AND THIS, AND THAT, AND THOSE

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THE PERFECT POTION

LION THURGOOD & NOVALEE SWAN
THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Das Essen hatte gemundet, die Bibliothek war nun erkundet, und gerade als das Mädchen die Bücher auf den grossen, braunen Holztisch knallen liess, erblickte sie das Abbild ihres Projektpartners.
Novalee hatte absolut keine Vorurteile, doch wusste sie bisher so gut wie gar nichts über den Burschen. Nur, das er im Haus der Schlangen war. Dass damit die sofortige Annahme bestand, voreingenommene Meinungen könnten aufeinandertreffen, sorgte für ein leises aufseufzen. Es geschah einfach so, ohne besondere Gedanken. Novalee lächelte ihm zu und hoffte, dass er einer der kooperativen Slytherins war.

Um nicht wie ein blöder, wartender Affe herumzusitzen, breitete sie die sieben Bücher vor sich aus und beschaute sich der jeweiligen Titel. Drei davon waren Schulbücher - für die Grundlagen notwendig. Und vier davon stammten aus der Bibliothek, waren also etwas detaillreicher und bestimmt auch spannender. Die Blondine zog eine Rolle Pergament hervor, richtete sich den Arbeitsplatz mit ihrem Federkiel und der schwarzen Tinte ein, ehe sie sich zum ersten Buch begab und hineinblickte.

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Lion war wenig begeistert von diesem Projekt, was weder an dem Fach noch an der zugeteilten Partnerin lag. Denn Zaubertränke war sein liebstes und auch bestes Fach und im Prinzip hatte er keine spezielle Abneigung gegen Swan. Die Tatsache war lediglich, dass er eine tiefe Abneigung gegen andere Menschen allgemein und vor allem gegen Kooperation hatte. Er verließ sich am ehesten auf sich und er wusste genau, dass dies in einem Projekt wenig möglich war. Immerhin sollte es eine Leistung von beiden Schülern sein und so musste er wohl oder übel, seinen Groll gegen die ganze Welt herunterschlucken und sich zumindest dazu durch ringen, mit jemand zusammen zu arbeiten.

Abwartend saß er in der großen Halleund wartete auf die junge Dame. Seine Bücher waren geordnet und Pergament und Federkiel waren bereit. Er hatte sich etwas abseits hingesetzt, weshalb Swan ihn wohl nicht direkt erblicken konnte und so beobachtete er sie nur stillschweigend. Rain wäre ihm lieber gewesen aber diese war nun einmal nicht zugegen. Als die Gryffindor ihn dann endlich wahrnahm und auch noch lächelte, runzelte er nur misstrauisch die Stirn. Er verstand nicht was das sollte. Wieso lächelte ihn jemand an, der ihn nicht kannte? Und so erwiderte er es auch nicht, sondern beobachtete sie lieber weiter, wie sie ein Buch zu sich zog und es aufschlug. Kurzerhand erhob sich Lion und zog ihr das Buch weg, klappte es zu und schob es beiseite. „Das ist nicht gut. Der Autor war ein Nichtsnutz – alles nur kopiert – nichts selber erforscht“, erklärte der Slytherin sachlich und zog ein anderes Buch von ihr vor sie. „Beginn damit.“

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LION THURGOOD & NOVALEE SWAN
THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Entweder, so dachte die Löwin, hatte sie es hier mit einem tatsächlichen Mittagsmuffel zu tun, oder, die gemeinsame Herausforderung am Zaubertrankprojekt würde mit einem empathielosen, typischen Slytherin bestritten werden. In beiden Fällen also nicht besonders attraktiv.
Von dem unerwiederten Lächeln liess sich Novalee jedoch nicht irritieren. Die Blondine strich sich eine herbfallende Strähne hinter's Ohr und fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Unterlippe, doch bevor sie sich überhaupt mit der Materie des aufgeschlagenen Buches wirklich beschäftigen konnte, erklangen die groben Schritte des Burschen hinter ihr. Kurz darauf zog er ihr die Wissenschaftliche Lektüre, nicht gerade höflich, unter der Nase weg.

Irritiert blinzelte Novalee auf und kräuselte die Stirn. Hatte sie es hier etwa mit einem Besserwisser zu tun?
Herausfordernd sah sie zu ihm hinauf. " Selbst wenn es kopiert ist, es beinhaltet faktische Tatsachen." erklärte Novalee, zog sich das Buch zurück und schob ihm stattdessen das Empfohlene hin. "Es möge also deins sein". Der Auftritt des Zeitgenossen erschien ihr ziemlich forsch. Trotz gegebener Umstände konnte man, ihrer Meinung nach, wenigstens ein bisschen Anstand im Hintern bergen und einer Dame die Begrüssung nicht verwehren.

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Lion sah sie weiterhin nur kurz an und erwiderte nichts, auf ihre Antwort. Gut, wenn sie meinte, es besser zu wissen als er, sollte sie ruhig weiter lesen. War ja nicht so, als hätte er sich schon mit dieser Materie befasst. „Ich habe dasselbe Exemplar“, äußerte er sich lediglich und ging wieder zurück zu seinem Platz. Er bereute es schon wieder, dass er zu ihr gegangen war. Das war ein Anflug von Freundlichkeit gewesen, welche wieder mal nicht angenommen wurde. Menschen waren solche Idioten und anstatt sich auf das richtige Einzulassen, wollte sie es ihm ja unbedingt beweisen, weil sie zu den tollen Gryffindor gehörte. Er kannte diese ganze Tour. Allerdings mussten sie wohl oder übel zusammenarbeiten, immerhin war das ein Projekt wo sie eine Note bekamen und wenn sie sich auf dämlichen Aussagen stützten würde, würde er auch dafür bestraft werden. Aber er wollte es ihr nicht wieder sagen, das wäre zu bescheuert. Sie interessierte sich sowieos nur für sich. Also würde er einfach nur schweigen und weiter machen. Lion beugte sich vor und begann das Kapitel über das Mondgestein zu lesen und zog die Stirn in kraus. Immerhin war er tief in Gedanken.

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THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Novalee beugte sich wieder über das Buch, worin sie noch nicht einmal einen ganzen Satz gelesen hatte und spürte dann von der Seite die Worte des Projektpartners an ihr Ohr dringen.
Kurz erhob sie ihren Blick um aus den Zügen des Burschen etwas herauslesen zu können, doch da hatte er sich bereits wieder an seinen Platz verzogen.
Das verstand die Gryffindor gerade nicht so genau. Grämte er sich etwa durch ihre Wortwahl? Wenn ja, dann nicht zu recht, immerhin war sein Tonfall nicht einmal geringfügig besser gewesen.

Die Blondine sah ihm nicht nach, deshalb die Anweisung des Professors zu missachten. Es handelte sich hierbei doch um eine Zusammenarbeit. So liess sie mit einem einfachen Schwingen ihres Zauberstabs, die Schulmaterialien gekonnt zum Platz des Burschen schweben. "Nur weil du das selbe Exempla hast, Monsieur, muss das noch lange nicht bedeuten, dass wir unseren Aufgabenstellungen nicht nachkommen" erklärte sie, setzte sich gegenüber von ihm hin und schlug das Buch wieder auf. Vielleicht klappte das mit dem Informationsgewinn ja beim dritten Versuch.

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Lion war mittlerweile wieder vertieft in das Buch und machte sich nebenher immer wieder Notizen, als wenige Minuten später, plötzlich Novalee bei ihm saß. Gut, dann mussten sie nicht immer hin und her wandern, das war dann wohl doch keine so schlechte Idee und deswegen ignorierte er es einfach bis sie wieder zu reden begann. Der Slytherin schaute sie ausdruckslos an und fragte sich innerlich, wieso sie denn jetzt so zickig war, wo er doch eigentlich nur einen Tipp gegeben hatte. Aber sie reihte sich ja sowieso nur in die Reihe der Menschen ein, die ihn nicht verstehen würden. Dennoch musste er zugeben, dass sie bisher mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass sie ihn für seltsam, verrückt oder komisch hielt und das war schon ein Wunder. „Das habe ich mit keiner Silbe erwähnt“, erwiderte er trocken. Er hatte nämlich nicht behauptet, dass sie nicht zusammen arbeiten konnten, lediglich dass ihr Buch nicht das richtige war. „Was für einen Trank möchtest du theoretisch brauen?“ Das war doch schonmal ein Schritt nach vorne – jedenfalls fand er sich gerade sehr kooperativ.

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"Aber du hast dich so verhalten" entgegnete sie ihm daraufhin mit einem authentischen Tonklang. Sie stellte die Fakten so auf den Tisch, dass jeder sie betrachten, bemängeln oder befürworten konnte. Novalee war grundsätzlich kein vorurteilllastiger Mensch. Doch wenn jemand bei einer Partnerarbeit mehrere Meter von ihr entfernt, abgeschottet von jeglicher Art der Konversation, in seinem Buch versank, so interpretierte sie dies selbstverständlich als Abwehrhaltung. Soviel Menschenverständnis konnte sie sich zusprechen.

Um nicht einer Provokation beschuldigt zu werden, legte sich nun ein netter Ausdruck auf ihr Gesicht. Zwar war die ganze Kramerei gerade etwas umständlich, doch wenn dies für bessere Partnerschaftsverhältnisse sorgte, so konnte die Löwin jene Kosten getrost übernehmen. Sie waren ja nicht materiell.
"Ich bin mir nicht sicher -" antwortete sie ihm murmelnd und betrachtete die Grundsätze aller Zaubertrankarten. "Wieso mischen wir nicht einfach etwas zusammen und sehen, was dabei herauskommt?" überrollte dieser Geistesblitz ihre Lippen, bevor er zuende gedacht war. Das öde Theorieabrackern liess sich nur allzugerne von experimentellen Abenteuern verdrängen, weshalb es nun auch kein Wunder darstellte, dass die Gryffindor mit frechem Schmunzeln und verheissungsvollem Augenfunken dem Projektpartner entgegensah.

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Lion runzelte erneut die Stirn und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, welche er allerdings herunterschluckte. Es würde nichts bringen darüber zu diskutieren. Es waren immerhin nur Nichtigkeiten und wenn Novalee nicht zuhören konnte, war das weder sein Problem, noch müsste er für die Auflösung sorgen. Auf ihren Vorschlag musste er allerdings reagieren und er verzog den Mund. „Einfach mischen funktioniert bei dieser Kunst nicht“, brachte er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Sie wollte ihn wohl auf den Arm nehmen. Man konnte nicht einfach diese Zutat nehmen und diese noch dazu und vielleicht noch etwas von diesem bunten Pulver. Lächerlich war das! Und er musste sich wirklich zusammenreißen um ruhig zu bleiben und sie nicht gleich anzugiften, obwohl sie das durch ihre naive Art sicher verdient hätte. Wie konnte man nur so etwas Dummes sagen? „Jeder Fehler könnte fatale Folgen nach sich ziehen. Wir müssen zumindest zusammenpassende Zutaten heraussuchen und nicht einfach…zusammenmischen.“ Das letzte Wort spie er ihr beinah entgegen. Aber er liebte die Kunst des Zaubertrank brauen und sie schien nicht einmal einen Hauch von Sinn darin zu sehen, außer dass es eine lästige Aufgabe sein würde ,welche schnell zu erledigen war.

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Neuer Erkenntnisstand: Es handelte sich bei ihrem Projektpartner nicht um einen Mittagsmuffel, sondern wohl eher um einen unkooperativen Affen. Allmählich fühlte sich die Blondine vor den Kopf gestossen - nicht, dass das eine Besonderheit darstellte, doch hatte sie gehofft, dass wenigstens einer diese Schlangen es endlich schaffen würde, sich gegen den weit verbreiteten Leumund zu behaupten. Aber anscheinend hatte der Hut tatsächlich nicht umsonst alle unsympathischen Leute nach Slytherin gesteckt.
Bei diesem Gedanken biss sich die Löwin auf die Zunge. Ein bisschen Disziplin musste sein. Es gab bestimmt auch nette Slytherins. Ehrliche Slytherins .. Slytherins die lachen konnten .. die Swan war jenen zwar in den sieben Jahren an der Schule noch nie begegnet - aber wer konnte schon behaupten, dass sich dies in den letzten Wochen gar änderte?

"Sagmal, ist alles okay bei dir?" hakte sie bei dem mehr oder weniger fremden nach. Nunja, sie glaubte nicht daran, dass er ihr irgend eine ehrliche Antwort gewährte, doch hätte kein anderes Wort besser zu dieser Situation passen können. Auch sie konnte ernst sein - nur bevorzugte sie in jedem Falle den Spass der bitteren Sachlichkeit. Das Grinsen verstarb, ein leichter Anflug Empörung zierte ihr Gesicht, und einmal mehr barg ihre Stirn viele tiefe Falten. " Das ist mir klar .." entgegnete Nova ihm also. " Aber wieso du so drastisch an Ernsthaftigkeit leidest, das erschliesst sich mir nicht so offensichtlich, wie ich das Gefühl habe, es das sollte. "

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„Nein, es ist gar nichts okay bei mir“, antwortete er und blickte ihr mit einer ausdruckslosen Miene ins Gesicht. Er war niemand der gerne log und so sagte er entweder gar nichts oder antwortete ehrlich. Im Traum dachte Lion natürlich nicht daran, dass er ihr von seinem verhassten Leben erzählen würde aber diese Antwort war ehrlich und sicher interessierte es sie sowieso null. Sie hätte sicher gedacht, er würde sagen, dass alles bestens war und dass es sie einen Mist anging und er freute sich schon über ihr überraschtes Gesicht, wenn sie diese Worte hörte, die voller Ehrlichkeit und Verbitterkeit steckten. Er beugte sich etwas vor und atmete tief ein, ehe er sein Buch umdrehte und deutete auf ein Bild. „Schlafbohnen kannst du für ziemlich viel verwenden, da ihr Sft sehr gut kooperiert. Allerdings musst du aufpassen in welcher Stärke du ihn zusammen gibst. Für den Trank der Lebenden Toten brauchst du lediglich eine. Vermischt du sie aber mit Zweihorn-Horn dann kann man überhaupt nicht einschätzen was passiert, da das noch nicht ganz erforscht ist. Ich habe nichts gegen ausprobieren, neu erfinden oder sowas. Ich finde nur, dass man vorher alles berücksichtigen sollte, damit wir nicht irgendeine Brühe zusammenbrauen, die uns später um den Kopf fliegt. Okay?“ Er hatte es geschafft seine Meinung ruhig und sachlich zu erklären und auch wenn er sich vorkam als würde er einer Dreijährigen das erzählen, war er eindeutig kooperativer, da sie ihn nicht angepflaumt sondern nur ihre Verwunderung ü ber seine Stimmung zur Geltung gebracht hatte.

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LION THURGOOD & NOVALEE SWAN
THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Das meerblaue Augenmerk der Blondine fixierte die Züge des Gegenübers im Detail. Jede seiner Regungen wurde registriert und analysiert und dies natürlich in aller Selbstverständlichkeit. Ein Mechanismus, den die junge Swan bereits in frühsten Jahren entwickelt hatte. Ganz darauf spezialisiert, ihren Bruder Merlin aus brenzligen Situationen hinauszumanövrieren.
Die rauen, ehrlichen Worte des Slytherins überraschten das Mädchen nur aus einem Grund. Dieser Grund wurde von seinen, aus Kummer triefenden, Seelenspiegel dargestellt und durch das Brüchige in seiner Stimme erläutert.

Die Zunge der Löwin glitt automatisch befeuchtend über ihre Unterlippe. Sie kaute einen Augenblick darauf herum, ehe sich ihre Hände automatisch zu dem aufgeschlagenen Buch begaben und dort ein Fingerspitzen-Papierecke-Spiel begannen. Ihre Achtsamkeit galt jedoch dem Zeitgenossen. " Hast du Familienmitglieder durch die Bombenanschläge verloren?" riet die Blondine nun lau, schenkte ihm einen aufmunterndes Lächeln.

Doch ehe er ihr eine Antwort zugestand, hatte er wohl seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Nun, dass ein Zufallsprinzip dem Schuh die Senkel entreissen konnte, war ihr bewusst. Doch seine disziplinierte, kühle Art war viel zu spannend, als dass die Löwin sich tatsächlich auf das Brauen von einem Zaubertrank hätte konzentrieren können. Ihre Neugier war geweckt: Immerhin hatte er verlautet, dass es ihm nicht gut ging - was da wohl dahinter steckte?
Um eine Antwort zu erlangen, nickte sie deshalb einfach und beugte sich über das Buch. Sie schwieg und wartete, bis er das Wort ergriff. Lion Thurgood war an der Reihe.

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22 April 1943 – Nach dem Essen – Novalee und Lion
Er hatte wirklich gar nichts damit implizieren wollen sondern eigentlich war die Antwort so schnell aus seinem Mund gewichen, dass er gar nicht darüber nachdenken konnte, was es in ihr weckte. Vermutlich würde sie erschrocken schweigen, jedenfalls war es bei den meisten so, bei denen er ehrlich war aber es war ihr egal. Denn sie war sofort voller Neugierde. Er sah es in ihren Augen, die Gryffindor war interessiert und er bereute zutiefst, dass er überhaupt geredet hatte. Und doch konnte er jetzt nicht den Mund halten, weil das wirklich seltsam war, dass sie weiter fragte. Genervt runzelte er die Stirn, sodass sie kraus zog und schüttelte den Kopf. „Es kann auuch andere Gründe geben, weshalb man nicht freudig gelaunt umhersteift,“ antwortete Lion abgeklärt und widmete sich wieder den Zeilen.
Kurz schlug er ein Wort nach, ehe er kurz inne hielt. „Hast du denn jemand beim Anschlag verloren?“ Er schaute sie nicht an, sondern hatte seinen Blick starr auf die Seiten gerichtet. Hatte sie Interesse geweckt, war nun irgendwie auch sein Interesse geweckt. Jedenfalls soweit er das zulassen konnte. Jedenfalls gab sie nichts darauf, wie schlecht gelaunt er war und was so über ihn geredet wurde. Da konnte er ja auch mal etwas nachforschen, war ja auch nichts dabei. Genervt war er trotzdem. Das würde sich auch nicht so bald verändern.

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LION THURGOOD & NOVALEE SWAN
THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Ob sie bei dieser gegenseitigen Ablenkung jemals zu einem Ergebnis kommen würden? Novalee bzweifelte es. So wie sie den Augenblick nämlich gerade einschätzte, konnte sich aus diesem Projekt ein wahrlich interessantes Gespräch entwickeln, das zwar werder mit dem Projekt noch mit Zaubertränke an sich zu tun hatte, und dennoch mehr wert war, als ein billiges " Guten Tag".
Nicht, dass Novalee jetzt den qualitativen Wert eines Gesprächspartners mit dem gefühlsgetriebenen Wert eines Gesprächspartners verwechselte. Durch und durch konnte ihr dieser Lion komplett egal sein. Aber was hinter seinen Worten steckte kitzelte. Es hinterliess ein neugieriges Taubheitsgefühl auf ihrem Gemüt, denn alles was bisher unerforscht geblieben war, konnte bereits im Grundprinzip als 'spannender' erachtet werden. Niemals würde sie das Brauen eines Zaubertrankes (die haushochen Risiken einmal vorweg gelassen) einem Gespräch über eine stumme Persönlichkeit vorziehen. Niemals.

Soziale Interaktion stand bei Novalee an erster Stelle. Und so entwich ihren Lippen ein leichtes Schmunzeln, als er die Frage umkehrte. "Nein, uns hat es nicht getroffen." antwortete sie wahrheitsgetreu. Man sah ihr an, wie dankbar sie dafür war. Doch wollte sie ihn damit nicht davonkommen lassen. "Und was sind deine Gründe?" fragte sie also noch einmal, anders.

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22. April 1943 – Nach dem Essen – Novalee & Lion

Für ihn war das Thema damit geklärt. Es hatte ihn nicht getroffen und sie genauso wenig. Jedenfalls glaubte er das. So wichtig war das Ganze auch nicht und sie sollte nicht so neugierig sein. Aber schon sprach sie weiter und erneut war ihr Projekt vergessen. Lion beugte sich leicht vor und fixierte sie mit seinem Blick. „Wieso um alles in der Welt, sollte ich dir irgendwas über mich erzählen, Swan?“ fragte er nun direkter und hob fragend eine Augenbraue. Sie wusste gar nichts über ihn und sie hatten auch nie was miteinander zu schaffen. Er war sicher kein Narr und würde plötzlich anfangen ganz locker über seine Probleme zu plaudern. Das war nicht seine Art und eigentlich sollte eine Gryffindor, wie sie es war, genauer wissen, dass er nicht so einfach klein bei geben würde. Es interessierte ihn allerdings dann doch, wie sie darauf kam, dass er sprechen würde.

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Ein verschwörerischer Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht der hübschen Blondine aus. Aus ihren meerblauen Augen heraus musterte sie das Gegenüber - einmal mehr .. und musste zugeben, nicht ganz schlau aus ihm zu werden. So betrachtete Nova sorgsam die dunklen Augen des Schülers, die sich müde und kalt in die Schädelhöhlen eingebettet haben, als würden sie sich darin verstecken. Natürlich vergeblich. Auch der schmale, angespannte Mund sprach für sich. Entweder Lion Thurgood hielt dieses Gespräch für die reinste Zeitverschwendung - oder aber, es war so nervig, dass ihm gleich das Lippenvolumen zum Draufherumkauen ausging. So oder so, seine Gestik erschien abwehrend.
Seine Worte jedoch, spielten ein ganz anderes Spiel. Eine Gegenfrage wurde mitten im Raum platziert. Und mit einer Gegenfrage konnte man Gespräche grundsätzlich nicht beenden - ausgenommen es handelte sich um eine rhetorische Frage - nun stand Novalee vor einem kleinen Rätsel - war seine Gegenfrage denn nun rhetorisch? Oder war sie es nicht?

Die Gryffindor räusperte sich, fuhr mit der Zunge benässend über ihre Lippen und baute dann, fast unabsichtlich, einen durchdringlichen Blickkontakt auf. "Gegenfrage: wieso nicht?" konterte sie leichtfertig, legte den Kopf etwas schief und zog eine Augenbraue (die Mimik unterstützend) in die Höhe. "Schliesslich kannst du mir alles erzählen was du willst - du könntest Märchen erfinden .. ich würde sie dir glauben." ein erklärender Ton hatte sich in ihre Stimme geschlichen, und wo zuvor noch bitterer Ernst zu sehen gewesen war, zeigte sich jetzt ganz deutlich eine verheissungsvolle Stimmung. Nur ob 'verheissungsvoll' den Slytherin aus seinem Schneckenloch herauslockte oder nicht, das konnte die Swan nur geduldig abwarten.

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22. April 1943 – nach dem Essen – Novalee und Lion

„Bist du wirklich so naiv oder tust du nur so, um mir irgendetwas zu entlocken?“ fragte er nach und ließ sich von ihrer Gegenfrage nicht aus dem Konzept bringen. Zwar war das Projekt für ihn die oberste Priorität, allerdings mochte er nicht derjenige sein der sich freiwillig aus dieser interessanten Konversation zurückzog. Wie es ihm schien, wollte die Gryffindor so unbedingt etwas über ihn in Erfahrung bringen, dass sie vor lauter Eifer nicht sah, wie sie sicher gegen die Wand laufen würde und er war nicht gewillt Platz zu machen und sie darauf hinzuweisen. Es war aber auch gerade ein netter Zeitvertreib zu sehen, wie weit sie wohl kommen würden. „Wir leben auf einem Internat, also würdest du innerhalb weniger Minuten herausbekommen was von meinen Worten der Wahrheit entspricht und was nicht“, antwortete er lediglich und gab sehr deutlich mit seiner Mimik sein Missfallen zum Ausdruck. Er mochte das Internat nicht. Er mochte die Enge in den Schlafsälen nicht und er mochte die Nähe zu so vielen anderen Menschen nicht. Das einzig Gute an diesem Schloss war, dass er weit weit weg von zu Hause war und so nicht unter der ständigen Beobachtung seiner Eltern stand. Sein Bruder würde sich davor hüten ihn irgendwelche Vorschriften zu machen. So seltsam wie ihr Verhältnis war. „Immerhin bist du mit Rain in einem Haus, die die allerbeste Freundin von meinem Bruder ist und schon wäre ich enttarnt gewesen. Außerdem hätte ich absolut nichts davon dich zu belügen, oder irre ich mich?“ Es konnte ihm schlichtweg egal sein, was Novalee Swan von ihm dachte, so egal wie es ihm war, was all die anderen von ihm dachten. Er hielt sich sowieso lieber zurück und ließ die ganzen Idioten ihren Unsinn treiben.

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Nicht zum ersten Mal wurde sie "naiv" genannt. Viele sahen nicht über ihre meerblauen Augen, den blonden Schopf und die zierliche Nase hinweg. Lion schien dies aber ansatzweise zu tun, doch konnte Novalee die Verbissenheit in seiner Misslaune nicht übersehen oder überhören. Beinahe schwebte ihr sogar das Gefühl von duftender Misslaune entgegen, diesem Gedanken weiter zu folgen war sie nicht bereit, denn sowohl ihre Wenigkeit als auch der Rest der Menschheit konnte sich gewiss sein, dass Konstrukte dieser Art nicht zu erschnuppern waren.

"Eigentlich möchte ich bloss ein wenig Plaudern. Aber dir scheint das ja regelrecht wie ein Verhör vorzukommen." entgegnete sie ihm also mit zuckenden Achseln. Seine abwehrende Haltung sprach für sich. Das Gespräch war zwar durchaus interessant, nunja, wenn etwas einseitig bemüht. Novalee lächelte. Möglicherwiese war ihr Gegenüber der Ansicht jedes Individuum hatte einen Hintergedanken und spielte seine Spielchen mit ihm. Das konnte sie sich zumindest gut vorstellen und wenn sie ehrlich war, konnte sie sich die rar ausgelegte Sprache nicht anders erklären.

Als nun jedoch Silben über seine Lippen purzelten und versuchten, einen für ihn logischen Gedanken zu formen, wechselte die Blondine die Neigung ihres Kopfes auf die andere Seite und presste nachdenkend die vollen Lippen zusammen. "Aber das würde ja voraussetzen, dass ich mir überhaupt die Mühe machen, das alles zu überprüfen." entgegnete sie ihm. "Dabei spielt es keine Rolle, was ich denke, oder andere denken. Es geht doch jetzt um diesen Augenblick hier, nicht um eine x-beliebige Möglichkeit"

Novalee schreckte nicht zurück, ihre Gedanken laut auszusprechen. Auch dann nicht, wenn es Fragezeichen oder Empörung auf den Gesichtern ihrer Gegenüber hinterliess. Die Kommunikation war schliesslich das wichtigste Gut einer Verbindung zweier Menschen, so kurz diese Verbindung auch anhalten würde. Sie hielt noch einmal inne und bedachte sich seiner Worte, als ihr ein entzücktes Schmunzeln über das Gesicht huschte. "Lügen wäre es erst dann, wenn wir das beide superduper ernstnehmen würden." Und damit breitete sie ihr Pergament aus, tunkte den Federkiel in die pechschwarze Tinte und setzte einen schwungvollgeschriebenen Titel. "Unser Zaubertrank"

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Jeder andere Mensch würde spätestens jetzt wirklich böse werden oder zumindest darauf verweisen, dass sie lieber schnell weiter arbeiten sollten. Nicht so Novalee, dabei waren seine Worte nicht sonderlich nett gewesen. Sie erklärte sich nur mehr oder weniger und einerseits war er überrascht, dass sie für eine Gryffindor nicht so aufbrausend war, wie ihre Mitschüler, andererseits fragte er sich, wieso man plaudern sollte, wenn man es doch sowieso nicht ernst meinte, dann konnte man auch arbeiten. Aber er würde nicht nachfragen, denn sie schien jemand zu sein, welche sich über vieles Gedanken machte und mit einer einfachen Antwort war es sicher mit so einer Frage nicht getan. Und so beobachtete er sie nur, wie sie anfing ihr Pergament endlich mal zu beachten und er blickte ebenfalls auf sein Buch. Sie sollten jetzt wirklich arbeiten aber irgendwie…irgendwie konnte er dann doch nicht die Klappe halten, was sicher ratsamer wäre.

„Du hast eine seltsame Einstellung. Wenn ich dich belüge und dann sage, dass ich es nicht ernst nehme. Ist es also nicht lügen?“ Kurz hielt er inne und zog fragend die Augenbraue hoch ehe er sich räusperte. „Gut, ich will versuchen eine belanglose Kommunikation zu führen. Aber erst erzählst du was von dir…was der Wahrheit entspricht“,forderte er und blickte sie jetzt herausfordernd an. Die Feder beiseite gelegt, lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Mal sehen wie weit sie bereit war etwas von sich preiszugeben und mal nicht nur zu verlangen, dass man selber etwas preisgab. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass dann viele doch lieber zurückschreckten. Immerhin war er nur irgendwer, warum sollte sie ihm also irgendwas über sich erzählen?!

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THE 22ND OF APRIL 1943 AFTER LUNCH

Ihr entging das leicht überraschte Gesicht des Burschen nicht, doch hatte sie keine besondere Reaktion vorzuweisen, schliesslich war sie es gewöhnt, ab und an mit der Verblüffung anderer allein im Raum stehen gelassen zu werden. In diesem Fall konnte ihr Hintern von der Bequemlichkeit einer Sitzgelegenheit profitieren - neben all diesen Stunden, die man im Unterricht auf den harten Holzbänken verbrachte zwar keine grosse Abwechslung, aber in Anbetracht einer im Stehen zu erledigenden Hausaufgabe, bei der Gryffindor eine herzlich wilkommene Tatsache. Ging es nicht gerade um Quidditch, konnte das junge Fräulein die Faulenzerei allem anderen vorziehen.

Novalee blickte abwartend auf, in der Hoffnung, Lion Thurgood würde etwas produktives beitragen, dass sich in schöner Zierschrift auf das Pergament niederkritzeln liesse, doch ganz im Gegenteil: ihre Worte von zuvor, hatten unerwartet Früchte getragen, die Überraschung stand ihm ja immernoch hinter die Ohrläppchen geschrieben - dabei hatte die Gryffindor innerlich schon längst mit diesem Gesprächsthema abgeschlossen.
Hinter einem unverhofften Blinzeln verarbeitete die Blondine gerade aufgenommene Informationen und kam dabei nicht umhin, ein umwerfendes Lächeln auf ihre Lippen gleiten zu lassen. Lion schien ganz klar im Konstrukt gesellschaftlicher Begriffe gefangen zu sein.

"Das ist keine Grundsatzfrage," setzte Nova schmunzelnd an. Dass man ihre Gedanken nicht immer sogleich nachvollziehen konnte, hatte sie schon früh lernen müssen. " Gerade geht es darum, dass ich darauf eingehe, was auch immer du mir erzählst. Denn du scheinst nicht gerne zu erzählen und womöglich verunsichert es dich weniger, mit mir gemeinsam eine Illusion zu schaffen, als das preiszugeben, was sich wirklich im Innern deines Kopfes abspielt." fuhr ihre erklärende Stimme automatisch fort, fixierte dabei den Slytherin und liess durch eine unschuldige Miene die Bodenständigkeit ihres Wesens ganz sachte aufflackern.

Räuspern, hochgezogene Augenbrauen. Novalee trug noch immer die Maske einer Unschuldigen, als die Aufforderung ihres Gegenübers erklang. Wenn ihm das Sichherheit verlieh, würde sie ihm ihre Lebensgeschichte hinunterleiern. Doch bezweifelte das junge Fräulein stark, dass es auch nur im Geringsten interessieren konnte. So griff sie nach ihrer Schultasche und wühlte darin herum, ehe sie eine Packung zischender Brausedrops herauszog und sie offerierend auf dem Tisch auslegte. "Ich liebe Süssigkeiten - und würde so manche Schandtat dafür begehen." grinste sie dem Slytherin entgegen und sah ihn nun herausfordernd an.

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Lion machte eine Handbewegung, um ihr eindeutig zu zeigen, dass er nicht mehr über diese Grundsätze diskutieren wollte. Sie hatte eine Meinung, er hatte eine andere. Sie würden niemals auf einen Nenner kommen aber das wurde auch nicht verlangt. Es konnte einfach offen bleiben, ohne dass irgendjemand seine Meinung durchsetzen musste. Es war einfach so wie es ist. Und sie ließ sich auf seine Forderung ein, zwar bekam er nicht unbedingt das was er erwartet hatte, aber seine Frage war unpräzise gestellt, sodass sie eben frei interpretieren konnte. Es lag einfach alles frei in der Luft. Innerlich amüsiert schaute er zu, wie sie ihre Saurendrops hervorkramte und sofort vernaschte. Natürlich zeigte er das nicht nach außen, sondern blieb ausdruckslos. Falls sie irgendwas von ihm erwartete, ließ sie es sich nicht anmerken. Allerdings stellte sie auch keine Frage, sodass er selber wählen konnte. Gab er etwas von sich Preis, oder stieg er auf ihre Worte ein. Er entschied sich für das Zweite. Es war einfacher und so kramte er ebenfalls etwas aus seiner Tasche. Allerdings war es ein Schokofrosch. „Wie du siehst mag ich das Süße Zeug auch ganz gerne“, gestand er nun zögerlich ein und öffnete die Packung. Sofort schnappte er sich den Frosch ehe er davon sprang und hielt ihn fest. Lion war es nicht gewohnt so eine leichte Kommunikation zu führen und schaute sie einen Moment an, entdeckte aber nur ein offenes Gesicht mit einem Lächeln, sodass er sich tatsächlich dazu durchringen konnte den Schokofrosch in zwei Hälften zu brechen und ihr etwas davon zuzuschieben. „Ich bin gegen Zitrone allergisch.“ Und schon wieder etwas von sich erzählt. Das lief doch gar nicht so schlecht und die Wahrheit war es ebenfalls.

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