule gestreichelt. Bis sie sich wieder zurückverwandelte und er die Referendarin ein wenig sehnsüchtig anblickte.
"Wunderschön...", hauchte er erneut, während er leicht nickte. "Es war vermutlich eine schwere Arbeit, aber die hast du wunderbar gemeistert.", lobte der gebürtige Finne die Referendarin vor sich und lächelte leicht. Es war doch schon ein wenig spät geworden, wie er mit einem Gähnen feststellen musste. "Willst du noch etwas mit mir trinken? Vor dem Kaminfeuer? Sollen wir gemeinsam Gitarre spielen? Oder möchtest du gehen?", fragte der Finne sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, während er sich den Umhang auszog und auch die Robe auszog. Nun war sein Oberkörper frei, lediglich seine Hose war zu sehen. Samu hatte sich seinem Kleiderschrank zugewendet, um sich etwas Angenehmes anzuziehen. Seine Muskeln spielten ein wunderbares Spiel, als er sich durch seine Kleidung wühlte und etwas Passendes zu finden versuchte. Kathariina hatte er für den Moment ausgeblendet.
Samu zog sich ein neues Oberteil an, was seine Muskeln betonte und wechselte seine lange Hose durch eine kurze Hose aus.

Bestätigend nickte Samu ihr zu. "In der Tat. Wenn man den Willen hat, schafft man alles. Egal, was einem bevorsteht.", entgegnete der gebürtige Finne ihr mit einem leichten Nicken und zog sich zu Ende um, ehe er leise auflachte. Er hatte ja ganz vergessen, dass sie ebenfalls im Raum war. Aber scheinbar hatte sein Anblick sie nicht kalt gelassen, da sie stotterte und verlegen auf den Boden blickte. Ein amüsiertes, schalkhaftes Lächeln legte sich auf die Lippen des ehemaligen Musikers, der eine Hand auf ihre Schulter legte. "Findest Du? Was möchtest Du denn trinken? Ich habe so gut wie alles da.", raunte er. Samu persönlich würde den guten alten Whisky bevorzugen.
Der Finne stapfte in die Küche, schnappte sich zwei Gläser und Whisky. Mit den Dingen bewaffnet, ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf dem gemütlichen Ledersofa nieder. Danach stellte er die Flasche und die Gläser auf den Holztisch vor ihm. "Setz Dich doch.", lächelte der Finne und klopfte auf den Platz neben sich. "Du kannst auch so lange bleiben wie Du magst, ich beiße nicht. Und über Gesellschaft freue ich mich immer.", informierte Samu Korhonen sie mit einem leichten Nicken zu den Gläsern. "Auch Whisky oder willst Du etwas anderes?", fragte er sie, während er sich etwas zurücklehnte. Es war bizarr für ihn. Diese Frau war ein Animagus und als Schneeeule einfach unglaublich faszinierend. Am Liebsten hätte er sie jahrelang weiter gestreichelt, aber das ging nun einmal nicht. Trotzdem...so eine Eule beim Schlafen zu kuscheln...wäre auf eine bizarre Art und Weise schön. Nicht mehr einsam sein - etwas, was er seit dem Tod seiner Frau in seinem Bett als ständigen Begleiter hatte: Die Einsamkeit.